Mittwoch, 29. Juni 2011

Finnische Mahlzeiten...

Ich hatte heute ein Interview zum Thema "Deutsche Migranten in Finnland". War sehr interessant, auch wenn ich mich vielleicht schon viel zuviel mit den gängigen Klischees beschäftigt habe und es mir daher manchmal schwerfällt, Realität und Mythos zu trennen, auf beiden Seiten =) Auf die Frage, was ich hier am schwierigsten finde, habe ich "die Sprache" geantwortet, weil man eben nur schwer integriert wird, noch schwieriger Arbeit findet usw., wenn man kein native speaker ist.

Aber in der Praxis ist etwas anderes noch viel gewöhnungsbefürftiger, überraschenderweise auch noch nach 10 Jahren: die finnischen Essenszeiten. Kein Deutscher, den ich kenne, hat sich voll daran gewöhnt, wir schweben irgendwo dazwischen, aber müssen uns daran halten, seitdem die kleine Frida unseren Haushalt bereichert und erst recht, seitdem sie ins finnikliche Tagespflegesystem eingebunden wurde. Also:

8:00 Frühstück (traditionell mit Haferbrei, Milch und Orangensaft)
11:00 Mittagessen (warme Hauptmahlzeit, häufig Aufläufe, neuerdings auch viel Salat)
14:00 Välipala, Zwischenmahlzeit (Brot, Joghurt, Früchte)
17:00 Päivällinen (zweite warme Hauptmahlzeit, Aufläufe, Nudeln, Fleisch, Sosse, Kartoffelbrei, Reis o.ä.)
20:00 Iltapala, Abendbrot (Schnitte, Joghurt, Früchte)

Kennengelernt habe ich den Anfang dieses hirnrissigen Plans schon in der Fachhochschule, als sich alle um 11 Uhr todeshungrig auf das Mittagessen stürzten. Klar haben da die Germanen noch keinen Hunger, aber mir war es ganz recht, weil ich als chronischer Langschläfer und Morgenmuffel so das Frühstück auslassen konnte - gab ja eh bald wieder etwas. Im Büro gab es um 9 und 14 Uhr Kaffee, irgendwann dazwischen habe ich meine mitgebrachten Brote oder Mikroessen verschlungen und abends haben wir Chaoten halt dann gegessen, wenn wir Hunger hatten bzw. unsere exotischen Kreationen fertig waren.

Anders kam es dann, als Frida schlüpfte. Im Krankenhaus sah ich staunend zum ersten Mal, wie es denn bei "richtigen Finnen" abends weitergeht: da hing nämlich der o.g. Plan an der Wand. Die essen also tatsächlich gleich nach der Arbeit noch einmal warm!!! Ich dachte immer, das war nur so ein Spleen von uns, weil wir ja tagsüber keine Kantine hatten. Wahrscheinlich war das früher, wenn die Leute vom Feld gekommen sind und das Essen tagsüber langsam alleine in der Restwärme des Ofens gegart worden war.

Und dann gibt es, damit man vor Hunger nicht umfällt, gegen 20 Uhr noch einmal eine Schnitte oder einen Joghurt. Aha! Nur schnell aus der Küche geholt natürlich. Worüber sich meine deutschen älteren Bekannten hier tierisch aufregen... kaum ist deren Küche vom Päivällinenchaos gereinigt, fangen die finnisch-deutschen Teenies schon wieder an, den Kühlschrank auszuräumen *ggg* Das ganze löst bei deutschen Besuchern auch den Eindruck aus, dass wir ständig am Fressen sind, dafür sind die Portionen aber kleiner als in deutschen Landen. 

Richtig kompliziert wird es aber dann, wenn man zwar theoretisch den finnischen Plan befolgen will, aber gleichzeitig von 24 Jahren früher Kindheit und internationalen Studentenzeiten noch etwas anderes gewöhnt ist (davon abgesehen, dass ich sehr gern abends warm esse...), wenn man ein Baby hat, von dem man nie genau weiss, ob es wegen Hunger oder Müdigkeit stinkig ist, wenn man einen superflexiblen, schweigenden Männe hat, wenn man gerne ausschläft und gleichzeitig noch Geld sparen und abnehmen muss... dann kocht man nämlich z.B. an den Wochenenden garantiert keine zwei Mahlzeiten, sondern schlägt sich so irgendwie durch. So ganz habe ich das also immer noch nicht verinnerlicht und es hat zu Fridas Kleinkindzeiten ewige Diskussionen gegeben, bis wir vor ungefähr zwei Jahren zumindest das Päivällinen unter Dach und Fach hatten.

Jetzt schwächelt noch das Iltapala, weil Fridas Abende noch zu unregelmässig sind, mal sind wir unterwegs, mal spielt sie ewig lange draussen, mal geht sie mit Papa spazieren oder Sähly spielen, oder wir essen das Päivällinen schon zu spät, weil die Zubereitung länger dauert oder wir zu spät von der Arbeit kommen, mal stinkert Tiita schon früh am Abend so herum, dass man kaum das Zähneputzen schafft, in der Stube hängt keine Uhr mehr und die ständige Helligkeit trägt auch nicht gerade dazu bei, einen regelmässigen Rhytmus zu bekommen.... aber das schaffen wir auch noch =)

Ziel ist jedenfalls, dass das Kind spätestens um 19 Uhr reinkommt, dann ein Brot isst, die Spielsachen einpackt, sich wäscht und Zähne putzt und spätestens um 20 Uhr pennt, damit Mami und Papi noch aufräumen, Zeitung lesen und vielleicht mal Fernsehen gucken können. Und damit alle um 7 aufstehen können, ohne zu treten, boxen und zu schreien. Uff. Schöne Träume. Die Realität sieht oft so aus, dass Frida herumrennt und spielt und Terror macht, bis wir sie mit Macht ins Bett verfrachten und uns tot stellen, Mami um 22 Uhr das Buch vor Müdigkeit aus der Hand fällt und Fridi daneben immer noch kaspert... und dann morgens niemand aus der Falle kommt. Na super. Aber ich habe die leise Hoffnung, dass das besser wird, wenn sie im Herbst in den (anstrengenderen) Kindergarten geht...

Hei, und jetzt merke ich, dass da oben mindestens ein Absatz hops gegangen ist. In dem ging es unter anderem noch darum, dass man zu jeder Mahlzeit mindestens ein Glas Milch herunterkippt, oft auch Kotikalja, ein süssliches Malzgetränk (fast immer) ohne Alkohol, oder verdünnten Saft; und dass die meisten Finnen zu den warmen Mahlzeiten noch ein mit Butter, Margarine, Frischkäse beschmiertes Brot, Baguette oder knochenhartes Winzbrötchen essen. Süsses ist ziemlich verpönt, dafür stopfen sich aber die Kinder zum karkkipäivä am Sonnabend mit Gummibären und Schokolade voll, so wie sie das Jahre später dann mit dem Allehol machen werden (früh übt sich... *räusper*). 



Marmeladenbrote kennt man nicht, Gehacktesbrötchen würde niemand nimmernich anrühren, und wenn man einen Finn so richtig erschrecken will, dann schmiert man Honig auf dunkles Brot, hahaha =) Und um auf die Kommentare zurückzukommen... der Kaffee ist oft schon zumindest für einige Leute eingegossen, weil man hier fast immer Buffet und Selbstbedienung hat, auch bei Feiern und zuhause. In Männes Familie gibt es auch so viele Leute, dass die unmöglich um einen gedeckten Kaffeetisch passen würden. Alternativ gibt es pladdernde Thermoskannen. Dass Finnen weltweit (?) den meisten Kaffee trinken und das meiste Eis schlecken, habe ich bestimmt irgendwo schon geschrieben... und wenn Ihr mal hierher kommt, müsst Ihr natürlich unbedingt Mämmi, Rentiergeschnetzeltes und Elchsuppe probieren, das ist jetzt so das exotischste, was mir auf Anhieb eingefallen ist.

Dienstag, 28. Juni 2011

Rasenfrage...

Heute musste ich mich von meiner geliebten Fast-Blumenweise trennen, zumindest teilweise. Männe nervt schon wochenlang, dass wir den Rasen hinter unserem Haus mähen müssen, ich dagegen verweise auf die gefrässigen Meerschweinchen, die dort ihren Auslauf haben und auch sonst jeden Tag ungefähr einen Quadratmeter gepflücktes Gras, Löwenzahn und Klee vertilgen. Vor dem Haus ist alles raspelkurz gemäht, so wie es die Finnen lieben *örks*, hinter dem Haus dagegen gibt es wadenhoch alle Pflanzen der Welt, Schmetterlinge und gute Laune (zumindest für meinereiner).

Vorletzte Woche hatte ich schon nachgegeben, dass wir meinetwegen der lieben Nachbarn und Spaziergänger zuliebe die Hälfte davon mähen. Passiert war immer noch nichts. Gestern dann fingen auch meine Eltern an, dass man den Garten besser nutzen könnte, wenn das Gras kurz wäre... aaarrrggghhh. Also nachgegeben und doch Mäher geholt. Frida wollte das laute Ding gar nicht in die Wohnung lassen (Recht hat sie!), Männe wollte dann mit ihr ablenkenderweise spielen gehen, aber dann hätte ja ich meine geliebte Wiese mähen müssen... *schluck* Zum Glück sprang Opi ein und opferte sich für den Spielplatz.

Dass ich dann doch selbst gemäht habe, lag daran, dass es soviel Spass machte. Und die Scherblätter ganz hochgestellt waren, so dass das Zeug bestimmt schnell wieder wächst und nicht unter der Julisonne vertrocknet. Die Meeris haben jezt immer noch ungefähr 12 qm Wiese, der Rest eignet sich gut zum Mölkky-, Hippa- und Fussballspielen *lach* Beim Fussball waren wir gestern übrigens auch, mit der ganzen Familie. Witzig finde ich es, wie wirklich alle entsetzt die Augen aufreissen, wenn ich sage, dass wir meine Eltern für fünf Wochen, also den ganzen Sommer einquartiert haben =) Die Finns sind so witzig direkt und geraderaus...

Aber Frida sagte gestern, als wir ins Bett gegangen sind "Mami, weisst Du was an unserem Haus am schönsten ist?" "Ja, was denn, mein Schatz?" (Mama denkt an die vielen Zimmer, Fridas rosa Wand, den Garten etc.) "Dass Omi und Opi hier sind!" Herrlich! Sie ist so eine liebe Maus. Und neben dem Rasenmähen waren Männe und ich gestern auch seit ewig langer Zeit mal wieder gemeinsam in der Sauna. Und Pizza haben wir gemampft. Sehr schön. Wie Urlaub. Ich muss meinen deutschen Verwandten nur noch beibringen, wie man mal für eine halbe Stunde schweigend nebeneinander sitzt, ohne sich dabei unwohl zu fühlen. Lernt man vielleicht nur in zehn Jahren Finnland =)

Montag, 27. Juni 2011

Urlaubsstress...

Drei Tage Juhannus hinter uns, drei Tage mit der ganzen Familie, inklusive Omi und Opi. Wir waren zuhause, bei Dauerregen in der Stadt, bei Torero spanisch essen und gestern bei den finnischen Grosseltern und am Niemijärvi mit den Kindern plantschen. Sehr schön und doch wieder anstrengend. Vielleicht habe ich mein burn out vom letzten Frühling und Sommer doch noch nicht ganz abgeschüttelt =) Jedenfalls bin ich mal wieder zwischen meiner und Männes Familie, zwischen drei Generationen und zwei Kulturen hin- und hergerissen und komme mit dem Kopf nicht ganz hinterher. Ab und zu zumindest. 


Alleine Lesen im eigenen Schlafzimmer ist sehr schön, ebenso Meerschweinchen ins Gras setzen, ganz in Ruhe sein und Auto fahren und Musik hören. Vielleicht mache ich mir auch um meine Arbeit zu viel Sorgen und plane zuviel für alle anderen Leute mit. Aber wir müssen die fünf Wochen ja auch nicht die ganze Zeit zusammen verbringen. Ganz im Gegenteil! Und Männe allein ist auch doof. Oder ganz allein mit Kind zuhause. Oder Ersatzkindergarten. Tiita freut sich riesig, Omi und Opi hier zu haben und sie kann auch schon "komm her, gucke mal" auf deutsch sagen =)

Also, wenn man alles vernünftig plant, mit Humor sieht und ab und zu mal mit den jeweils anderen Parteien, Kollegen, Verwandten und Freunden lästert, sieht das ganze schon viel einfacher aus. Wie schön, mal richtig viel quatschen zu können, auch wenn ich das gar nicht mehr gewohnt bin. Wenn jemand anders die Wäsche und den Abwasch macht und wenn Frida mit jemand anderem herumkaspert, während man selbst seinen Blog updatet. Klar schlagen alle bei der Vorstellung von so einer langen Zeit zusammen die Hände über dem Kopf zusammen, aber so ist das nunmal, wenn man mehr als eine Tagesreise entfernt wohnt.

Übrigens bin ich jetzt doch ein bisschen wehmütig, dass Frida nicht mehr zu Laura geht... *klossimhalshab* wo ist bloss die Zeit geblieben? Mir fehlen die 5 min Blabla morgens und abends und Tiita wird wohl auch bald ihre Freunde vermissen. Örks. Aber sie wohnt ja nicht weit weg und zum Spielen können wir da immer mal vorbeikommen. Habe ich schonmal geschrieben, dass ich zu den Leuten gehöre, die total neugierig sind und immer Veränderungen wollen, dann aber am liebsten erschrocken eine Vollbremsung einlegen würden? Tsjaaaa....

Samstag, 25. Juni 2011

Zwölf 2011...

Juni haben wir auch schon fotografiert... hier ist übrigens der Link zu Janas Projektseite:

Kauppakatu, Kompassi, Jyväskyläer Haupteinkaufsstrasse:

2. Januar, 15:22. Einkaufsstrasse ganz leer und nur ein bisschen Schnee, weil die Strasse unterirdisch geheizt ist =)

27. Februar, 16:20. Der erste Tag mit Plusgraden nach drei Wochen minus 30 Grad. Sonntag und kaum Leute unterwegs.


26. März, 15:23. Endlich mal sonnabends fotografiert, wo natürlich sehr viel mehr los ist. Und Wahlkampf voll im Gang.
 
7. Mai, 17:01. Sonnenschein, blauer Himmel und tiefe Schatten in den Strassenschluchten. Dafür ist eine Möwe mit ins Bild gekommen *lach*


25. Juni, 17:40. Mittsommer, Platzregen und Jyväskylä ist total leergefegt. Darauf habe ich förmlich gewartet *ggg*


Hafen Jyväskylä und der Jyväsjärvi:



2. Januar, 14:51. Schlittschuhläufer und Spaziergänger tummeln sich in der blauen Stunde.


11. Februar, 13:24. Gleissende Sonne, 60 cm Schnee und strenger Frost. Eisbahn und Skiloipen erstaunlicherweise gesperrt wegen hochsteigendem Wasser.

6. März, 12:49. So ist es normal, viele Eisläufer, Hunde und Kinder auf dem See unterwegs und hinterher ein Holzfeuerkaffee und Pulla in der Kota.


9. April, 18:51. Die Stege sind schon frei - und das Eis auf dem See wird dunkel und brüchig, bei knallblauem Himmel.


4. Mai 17:25. Fast das gleiche Bild, nur der See ist aufgetaut. Wir hätten doch die andere Richtung  nehmen sollen, da sieht es viiiieeel interessanter aus.

5. Juni 16:04 Blauer Himmel, Hitze und viele Leute unterwegs. Auf dem Rasen sitzen und Eis essen. Und Boote gucken.

Donnerstag, 23. Juni 2011

Espootripping...

Und weil die Reiserei so schön war, sitzt meiner einer jetzt schon wieder im Zug und fährt drei Stunden nach Süden, nach Espoo. Businesspalaveri. Man hätte auch mit dem Auto fahren und saftige Kilometerpauschalen einkassieren können (46 c/km), aber das Zugfahren ist in Finnland um so vieles schöner. Ruhig im pieksauberen, neuerdings grünen statt roten Schnellzug sitzen, wie 90% der Passagiere das Laptop auf den Knien oder Smartphone in der Hand, kostenloses WLAN inklusive, mit extra Steckern für die Ladegeräte, genialem Ausblick auf Wälder, Seen und Wiesen, Kaffee und Pulla ein paar Schritte weiter und Ansagen in drei Sprachen. Fast wie im Flugzeug. Nur eins ist schwierig: im Pendolino zum Klo oder ins Restaurant zu laufen, ohne schwankenderweise auf den Schoss der niedlichen Businessfinnenjungs rechts und links von Gang zu fallen *lol*

P.S. Dem ganzen sei vielleicht noch hinzuzufügen, dass die Hauptstadtregion wirklich nicht schön ist. Gut, die Jungs da arbeiten in einem schicken Gebäude, mit einenem Restaurant, Gym und Sauna, es gibt viele neue Häuser (mit Glasbalkons...) und grün ist es auch, und "THE MERI" habe ich gesehen, aber ansonsten... igitt. Dreckige Bahnhöfe, komische Leute überall, inklusive meiner geliebten Aussengeländer, alle sind in Eile, niemand kennt niemanden, man traut sich kaum, Geld von Automaten zu holen, ohne ausgeraubt zu werden und so weiter *lach* Grosstadt halt... nee, also nicht wirklich. Ich war froh, als ich um 20 Uhr wieder aus dem Pendolino steigen durfte, nach neun Tunneln, kleinen Waldhügeln und vielen Seen draussen, an einem niegelnagelneuen und etwas überdimensionierten Bahnhof, und da standen die ersten Leute mit Crocs, Trainingsjacken und gelassenem Gesichtsausdruck. Dass der Zug hin nur 4, der Rückzug dagegen 14 Wagen hatte, sagte übrigens etwas darüber aus, wo die Leute ihr Mittsommerfest verbringen wollen, hehe *lach*

Dienstag, 21. Juni 2011

Tutustuminen...

Frida hat ihre letzte Woche bei Tante Laura *snif snif* und am Dienstag konnten wir uns ihren neuen Kindergarten angucken, bevor sie für fast sechs Wochen in den Oma-und-Opa-Urlaub geht. Ich war ein bisschen aufgeregt, weil ich nicht nur Gutes von den öffentlichen Kitas hier gehört habe - andererseits vertraue ich finnischen Kindereinrichtungen sehr und bin überzeugt, dass die pädagogisch, fachlich und mami-ersetzend alles tun, was in ihren Kräften und den mehr oder weniger beschränkten finanziellen Mitteln steht. 



Manche meckern, weil in Finnland alle Kids durch das "Schema F" gepresst werden, weil Erzieher und Kitas schneller wechseln, als die Polizei erlaubt und weil immer wieder Mittel gestrichen werden, weil in manchen Einrichtungen Schimmel wächst und nicht immer die gesetzlich vorgeschriebenen Plätze frei sind - aber meine Augen sehen immer wieder die wunderschönen, neuen Kindergärten alle drei Strassen lang, mit riesigen Spielplätzen, freundliche und sich kümmernde Betreuer, overalltragende Steppkes und arbeitende Mamis und spezielle Angebote für Kinder mit besonderen Bedürfnissen, Kita-Beiträge die nach Einkommen gestaffelt und auf 250 Euro gedeckelt sind und eben Einwandererkinder, die dank Kindergarten fliessend finnisch sprechen, wenn sie in die Vorschule kommen. Also, mal selber gucken. Solange der private Kindergarten bei uns um die Ecke keine Plätze frei hat, haben wir ja eh keine Auswahl *lach*

Dienstag also mittags schon von der Arbeit los, die fertig angezogene und draussen wartende Frida von der Tagesmami abgeholt (Service hoch drei) und dann zum Haukkamäki-Kindergarten gekurvt. Auto natürlich erst einmal auf der falschen Seite abgestellt, vorm Altersheim, und dann gefühlte 300 m um das Gebäude gelatscht. Dass ich das kindersichere Tor nur nach minutenlanger Analyse aufbekommen habe, soll hier nur am Rande erwähnt werden. Zumindest hat der Kiga einen riesigen, nochmal unter sich unterteilten Spielplatz, und das ganze wurde, inklusive renovierter alter Hälfte (der liebe Schimmel.... aarrghh) und niegelnagelneuem Anbau erst im letzten August neu eröffnet.


Fridas Gruppe ist im neuen Teil, zum Glück, mit eigener Tür, riesigen Fenstern und schöner Holzterrasse. Habe ich schonmal geschrieben, dass ich meine Plankenterrasse aus der alten Wohnung ganz furchtbar vermisse? =) Überhaupt ist das Kindergartenhaus so, wie ich am liebsten wohnen würde... Pultdach und asymmetrische, fast die ganze Wand einnehmende Fenster, aus Backsteinen und Holz zusammengewürfelt und teilweise bunt angemalt. Innen dann auch ein riesiger Schlammflur, in dem man die Overalls und Gummistiefel abspülen kann, dunkelblau-weiss gefliest und mit topmodernen eckigen Waschbecken (aaahhh).

Dann eine geräumige Garderobe, ein kleines Büro und die hellen, hohen Räume für die Kinder, ein Spielraum und ein Schlafzimmer. Schlafzimmer mit hohen Schränken, in die die genialen klappbaren Doppelstockbettchen gestopft werden, wenn die Zwerge ausgeschlafen haben, grosse Tische und hölzerne Barhocker, Kisten voller Spielzeug, Waschbecken und Malsachen. Nur etwas karg war es doch, keine Teppiche, keine Gardinen, keine Sofas und keine Kissen wie z.B. im Yrttisuo - aber die Frau, die uns herumführte, erklärte, dass das im August ganz anders aussehen würde, wenn die neue Gruppe kommt.

Fridas Gruppe wird nämlich zu meiner grossen Freude ganz neu zusammengestellt, das heisst, sie muss sich nicht in eine bestehende Hackordnung einfügen, sondern kann ganz von einem sauberen Tisch aus (das sagt man so in Finnland) neue Freunde finden. Super. In der Gruppe werden 20 Kinder sein, von 3 bis 6 Jahren, und sie werden von zwei Kindergartenlehrerinnen und einer weiteren Fachkraft betreut. Eins zu sieben ist hier das Verhältnis für die grösseren Kinder, unter drei Jahren sind es vier auf einen Erwachsenen. Ich freue mich, so kann sie sich ihre Freunde aus verschiedenen Altersstufen aussuchen, also die Kleinen betutteln und von den Grossen lernen, wenn sie das möchte. Nur das Gewusel in der ersten Woche, wenn noch die ganzen Eltern dabei sind... weia.

Pirjo, die Frau die uns alles zeigte, war auch richtig nett und machte einen ruhigen und interessierten Eindruck. Dann konnten wir das ganze Haus angucken. Insgesamt 8 Gruppen hintereinanderweg, jede hat so ähnliche Räume wie wir, die durch einen langen Korridor mit farbigen Schleusen verbunden sind, dazu gibt es eine eigene Küche, einen grossen Speisesaal (der mich sehr an meine finnische Fachhochschule erinnerte, haha), Platz für die Vorschulkinder und eine integrative Gruppe. Zur Zeit sind auch noch die Kiddies von einigen kleineren Kindergärten dort, die über die Sommerferien geschlossen sind, wo die Eltern aber noch nicht zuhause bleiben konnten (tsja, knapp drei Monate Schulferien passen nicht ganz zu den vier Wochen Urlaub der Eltern...)

Insgesamt war es aber sehr leer und ruhig, vielleicht drei Gruppen machten gerade Mittagschlaf, die anderen Zimmer waren leer, und überhaupt ist es in finnischen Landen gsd ja immer sehr leise und gesittet. Am meisten freue ich mich, dass die Leute so nett waren. Wir durften zu einigen Erzieherinnen hallo sagen, die Putzfrau kennenlernen (ganz wichtig!), einen Blick in die Küche, die Sporthalle und das Kindergartenleiterbüro werfen - und alle Leute lächelten und grüssten uns freundlich (welch Wunder...denkt der zynische Finnlandeinwanderer).

Ich las natürlich nebenbei alle Namensschilder an den Spinden durch *ggg*, aber was besonders interessantes gab es da auf die Schnelle nicht. Bei uns im suburbanischen "Dorf" gibt es ja auch kaum Kinder mit Migrationshintergrund, oder zumindest fallen die paar europäischen Exemplare darunter schon gar nicht auf. Sogar die Kinder meiner deutschen Freunde hier haben fast ausnahmslos alle finnische Namen, wir sind halt Fennoskandiafans =)


Insgesamt also bin ich doch positiv beeindruckt und freue mich auf Tiitas Kindergartenzeit. Zur Not spenden wir denen mal ein paar gemütliche Einrichtungsgegenstände *lach* aus unserer ausufernden Sammlung. Von der nahen Autobahn, dem ausufernden Palokkaer Verkehrschaos und den vielen Einkaufszentren ringsherum merkt man drinnen nichts (die hatten mich am Anfang am meisten gestört), und draussen ist es mir als geborenem Stadtkind auch nicht aufgefallen. Rushhour ist eh immer dann, wenn auch die Kinder unterwegs sind.

Frida war übrigens am Abend dann so breit, dass sie im Auto eingeschlafen ist, als wir nur von Palokka nach Nuutti gefahren sind, um ihre Turnschuhe für das Fussballtraining abzuholen. Das war es dann mit dem Kicken... dafür haben wir einen Teil unserer aussufernden Jako-o-Bestellung zu Freunden nach Keljonkangas gebracht. Und waren danach unter Mädels bei ABC essen. Wie schön doch Jyväskylä ist. Vor allem jetzt im Sommer und wenn man nicht weiss, ob man für immer hier wohnen bleiben kann.

Montag, 20. Juni 2011

Panama!


Heute ist das erste Buch von meinem Amazon-Wunschzettel eingetrudelt und gleich so ein schönes!!! Ach wie schön ist Panama von Janosch, ganz dick und so wunderschön. Ich habe selbst als Teenies die gezeichneten Geschichten im Fernsehen noch geliebt. Und gestern ist Frida glatt "schon" auf Seite 33 eingeschlafen *freu*. Danke, liebe Sinikka!

Sonntag, 19. Juni 2011

Helsinki...

Nix genaues weiss man noch nicht, aber es könnte sein, dass meine Arbeit im nächsten Jahr von Jykälä nach Helsinki umzieht. Irgendwie schwebt das schon länger in der Luft, aber so ganz sicher sind sich alle Beteiligten noch nicht. Vor allem, weil die Hauptstadtregion unheimlich teuer ist. Mieten fürs Büro und für Wohnungen blubbern als einzige in Europa noch immer auf ihrer selbstkreierten Immobilienblase herum, alles stöhnt und schimpft über Staus, beengtes Wohnen und die eilige Mentalität der Leute da, und doch kommt es mir so vor, als ob alle Leute früher oder später doch des Jobs wegen dort landen.

Mindestens die Hälfte meines Freundeskreises ist da schon eingetrudelt. Und spätestens wenn Kinder kommen, hängen sie ohne Grosseltern, Tanten und ähnliche Unterstützung da, weil die ja früher ihr Brot noch in kleinen Städten und Dörfern weiter nördlich verdienen konnten und natürlich immer noch dort in ihren geräumigen Einfamilienhäusern mit Hund und Katze den Lebensabend verbringen.

Ich sehe Espoo, Vantaa und Hesa, wie es hier so schön abgekürzt heisst, immer als "schwarzes Loch", was gefrässig, nimmermüde und jederzeit Freunde, Jobs und Finanzen verschlingt, während fast alle Finns doch viel lieber schön verteilt irgendwo im Wald wohnen würden. Aber naja. Wenn unsere Gehälter um einen schlappen Tausender steigen würden, könnte man dort ganz nett wohnen. Auch im Grünen, vielleicht in einem neuen Haus mit verglastem Balkon und mit unseren Freunden (statt Familie) in der Nähe. Mit Ikea, dem Meer und dem Flughafen um die Ecke. DEM MEER!!! Schnellen Schiffen nach Germany, Tallinn und Stockholm. Dem Hafen, vielen Museen und einem anständigen Zoo und ab und zu kommen auch mal internationale Popstars vorbei. Mmmmh.

Alleine würde ich vielleicht gehen. Vor allem, weil es 
fast unmöglich ist, als Aussengeländer hier in Mittelfinnland einen neuen Job zu finden, von der Qualifikation ganz zu schweigen. Männe würde in der Hauptsstadtregion garantiert besser unterkommen (wenn er das will). Aber wir drei da ganz alleine unter uns und meine liebe Tiita, die gerade erst in ihren neuen Kindergarten kommt? Ohne mein geliebtes Jyväskylä und unsere sanften Hügel hier, ohne Mummo und Tanten und Rally? Also ich weiss ja nicht...  Aber und zum Glück ist das noch nicht ganz aktuell. Nur nachdenken muss man vielleicht schon mal. 

Samstag, 18. Juni 2011

Québec in Bildern...






















Ja, es war eine sehr schöne Reise. Wenn auch sehr lang, neun Tage, aber ich wusste ja, dass Männe auf Frida gut aufpassen würde. Eigentlich fast wie Urlaub. Wir hatten Meetings und eine Konferenz mit fast 300 Teilnehmern, aber ich hatte trotzdem jede Menge Zeit, mich mit alten und neuen Kollegen zu unterhalten, Fotos zu machen und Unterlagen zu sortieren. In Ruhe. Sogar ein bisschen Lesen und Internetsurfen waren drin, und ich konnte ganz alleine in meinem riesigen Kingsizebett nächtigen. Jeden Abend waren wir irgendwo essen und feiern, tagsüber habe ich Presentationen zugehört und mitgepinselt und eigentlich hätte das ewig so weitergehen könne, vor allem mit meinen netten Freunden und Kollegen aus aller Herren Ländern. Dabei streikten die Post und Air Canada und am Schluss musste ich noch mit dem Bus nach Montréal, statt das Flugzeug zu nehmen, aber das war alles sehr interessant, witzig und schön. Jetzt müsste ich eigentlich nur noch französisch lernen =)

Samstag, 11. Juni 2011

Halbe Weltreise...

Der gefühlt 999. Mann, der gestern meine Tickets und meinen Pass inspizierte, fragte scherzhaft, ob ich eine Weltreise mache. Ja, so ungefähr, zumindest die obere Hälfte davon. Um 3:30 aufgestanden, ab 6:05 von unserem Dorf-Flughafen in Tikkakoski nach Helsinki gehopst, dann ewig beim völlig überforderten automatisierten Lufthansa-Checkin gewartet, Flieger nach Frankfurt geschnappt, die Ostsee überquert und sich an deutschen Wolken von oben erfreut.

In Frankfurt lesbare Zeitschriften und Bücher geshoppt und etwas Pipi in die Augen bekommen, weil die Kinder da so niedlich deutsch sprechen. Aber vielleicht lag das auch nur an der Müdigkeit. Zumindest hatten wir viel Zeit und konnten uns sogar durch das deutsche Würstchen- und Sushiangebot futtern. Mit Paulaner und Radeberger *lach* Dann der lange Überseeflug, 8 Stunden und vierzig Minuten vom Main nach Toronto.

Okay, wie bei meinen beiden vorherigen Amerikaflügen würde ich vor Langeweile und unterdrückter Panik eingehen... so viel Zeit nur auf seinen vier Buchstaben zu sitzen, ist wirklich Folter. Aber nein, gar nicht. Der nette technische Fortschritt hatte in der Zwischenzeit alle Sitzplätze mit eigenen Monitoren in Augenhöhe ausgestattet. Aaaah! Cool.

Erst ein bisschen in Dogs Today und Meidän Perhe geschmökert und dann auf visuelle Unterhaltung umgestiegen. Zwar kein Internet, Bloggen und Gesichtsbuch (das kommt noch, ganz sicher!), aber Filmchen. Ganz in Ruhe. Und ich war richtig begeistert (wann sehe ich denn mal fern?) Alemanya - Ein sehr witziger Film über eine türkische Familie, die in den 60ern nach Deutschland gekommen ist und jetzt zwischen den Kulturen hin- und herbammelt - ich habe teilweise so gelacht, dass der Sitz wackelte und vor allem den kleinen Cenk total ins Herz geschlossen - aber anderseits habe ich auch dadurch erst kapiert, in welche Spiesser-Welt die armen Anatolier damals völlig unvorbereitet geschmissen wurden... ganz im Gegensatz zu den Integrationsanstrengungen, die der finnische Staat heute für seine frischen Einwanderer macht. Wobei es damals zumindest für alle Arbeit gab...

Ein paar Stunden später dann noch was aus Braunschweig, der Grosse Traum oder so (ich google nochmal)... Daniel Brühl und ein paar übergeschnappte Abiturienten in 1874, die als allererste Germanen das damals in England schon populäre Fussballspiel kennenlernen durften. Auch super gemacht, spannend, schön, nachdenklich und lustig at the same time. Gute Filme machen wir Deutsche, beide sind es wirklich wert, nochmal angesehen zu werden! Zumal der zweite so anschaulich bestätigte, was Wibke Bruhns in ihrem "Mein Vaters Land" über das deutsche Kaiserreich und England in der Zeit geschrieben hatte.

Endlich konnte übrigens auch jeder Passagier die ganze Zeit und auf seinem eigenen Bildschirm verfolgen, wo wir eigentlich sind. Ganz knapp an Grönland vorbeigeschrammt... die Eisbären schwommen sicher schon unter uns - und dann tauchten auch schon die Moore, Mäander und Seen von Labrador auf. Mit Labradorretrievern? Aaah, welch wilde Landschaft, wenn wir doch nur ein paar Kilometer tiefer geflogen wären, damit man besser sieht =)

Dann wieder Wolken.. und Toronto. Der berühmte Turm war irgendwo versteckt, aber interessant war es natürlich trotzdem, die exotischen Häuser, Strassen und Felder von oben zu sehen. Welcome to Canada! Gepäck zum zweiten Mal heute abgeholt, sicherheitsgecheckt, verzollt, wieder abgegeben, immigration absolviert, einen Blueberryfritter gekostet, shoppen gegangen und asiatisch gegessen. Sehr cool, die Kanadier, lachen und reden viel und laut, Leute aller Kulturen mit coolen Namen friedlich zusammen, afrikanische Mammas neben britischen und französichen Bleichgesichtern, asiatischen Grazien, verschleierten Muslimen und niedlichen amerikanischen Kids. Und interessante Produkte überall, ich bin ja auch einer von denen, die im Ausland erstmal die Supermarktauslagen und Kühlregale durchforsten müssen.

Nach drei Stunden Warten ging es endlich (die Augen fielen schon zu...) weiter nach Québec. Winzige Maschine, so wie die nach Jyväskylä, und draussen wurde es endlich dunkel. Aaaahhhh! What a long day... 24 h on the road, äähm, in the air. Wobei ich froh gewesen bin, dass wir im Hellen geflogen sind, nachts kann ich da nämlich nicht mehr unterscheiden, wo oben und unten ist, was besonders bei langen Flügen richtig beängstigend ist *find* Mit dem Taxi durch die Stadt gerast und jetzt kann ich vom 21. Stock meines Hotels den Sankt-Lorenz-Strom bewundern =) Erst im Dunkeln und jetzt im Regen, aber der ist nach zwei Wochen finnischer Superhitze eigentlich ganz willkommen. Fotos kommen später!

Dienstag, 7. Juni 2011

The Wilder Treatment...

Könnte jemand diesem Mann einmal das ganze verdammte letzte Album von Depeche Mode schicken? Das bei mir, der sonst ein Riesenfan ist, nur im Schrank liegt und verstaubt. Wooooooow, ich glaub es nicht... spätestens ab Minute 3:44 klingt das so, wie meine Lieblingsband klingen sollte. Diese überlagernden, teilweise gegenläufigen Melodien und der düstere Grundton, aber mit schnellen, harten Beats und eben Drive, ganz anders als deren jetziger schnarchiger Soulmist.


Was wäre wenn... *seufz* If he came back, or if someone just gave him the keys to their studio, they wouldn't even have to talk... ;). Hey, aber vor einem, zwei Jahren wäre es noch gänzlich unvorstellbar gewesen, dass er überhaupt was von Mart, Dave und Fletch mixt. Na also. So cool. Alan, you're the best! Thanks for that!

Montag, 6. Juni 2011

Neuvola für Vierjährige...

Heute war Fridas 4-Jahres-Durchsicht bei der Neuvola. Zum Glück wusste ich seit einer Woche von meinen Schweizer Freunden (wozu Blogs doch gut sind...), dass die Kinder da schon mit der Schwester allein sind und konnte mich und Tiita seelisch darauf vorbereiten. Nicht, dass ich mir riesige Sorgen um mein gar nicht schüchternes Kind mache, sondern ich selber hätte natürlich gerne zugeguckt, hehe. Jedenfalls verfluchte ich spätestens ab 23 Uhr abends meine Blauäugigkeit, einen Termin für Montag morgens vereinbart zu haben... die Lotterfamilie hatte nämlich am Wochenende selbstverständlich ausgeschlafen und der Patient tobte bis mindestens 1:30 noch im Bett herum, statt die Augen zuzumachen. Aber irgendwie schafften wir es doch, pünktlich um 8:14:59 auf der Matte zu stehen =) 

Die Neuvolatante (ääähm Krankenschwester) war auch eine andere, weil wir ja in ein neues Wohngebiet gezogen waren, aber andererseits hatten die Schwestern auch vorher relativ oft gewechselt, obwohl wir eigentlich eine feste Betreuungsperson haben sollten. Und die war richtig nett und sympathisch, aber auch kompetent und nicht so ein "na, das wird schon", blabla, wie viele vor ihr. Aber zum Anfang... die unsicher auf ihrem Stuhl hockende Frida sollte ziemlich schnell mit der Schwester alleinbleiben, während die Mama die Aufgabe bekam, draussen einen Fragebogen auszufüllen. Was für ein Kind wir haben, was sie gern macht, was nicht so läuft, wie es der Familie geht, was wir zusammen machen usw. Von Fridas Tagesmutter hatten wir übrigens auch ein Beurteilungsschreiben mitbekommen, auf dem unsere Kleine als sehr sozial, freundlich und sportlich eingeschätzt wurde *freu*

Nach einer halben Stunde wurde Mama wieder hereingebeten und erfuhr glücklicherweise, was sie alles gemacht hatten... verschiedene Symbole abgemalt, gleichlautende Worte (kana, kala, maha und so etwas) auf Bildern erkannt, ein Bauernhofbild beschrieben (mit Kuh auf nem Baum), mit Kopfhörern die Lauscher getestet (ich dachte schon, die sind verstopft..), winzige Zeichen auf einer Sehtafel erkannt, eine Linie entlang geschnitten, auf einem Bein gehüpft, Bauklötze aufeinander gesetzt und Fussball gespielt. Frida hatte alles mit Bravour gemeistert. Sie spricht ganz klar, alle finniklichen Buchstaben fehlerlos (das extrem gerollte R bereitet sogar vielen einheimischen Kindern Probleme). Wachstumskurven sind auch okay, sie wird so gross wie Mama und Papa. Und schüchtern war sie natürlich auch gar nicht gewesen, sondern hatte munter drauflosgeplappert (schade, dass die Türen offensichtlich schalldicht waren...) Also:

pituus: 103,8 cm
paino: 16,5 kg

4v LENE tehtävät taitavasti
Reipas ja puhelias tyttö
Puhe selkeä lausepuhetta
Kuulo ja näkö normaalit
Rokotus annettu.

Frida hat also ganz offiziell die Aufgaben fachgerecht/kunstvoll gelöst, ist ein munteres/tapferes und gesprächiges Mädchen, spricht klar und in Sätzen (wem sagt sie das... ich bin manchmal jetzt schon von ihren Gedankengängen überfordert, hihi), Gehör und Sehen normal und... geimpft. Das war das, was ich Frida verschwiegen hatte, ein Pieks ins Bein. Klar wollte sie die Strumpfhose nicht freiwillig ausziehen und hat wie ein Kätzchen gejammert, als die Schwester die Spritze gab, aber dann breitete dieselbe das ganze Aufkleberarsenal ihres Büros auf dem Tisch aus und meine Maus war wieder froh.

Mama  war auch froh, weil die Frau vom Fach sich unsere Einschlaf- und Paarprobleme geduldig anhörte und zum ersten Mal wirklich Hilfe anbat (so wie ich das in Finnland eigentlich erwartet hatte...), eine Familienexpertin würde mal mit uns beiden reden kommen. Sehr gut. Wie oben schon gesagt, wenn jemand dort schon zugibt, dass nicht alles okay ist, dann muss es schon wirklich ernst sein. Oder ich bin eine deutsche hysterische Memme im Gegensatz zu den starken finniklichen Frauen *lach* Sie bestätigte aber auch, dass die finnischen Männer, nun ja, nicht ganz einfach wären =)

Zur Feier des Tages brachte ich Tiita mit dem Laufrad zu Laura, fuhr ins Büro und am Abend waren wir Mädels zum ersten Mal baden, den Winterpelz schmeissen, wie man hier sagt. Klar war das Wasser im Alvajärvi noch eiskalt, aber die Sonne brannte und die vielen Kinder am Heikkilästrand hüpften mutig in den Fluten herum. Frida traute sich auch bis zum Bauch - und sie sah mit ihren langen Snoopybadeshorts und blauen Ti-Ti-Schwimmhilfen wie ein kleiner Junge aus *lach* Schade, dass die Kamera nicht dabei und das Handy alle war. Aber das war sicher nicht das letzte Mal, die ganze Woche sollen über 25 Grad sein. Danach gab es Eis bei Britta's Kiosk, einem der wenigen übriggebliebenen Tante-Emma-Läden in Palokka. Wie lang und schön doch Sommertage sind.

Sonntag, 5. Juni 2011

Hafen und mehr...

Zwischen all den Nachträgen (im Sommer ist hier aber auch ständig was los...) muss ich vielleicht auch mal was aktuelles schreiben, sonst komme ich nachher überhaupt nicht mehr hinterher - und eigentlich konnte ich schon zu Tagebuchzeiten diese nachträglich gepinselten Kurzfassungen gar nicht leiden. 



Also, heute waren wir wieder einmal am Jyväskyläer Hafen. Ich bin zwar mit meinem Zwölf-2011-Motiv dieses Jahr gar nicht so zufrieden, aber freue mich total, dass wir so relativ oft am Jyväsjäri-See im Zentrum auflaufen und Schiffe gucken dürfen. Irgendwie ist es dort immer wunderschön, egal zu welcher Jahreszeit. Entweder hunderte Schlittschuhläufer und Spaziergänger mit Hunden auf dem Eis und Kaffee und Würstchen in der Kota hinterher - oder eisessende Sonnenanbeter, barfusslaufende Kids und schaukelnde Schiffchen =) Heute also letzteres und auch wir haben uns Eis, Kaffee, Kuchen und jede Menge Sonne und nackte Füsse gegönnt. Könnte der finnische Sommer nicht ein klein bisschen länger sein?


Hinterher noch zu den Grosseltern... ich hatte zwar keine grosse Lust, da bei dem schönen Wetter schon wieder in der Bude zu sitzen, aber dann ergaben sich doch interessante Sachen - erst mit Frida auf dem eiskalten, schattigen Rasen Flugzeug gespielt, Giersch rausgerissen, die Beerensträucher begutachtet und mich über die allgemeine Lotterei geärgert, dann das Anwesen auf Dinge inspiziert, die uns selber gehören und die man also ohne Fragen wegschmeissen könnte, dann selbstistdiefrau sich in Opas Werkstatt bedient und draussen ein ewig herumstehendes blaues Metallregal (meins...) auseinandergeschraubt. Wohlgemerkt mit nackten Beinen auf einem Rasen voller Mücken... autsch.


Den alten Unterstand der Meeris weggebracht, lauter Krimskrams in die Werkstatt getragen (O-Ton Männe: aber das Autohochbockding brauchen wir doch bald wieder... ääh, will der jetzt schon Winterreifen aufziehen?), Moos aus den Steinfugen gekratzt (mit nem Eiskratzer, Männe: vielleicht soll das da wachsen?), Blätter aufgesammelt, Gras gezuft und aufgefegt und dann sogar mit Frida und Strassenkreide "Mummola" hingeschrieben, Blümchen und Fs gemalt und das Oma-Opa-Schild wieder mit Farbe versehen und fertig war die Laube.


Und Mami froh, dass sie doch ihre zehn Finger hatte sinnvoll einsetzen können, statt vor der Glotze oder dem Smartphone zu sitzen - auch wenn es natürlich nur ein klitzekleines lobendes Wort für das angemalte Bild gab... den Rest hat man wohl gar nicht gesehen... aber ich sehe das *ggg* Männe meint, dass machen wir jetzt jedes Mal so. Zuhause ist Tiita noch Rad gefahren, Männe hat draussen lauthals mit Pasi telefoniert und Mami Blumen gegossen und die vierte Waschmaschine gewaschen, so liebe ich das. Wegfahren und irgendwo aufräumen können... während andere das Kind betutteln =)


Abends kam noch 101 Dalmatiner im TV (ziemlich gruslig), Reste-Pfanne mit Pilzen, Würstchen, Schinken, Eiern, zerschnittener Piirakka und was ich sonst noch gefunden habe, Frida hat mal wieder zwei Stunden im Bett getobt und gekaspert, statt zu schlafen, und auch ich bin ganz und gar nicht müde. Nur, dass es jetzt 1:39 und morgen heute um 8 Uhr Neuvola ist... *yaaaawn* Aber im Sommer ist das immer sehr viel einfacher, mit so wenig Schlaf auszukommen. Sage ich jetzt...

Mittwoch, 1. Juni 2011

Erdbeerkind...

Nicht nur, dass Frida für Ihr Leben gern Erdbeeren isst und jedesmal vor Freude jubelt, wenn ich die superteuren leckeren finnischen oder ehec-verseuchten deutschen Exemplare in den Einkaufskorb lege - nein, sie wird jetzt auch noch eine kleine Erdbeere. Und zwar ab August in ihrem neuen Kindergarten. Die Gruppe heisst "mansikat" und gehört zum Haukkamäki-Kindergarten, der von uns nur einen (zugegebenerweise sehr steilen) Hügel entfernt ist. Zwar mit sagenhaften 10 Gruppen und direkt an sämtlichen Einkaufszentren und der Autobahn gelegen, aber zumindest die eine Hälfte des Komplexes ist ganz neu und hoffentlich noch nicht verschimmelt, und es ist eben in Zu-Fuss-Geh-Entfernung und hat einen riesigen Spielplatz.

Hoffen wir, dass es Ihr da gefällt und dass wir da wirklich mal hinlaufen und nicht nur das Auto nehmen =) In der Schlange für die private Kita, die hinter uns und ganz ruhig liegt und nur zwei Gruppen hat, sind wir ja immer noch, falls alle Stricke reissen. Nur jetzt im Herbst war da alles voll, obwohl wir uns schon im November angemeldet hatten. Aber egal, so sehen wir zumindest einmal (aus suomilokki-Sicht), was so ein einem stinknormalen öffentlich-rechtlichen Kindergarten abgeht *lach* Klar tut es mir um unsere Tagesmutter leid, die ist sowas von super, aber das Baby wird ja nun einmal gross...

P.S. Und natürlich hat sie wieder bei uns in der Familienkiste geschlafen *ggg*