Sonntag, 30. Oktober 2011

Verrückt nach Schnee...

Und weil gewisse Kreise es gar nicht abwarten können, hat man in Laajavuori schonmal eine Loipe gebastelt. Aus dem Schnee vom Frühjahr, der extra dafür sorgsam aufgeschichtet wurde und in einem grossen Haufen unter einer dicken Schicht Sägespänen den Sommer überdauert hat. Die spinnen, die Finnen, nicht wahr? =)




Und lustig waren auch die Scharen von Austauschstudenten, die sich vor dem weiss-schwarzen Zeug fotografieren liessen. Die wissen noch gar nicht, was da noch auf sie zukommt *ggg* (23.10.)

Samstag, 29. Oktober 2011

Wirbelwind...

Schon wieder war das junge Fräulein bei einer Geburtstagsfeier eingeladen =) Beim Schneesturmwirbelwind (ist echt ein finnischer Name!), ihrem jetzt fünfjährigen richtig netten und hübschen Freund aus dem Kindergarten. Als einziges Mädchen unter lauter Jungs, wie sich später herausgestellt hat. Der ihr letzte Woche sogar ein Bild mit einer Prinzessin ausgemalt und geschenkt hat, und der laut Frida dazu gesagt hat "mä rakastan sua.". Wenn das stimmt, muss ich alle Vorurteile über die hiesige Männerwelt revidieren, von den erwachsenen Exemplaren nimmt nämlich niemand nimmernich diese drei Worte in den Mund. Also haben wir vielleicht doch noch Hoffnung? Besagter Junge wohnt sogar nur knappe hundert Meter von hier, Männe musste lachen, als wir extra mit dem Auto losgekurvt sind und nach nur einer Strassenecke schon angekommen waren.

Meiner einer war derweil bei einem superinteressanten Seminar über Zweisprachigkeit. Tiita spricht immer noch zu 95% finnisch, aber ab und zu mischt sie inzwischen schon deutsche Wörter und Sätze in das ykäkö, besonders wenn sie müde ist. Heute abend war sie das wieder, aber dann auch wieder nicht. Wir haben ihr Bett wieder als Hochbett umgedreht, ich lag darunter und schnarchte, und die Socke spielte und laberte und nervte, dass es zum Mäusemelken war. Wie gut verstehe ich jetzt meine Eltern, die immer von "abends nicht ins Bett und morgens nicht raus" gestöhnt haben. Das ist nicht witzig, so wie ich damals fand, sondern ein ernstes Problem, was die Nerven der ganzen Familie kostet. Klar, sie holt sich abends zurück, wofür wir tagsüber keine Zeit haben (Zitat: Ihr kocht immer und ihr räumt auf und ich muss immer allein spielen, weil ich keine Schwester habe)... wenn man aber mit ihr spielt, ist sie dauernd sauer, weil wir angeblich alles falsch machen...

Und pennen tut sie erst, wenn die Beine zwischen Mamas Knie stecken oder über den Rücken gelegt sind (!) und die Hand irgendwo am Nacken oder Arm angedockt ist. Keinesfalls in ihrem, sondern nur in unserem Bett. Und keinesfalls eher als 13 Stunden nach dem Aufstehen (merken!). Klappt immer noch eher ab, als das sie bewusst die Augen zumacht. Egal, was man versucht. Nochmal trinken, nochmal aufs Klo, zu dunkel, zu hell, lies noch was, ich will Rücken kratzen, was haben wir heute gemacht, erzähl mal, blablabla. Nein, zum hundertfuffzichsten Mal. Wenn man sauer wird, kaspert sie noch mehr. Wenn man ausrastet, heult sie. Wenn man ruhig bleibt, macht sie solange weiter, bis Fall eins oder zwei eintreten. Wenn es ganz schlimm ist, muss man eine totale Auszeit nehmen, so wie heute, kurz vor Mitternacht, als ich schon zwei Stunden geschlafen hatte und wirklich stinksauer war: ganz Licht an, ganz in die Stube, was essen lassen, eine Stunde hell und spielen und dann ist sie bettfertig *stöhn* 


Nur mit den entsprechenden Folgen für den nächsten Tag. Wenn der Papa nicht zuhause ist, so wie heute (pikkujoulut, Weihnachtsfeier!), dauert das ganze nochmal zwei Stunden länger. Und die Wochenendrhythmen sind total verkorkst, weil keiner von uns vor 10, 11 in die Gänge kommt. Tausendmal versucht und klappt nicht, eben weil abends keiner ins Bett kommt und morgens dann alle hundemüde sind. Wie sehr hätte ich ein Kind, was uns freiwillig morgens um 6 aus den Federn holt und dann abends um acht im Bett liegt... *seufz* Naja, meine Eltern wollten mich ja auch schon als Nachtwächter unterbringen =) Oh, und die Tesafilmgeschichte am Esstisch in diversen Kindergarten, die hier durch die Medien geisterte, müssten wir vielleicht auch mal ausprobieren =)

Freitag, 28. Oktober 2011

Dunkeldeutschland...

Ich wollte den Begriff ja eigentlich nicht erwähnen, obwohl er mir schon vor zwei Wochen im Kopf herumspukte, als wir in deutschen Landen herumwandelten. Jetzt war ich wieder für drei Tage in Germanien, in der Nähe von Bremen, und schmunzelte schon kurz nach der Ankunft, als ich die matten Funzeln in den Strassen der angepeilten Kleinstadt erblickte. Mannomann, die sparen sich wirklich kaputt... jetzt weiss ich auch wieder, warum ich in Deutschland nie einen Hund hatte und warum dort keine Leute abends mit Stöcken durch die Gegend rennen. 


Als sich dann nach drei Tagen meine schwedischen Kollegen besorgt an mich wandten, ob es denn normal sei, dass man in Tyskland weder überall mit Kreditkarte bezahlen, noch kostenlos mobil surfen oder hinter dem Check-in einfach so einen Kaffee trinken kann, wurde das Grinsen noch breiter und ich erzählte Ihnen, dass ich immer öfter an den oben genannten Term denken muss. Mmhh. Nicht besonders touristenfreundlich im 21. Jahrhundert. Okay, vieles ist vielleicht auch durch den Unterschied von Gross- zu Kleinstädten zu erklären. Oder doch nicht, letztes Jahr in Berlin musste die Angestellte eines Vier-Sterne-Hotels auch erst einmal ihre Kollegin fragen, was WLAN eigentlich ist *augenverdreh*

Während man z.B. in Spanien schon in 2001 überall mit Visa und Mastercard bezahlen konnte (das geht nicht einmal an den Automaten der Deutschen Bahn, hallo?!), dort sogar neuerdings virtuell unterschreibt (sagten die Schweden, die übrigens keinen Öre Bargeld mithatten...) und in Finnenländle sogar Centbeträge mit Plastik begleicht, muss man in Germanien tief in den Taschen nach Münzen fummeln, jede Netzminute teuer bezahlen und, wie gesagt, im Dunklen herumlatschen und dabei Räuber Hotzenplotz mehr fürchten als im angeblich ach so finsteren Norden.Von den Englischkenntnissen der Normalbevölkerung ganz zu schweigen. Oijoijoi. Tiefstes Mittelalter.

Wie war das, es gibt auch objektive Gründe, in Fennoskandia zu wohnen? Auch wenn mir beim Anblick der Bremer Weihnachtsmarktbuden (jetzt schon...) ein paar winzige Wehmutstränchen in den Augen standen *zugebenmuss* Und wenn es die Ureinwohner zuhause soviel einfacher haben, Familie, Job und Beziehungen zu managen. Aber das habe ich mir ja selbst eingebrockt. ;) Und schön war es: interessantes Seminar, nette neue und alte Kollegen und endlich mal ein Städtchen, in dem Häuser gestanden haben, die mir mal wirklich gefallen haben - meist aus Backstein, mit riesigen Fenstern und oft ohne Gardinen - ist halt doch näher am Norden als meine alte Heimat. Und ich habe ein Magazin für skandinavisches Wohnen auf deutsch gefunden, Lantliv, ziemlich cool.

P.S. Mika hätte sich ein Bein ausgefreut, dass dort sofort ein neues Bierglas auf den Tisch gestellt wird, wenn das alte nur halbausgetrunken ist. War in Düsseldorf auch schon so, und ist ganz gefährlich für so einen durstigen Finn =) In welchen Regionen in D ist das eigentlich noch so? Im Hasseröderland zumindest nicht... oh und das Zeug war auch helles Jever, kein dunkles Alt, und nicht so bitter wie sonst, wobei wir wieder beim obrigen Thema angelangt wären =)

Samstag, 15. Oktober 2011

Turkulainen...

Turku liegt bekanntlich am linken unteren Rand von Finnland. Also sozusagen aus mittelfinnischer Sicht fast in Schweden, vor allem, weil man dort tatsächlich schon schwedischsprachige Finnen treffen kann. Und weil Åland ja auch vor der Tür liegt. Ausserdem ist Turku auf schwedisch den Kreuzworträtslern bekannt - aus irgendeinem Grund wird dort häufiger mal ein Åbo benötigt.


Aber, um zur Sache zu kommen, dort gibt es auch Meerschweinchenzüchter. Und zwar auch mindestens eine, die Meeris in lilac und zimt züchtet. Mit roten Augen und ein bisschen weiss. Aaaahhmmmm, sogenannte Verdünnungsfarben also, die ich schon jahrelang toll finde, bisher aber kaum in Finnland gesehen habe, weder auf Ausstellungen, noch in Zooläden *seufz*

Und die Züchterin hatte gerade - warum surfe ich auch auf solchen Seiten herum - ein ganz bunt geschecktes Weibchen zu verkaufen. Ein Rentnertier, drei jahre alt und ein Traum von Kebabrolle. Meiner einer immer wieder die Website angeguckt und nach reichlichem Kopfkratzen festgestellt, dass das DIE Gelegenheit wäre. Wo doch Luke der einzige Youngster der Finnmeeris ist, alle anderen sind schon 2005 geboren und verabschieden sich langsam, aber sicher aus dem Kreis der gesunden, munteren Knabbernasen. Der Typ muss sich also mit lauter Omis herumschlagen =)

Also kurz vor Büroschluss noch schnell gemailt *aufdiepfotenhau*. Es schien ziemlich aussichtslos, dass wir irgendwann in der näheren Zukunft nach Turku kommen, aber man weiss ja nie, wessen Verwandte oder sonstige Plan B-Bekannte hier irgendwo in der Nähe wohnen. Schliesslich kennt im Finnenland immer jemand irgendjemanden. Es könnte ja immerhin sein... Die Antwort kam ziemlich schnell... ob ich morgen (!) nach Lempäälä zur Nagerausstellung kommen könnte, sie würde das Schweinchen dorthin mitbringen.

Ääähm, Lempäälä ist hinter Tampere, also in der richtigen Richtung, aber immer noch fast 2,5 Stunden entfernt. Und gleich morgen? Schon wieder fahren, nur deshalb? Nicht wirklich... aber wie sonst? Schnell einer örtlichen Kaninchenfreundin gemailt, ob  sie noch jemanden von hier kennt, der eh dort teilnehmen will und noch einen Platz auf der Rückbank hat. Dann auf Teufel komm raus das gute alte Facebook bemüht. Theoretisch um die 400 Freunde und Bekannte, von denen mehr als die Hälfte in Finnland wohnt und jeweils genausoviel Freunde und Verwandte hat, die gern mal in der Weltgeschichte herumkutschen. Schliesslich hat man hier ganz und gar keine Gesichtsbuchphobie.

Trotzdem, innerhalb von 24 h ist auch das ziemlich unmöglich, es sind ja nicht alle ständig online (oder doch?) und, wie gesagt, Turku liegt am gerne mal abgesägten Ende von Suomi, wo man nicht einfach mal so durchkommt. Und ich war mir nicht so sicher, dass die Züchterin ihr Prachtexemplar einfach irgendwelchen Leuten auf nem Parkplatz in die Hand drücken würde. Davon zu schweigen, dass die weder Geld noch Caddy bereit haben würden =) Und dann doch. Keine halbe Stunde später postete die neue Freundin von Mikas Cousin, dass sie ausgerechnet morgen (!) mit dem Schiff von Schweden nach Turku (!) kommen würden und dann über Lempäälä (!) nach Jyväskylä (!) fahren werden. Unglaublich.

Dann glühten die Internetdrähte. Ich musste gleichzeitig der Züchterin mailen und der eigentlich nur schwedisch sprechenden Cousinfreundin zusagen, beide Zeitpläne koordinieren und möglichst beide Telefonnnummern in Erfahrung bringen. Und dann hoffen, dass beide genug Willen und Nerven hätten, das untereinander abzustimmen. Glücklicherweise waren beide immer noch im Netz unterwegs und ich bekam zumindest die Mobilnummer von meinem Schweinetaxi - dann fielen wir ins Bett. Achja, Festnetz haben hier nur Leute über 80 und die Handynummern kann man von einem zum anderen Anbieter mitnehmen *ggg*

Tiita und ich schliefen in ihrem Zimmer. Um 11 wachten wir auf - erster Gedanke ans Schwein - und ich stellte fest, dass jemand angerufen hatte. Das Schweinetaxi. Oh. Ob sie? Das konnte einfach nicht klappen... bestimmt hatten sie sich verpasst oder so. Gleich zurückgerufen und tatsächlich - "Kyllä se marsu on täällä" Jippijeee!!! Die hatten doch tatsächlich an der ABC-Raststätte in Aura eine höchst geheime Schmuggelübernahme von einer braunen Kiste mit quiezendem Inhalt durchgezogen. Unglaublich =) Meine Finns, ääähm und eine Schwedin und der nette Herr Zuckerberg *umärmel*!


Und es wurde noch verrückter. Die beiden Meerikutscher waren nämlich keineswegs nur auf dem Weg nach Jyväskylä, sondern waren nur gekommen, um die Kinder des Mannes abzuholen und dann gleich wieder in den Süden nach Helsinki zu fahren, weil sie eine Woche Gran Canaria gebucht hatten. Also ein Riesenzufall alles. Wir also flugs in die Hosen, nach Muurame gesaust und Schweinie in Empfang genommen. Genauso schön wie auf den Fotos, heil angekommen, aber nur eine ganz klitzekleine Kebabrolle, eine Winzmaus sozusagen. Ich habe mich riesig gefreut.

Nur, ob sie nun finnisch oder schwedisch spricht, das habe ich noch nicht in Erfahrung bringen können =) Und dann wäre da noch ein Name zu vergeben... Ideen?

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Pause...

Ich blogge gerade nicht, weil ich zehn Tage in Deutschland war. Weil man dort nix im Internet veröffentlicht, seine Häuser verpixelt, Angst vor Facebook hat, abends im Stockdunklen (!) nicht auf die Strasse gehen kann und es völlig normal ist, entweder sein Handy aus zu haben oder alle paar Monate die Nummern zu wechseln.

Ausserdem fällt mir gerade nichts ein, wovon ich schreiben könnte. Frida ist zu persönlich, unsere Beziehung murkelt so vor sich hin, schlafen und aufstehen sind immer noch eine Katastrophe und auch an der Jobfront hängen nicht gerade rosige Wolken. Also, ehe ich hier in Gejammer ausbreche, oder dasselbe Blabla kritzele wie die ganzen Jahre, halte ich lieber erstmal die Klappe =)

Samstag, 8. Oktober 2011

Flossentiere...

Abschiedsfoto sozusagen. Am Nachmittag war ich noch mit Frida bei einem Klassenkameraden, der uns netterweise nochmal zu sich nach Hause eingeladen hatte, seine Frau kannte ich auch noch von Tanzschule und Abi *lach* Schönes Haus und endlich mal wer, der sich auch die hunderttausendste Suomi-Story geduldig anhörte, weil er auch selbst viel herumgekommen ist. Am Nachmittag dann wieder zum Cousinchen, die den Tag damit verbrachte, auf ihr niegelnagelneues Laptop zu warten, uns aber doch lecker Kaffee und Kuchen kredenzte (ich nehme in Deutschland jedesmal mindestens fünf Kilo zu...) und dann abends mit Kind und Kegel mit uns baden kam. 

 
Das war sooo schön. Waren wir doch früher schon nicht aus den ungarischen Badeseen zu bekommen *lach* Und dann war die Woche eigentlich schon wieder um. Schnell ging es, Frida hat sich sehr gut gehalten, obwohl sie sonst immer schon weint, wenn der Papa sie morgens am Auto verabschiedet und nicht schlafen kann, wenn der Papa beim Eishockey ist. Aber dafür waren ja Omi und Opi da, die sehr viel mehr Zeit und Lust zum Spielen haben als die bloggende Rabenmama =) Ruhig war die Woche nicht gerade, aber auch nicht zu touristisch. Back home also, ganz normal herumgehangen. Und wichtig für Tiita's Sprachentwicklung. Man merkte übrigens, wie anstrengend die deutschen Gespräche für sie waren. Abends mit mir allein im Bett explodierte sie immer förmlich und quasselte und quasselte auf finnisch, alles was sie am Tag nicht losgeworden war, weil sie es nicht richtig sagen konnte *ggg*

Freitag, 7. Oktober 2011

Durchgefuttert...



Stadttag. Wir machen wirklich nichts touristisches, sondern nur, was uns gerade so einfällt... schliesslich muss ja diesmal kein Finne in die historischen, baugeschichtlichen oder sonstwie touristischen Highlights des Harzes eingeführt werden (nein, wir waren wirklich schon überall, mir fällt nichts mehr ein). Tiita beim Friseur gewesen, riesige Eierkuchen und leckeren Sushi verspeist.

Peinlich war nur, dass das Kind total verklebte Haare hatte... ääähm, aber man lässt sich ja auch nur ungern und unter mörderischem Geschrei die Fusseln kämmen. Zur Feier des Tages bekam die Hoffnung des 22. Jahrhunderts auch noch einen neuen Schlepptop (ihren zweiten), diesmal in rosa, mit richtiger Maus und auf deutsch.
Und die oben abgebildete Prinzessin und das superhübsche Schleich-Pferdchen. Wieviele deutschsprachige Bücher wir wieder eingesackt haben, möchte ich gar nicht erwähnen... übrigens traf sich diesmal die ganze Familie in der Stadt, Omi, Opi, Cousine, Tante und die Kleinen *freu*.

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Walking in my boots...

Wie in jedem Jahr, haben wir auch diesmal deutsche Schuhläden leergekauft. Für Frida Reno-Echtgrössen Turnschuhe in 29 (zwei Grössen mehr als zum Sommeranfang!), meiner einer Stiefel in besagten Z-Dimensionen, immer gleich zwei, drei, weil es ja in Finnland teurer ist - wobei wasserfeste Markenschuhe hier wie da natürlich ihren Preis haben. 


Nelson hat unanwesenderweise bei der Gib-Pfötchen-Aktion mitgemacht und ich habe erfreut festgestellt, dass a) Zoo Nicolaus seine Meeris jetzt netterweise nach Männchen und Weibchen getrennt hat und b) Fressnapf gar keine Tiere mehr verkauft.


Tiita durfte zum zweiten Mal in ihrem Leben zu McDoof... den boykottieren ja viele in Fin, weil die Hesburger-Hamburger halt einheimischer sind. Geschmeckt hat es trotzdem, wenn man Hunger hat, und es gab eine Wiki von den Wikingern dazu.



Tolle Kletterwand gab es auch, von der meine Sportsfreundin natürlich schwer begeistert war =) Zum Abtrainieren sozusagen.




Dann ging es zum Abendausflug nach Gernrode. Wo man einen Platz aufgebaggert hat und jetzt dort tatsächlich wieder Wasser fliesst - was mir aber nur aufgrund des Geräusches aufgefallen ist. Schicke Fachwerkhäuschen und eine weltberühmte Stiftskirche.




Auch dort guckte man besagte Holly vor dem Schlafengehen *lach* Und die Mädels waren ein Herz und eine Seele, auch wenn Frida meist nur "jaaa" und kurze gebrochene Sätze gesprochen hat. Mit der Mama war ich schon im Kindergarten befreundet und jetzt spielen die Zwerge so schön miteinander =) Sie heisst genauso wie Tiitas kleine finnische Cousine und ist mit ihren sechs Jahren genauso gross wie unsere, aber sprachlich natürlich haushoch überlegen. Nur den eigentlich sehr schönen Namen des österlich benannten grossen Jungen findet mein Finnenkind etwas eigenartig... ich sag jetzt mal nichts =)




Spät abends hatte ich das wieder die Freude, eine neue Fast-Autobahn auszutesten, die sämtliche Dörfer und Städtchen der Gegend umrundet. Im Dunklen ist das besonders witzig. Ich muss sagen, dass sämtliche Bundesstrassen im Harzvorland jetzt völlig anders verlaufen, als ich das von sagen wir 2001 kenne. Total eigenartig, aber auch schön. Auferstanden aus Ruinen, mmh?

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Teppich...


5. Oktober. Spontan Teppich für Omi und Opi gekauft, weil der alte grasgrüne schon mindestens so alt ist wie ich und schon mehrmals in und wieder aus der Mode gekommen ist, um das mal gelinde auszudrücken. Und weil Tiita ein bisschen im Porta-Ballmeer toben wollte. Jetzt müssen sich die netten älteren Herrschaften an ein beiges Flusenmonster gewöhnen. Aber egal, war ja nicht teuer, und man sieht sogar ein bisschen das darunter befindliche wunderschöne Parkett =)






Cousinchens Tochter und ich haben übrigens auch "mein" Dachzimmer entrümpelt und zumindest halbwegs von altem Krempel und Nippes befreit, was ich schon jahrelang vorhatte. Well done. Abends waren wir noch Drachensteigen lassen. Auf einem grossen Stoppelacker. Sowas haben wir in Finnland bestimmt nur in Österbotten *lach* Hornochsen und Pferde gab's auch. Und nette Wolkenformationen. Und danach einen süssen Tante-Emma-Laden und Nudeln mit Tomatensosse. Sehr gemütlich in good old Germany. 

Dienstag, 4. Oktober 2011

Holy Holly und die Sesammonster...

Stadttag. Ein bisschen geshoppt, Fotos gemacht, dann die stolze elfjährige Gymnasiastin abgeholt, grinsend ein paar alte neue Lehrer gesehen, die es offensichtlich immer noch gibt, nur an anderen Schulen, wieder einen Abend bei meiner Fast-Schwester genossen und eine gewisse Holly kennengelernt. 



Die fesche Prinzessin, die uns dann den Rest der Woche dann bei sämtlichen abendlichen Besuchen begleiten sollte. Hängen doch die deutschen Kids weitaus mehr vor  dem Fernseher, als ich das vermutet hatte. Angesichts der heiligen Stille und Andächtigkeit der Blicke ist aber doch offensichtlich sehr empfehlenswert *notier*. Oder das ist nur, weil wir da sind und man sich nur so in Ruhe unterhalten kann.

Aber äähm, vielleicht bauen wir jetzt ab und zu doch mal Pikku Kakkonen in das Abendprogramm ein, wenn Mama unbedingt abwaschen oder sonstiges Chaos beseitigen muss. Hei, aber heisst die wirklich Holly? Internet findet nix... so eine Prinzessin jedenfalls, mit Piepsestimme =). Und kommt die Sesamstrasse jetzt wirklich wieder abends? *freu* Vielleicht brauchen wir doch noch eine Satschüssel gen Süden (Kostenpunkt 400-500 €)...

Hei, aber da sehe ich gerade, dass es Samson, Wolle und Co jetzt in der NDR-Mediathek gibt!!! Cool. Bei Kika leider nicht, wegen internationalen copyrights. Aber jetzt können wir! Zumindest ab und zu. Mama froh. Monsterfroh. 

Montag, 3. Oktober 2011

Eingefinnt...

Also wirklich finnisiert kommt man sich vor, wenn man in einem Restaurant mitten im schönen germanischen Harz gegen 16 Uhr lecker Gulasch mit Rotkohl und Kroketten und das Kind Nudeln mit Tomatensosse in die Schnute schippt *hungerhab* und dann von der Kellnerin frech gefragt wird, ob das denn jetzt verspätetes Mittagessen oder frühes Abendbrot gewesen sei. Häähhhh??? Siis mitä??? Päivällinen natürlich!!!

Dass die Omis und Opis ringsherum nur Kuchen und Kaffee auf ihren Tellern hatten, war uns natürlich nicht entgangen, aber das war uns ja so piepegal *totlach* Soviel zum Tag der deutschen Einheit. Hoch lebe der finnische Tagesrhythmus =)




Sonntag, 2. Oktober 2011

Lachtherapie...

Käterchen ausgeschlafen und endlich beim geliebten Cousinchen und Tantchen eingeflogen (2.10.). Mit den beiden Kindern, die sogar Frida total wichtig sind, obwohl sie sie nur einmal im Jahr sieht. Gegrillt und gelacht und gequatscht und Trampolin gehüpft und sämtliche komischen Depri-Stress-Gedanken der letzen Wochen abgeschüttelt. Besonders witzig und ansteckend, wenn deutsche Teenager Lachkrämpfe bekommen, wenn man Korpilahti, Tikkakoski oder Hallamäki sagt (alles stinknormale Orte hier...). 



Und wenn die Kinder dann mal eine halbe Stunde leise sind - sie man danach aber unbedingt in die Wanne verfrachten muss, weil sie im Stockdunkeln mit kalter Holzkohle (!!!) gespielt hatten... und so schön zu sehen, wie gut sie sich verstehen, obwohl sie sich kaum kennen und auch noch verschiedene Sprachen sprechen, die Macht des Blutes sozusagen, hehehe. So super.

Ja, ich weiss, ich sollte wieder zurückziehen, der Familie wegen - aber dann mussten selbst die mich arg vermissenden Germanen zugeben, dass es durchaus gute Gründe gibt, im Pisawunderland zu hausen und nicht im aussterbenden Osten. Wenn nur die dämlichen Sprachen nicht wären, die wirkliche Freizügigkeit in Europa unmöglich machen.

 
Jetzt muss ich die Bande nur noch dazu bringen, auch uns einmal zu besuchen, mission impossible sozusagen *seufz* Oh, und so ne Wanne ist ja auch ne Wucht... falls wir doch mal ein omakotitalo bekommen, brauche ich unbedingt so einen Miniswimmingpool zur obligatorischen Sauna hinzu... *aufschreib*

Samstag, 1. Oktober 2011

Klassentreffen...

Achja, der eigentliche Grund für unseren Deutschlandtrip war ja mein Klassentreffen! Im Sommer hatten die Jungs angefragt, und langfristig kann man ja selbst als Finn so etwas ganz gut eintüten. Zwanzig Jahre nach Schulabschluss, puuh. Also die Leute von der POS, meine DDR-Kindheit, die Klasse, die ich und ein paar andere Schlauberger ein halbes Jahr nach der Wende verlassen hatte, um ausnahmsweise nach der neunten Klasse fast panikartig aufs Gymnasium, äähm, EOS zu wechseln. Also eigentlich so, wie man das in Finnland ganz normal macht, nur das wusste ich damals natürlich noch nicht *lach*

Aufgeregt war ich natürlich, schon lange vorher überlegt, was man da so anzieht, was man erzählt, ob man es überhaupt zu etwas gebracht hat. Aber mit Entfernung und Familie und Reihenhaus und so habe ich es wohl doch ganz gut erwischt... dazu muss ich auch sagen, dass ich mich in meiner Klasse damals nicht wirklich wohl gefühlt habe... damals galt irgendwie nur der etwas, der die neueste West-Uhr, pinke Popelinehosen oder abgekaufte Bravo-Poster sein eigen nennen konnte, und nicht etwa eine etwas dickliche, an Biologie und Geographie interessierte Leseratte mit Bundfaltenhosen und im grünem Parka und so etwas. Am Gymnasium bin ich dann richtig aufgeblüht, habe endlich richtig gute Freundinnen gewonnen, meine Depeche Mode Phase ausgelebt, bin ausgegangen und habe den Kerlen nachgeguckt und dabei noch genauso wie die anderen gestrebt *hachja* bis meine dämliche Banklehre micht auf den Boden der Realität zurückgeholt hat *grusel*

Aber zurück - erst Edeka unsicher gemacht, die deutschen Lebensmittelpreise nähern sich langsam aber sicher den finnischen an - und dann geduscht und aufgebrezelt. Puuh, war ich aufgeregt. Dann standen sie da vor unserer alten Schule, lauter Mittdreissiger, richtige Frauen und Männer *lach*. Ich fiel erst meiner damaligen besten Freundin um den Hals, mit der ich vorher noch gemailt hatte,  und begutachtete dann die anderen. Hihihi, eigentlich sahen die noch genauso aus! Vor Freude (und von internationalen Studizeiten angehaucht), bin ich gleich den meisten um den Hals gefallen, nur zwei Kerle habe ich absolut nicht erkannt. Weia. Witzig, so alte Bekannte ganz neu zu sehen, sie neu in Schubladen zu packen, das gespeicherte Bild upzudaten sozusagen. Fast alle waren da, überraschend viele.

Dann Schule angeguckt, gelacht und gelabert, alte Geschichten ausgekramt, uns auf unsere alten Plätze gesetzt und Fotos gemacht. Unsere Lieblingslehrerin war auch gekommen, sie hatte uns Fünftklässler damals mit erst 22 übernommen, Wahnsinn, wie jung das ist aus heutiger Sicht. Danach latschten wir in die "Berge", zu Fuss und die ganze Zeit quatschend, klar. Wie auf dem letzten Klassentreffen schon, ist es faszinierend, dass auch wirklich die Leute noch zusammenhängen, die sich damals schon gut verstanden hatten. Und natürlich erinnere ich mich auch noch sehr gut an die, mit denen es immer wieder Krach gegeben hat - nur dass man als Erwachsener natürlich weitaus besser mit so etwas umgehen kann. 

Beim Essen kamen dann noch witzigere Geschichten. Fotos hatten die meisten auch mitgebracht: Kinder, Häuser, Boote und Autos, und dann tauchte auch noch unser altes kommunistisches Gruppenbuch auf. Ein Kleinod, ein Schatz, ein Gruselschriftstück - mit blassblauer Tinte und in krakeligen Buchstaben geschrieben, mit Fotos und Pionierbildern, mit Thälmann-Zitaten und knallroten Gedichten, die einem heutzutage gleichzeitig Lachtränen und blankes Entsetzen ins Gesicht treiben. Wir waren weitaus gehirngewaschener, als ich das in Erinnerung hatte. Aber es war damals normal, stinknormal, gehörte einfach dazu, und wir haben uns wirklich keine Bolle macht. Genauso automatisch, wie wir heute der Börse, den Amis und den Euronen folgen wie eine Hammelherde (sagt der Wirtschafswissenschaftler) =) 

Nachdenklicher wurde es dann schon, wenn die Jungs berichteten, wie sie stundenlang bekniet wurden, noch länger in der Armee zu dienen. Und erst die beiden, die vor der Wende in den Westen gegangen waren. Und der Fakt, dass unsere Kindheit im Herbst '89 brutal endete, obwohl wir uns alle soooo diese Veränderungen gewünscht hatten. Klar war damals der letzte Schrei, zur Martinikirche demonstrieren zu gehen, dort seine Freunde zu sehen, für die Altstadt und Londonreisen zu kämpfen, und endlich alles zu bekommen, was wir jahrelang nur im Fernsehen gesehen hatten, Walkmans, Persil und Monchichis. Ein halbes Jahr später war alles vorbei, Honni abgehängt, Grenze offen und wir Kinder in alle Welt verstreut - spätestens zwei, drei Jahre später, als es zuhause kaum noch Lehrstellen und Arbeit gab. 

Aber inzwischen sind alle angekommen. Im Emsland, im Ruhrgebiet, in Finnland, in Hessen und vor allem in Niedersachsen, aber auch unglaublich viele in unserem alten Städtchen. Ein bisschen Wehmut bekommt man dann schon - die Familie in der Nähe - aber dann würde ich ja mein Finnland, meine irren finniklichen Freunde und Mikas ganze Familie verlieren - nee, das geht auch nicht. Und es machte Spass, von meinem nordischen stinknormalen Frostleben zu erzählen =)







Je später der Abend wurde, umso lustiger auch die Gäste. Ich freute mich, dass auch die Jungs damals gemerkt hatten, dass wir Mädels uns ständig in den Haaren lagen. Dass sie immer noch so lieb sind. Ich lachte mich über das Gruppenbuch und unsere Klassenfahrten kaputt. Schnipsel für Schnipsel kam zusammen, Ausflüge und Geburtstagsfeiern und abgefackelte Klassenbücher, man gestand sich alte Schwärmereien und fing plötzlich an, über die furchtbaren Monsternervkinder zu stöhnen, über die Eile auf der Arbeit, über frühe Morgende, zu betreuende Eltern, über Hausbau, Hunde und Katzen, Männer und Freundinnen - über alles, mit dem man eigentlich vielleicht nur mit Brüdern und Schwestern spricht. Fand ich zumindest.

Und auf einmal waren die zwanzig Jahre wie verschwunden... und mir wurde klar, wie nah wir uns eigentlich waren, wie gut neun Jahre gemeinsame Schulzeit tun, auch wenn es oft Krach und Tränen gab. Aber das ist wahrscheinlich in einer grossen Familie so. Und mit einer gemeinsamen Vergangenheit. Und um auf Finnland zurückzukommen - genau das ist es, was mir hier im Ausland oft fehlt: richtige Freunde, mit denen man eine gemeinsame Vergangenheit und gemeinsame Themen hat.

So wie Männe das ganz selbstverständlich hat. Also vielleicht nicht alle richtige Freunde, aber zumindest ganz alte Kumpanen. Aber ich weiss ja jetzt, wo die alle wohnen =) Friends are like stars, they are always there even if you don't see them. Oh, und natürlich können auch Deutsche feiern. Bier und Wein bis zum Abwinken und um 3 Uhr morgens zu Fuss nach Hause... kommt  mir irgendwoher bekannt vor *lach* Schön war's. Und irgendwer bemerkte ganz beiläufig, dass man damals niemals nicht nach Finnland gekommen wäre. Stimmt. Unglaublich. Fast vergessen. Uff.