Montag, 30. Juni 2008

Schlafen, Katzen, Autos...

Wie man sieht, habe ich keine Zeit mehr fürs Bloggen. Der typische Sommerstress, diesmal verbunden mit jeder Menge Arbeit, Kinderhüten, Wäsche waschen, aufräumen und ähnlichen Dingen. Aber uns geht es gut. Was ist passiert... Frida versteht uns. Ganz verblüfft durften wir feststellen, dass die Kleine in die Hände klatscht, wenn man klatschen oder taputa sagt. Dass sie sich suchend und lachend umguckt, wenn man vom Hund oder koira spricht. Dass sie winkt, wenn sie winken oder huiskuta soll. Dass sie anfängt, laut zu schmatzen, wenn man Essen oder ruoka erwähnt. Und das in beiden Sprachen! Sowas bin ich von meinem lieben Viehzeug ja gar nicht gewöhnt *ggg* Booaaaah, das hochintelligente Gehirn eines homo sapiens =)

Weil man soviel neues machen muss, kommt man natürlich nicht mehr zum Schlafen. Beziehungsweise ist der zweite Tagesschlaf jetzt so spät angesiedelt, dass wir wirklich versuchen, sie dann schon endgültig schlafen zu legen. Mit Brei, Schlafanzug, Märchen und schwarzem Laken vor dem Fenster. Aber die Rechnung ist natürlich ohne Frida gemacht. Genau dann, wenn die lieben Eltern denken, dass die Kleine jetzt bis morgens durchschläft und hundemüde selbst ins Bett tapsen, wacht das Kind auf und will hellwach spielen. Bis morgens um drei oder so. So passiert am Sonnabend, was uns den internationalen Kinderspielvormittag bei unseren neuen Bekannten vermasselt hat. Hahaha.

Also pennt man jetzt weiterhin noch ein Stündchen gegen 17, 18, 19 Uhr, um dann noch einmal zu spielen, Brei zu pappeln, sich den Schlafi anziehen zu lassen und dann mit Mama endgültig gegen 10, 11 in die Falle zu gehen. Dass dabei natürlich unsere Paarbeziehung draufgeht, ist klar. Aber zu mehr als Saubermachen bleibt ja momentan eh keine Zeit. Wobei mir siedendheiss eingefallen ist, dass Frida durchaus im Juni bei der Tagesmutter hätte sein können - die hat nämlich erst ab nächster Woche Urlaub. Aber das wussten wir ja noch nicht, als wir den Antrag gestellt haben. Und so ein weicher Anfang mit Vormittagen beim Papi ist vielleicht auch ganz gut für meiner einer gewesen. Ist ja nicht für immer...

Heute waren Frida und ich übrigens versuchsweise bei der Tagesmami. Sie ist immer noch sehr nett und heute konnten wir sogar schon richtig entspannt und ohne Verstellung plaudern. Katze und Hund und Klein-Emma inklusive, was Frida zu wahren Begeisterungsstürmen hingerissen hat. Sie rief sich richtig heiser nach "koira koira" *lol* Einige Umstrukturierungen gibt es aber doch - so wurden die Familienpfleger des Wohngebietes jetzt Luhtinen's Kindergarten zugeordet, alle haben einen neuen Chef und niemand weiss, wo die Vertretung ist und welche Kinder Fridas Tagesgeschwister sein werden. Ausserdem wird gleich um die Ecke ein neuer Kindergarten gebaut, der dann vielleicht als Hauptquartier dienen wird. Aber das wird sich alles finden. Ich glaube jedenfalls immer mehr, dass das Baby dort gut aufgehoben sein wird. So wie sie heute da schon herumgekrabbelt ist, sich einen gekichert und Unfug angestellt hat, kann es so schlimm gar nicht werden.

Oh, und ich muss erwähnen, dass wir am Sonntag in Pieksämäki waren. Männe hatte dort einen Filmauftrag und hat uns - nach vorherigen Schnuppern am Sonnabend - für ein paar Stunden mitgenommen. Jokkis-Autorennen, also die absoluten Schrottautos auf einer Sandpiste. Ich wollte das schon immer mal sehen - aber ehrlich gesagt habe ich vor lauter Fridahüten nicht einmal eine halbe Minute Zeit gehabt, die Fahrgestelle zu verfolgen =) Frida ist nämlich mit wachsender Begeisterung die von Steinen und Gras übersähten Dünen rauf- und runtergeklettert. Weia, ich sah immer schon ein grosses Loch im Kopf. Aber sie hat das ganz gut gemacht.

Dann waren wir eine Stunde im Wohnwagen, damit das Kind die Augen zumacht. Dieselben fielen nur der Mama zu, haha. Obwohl wir um 7 Uhr aufgestanden waren, schlummerte das fidele Fridakind (das sonst nur so 2-3 Stunden aushält) erst gegen 15 Uhr. Wie sie das bloss macht... die Meisterin der Planlosigkeit. Jedenfalls konnte die Mama dann ihre irrländischen Babyzeitschriften lesen und die Beine hochlegen. Eigentlich schön so ein Wohnwagen... müsste man viel mehr nutzen! Das gute Teil gehört übrigens Oma und Opa. Sehr cool. Abends gab es noch Gegrilltes in Kuohu und dann sind wir total verstaubt und fix und foxi wieder in Palokka eingefallen =)

Donnerstag, 26. Juni 2008

Kulkurielukat...

Wie man sieht, komme ich nicht mehr zum blogschreiben. Aber etwas seltsames ist passiert - offensichtlich sind die Mamahormone wirklich am Abklingen. Nicht nur, dass es mir richtig Spass macht, auf Arbeit in meinen Papieren herumzuwühlen, nein, ich fange auch an, mich wieder für andere Dinge zu interessieren, die Umwelt mehr wahrzunehmen und nicht mehr überall nur Babies zu sehen, riechen und zu fühlen *ggg*

So habe ich z.B. im Jahresbericht des finnischen Tierschutzvereines gefunden, dass die 2007 sage und schreibe 32 Hunde und fast 1.000 Katzen um die Ecke gebracht haben, weil sich kein Platz für sie gefunden hat. Aaaaarghhhhh... wie kann das in so einem reichen Land bloss sein? Wobei natürlich auch etwas dafür spricht, kurzen Prozess zu machen, statt die Tiere monate-, vielleicht jahrelang in Tierheimen aufzubewahren, wie das in Deutschland Sitte ist. Aber man könnte doch viel mehr Werbung für heimatlose Kätzchen und Hunde machen statt die Zucht und "edle" Tiere (das heisst hier wirklich jalostus...) in den Himmel zu heben.

Aber so schlimm ist es vielleicht doch nicht um die Fellnasen bestellt. Schliesslich gibt es viele, die Hunde aus Estland, Russland und Spanien retten. Die überflüssige finnikliche Katzen aus irgendwelchen Internetforen fischen. Die zeitweise überflüssige Vierbeiner bei sich aufnehmen, bis sich ein Zuhause gefunden hat. Oder die ganz einen heimatlosen Wuffi adoptieren, so wie ich das gemacht habe. Aber irgendwie reicht das alles immer noch nicht. Ich hänge jetzt jedenfalls überall Zettelchen von kissakamut.org auf, dass man sich keine Mökkikatze für den Sommer nehmen soll. Das sind die, die im Juni süss und klein sind, den Sommer über als Spielkameraden für die Kinder dienen und die dann im August einfach dagelassen werden, wenn man in die Stadtwohnung zurückkehrt. Die dann frierend und hungrig im kalten Herbst mutterseelenallein im dunklen Wald hocken. Wenn das vielleicht ein bisschen hilft...

Montag, 23. Juni 2008

Aufgetaucht....

Finnland hat mal wieder einen typischen Sommer - bis auf kurze Pausen regnet es tagein tagaus unaufhörlich. Komischerweise denkt man da im Winter nie dran, sondern erinnert sich immer nur an die wenigen sonnigen, heissen, fröhlichen, mit Baden, Sauna und Saufen zugebrachten Tage und freut sich dementsprechend auf den nächsten Sommer - der genausogut wieder im Prasseln der Regentropfen untergeht. Hahaha. Juhannus ist besonders prädestiniert für Patschwetter, genau dann, wenn die meisten Leute ihren wohlverdienten Urlaub anfangen und hunderte von Scheinchen in gemietete Mökkis, Wohnwagen und sonstige Vergnügen investiert haben. Ojeee, wo sind wir da nur hingeraten.

Aber wir waren ja zuhause, hihi. Gestern haben wir noch Männes Eltern besucht, die gerade aus Lappland wiedergekommen waren. Frida hat ihren zigsten Plüschhund bekommen (langsam kann sie auch mal andere Wörter als koira lernen...), wir wurden mit schönen gestrickten Handschuhen für den nächsten Winter (siehe oben) eingedeckt, haben wieder gegrillt und geschlemmt und durften Bilder von Rentieren, Flüssen, Tunturis und norwegischen Fischern angucken. Lappland ist doch etwas ganz besonderes.... vielleicht schaffen wir es im nächsten Jahr mal mit Frida dahin *hoff*

Ausserdem haben wir noch einmal die zu verkaufenden Grundstücke in Sarvenperä angeguckt. Ein bisschen juckt es schon in den Fingern. Mikas alte Heimat, nur 20 km ausserhalb der Stadt. Einen halben oder sogar ganzen Hektar jungen Wald für 10.000 Euronen. Familie und Haus und Hof und Katze und Hund und Esel und Ziege und Wald und Feld... mit Naturlehrpfad, Vogelturm, Moor (was sonst), Grillplatz, Korsu, Laavu und altem Gehöft in Fussmarschweite. Oder bin ich doch ein richtiger Stadtmensch, der mitten in der Pampa eine Krise bekommen würde? Davon abgesehen, könnten wir da bei unserer momentanen Finanzlage höchstens ein Zelt aufstellen =)

Und last but not least hatte ich endlich mal wieder einen Treffer auf Eurobilltracker. Sogar aus Deutschland nach Finnland, jiiiihaaa! Dass ich den Schein natürlich selbst Anfang Mai in meinem Portemonaie mit nach Suomi gebracht habe, ist nicht so schlimm. Hauptsache schön langer Pfeil auf der Karte und zwei bunte Fähnchen im Profil. Abends dann gleich noch ein Treffer, aus Palokka nach Uusikaupunki. Sehr gut. Lohnt sich die viele Tipperei also doch! Wo ich doch wie alle Finnen am allerliebsten alles gleich mit Karte bezahle und nur ungern Bares mit mir herumschleppe. Aber was macht man nicht alles für die Trackerei...

Freitag, 20. Juni 2008

Schweinische Versuchung...

Heute bin ich ausserdem fast der Meeritis erlegen. Wir waren Heu kaufen und in meinem Stammladen waren plötzlich richtig viele Meerschweinchen zu verkaufen. Sonst haben die, wenn überhaupt, nur 1-2 Tiere. Vielleicht eine Auswirkung der Ausstellung vom letzten Wochenende. Ich guckte mir die Jungs an, schöne schokofarbene und schwarze Kerlchen, darunter zwei Dalmatinerjungs. Gut, dass es Böcke waren *freu*

Im Gehege der Mädels war nur ein rotbraunes und ein struppiges weisses Tier zu sehen. Aus irgendeinem Grund fragte ich trotzdem, ob das alle seien... und die Besitzerin des Ladens (wir sind befreundet) meinte daraufhin doch glatt, dass es insgesamt 8 Fräulein seien. Ach Du liebe Güte. Die musste ich natürlich sehen.

Und dann blieb mir fast der Atem stocken: da war ein wunderschönes lockiges Mädel in hellbraunem agouti, dahinter golden und am Po weiss. Waaahnsinn, war die hübsch. Und im Gesicht sah sie so sehr nach Pedrita aus. Männe dagegen hatte sich in das weisse Strubbelwesen verliebt. Ausserdem gab es noch ein rotbraunes crested, mehrere schware Glatthaars, ein schwarzes Lockentier mit hellbraunen Flecken und ein richtiges Tan-Schweinchen, also schwarz mit braunem Bauch. So eine Vielfalt sieht man hier wirklich selten.

Ich kniete bestimmt 10 min vor dem Stall und kämpfte mit mir. Wir haben sechs Finnmeeris, meine persönliche Grenze erreicht (obwohl es auch schon einmal 8 waren...), futtertechnisch und saubermachtechnisch und ich habe mir geschworen, niemals Lunkaryas zu halten. Nein, niemals, ich mag keine Locken, kein harsches Fell und mag Rentnerschweine eh mehr und habe kaum mehr Zeit für die Schweine und überhaupt... trotzdem fragte ich Mika, ob wir das braune oder das weisse nehmen sollten. Die waren sooooo schön...

Ich konnte mich absolut nicht entscheiden. Dann war es doch ganz einfach. Ich stand auf, sagte der Verkäuferin mit einem Grinsen im Gesicht, dass wir schon so viele haben und bin raus aus dem Laden. Zuhause war ich superstolz auf mich. Wir können immer noch ein Marsumursu kaufen, wenn unsere weniger geworden sind. Immerhin sind vier schon 5 Jahre alt und Ruubi ist in der letzten Zeit sehr viel ruhiger geworden. Wer weiss, was für welche noch irgendwo warten. Und ich habe ja erst letzte Woche hier geschrieben, dass ich nie Lunkaryas wollte. Soooo, puh, das war hart. Ich meide den Laden jetzt erstmal für die nächsten beiden Wochen. Gut gemacht, oder? =)

Jussiaatto...

Hach, genauso wie letztes Jahr ist Juhannus irgendwie nichts für mich. Zu langweilig, einfach nur herumzusitzen und Bier zu trinken. Wenn man ein Mökki hätte, seinen Winterpelz wegschmeissen (sprich: das erste Mal im Jahr baden gehen) und mit Freunden zusammensein könnte, wäre das vielleicht noch etwas anderes. Oder wenn man richtig wochenlang gearbeitet hätte und jetzt ein langes Wochenende frei hätte. Aber ich geniesse es momentan nicht besonders, nur zuhause zu hocken. Vor allem, wenn man das selbige eigentlich aufräumen musste, was wegen Auf-dem-Schoss-sein-will-Frida auch nicht so gut geht, wie ich das eigentlich möchte.

Aber gemacht haben wir trotzdem etwas. Heute sind Kleinkind und ich um 5 aufgestanden *puuuh*, dann haben wir die Bude sauber gemacht, Wäsche gewaschen, Breichen gegessen, Hundi gefüttert, Laufen geübt und auf den pennenden Papa gewartet. Dann doch shoppen, noch mehr Chaos als gestern. Nachmittags dann nach Kuohu. Eigentlich wollte Männe da schlafen, aber ich wollte mir die Packerei nicht antun, und so sind wir nur grillen gefahren. Was übrigens auch mit einer halbstündigen Packerei verbunden war =) In der Grillikota war es dann auch mehr als stressig, das liebe Kind von heissem Ofen, Gartenscheren, Handies, Steaks, Salat, Messern, Gabeln und nicht zuletzt vor der Tür lauernden Matschpfützen und Brennesseln zu bewahren. Klar haben wir alles mitgemacht, aber mein Nervenkostüm liess dank kurzer Nacht doch reichlich zu wünschen übrig.

Vor lauter Rumrennerei weiss ich auch gar nicht, was ich eigentlich gegessen und welchen Cider ich getrunken habe *ggg* Im Auto ist das hundemüde Mäuschen dann natürlich eingeschlafen, während es draussen mächtig gewittert hat. Typisch finnischer Sommer, hahaha. Witzigerweise pennt sie immer genau 12 Stunden, nachdem sie aufgestanden ist - man kann fast den Wecker danach stellen. Also bin ich auch schon früh ins Bett gegangen. Nix Juhannusfeuer, nix helle Mitternacht und nix Tangotanzen, aber dafür haben wir ja später immer noch viele Jahre Zeit. Umso schöner ist es, nachts neben einer selig schnarchenden Frida im taghellen Schlafzimmer zu liegen und einfach die Augen zufallen zu lassen. Jeeeaaaahhhh...

Jussihysterie...

Hahaha, hier ist wieder einmal die totale Hysterie ausgebrochen. Jussi, Mittsommer, das wichtigste Fest aller Nordeuropäer... und die Finns benehmen sich, als ob Ostern und Weihnachten auf einen Tag gefallen wären. Im Supermarkt war heute die Hölle los. Dabei sollen die drei Tage doch der Erholung dienen...

Hinz und Kunz mussten ihre Kombis und Vans mit tonnenweise Bier, Fleisch, Grillkohle und sonstigen Utensilien befüllen, das Fleischregal war leergefegt, Champignons ausverkauft, Erdbeeren zu teuer, Cider lauwarm, die Biervorräte der Märkte schmolzen wie Eis in der Sommersonne - und die Kinder in den Einkaufswagen haben um die Wette gebrüllt, Mütter mit ihren Einkaufslisten gekämpft und die Väter ihre Bierbäuche in knappen T-shirts durch die Gegend getragen. Weia... aber wir sind ja selber schuld, wenn wir unbedingt heute auch einkaufen gehen mussten =)

Mal sehen, wieviele diesmal ertrinken. Wir werden wohl die meiste Zeit zuhause sein, ich muss ordentlich aufräumen (sorri...) und einige andere liegengebliebene Dinge erledigen, ausserdem müssen endlich die Sommerblumensamen in die Erde. Da wartet man wochenlang, dass wirklich kein Frost mehr kommen kann und dann ist es schon fast wieder zu spät, haha. Typisch finnikliche Sommerpanik. Frida sieht übrigens diesesmal irgendwie anders aus als letzten Mittsommer, woran das bloss liegt?

Übrigens eines meiner absoluten Lieblingsbilder. Auch wenn der Tisch alles andere als aufgeräumt war. Aber auf die Knie passt jetzt höchstens noch der dicke Frida-Windelpopo *ggg* Und diese Haaaaaare... die Farbe ist übrigens immer noch hellrot. Keine Ahnung, welche unbekannten Urahnen dafür wieder die Verantwortung tragen, Männe und ich tragen ja dunkelbraun =)

Mittwoch, 18. Juni 2008

Toll ist...

Toll ist, wenn es auf Arbeit so viel Spass macht und man so viel zu tun hat, dass die 6 Stunden wie im Flug vergehen. Wenn man zum ersten Mal nach 13 Monaten einen richtigen Zahltag hat und auf der Lohnabrechnung vom Juli schon das Urlaubsgeld lacht. Wenn man richtig am Computer fuzzeln kann, ohne dass jemand ständig am vollgekleckerten Hosenbein zieht. Und wenn derjenige dann doch gegen 14 Uhr ins Büro gebracht wird, sich mit seinen weichen Beinchen und nackigen Ärmchen auf dem Schoss bequem macht und mit lauter Stimme gagn gagn koira koira sagt.

Traurig ist, wenn derjenige aus unerfindlichen Gründen dreimal am Tag spucken muss. Viel Milch und ein bisschen Brötchen und Gemüsebrei. Mit viel Weinen. Ganz müde und blass ist und sich nur durch Hundebilder (ich hebe jetzt immer die Werbung der zahlreichen Zooläden auf) zu einem Grinsen hinreissen lässt. Wenn das sonst ewig winkende und lachende Kleinkind seinen Kopf an Mamas Schulter verbirgt, wenn der Chef ihr freundlich zuwinkt. Sich immer wieder die Augen reibt. Und wenn man einen doofen Mückenstich am Kopf hat.

Aber schön ist wieder, wenn das kleine Menschlein (wie kann ein Mensch nur 74 cm gross ein... irgendwie irre so ein lebendiges Zwergi...) am Abend lustig in der Badewanne plantscht, gierig an der Brust nuckelt, sein Lachen wiederfindet und dann selig einschläft. Aber vielleicht sollte man wirklich noch nicht um 5 Uhr morgens aufstehen, wenn man eigentlich eine notorische Nachteule ist. Schlaf gut kleine Frida. Und Mama hängt gerade ohne Hosenbeinzupfer am heimischen Schlepptopp, während Männe ganz in Ruhe echt finnikliche Pizza bäckt =)

Dienstag, 17. Juni 2008

Man läuft...

Hihi, unsere Maus läuft endlich! Aufgerichtet hat sie sich ja schon im März, wenn irgendeine Kiste oder ein Sofa in der Nähe war. Aber sie hat sich immer auf die Knie fallen lassen, wenn man sie an die Hände genommen hat. Ausser heute... heute Nacht auf dem Weg vom Bad ins Schlafzimmer hat es angefangen. Sie läuft an den Händen, schaukelt wie eine Betrunkene und lacht sich dabei kaputt, dreht immer wieder den Kopf zu Mama oder Papa hoch und grinst wie ein Honigkuchenpferd. Und will immer immer wieder. Weint, wenn sie zurück auf den Fussboden muss. Will weiter laufen. Meine kleine Motte!!!!!

Montag, 16. Juni 2008

Zuhause...

Eigentlich frage ich mich schon länger theoretisch, wie man Beruf und Kind am besten vereinbart. Als blauäugige Traumtänzerin bin ich aber bisher davon ausgegangen, dass schlaflose Nächte schlagartig der Vergangenheit angehören, wenn man erst einmal wieder im Eichhörnchenrad (das heisst hier wirklich so) der Berufstätigkeit angekommen ist. Tsja, dem ist wohl doch nicht so =)

Jedenfalls ist hier der ziemliche Notstand ausgebrochen. Seit Sonnabend hat Männe die Schüsselkrankheit, also eine echt irische Magenverstimmung und ich leide unter den Folgen einer verschleppten Erkältung, höre mich an wie Tina Turnschuh oder Joe Cocker und bin dank entzündeten oder zumindest verstopften Ohren so gut wie taub. Ein Fluch, der mich schon jahrelang verfolgt - andere Leute bekommen Fieber und ich Ohrenschmerzen. Na super. Wo ich doch gerade im Büro so richtig durchstarten wollte. Also erst einmal krank geschrieben. Was auch ganz gut ist, wenn man tagsüber beim Stillen einschnarcht und dann auch noch die ganze Nacht mehr oder weniger im Bett verbringt. Wenn man schlapp ist und sich gegenseitig pflegen muss. Dass die Wohnung mit halb ausgepackten Taschen, Hundehaaren und Wäschebergen wieder einmal wie nach einem Bombenanschlag aussieht, brauche ich sicher gar nicht erst zu erwähnen.

Zum Glück ist Frida gesund. Und zum Glück haben beide Krankheiten gewartet, bis wir wieder zuhause angekommen sind!
Übrigens ist es in Finnland ganz legal, selbst gesund und mit gesundem Kind zuhause zu bleiben, wenn der Partner, der eigentlich auf das Kleine aufpassen sollte, so richtig krank ist. Ein tolles Land, nicht wahr? Wobei wir auch immer unsozialer werden, wenn man den Zeitschriften und Internetforen Glauben schenken darf. Auch in Finnland weht ein kälterer Wind. Aber man ist zumindest weitaus kinderfreundlicher als in meiner alten Heimat. Und jetzt hat ja eh Hinz und Kunz Ferien und in drei Tagen ist Mittsommer... wo ist nur die Zeit geblieben?

Sonntag, 15. Juni 2008

Tulach Mhór...

So, da simma wieda. Wie der aufmerksame Leser vielleicht schon vorletzte Woche feststellen konnte, waren Mika, Frida und ich für eine Woche in Irland. Tullamore, in the Midlands, Co. Offaly, the middle of nowhere und doch im Herzen der grünen Insel. Inmitten der einsamen, wunderschönen, schauerlichen, geliebten und gehassten, als Habitat, Einkommensquelle und Erholungsgebiete sehr wichtigen Moore, Bog of Allen, Clara Bog, Lough Boora und wie sie alle heissen. Meiner einer ist ja sozusagen die rechte und linke Hand eines grossen Verbandes für alles, was sich wissenschaftlich und industriell mit Mooren und Torf befasst.

Alle vier Jahre haben wir einen grossen Kongress und der fand nun, ganz passend in der zweiten Woche nach meinem Mamaurlaub, in Irland statt. Die ganze Familie musste natürlich mit, weil Frida selbstverständlich noch die Mama braucht (bzw. deren Milch), die Mama aber tagsüber anderweitig gebraucht wurde und dann der Papa einspringen musste. Der sich überhaupt als ganz tapferer Recke erwiesen hat.

Während die Mama fast Vollzeit auf Meetings, in Vorlesungen, mit drei Kameras, Heftern und Handy in der Hand, buchverkaufend, minutesschreibend, smalltalkend und last but not least auf glanzvollen Dinners herumhing, trug der tapfere Papa das Babymäuschen stundenlang im Ergo herum, fütterte leckere irrländische Gläschen in gierige Schnäuzchen, wehrte nette Tanten und Onkels vom schlafenden Nachwuchs ab und tat auch sonst alles, damit der Familiensegen einigermassen erhalten blieb. Trotz 24/7 Stresses, trotz Affenhitze und Regenschauern, trotz ausfallenden Handies, verlängerten Palavern, dämlichen Twin-Bett-Zimmern und sonstigen Widrigkeiten.

Aber alles in allem hatten wir eine schöne Woche. Frida hat jede Nacht durchgeschlafen, hat es halbwegs gut allein mit dem Papa ausgehalten, die Mama hat schönes Feedback bekommen und konnte endlich wieder einmal ihre vielen netten Kollegen (500...) aus aller Welt treffen, wir haben schöne Landschaften, Häuser und natürlich Moore gesehen und uns zwischendurch auch ein klein bisschen erholt.

Bei lecker Guinness, Smithwicks und labberigen Sandwiches, Kartoffelbrei, zerkochtem Gemüse, dem leckeren Tullamore Whisky und sonstigen Spezialitäten. Mit Riverdance, Irenmucke und Fussball auf RTE. Mit vielen Kühen, Schafen und Katzen. Hecken, Steinmauern und Gruselschlössern. Die grüne Insel war genauso grün wie Finnland im Sommer *lach* und ich hatte natürlich meinen Kauderwelsch Gälisch-Führer zuhause gelassen. Aber egal, schön war es trotzdem.

Wir müssen da unbedingt mal Urlaub machen. Auch wenn ich noch herausfinden muss, wie in aller Welt man dort herumkommt, ohne einen Mietwagen nehmen zu müssen. Der Linksverkehr ist wie immer arg, arg gewöhnungsbedürftig. Besonders, wenn man nach drei Tagen dann gar nicht mehr weiss, in welchem Land die Autos denn nun von wo kamen und nur noch am Rennen ist *ggg* Es gab übrigens auch eine Post-Congress-Tour, die unter anderem nach Galway und Belfast führte, aber das war für Frida noch zu anstrengend. Vielleicht später einmal...

Freitag, 6. Juni 2008

Nelson krank...

Leider gibt es auch sehr traurige Nachrichten. Gestern war ich mit Nelson (und Frida natürlich) beim Tierarzt, wo er gegen Zwingerhusten geimpft wurde. Übrigens nett, dass die einen per Post an die Impfungen erinnern. Ich kenne zwar die Vorbehalte gegen das Impfen bei Hunden und Babies, bin aber nicht Experte genug, um da wirklich eine Entscheidung treffen zu können. Also hat die liebe Fellnase eine Spritze bekommen und nicht einmal mit der Wimper gezuckt.

Aber alles andere ist schlimm. Sein Herz hat immer noch wilde Nebengeräusche, seine Eckzähne sind schon eh und je im Eimer und beim Abtasten stellte die Tierärztin sofort fest, dass sich in den Hoden Tumoren gebildet haben. Na suuuper... ich wollte eh danach fragen, weil die Bammeldinger in der letzten Zeit irgendwie anders ausgesehen haben, etwas grösser und sie hängen einfach anders als vorher. Meist geht ja Mika mit Hundi spazieren und dem ist das noch nicht aufgefallen. Jedenfalls würde nur eine Kastration helfen. Dagegen habe ich auch nichts - aber das Risiko, dass er mit seinem Herzen nicht mehr aus der Narkose aufwacht, soll ziemlich gross sein. Und jetzt?

Entweder der arme Kerl stirbt an seinem schwachen Herz - er hustet und keucht jetzt bei der Hitze extrem und man muss ganz langsam mit ihm spazierengehen, wenn es nicht gerade früh morgens oder spät abends ist - oder an dem dämlichen Krebs. Welches kommt zuerst? Was ist schlimmer? Wie lange geht es ihm noch gut? Taub ist er ja inzwischen auch *heul* Oder er klappt ab, wenn er operiert wird. Wenn wir ihm eigentlich helfen wollen. Was soll man da bloss tun? Er ist doch mein grosser lieber Schmusebär, so einen Hund finden wir im Leben nicht wieder.

Auf jeden Fall bekommt er jetzt weiter Fortekor, wir stellen ihn wieder auf Barfen um, lassen das vorgeschlagene Röntgenbild des Brustkorbs machen, fragen dann noch einmal mindestens einen anderen Doc und dann entscheiden wir. So richtig begreife ich das alles natürlich noch nicht. Mein Nelson sterben??? Nicht wieder aufwachen??? Wo wir ihn selbst hinbringen??? Das geht nicht... Mein einziger Trost ist, dass er schon 2002 in Tallinn eingeschläfert werden sollte, weil ihn niemand wollte. Er sah "zu normal aus"... bis die netten Finns von Pelastetaan Koirat ihn auf ihre Website setzten und eine kleine frisch ausgewanderte Deutsche sein Bild sah und sich verliebte...

Seitdem hatte er sechs mehr oder weniger schöne Jahre bei uns. Ach mein grosser, lieber, knuddliger Nelsie. Du darfst noch nicht gehen. Aber wenn Du wirklich musst, dann helfen wir Dir natürlich. Versprochen.

Donnerstag, 5. Juni 2008

Hammaslääkäri...

Wie man sieht, habe ich keine Zeit fürs Bloggen mehr, haha. Aber meine Depriphase ist schon weitaus besser geworden. Gestern nacht habe ich endlich halbwegs vernünftig geschlafen. Die Arbeit ist herausfordernd und macht Spass und am Nachmittag kann ich den Sommer, die Sonne (Affenhitze...) und Frida geniessen. Und von Karrierefrau auf Weichspülmami umsteigen =)

Heute war Frida zum ersten Mal beim Zahnarzt bzw. bei der zuständigen Schwester. Wir haben dafür richtig per Post eine Einladung von der Gemeinde bekommen, mit schon vorreserviertem Termin. Papa Staat passt halt auf *ggg* Frida hat eine Zahnbürste geschenkt bekommen, ihr wurde kurz und ganz vorsichtig ins Mäulchen geschaut, auf die Vorteile von Xylitol-Kaugummis und -pastillen hingewiesen und das war's schon. Frida hat nicht geweint.

Als Deutsche nahm ich mit einem schiefen Grinsen hin, dass wir mit dem Zähneputzen anfangen sollen, wenn die ersten Backenzähne kommen (macht sie natürlich schon seit dem ersten Beisserchen im November) und amüsierte mich in aller Stille über die Bemerkung, dass im ach so tollen Suomi (sorry...) der Zahnarzt bis zum 8. Lebensjahr kostenlos ist. Tsja, aber im Unterschied zu Deutschland auch nur bis dahin =)

Montag, 2. Juni 2008

Zwei Leben...

Wie die Überschrift schon sagt, versuche ich jetzt, sozusagen zwei Leben zu kombinieren. Sehr komisch. Morgens schön auf Arbeit gestiefelt und es war richtig nett. Man konnte in Ruhe alles neu kennenlernen, am Computer fudeln, sogar essen, ohne ständig gehetzt in die Runde zu gucken und jemandem am Hosenbein hängen zu haben. Andererseits habe ich schon ziemlich oft auf die Uhr geschielt und mich gefragt, was ich denn sonst so alles acht Stunden lang im Büro gemacht habe *lach* Zum Glück konnte ich heute schon um 13 Uhr abdampfen.

Im Auto sass dann eine liebe kleine Knuddelmaus - mein anderes Leben. Ich musste sie sofort aus dem Sitz nehmen und abknutschen und auch sie streckte sofort die Ärmchen aus und wollte auf meinen Schoss. Süss!!! Männe ist auf Arbeit und ich mit Madamchen nach Hause, wo wir erst einmal ausgiebig gespielt und dann den Geschirrspüler eingeräumt haben. Dabei habe ich allerdings auch auf die Uhr geschielt. Mannomann, immer diese Unzufriedenheit =) Obwohl ich das Robben auf dem Fussboden diesmal weitaus mehr genossen habe als sonst. Um 15 Uhr war dann in Palokka Babycafé und ich bin praktisch in mein gutes altes Mamaleben zurückgekehrt. Sehr schön und so vertraut.

Bis ich dann auf der Rückfahrt feststellte, dass es ja schon 18 Uhr war, noch kein Essen vorbereitet geschweige denn der Einkauf erledigt noch die Bude aufgeräumt noch Mails gelesen oder Rechnungen bezahlt oder das liebe Facebook oder der Blog upgedatet waren. Uuuups. Da liegt also der Hase im Pfeffer. Natürlich kann man zwei Leben vereinbaren - aber dann ist der Tag halt eher zu Ende. Beziehungsweise klappt man schon um 20 Uhr auf dem Sofa ab oder so. Na, das kann noch heiter werden =)

P.S. Natürlich hat Frida den ersten Tag mit Papa glänzend überstanden. Morgens um 7 von selbst wach geworden, brav Brei gegessen, Tagessachen angezogen, zweimal spazieren gewesen, einmal dabei eingeschlafen, zwei Stunden geratzt, dann Schinkensosse gegessen, Windel vollgepupst, ins Auto gesetzt und Mama abgeholt. War da was? Vielleicht hätte Mika ja das Baby von Anfang an nehmen sollen. Der kann das irgendwie besser als ich...

Sonntag, 1. Juni 2008

Purzeltag 2

In dem ganzen Arbeitsbeginnstress habe ich natürlich ganz vergessen zu erwähnen, dass Frida am Sonntag ja ihre richtige, grosse Geburtstagsfeier hatte. Hier sind Bilder. Wieder einmal platzte unsere Bude angesichts der Verwandtenflut völlig aus den Nähten. Die natürlich nicht im Internet abgebildet sein wollen. Aber wie man sieht, gibt es bald noch mehr Familienmitglieder, hehe. Und Frida hat es am Ende umgehauen wie einen echten Finnen. Mit Hosenstall auf und Bärchenbrause in der Hand =)

Fridas Jahr vorbei...

Hach, mir ist ganz komisch zumute. Einerseits freue ich mich auf mein Büro und meine Kollegen, andererseits kommt es mir vor, als ob mir morgen ein Arm oder ein Bein abgehackt wird. Und besonders im grossen und weltgeschichtlichen Kontext ist es schwer zu akzeptieren, dass das Jahr mit Fridababy jetzt vorbei ist. Ehrlich gesagt, kommt es mir vor, als ob Frida morgen ganz weg sein wird. Als ob wir sie nie wiedersehen - dabei wird mir spätestens morgen Nachmittag genauso ein Hosenscheisserchen am Bein kleben wie sonst auch immer. Aber die Zeit, wo ich mich ganz und gar der kleinen Maus widmen konnte (ääähm musste), ist halt vorbei und kommt nie wieder.

Angst habe ich auch vor dem Moment, wo ich realisiere, dass ich im Alltagsstress angekommen bin. Dass ich halt jeden Morgen, jede Woche von Montags bis Freitags und von Sommer bis Winter um 6:30 aufstehen und dann 6 Stunden auf Arbeit zubringen muss und mir nicht mehr frei wie ein Vögelchen bin. Noch schlimmer wird das sicher dann, wenn Frida bei der Pflegefamilie ist. Ich bin wirklich heilfroh, dass sie jetzt noch zwei Monate in Papis Obhut sein darf. Und dass ich bald Urlaub habe. Aber im Herbst... wobei ich mich hoffentlich dann schon wieder an den Alltagsrhytmus gewöhnt habe. Und wenn ich ehrlich sein soll, ist das Stress- und Ungewissheitslevel zuhause sogar noch viel höher als auf Arbeit. Vor allem darf ich nicht vergessen, dass wir das Geld brauchen und dass es jetzt im Sommer keine Clubs u.ä. mehr gibt, sondern mir total die Decke auf den Kopf fallen würde.

Und überhaupt - ich habe es doch gar nicht genossen, zuhause zu sein. Aber komisch ist es schon. Naja. Es soll ja auch gewisse Leute gegeben haben, die wie ein Schlosshund geheult haben, sowohl als sie in Finnland zum studieren angekommen sind als auch (selbstverständlich!) bei der Abfahrt. Die kräftig geschluckt haben, als sie sich vor einem Jahr vom Büro und den Kollegen verabschieden mussten und genauso, als sie dorthin zurückkehrten. Wahrscheinlich ist das das gleiche Phänomen - der Mensch ist halt ein Gewohnheitstier *ggg* Dämlich =)