Donnerstag, 30. September 2010

Calming down...

Nach den vielen stressigen Wochen, eigentlich schon seit Anfang des Jahres, ist es jetzt wirklich an der Zeit, langsam wieder herunterzukommen. Wobei die Situation wirklich ungewöhnlich ist. Gerade aus Deutschland wiedergekommen, zurück auf Arbeit und zu Laura, die erste volle Hobbywoche für Frida mit Muskari (Musikspielschule), Mamis Russischkurs und Fridas deutscher Spielgruppe, und dann hat Papa aufgrund unserer prekären finanziellen Situation auch noch einen L&T-Job angenommen, ist also morgens und abends unterwegs. Die Katzenviecher pinkeln überall hin und die Schweine wollen Futter und eigentlich müsste man auch die Sommersachen wegsortieren und und und...

Sehr komisch und geradezu amüsant, ist es auch, wenn man ständig mit leerem Einkaufskorb durch die Läden schlendert (muss), nur Pirkka, Rainbow und Extra-Lebensmittel kauft und zig grössere Ausgaben vor sich herschiebt, in die graue Zukunft des nächsten Gehaltstages oder den noch nebligeren Tag unseres Hausverkaufs. Ganz komisch, wo ich sonst zwar gespart habe, aber nie wirklich jeden Penny dreimal umdrehen musste. Frida war auch deshalb total durchgedreht, weil der Papi seit letztem Mittwoch wirklich jeden Abend Eishockey fürs Fersehen filmen durfte (eigentlich ein Traumjob für ihn, aber halt immer abends...) und weil Mami eben auch mehr auf die Trümmer in unserer halbeingeräumten Bude schaut, als mit ihr ganz in Ruhe zu spielen.

Aber wie soll man auch mit einem ewig maulenden und nein-sagenden Kleinkind spielen *seufz* Jedenfalls war ich am Freitag so geplättet (auch aufgrund der Ultraschallhiobsbotschaften), dass Tiita erstmal bei Mummo geschlafen hat und Männe und ich hier nachts und am Vormittag Möbel gerückt haben. Wow, jetzt sieht das Wohnküchenzimmer wirklich skandinavisch leer und mein Schlafzimmer richtig gemütlich aus, obwohl es wirklich mehr vollgestellt ist, ausserdem sind die Bücher weitaus besser angeordnet. Ich liebe ja meine gigantische Finnland-Bibliothek, auch wenn ich wahrscheinlich noch Jahrzehnte brauche, um die ganzen Bildbände durchzulesen *lach*

Am Sonntag waren wir mit Männes Cousinfamilie im Wald unterwegs, haben dem Nälkämäki nach langer Zeit mal wieder einen Besuch abgestattet (letztes Mal mit Nelson 2004...) und ganz entgegen dem Hungersbergnamen da mit Jani, Minna, Anna und Antsu schön Würstchen gegrillt und Brötchen gegessen. Sogar ein paar knallbraune Pilze sind dabei herausgesprungen. Und man konnte die grün-gelbe Finnenlandschaft bei tollem warmen Sonnenschein von oben angucken. Wald bis zum geht-nicht-mehr und ein blinkender blauer See.

Montag dann Männe den ganzen Tag auf Dienstreise, ein paar Hammernachrichten auf Arbeit, abends dann noch Russisch in der Volkshochschule zusammen mit Tiita (hat sich ganz tapfer geschlagen und war ganz lieb), Dienstag wieder allein bis spät abends - inklusive täglichem bitterlichen Weinen, wenn Papas Auto nicht auf dem Parkplatz steht - Maulen und Zappeln und unaufhörlicher Redefluss einer neugierigen Dreijährigen, und fertig war mein halber Nervenzusammenbruch. Booaah, ekelhaft, diese ständigen Bauchschmerzen. Da Männes Mama aber meinte, dass es bis zu einem halben Jahr (plus vielleicht noch ein halbes Jahr) dauern kann, bis man operiert wird, musste ich unbedingt selbst da irgendwie raus. Frida herunterfahren und dann uns. Oder andersrum.

Also striktes Reglement... mehr zusammen machen, Männes Alberei und ständige dämliche Scherze bremsen, nicht vor Tiita streiten, kein Internet und Handy abends, festes Zeitmanagement, viel auf den Schoss nehmen und Fernseh aus - wieder einmal. Ist bei uns Frauenzimmern allein abends normal, aber eben nicht, wenn ein Kerl im Haus ist - dann rennen wir nämlich abwechselnd von unseren Pflichten weg und reichen das Kind nur von einem zum anderen, was meist in totalem Chaos endet, weil niemand Verantwortung übernimmt.

Und Tiita sich dann gegen alles sträubt. Klar, sie ist aktiver als andere Kids, viel neugieriger, mit eigenem Willen und neuerdings sehr schnell beleidigt, aber sie geniesst es wirklich, wenn man sich voll und ganz ihr zuwendet, so schwer das auch manchmal ist und so wiedersprüchlich es zu sein scheint, ein herumstinkendes Etwas auch noch lieb zu haben =) Von "Äiti on tyhmä!!!" bis "Äiti, du bist main Ängäl" ist alles dabei... mittlerweile sogar im gefühlten Minutentakt.

Jedenfalls ist sie nach dem dritten Vorleseabend mit gemeinsamem ganz ruhigen Abendessen jetzt schon richtig schnell müde geworden und eingeschlafen, noch ehe Mamis Augen zugegangen sind, und hat auch nicht lauthals protestiert, als wir das Licht ausgemacht haben. Sitzen beim Essen klappt noch nicht, Zähne putzen manchmal und Anziehen nur, wenn es irgendwelche Prinzessinensachen sind, aber das kriegen wir auch noch hin. Und siehe da, meiner einer konnte jetzt spät abends und ganz allein sogar den Geschirrspüler einräumen und bloggt jetzt - wer sagt es denn. Gestern und vorgestern habe ich auch kurze Walks eingeschoben, abends in Kuohu und mittags im Stadtzentrum. Bei toller Laubfärbung. Super. Vielleicht was auch alles im September ein bisschen viel. Für alle.

Freitag, 24. September 2010

Gift und Galle...

Das Geheimnis meiner ominösen Bauchschmerzen hat sich jetzt auch vorläufig gelüftet. Streifenbauch in der lokalen Poliklinik ultrageschallt - zu meiner grossen Freude im gleichen Raum, in dem wir Hugobaby zum ersten Mal erblicken durften - und tatsächlich darf sich meiner einer über Gallensteine freuen. Alles voll davon, tolle geologische Ablagerungen. Was man als über 30jährige alles für eigenartige Zipperlein entwickelt! Männes Mama wurde daran letztes Jahr operiert und mir blüht bestimmt das gleiche Schicksal. Na super. Aber ich bin irgendwie auch froh, dass sie etwas gefunden haben. Dieses ewige Unwohlsein und Schweben zwischen Hunger und Völlegefühl und Rückenschmerzen und Drücken im Bauch, verbunden mit der ständigen Angst, etwas Falsches zu essen - nein danke. Mehiläinen, mein privates Arbeitsarztzentrum, hat übrigens im April nur auf Helibakterien oder Milchallergie getippt und nichts gefunden. Hoch lebe also diesmal das finnikliche öffentliche Gesundheitssystem =) Und ich bin immer noch und für alle Zeiten stinkfuchssupersauer, dass meine Schildi-Unterfunktion nicht gleich und sofort in 2003 statt 2005 festgestellt würde, sonst würde ich nämlich heute mit 30 kg weniger herumlaufen und hätte vielleicht weniger Probleme, in allen Richtungen. FCUK kann man da nur sagen.

Donnerstag, 23. September 2010

Fotoherbst...

Zurück in beautiful Finland und im Herbst angekommen. Wobei die Bäume noch viel grüner sind, als ich das angenommen hatte - aber insgesamt sieht es bei ungefähr 8 Grad tagsüber doch schon herbstlicher aus als in D. Wir haben ja auch viel mehr Birken. Die sind ungefähr zur Hälfte quittengelb, aber es hängt auch vom Standort ab. Der Wein auf der Terasse ist knallrot, der kleine Baum vor unserem Eingang ziemlich rosa und die Büsche sind rotgelb, haben aber auch schon viele Blätter verloren. Am beindruckendsten sind ja immer die Ahornbäume, die sich jetzt gerade von oben nach unten erst gelb und dann knallrot färben. Waaahnsinn.

Es ist übrigens doof, ohne Kamera zu sein. Mein Nokia Mini N97 macht ganz akzeptable Bilder, aber es muss genug Licht sein und niemand darf sich dabei bewegen *örks* Wobei die Verschmierungen ab und zu ganz kreativ aussehen, hahaha. Momentan kann ich die Bilder auch nicht direkt auf FB und hier posten, weil die Emaileinstellungen hops gegangen sind. Für meine zukünftige Kamera schwanke ich momentan zwischen einer Ixus und Powershot von Canon, bin mir aber noch nicht so sicher. Die Ixus wäre sehr viel praktischer in der Handtasche (da immer dabei), aber die ist in den Händen wirklich so winzig und man kann viele Optionen halt nur über das Menu auswählen, was mir in kritischen Momenten zu lange dauert und zu fummelig ist. Die Powershot sieht dagegen eher wie eine richtige Kamera aus und kann mit einem Rädchen bedient werden. Irre ist auch, wieviele verschiedene Modelle es da gibt... ich nehme mal an, dass je teurer umso besser... aber was braucht man wirklich?
So lange unser Haus noch nicht verkauft ist, muss ich eh noch warten (oder auf einen Lottogewinn hoffen), ausserdem kommen die neuen Modelle sicher erst nach der Photokina heraus. Naja, abwarten und sich schon freuen =) Jetzt hatte ich übrigens eine Powershot, ich glaube 2005 gekauft. Vorher auch schon Canon, erst mit Film und dann digital. Oder ist Nikon besser? Oder etwas ganz anderes? Die Kamera muss schnell sein, nicht allzu schwer, viele Funktionen haben (jaaa, schwammig...), unter anderem für Schnee und gern etwas für superschnelle Rallyautos, sie muss in der Dämmerung gute Bilder machen, der Blitz muss ausschaltbar sein und sie soll nicht so viele Batterien schlucken... Ansonsten bin ich kein Fotoprofi, sondern knipse einhändig in der Weltgeschichte herum, liebe aber spontane Bilder... und liebe die Fotos von Järkkäri-Kameras, aber sie sind soo klotzig und schwer und umständlich.

Montag, 20. September 2010

Tiergehege...

Ich bin immer froh, wenn der letzte Urlaubstag an einem Wochentag ist, so kann man wenigstens noch einmal einkaufen, was einem spontan noch so einfällt. Frida war glücklicherweise wieder hergestellt und Männe und ich hatte das Virus bisher dank vorbeugenden allabendlichen Vodka- und Muskatellerkonsums verschont. Also Fressnapf besucht, den einzigen Tierladen, wo Männchen und Weibchen Meerschwein getrennt gehalten und regelmässig mit frischer Einstreu, Wasser und Heu versorgt werden *malerwähnenmuss*. Danach schnell ABC-Schuhe, aber irgendwie ist neuerdings selbst Grösse 41 (!!!) zu klein, keine Ahnung, was die da zusammenschustern... und zum Schluss der gute alte Halberstädter Tiergarten in den Spiegelsbergen.

War früher Pflichtprogramm alle paar Wochen und ist auch jetzt noch, wenn auch die Gehege jetzt im Herbst etwas vernachlässigt und verwildert aussehen. Und wenn ich inzwischen kein allzugrosser Zoo-Fan mehr bin, weil man die Tiere ja im Fernsehen in der Natur viel besser sehen kann, ohne dass sie ihr Leben lang eingesperrt werden müssen. Grosse Zoos sind da natürlich auch noch einmal etwas ganz anderes, von der Präsentation und vom Austattungsgrad. Aber es war wieder einmal schön, die Wölfe und Esel Pinoccio zu sehen, die Marderhunde und Schnee-Eulen auf finnisch zu grüssen, und überhaupt durch den schönen schattigen Wald zu streifen.

Auf dem Spielplatz da fanden sich übrigens sogar ein paar Spielkameraden für Frida (und neue Namen, haha). Der war fast besser als der ganze Zoo, fand zumindest Tiita. Hinterher noch ein Eis, Kuchen und Cappuccino im Hotel neben dem Reiterhof, ein paar Kastanien gesammelt (wachsen in Jyväskylä dummerweise nicht...), dann noch schnell alle vergessenen Sachen beim Cousinchen eingesammelt und wieder ein schöner Tag um. Ich ärgere mich nur, dass wir diesmal keine Zeit für die Tierheime in Derenburg und HBS gefunden haben, aber wir können ja eh keinen mitnehmen :( Die suchen übrigens händeringend Pflegestellen und natürlich gute endgültige Zuhauses für ihre Fellnasen, falls Da jemand von Euch helfen kann.

Sonntag, 19. September 2010

Yrjö...

Wenn man ganz dolle Heimweh und ein paar Yrjöviren im Bauch hat, muss man nachts schon wieder die Kloschüssel vollk***. Mama mit dicken Augenringen und Sorgenfalten auf der Stirn daneben. Na, dann verpennen wir eben den ganzen Tag. Männe früh noch zur DTM gefahren und dann mit Tiita bis 16 Uhr im Bett geschnarcht. Muss auch mal sein.

Samstag, 18. September 2010

Suomipäivä...

Heute war etwas ganz besonderes - ein richtiger Finnischer Tag auf der Landesgartenschau in Aschersleben. Davon wussten wir schon monatelang, aber es hatte sich doch fast zufällig ergeben, dass wir genau zu der Zeit hier sein würden. Hihi, noch ein paar echte Finnen mehr =) Frida hatte sich in der Nacht davor übergeben müssen (Familienfeiervirus), aber zum Glück war sie tagsüber wieder ziemlich fidel. Vor allem, nachdem ihr der Opa gezeigt hatte, wie man das Weiche aus echten matschigen ostdeutschen Brötchen pulen kann *ggg*

Huch, und dann hingen auch die blau-weissen Fahnen am umzäunten Ascherslebener Stadtpark und am Eingang stand "tervetuloa". Gar nicht auszudenken, wie ich gehüpft wäre, hätte es so etwas 2000-2001 irgendwo gegeben. Und auch jetzt wurde mir ganz warm ums Herz und die Augen ganz feucht, hihi. Dann auch noch Rentiere. Zwei Rens, vom Rentierpark in Salzwedel und ganz zahm, viel zutraulicher als die in Lappland. Toll. Daneben gab es noch Informationsmaterial über das schönste Land der Welt, Tonttus, Pins der Deutsch-Finnischen Gesellschaft, Lachsbrote und Pulla, Lapin Kulta und Marimekko, Skimützen und T-shirts. Alles von zuhause mitten nach Mitteldeutschland gebracht =)

Wir liessen natürlich die Schätze für die noch Finnland-Unkundigen über, unterhielten uns aber sehr nett mit den Leuten von der sachsen-anhaltinischen DFG. Meine Eltern sind da ja auch Mitglied, was sich schon allein aufgrund der Fährenrabatte lohnt. Und meiner Meinung auch Ehrensache ist, wenn man schon ein finnlandverrücktes Kind hat. Ich habe alle zu uns nach Jykälä eingeladen und dann haben wir zugehört, wie die Stadtherren von Aschersleben und Kerava ihre neue Städtepartnerschaft bekanntgegeben haben. Sehr gut, auch wenn ich beide Orte sehr unterschiedlich finde - aber Kerava ist sicher für Deutsche per Flug und Bus leichter zu erreichen als irgendein Provinznest =) Jyväskylä hat übrigens Potsdam als Partnerstadt.

Frida hat also Rentiere geguckt und Hausmalfarben begutachtet, dann sind wir zu einem Kinderspielhaus gepilgert, haben Stangenhaufen begutachtet, die zum Klettern gedacht waren und mit riesigen Legosteinen gespielt - und ganz nebenbei jede Menge Kindernamen fürs Archiv aufgeschnappt. Ansonsten war auf der Laga, und überhaupt in Deutschland, nicht allzuviel für Kinder. Kein neutraler Saft an Ständen (nur ständig pladdernde Caprisonne), keine Pupstöpfchen, nicht einmal in Wickelräumen, keine Kinderkonzerte, keine kostenlosen Buggies, kleine Becher nur auf Nachfrage usw. Dafür gab es in allen Harzrestaurants Kindergerichte, viele Fremde haben mit Frida geschäkert oder versucht, sich mit ihr zu unterhalten und hier und da wurden ihr Süssigkeiten zugesteckt, was es in Finnland gsd überhaupt nicht gibt.

Eigentlich haben wir also zuerst etwas zu Essen und dann noch einen Spielplatz oder eine Hüpfburg gesucht, aber Fehlanzeige. Nur komische Kunstwerke und halt Blumen und jede Menge Rentner. Also wieder zurück an den Anfang und zu den Finns, wo man noch Frauentragen, Gummistiefelweitwurf und Handyzielwerfen demonstrierte. Ein richtig finnisches Baby war übrigens auch da und schon von weitem am - Ihr dürft raten - Reima Haalari statt Jeans zu erkennen =) Frida warf übrigens ihren Stiefel zusammen mit dem Keravaer Bürgermeister, hahaha. Und im Fernsehen waren wir am Abend auch, aber nur ganz kurz. Ein sehr gelungener Tag. Kiitos Suomi ja kohta tullaan takaisin!

Freitag, 17. September 2010

DTM girl...

Wenn man einen Papa hat, der nichts anderes als Rally und Eishockey im Kopf hat, dann muss man natürlich auch in Germanien irgendeinen Autowettbewerb besuchen. Und wenn man schon einmal in Sachsen-Anhalt ist (und natürlich zur richtigen Zeit), dann muss das natürlich die Deutsche Tourenwagen Meisterschaft in Oschersleben sein =) Am Freitag zum freien Training mit Mama, Papa und Frida und das restliche Wochenende Männe allein. War sehr schön. Auch wenn das für mich bedeutet, jeweils morgens und abends je 50 km zu fahren, um den Kerl hinzubringen und wieder abzuholen. Aber dafür nerve ich ihn zuhause in Finnland auch immer mit Hunde- und Schweinieshows und allen möglichen Immobilienbesichtigungswünschen... =)


Donnerstag, 16. September 2010

Prinzessinnenschloss...

Sieh das Gute liegt so nah... irgendwie schafft man es nie, die echten Sehenswürdigkeiten der ganz nahen Umgebung zu besichtigen. So war ich noch nie im Alvar-Aalto-Museum in Jyäskylä und noch nie im Halberstädter Gleimhaus. Und ganz bestimmt schon 25 Jahre nicht mehr auf dem Wernigeröder Schloss, was doch so wunderschön romantisch auf den Hügeln überhalb der Stadt thront und einem beim Vorbeifahren immer wieder fast Tränen der Rührung in die Augen treibt.

Neeein, ich bin gar nicht böse, dass Wernigerode so viele Touristen anzieht, sondern froh, dass wir so eine wunderschöne Stadt gleich um die Ecke haben. Dort könnten wir vielleicht eines Tages hinziehen, wenn ich die Nase von meinem kalten Fennoskandia voll habe. Nur die Leute mit den allzu kurzen Haaren und Staffis an der Leine müssten noch aus der Harzregion verschwinden *örks*

Und die Art zu sprechen ist inzwischen sehr gossenhaft geworden, ist aber auch kein Wunder, wenn (fast) alle gebildeten Leute nach dem Abi flüchten (müssen).

Aber zurück zum Schloss. Meine alte Studienroute nach WR getuckert, gleich vorn auf dem Parkplatz geparkt (sensationelle 2,50 e für den ganzen Tag) und dann gleich mit der Bimmelbahn (gibt zwei von der Sorte) zum Schloss gefahren.

Tiita fand die Fahrt toll, sie hat auch in Jyväskylä im Sommer immer wieder auf die kleinen Bimmelbahnen geschielt. Oben angekommen, sah alles gleich seltsam vertraut aus. Ja, hier waren wir oft mit meinen Eltern gewesen, dann mit der Klasse und vielleicht auch noch einmal mit Freund, aber da bin ich mir gar nicht mehr so sicher =)

Frida ist wie alle Kinder in allen Jahrzehnten mit wachsender Begeisterung auf die Kanonen geklettert und hat Baron Münchhausen gespielt. Wir haben Fotos geknipst, auf den Harz geguckt und alle Läden erforscht. Viel mehr Angebote als früher und sehr viel kultivierter als damals. Rumpsteak statt Nudeln mit Tomatensosse und Glasbalkon statt zugiger Mitropa-Atmosphäre. Und trotzdem hatte ich mehrere Dejavus, haha.

Dann Ritterschmaus in den Schlossterassen, sogar mit Pappprinzessin und -ritter fürs Kleine. Nur, dass unsere Maus im Gegensatz zu den anderen Kindern keine Minute ruhig auf ihrem Hintern sitzen konnte und das Essen auch nicht so nach ihrem Geschmack war. Naja, ist aber auch kein Wunder, wenn man dauernd Schokis und andere Leckereien zugesteckt bekommt...


Dann kam noch der offizielle Schlossrundgang auf der Suche nach der Wernigerode-Stolberger Prinzessin. Frida wollte nämlich unbedingt ihre Kollegin kennenlernen =) Ausser einem etwas zu klein geratenen Himmelbett, einem Hinweis auf einen ominösen Marsch finnischer (!) Reiter anno 1890 und ein paar Bildern an der Wand haben wir aber nichts gefunden.
Klar, mitten in der Woche muss die Linsessa natürlich in der Schule sein!

Aber insgesamt doch sehr schön... für meinen heutigen ikeageprägten Geschmack ist die feudale Burg etwas zu dunkel eingerichtet, und natürlich viel zu gross und zu zugig, aber trotzdem beeindruckend. Heiraten kann man da übrigens auch, aber ich habe ja noch keinen gefunden, der da freiwillig mit hin kommt =)


Die Rückfahrt mit der Bimmelbahn war übrigens noch schöner, durch das Christianental mit schönem Wildpark und durch das schicke Stadtzentrum zum Markt. Dann beim Italiener noch Kaffee getrunken und Eisbecher gegessen und zum Parkplatz zurückgelatscht und fertig war wieder ein schöner Ausflugstag. Tiita hat bis auf ein paar Maulanfälle gut durchgehalten, ist weit gelaufen und dann zuhause gleich totmüde ins Bett gefallen. Schon anstrengend so ein Schland-Urlaub!

Mittwoch, 15. September 2010

Domreiter und Brockenbauer...

Damit ja keiner sieht, wie der Dom aufgrund des 40-Tonnen-Reiterchens einstürzt, wurde die heutige Spitzenaufsetzoperation hinterhältig und heimtückisch von 12 auf 10:30 vorverlegt. Das Gesicht meines Historikerpapas hättet Ihr sehen sollen... auf finnisch wäre das bestimmt ein "voi v*** jumal*** perk*** ei voi olla totta" geworden =) Aber so war das ganze Event schon viel fridafreundlicher. Statt Tierpark und sonstigen Kindereien waren wir nämlich wieder auf dem grünen Domhang. Diesmal klebte die Spitze tatsächlich schon auf der Kirche, aber wir durften noch zugucken, wie man die kreisrunde Haltebühne bei Sturm vorsichtig über die Holz-Blech-Konstruktion fädelte, Frida testete gleich mal die Gleimhaus- und Museumsklos und dann wurde auch noch die letzte Plastetüte von der goldenen Kuppel gezogen. Toll, super gemacht, ich hoffe, der Dom kracht wirklich nicht ein.

Wir haben danach noch den Domplatz unsicher gemacht, auf dem Teufelsstein gesessen (immer noch keine Bar im Dom), die Steine der Erinnerung angesehen (sehr traurig...), das neue Seniorenheim gleich daneben einer architektonischen Betrachtung (gut ausgefallen) unterzogen und die Post von innen angeguckt. Irgendwann müssen wir auch mal ins Städtische Museum und Heineanum, aber dafür ist die Kleine noch zu klein bzw. die Urlaubswochen wieder einmal viel zu schnell um. Sehr schön, diese alten Steinhäuser. Und mich fuchst es ungemein, dass Halberstadt bombardiert wurde und damit fast sämtliche Tourismushoffnungen an das bildschöne historische Wernidorf abtreten musste. Aber Fachwerk ist ja nicht alles.

Dann spanisches Essen im sehr netten Restaurant Papagayo im Rathaus. Ich war ganz aus dem Häuschen, weil auf der Speisekarte wieder einmal all die Gerichte standen, die während meines Finnlandjahres mit spanischen Mitbewohnern tagein, tagaus auf dem Tisch gestanden hatten. Dass meine Familie durchweg nur Schnitzel mit Rahmchampignons bestellte, statt sich durch die superleckeren Tapas zu futtern, und dass Frida nach kurzem Kosten von Tomatenbrot mit Serranoschinken auf Kartoffelpuffer mit Apfelmus umstieg, sorgte dann doch für einen leicht bewölkten Gesichtsausdruck bei Multikulti-Suse. Nee, diese Lokalmatadoren... aber ich kann ja schon froh, sein, dass sie überhaupt mitgekommen waren und nicht auf Wildschwein im Rotkohlbett oder echtem Karjalanpaisti bestanden hatten.

Mit müder Frida noch zu H&M gerast, um ein paar langärmlige Pullis zu besorgen. Deren Auswahl ist in diesem Jahr in 98+ ziemlich dürftig - seit wann ziehen Mädels mit 2 oder 3 einfarbige Rollkragenshirts an? Come on! They're still babies... und dicke Barbapapas müssen ja auch nicht sein, wenn die Mama genau die gleiche Figur hat... also wieder eine Hello Kitty-Tunika. Mami hatte ja ein blümchenberanktes Shirt für 4.95 in der Hand, aber wenn man Frida fragt (selber schuld), muss da natürlich so eine weisse Grinsekatze für umwerfende 12.95 drauf sein =) Plus Handtasche mit dem gleichen Vieh, weil Petra ja auch so eine hat. Jaja. Okay, ich würde sowas auch anziehen, wenn es das in XL gäbe *grins* Für Mama fiel dann netterweise noch eine kleine Flasche Jil Sander Style Soft ab, die mit ins Flugzeug auf Businesstrips passt. Plus grauem Jil-Schal. Sehr cool.

Angesichts Fridas Hängeaugen entschlossen wir uns dann zu einer längeren Autofahrt. Sinnigerweise hatten wir ihre Fleecejacke am Wochenende in Tanne liegenlassen. Nur ein verschwommenes Mökkifoto hatte enthüllt, wo und wann sie zum letzten Mal getragen worden war. Ein Anruf genügt, aha, in der Sauna liegen lassen. Per Brief nööö, könnte zu lange dauern und ausserdem war es da ja schön. Geheimtip: wenn man was liegenlässt, kann man da immer wieder hin!!!

Sanne-Suse wieder 40 km durch den fast schon herbstlichen Harz gekurvt, Jacke identifiziert und eingesackt, Facebook im hoteleigenen WLAN gecheckt (wichtig, Männe ist extra deswegen mit aus dem Auto geklettert) und dann noch Cappuccino, Schneewittchenkuchen und Eis beim berühmten Brockenbäcker genossen. Nicht schlecht. Vor allem das superschicke winzig kleine Blockhaus daneben. Das muss im Winter auch toll aussehen. Hier also meine volle Empfehlung für das Tannedörfchen! Daneben gibt es übrigens auch einen Biohof mit braunen Harzkühen und ganz zahmen Kaninchen, mit Bildern auf www.brockenbauer.de.


Abends haben wir Frida einfach bei Oma und Opa gelassen und sind alleine zu zweit Pizza holen gefahren. Erhoooolsam, mal ohne krakeelende und quengelnde Rückbank so durch die dunkelnde, völlig ausgestorbene Stadt zu fahren. So wie früher. Mit lauter Musik an und über die Welt philosophierend. Ich liebe meine Tochter wirklich über alles, aber sie ist eben Fridadida... extrem hibbelig und interessiert und laut und ungeduldig und schnell beleidigt und immer mit Extrawürsten und superhell und freudig und nervend und ein alberner Goldschatz. Von einer Ausnahmesituation in die andere sozusagen und nichts normal.

Männe darf ich gar nicht mit einem kleinen Bruder oder Schwester ankommen, aber insgesamt und langfristig wäre das vielleicht auch für ihr extremes Prinzessinentum gar nicht schlecht. Oder als Ausgleich, damit Mami und Papi nicht nur ihr den letzten Nerv rauben, indem wir unsere ungeübten Erziehungsversuche an ihr ausprobieren =) Aber dafür bleibt bei einer Autotour natürlich keine Zeit, haha, stattdessen haben wir uns neue und verfallene Häuser angeguckt, die Kneipenszene upgedatet und sogar ein riesiges Solarfeld entdeckt. Wow. Ob wir so was auch auf unser vier Monate im Jahr verschneites Dach basteln sollten? =)

Dienstag, 14. September 2010

Domreiter und Portafanten...

Ich wusste gar nicht, dass unserem berühmten Dom schon jahrzehntelang ein Türmchen fehlt... jedenfalls gab es eine grosse Spendenaktion und heute, ja heute, wurde der sagenumwobene Dachreiterturm auf das Dach unserer grössten Kirche gehievt. Mein geschichtsbegeisterter Papi wollte unbedingt dabei sein und wir hatten riesiges Glück, dass die Omi morgens im Radio gehört hatte, dass das weltbewegende Event um einen ganzen Tag (!) vorgezogen worden war, sonst hätten wir wieder die Hälfte verpasst.

Jedenfalls verbrachten wir den halben Nachmittag auf dem berüchtigt-umstrittenen Domhang mit dem im Sommer beinahe vertrockneten, aber jetzt doch sehr grünen Domhangrasen und guckten zu, wie ein riesiger Kran den unteren Teil des Türmchens viele Meter nach oben hob, vorsichtig zur Seite schwenkte und schliessich millimetergenau in das Domdachloch einführte. Gut gemacht, Jungs. Und morgen kommt noch die Spitze drauf.


Danach konnte ich mich wieder nur mit Ach und Krach, einem neuen Snoopyschlafanzug, winzigen Nemo-Badelatschen, einem Lilifeebuch, einem Familienplaner sowie einem 365-Tage-Hundekalender von C&A und dem Weltbildladen trennen (Parkuhren sind doch besser als Parkhäuser...). An Bäcker und Sushistand vorbei *augenzuhalt* Der Nieselregen war übrigens eine gute Ausrede gewesen, nicht durch die Harzbotanik zu kutschen und draussen herumzulaufen, so wie wir das eigentlich für die ganze Woche geplant hatten. HBS sieht bei Regen noch trauriger aus... vor allem die inzwischen wirklich fast ganz leergezogenen Plattenbauten an der Kühlinger Strasse.

Abends dann Zweitausflug unter Weibsen zu Porta, wo ein toller Indoorspielplatz warten sollte.
Im Gewerbegebiet An den Sülzeteichen übrigens, haben wir nicht tolle Namen hier? *ggg* Frida rannte sofort in das riesengrosse Ballmeer, zu Rutschen und Doppelstockbett und Maltisch und zu unserer grossen Überraschung gab es da sogar eine Betreuung, so dass Mami und Omi zwangsweise schon wieder einkaufen gehen mussten (!).
Ganz toll, der Platz, müssen wir uns merken. Haben zwar nichts gekauft (langsam reicht es wirklich), konnten aber mal ganz in Ruhe herumlaufen, ohne Stress quatschen und gucken.

Auch super. Wo ich doch meine neue Wohnung noch stylen muss.... und Tiita war hinterher ganz glücklich und geschafft. Mit letzter Kraft noch zur Tante ins Nachbardorf, um die im Ferienhaus vergessene Jacke abzuholen und ein Käsebrot zu essen und dann war es Zeit für Zuhause und Zähneputzen und Bettchen. Puuuh. Auf dem Bild sitzt Friduschka (sagt offensichtlich die Tamu immer zu ihr, wusste ich bisher gar nicht) übrigens auf dem städtischen Holzmarktbrunnen - darf man da immer noch Münzen reinschmeissen?

Montag, 13. September 2010

Shoppen...

Komisch, irgendwie haben wir in Deutschland nichts anderes zu tun, als shoppen zu gehen. Zuhause machen wir immer ewig lange Listen, was wir denn unbedingt im schönen Harz machen müssen, und kaum sind wir hier, fällt uns nichts anderes mehr ein, als sämtliche Konsumtempel unsicher zu machen. Wegen Kind nur in kleinen Etappen und ganz oberflächlich, aber dafür umso öfter *grumpf* Eigentlich ärgert mich das bodenlos, aber irgendwie brauchen wir immer irgendetwas bestimmtes kleines, was dann wieder in stundenlange Sessions ausartet. Aber egal, Urlaub ist Urlaub und vieles ist ja hier sozusagen "auf Vorrat" einzukaufen, weil es das entweder in Suomi nicht gibt oder eben viel teurer ist.

Heute also in der Innenstadt gewesen. Mal wieder dem guten alten Roland die Füsse getätschelt und die geheimsten Wünsche ausgekaspert, dann wunderschöne biometrische Fotos gemacht und einen neuen Pass beantragt. War witzig, mit einem ausländisch plappernden Kind auf dem Schoss da zu sitzen und glaubhaft zu versichern, dass man zumindest ab und zu noch in Germanien wohnt und ganz bestimmt niemals nimmer nicht keine ausländische Staatsbürgerschaft beantragt hat. Komische Frage, wo doch Finnland und Deutschland ein Doppelstaatsbürgerschaftsabkommen haben. Aber wer weiss, welche dubiosen Fälle die hier schon hatten. War ja noch nicht einmal gelogen, obwohl ich in meinem tiefsten blau-weissen Inneren doch schon mit einem finniklichen Pass geliebäugelt habe (kostet aber 400 e und dauert ca. 2 Jahre). Aber so lange ich nicht fliessend ykäkö sprechen kann, ist das auch pure Makulatur.

In der Rathauspassage gaaaanz lecker gegessen, Sushi und Bratfischnudeln und Chinapfanne und Seelachs und ein Bismarkbrötchen. Ist toll, nur einmal im Jahr hier zu sein, dann entdeckt man immer neue und tolle Dinge, statt sich in ein und derselben Stadt totzulangweilen *lach* Frida hat einen rosa Trolleykoffer bekommen (endlich!), Mami Schuhe angeguckt (die alten waren in Litauen zertanzt worden...) und dann noch für Friederikchen Winterstiefel und Prinzessinensocken eingesackt (wehe, die Boots sind nicht wasserdicht!). Frida ist ja auch so eine Leidenschaftsshopperin, kommt kaum ohne Buch oder Socken oder Schmuck aus einem Laden - müssen wir ihr noch abgewöhnen, aber hier im Urlaub geht das schon mal. Jedenfalls ein guter Auftakt. Und mit nur fünf Personen auch etwas stressfreier als das wunderschöne Wochenende *hachja*

Abends noch der obligatorische Müdemachausflug. Diesmal zu Reno, um auch der Mama ein paar Winterfüsslinge zu verpassen. Tiita mit Omi getobt und den Laden lautstark unterhalten. Danach noch zu Media Markt (grösser geht's nicht), um Männes Shoppinggelüste zu befriedigen. Okay, der ist dank Kameras und Handys und Haarbürsten und deutschen KinderDVDs und was-weiss-ich-noch auch für meiner einer nicht ganz uninteressant. Frida dann noch nur "für ein Brötchen" in den Edeka geschleift, und das endete mal wieder mit drei vollen Tüten und einem Fuffi weniger im Portemonaie. Nee, also Finnland ist teurer als Deutschland, aber hier ziehen sie einem ganz tückisch trotzdem die Moneten aus der Tasche...

Sonntag, 12. September 2010

Tanne...

Am allerbesten an deutschen Landen ist es immer, meine allerbeste Cousine und ihre Familie zu treffen. Frida geniesst Omi und Opi und ich meine seelenverwandte Sippschaft in blond und xl und mit einem super Humor. Oder so. Hach, ist das immer lustig. Schon in den ersten fünf Minuten haben wir so gegackert, wie ich das in Finnland nur selten und wenn nur nach einen durchzechten Abend zustande bringe. Hihihihi, wir bekommen schon seit unserer Kindheit immer von rein gar nichts Lachanfälle, die sich überhaupt nicht mehr stoppen lassen. Von Waschlappenschlachten, Club-Ausflügen, Ungarnmücken und gefundenen Passbildern ganz zu schweigen.

Da muss natürlich statt hektischen Abendbesuchen ein ganzes Wochenende her. Schickes Ferienhaus mit fünf (!) Schlafzimmern im Tannenpark in Tanne aufgespürt, gebucht und die lieben Verwandten mit Kind und Kegel eingeladen. Dass wir dann trotzdem mehr damit zu tun hatten, die Dreikäsehochs ins Bett und das Abendbrot auf den Tisch zu bekommen, als zu reden, tat eigentlich der fröhlichen Gemeinsamkeit keinen Abbruch. Früher sind wir selbst ja genauso rumgesprungen und unseren Eldis auf die Nerven gegangen (Zitat: Du bringst mich noch zur Weissglut!!!), nur dass wir damals nie gewusst haben, wie nah wir wohl doch einer Deportation nach Sibirien standen...

Das überforderte Kleinkind brüllte gefühlt einmal stündlich, der mittlere Steppke rief aufgrund dessen ganz verzweifelt nach der Polizei und das Teeniemädchen verdrehte die Augen, während das kindergärtliche Fachpersonal, die ältere Generation und der genervte Isi mehr oder weniger sanft Ratschläge verteilten und die Rabenmama schonmal nach ihrer skandinavischen Haarfarbe Ausschau hielt... hilfe =) Jaja, ist ja auch nicht so einfach, jede Nacht woanders schlafen zu müssen und plötzlich nur noch von mamasprache-sprechenden Wesen umgeben zu sein. Nix Sauna und nix Tagesmama und ewiges Schweigen im Walde =)

Aber schön war es trotzdem! Wir waren zweimal baden, haben die deutsche Bande in die Sauna gelockt (zum ersten Mal!), sind ewig Serpentinen gefahren, haben braune Kühe und grüne Hänge fotografiert, die fauchenden Brockenbahndampflocks bestaunt, leckere Currywurst und Kukkis dampfende Erbsensuppe gegessen, haben von Drei Annen bis Wernigerode draussen auf dem Perron gestanden und uns von Qualm und Russ einnebeln lassen, während der Harzwald draussen vorbeizog (okay, jemand hätte uns mit den Kindern reinlassen können, aber es war einfach viel zu voll).

Haben die wohl einzige Hochschule der Welt mit Schmalspurbahnanschluss wieder einmal gesehen (meiner einer hat ja vier Jahre lang die Loks vom Hörsaal aus beobachtet, hihi), haben Hasserode ohne Hasseröder angeguckt und das Westerntor ohne Cowboys und sind dann über die wohl romantischste Einkaufsstrasse Germaniens gerast, nur um ein paar warme Hausschuhe für das fusskalte Mökki zu kaufen. Vorbei an klingenden Schallmeienzügen und staunenden Touristen und dem schönsten Rathaus der Welt. Vor dem wir übrigens noch leckere Eisbecher und Macchiato Amarettos verspachtelten, bedient offensichtlich von Davido Gahanes Bruder *schonwiedergackernmuss*. Dann ins Auto, laut gelacht und gesungen, dass der Mersu wackelte und zurück in den Oberharz. Für noch eine Nacht. Wie schön.


Dumm, dass wir Sonntag schon wieder abreisen mussten. Aber da gab es ja noch einen dichten grünen Pilzwald, in dem ein mysteriöser rostiger Grenzzaun herumstand. Und tolle Baumstümpfe für die Kinder. Und ein, zwei verfallene Gruselschlösser. In Elbingerode konnte man noch echt deutsche Küche geniessen, Wildschweinsteak und Wiener, die keine Kuchen sind. Mit Rotkohl und holländischer Sosse und ähnlichen Spezialitäten, während Frida nur im Schlüpper und kurz vor dem Zappelkoller im echten, dreissig Jahre alten DDR-Bilderbuch blätterte (was ja nur zu gern in meiner Tasche gelandet wäre...). Sehr schön.

Und dann war das Wochenende auch schon wieder vorbei. Echter Urlaub. Schade, dass wir rosa Mökkis und schwarze Audis immer nur mieten und nicht für immer mieten können =) Dass die Rasselbande nicht zu uns nach Suomi kommt. Und dass überhaupt zwischen Mittelfinnland und dem Harz glatte 1,500 km liegen. Aber manchmal, sometimes, only sometimes... we're having fun!

Donnerstag, 9. September 2010

Halbe Weltreise...

Alles schon viel besser. Ich muss mir nur ein bisschen frischen Wind um die Nase wehen lassen und den Stress der letzten Wochen möglichst ganz aus der Birne verbannen =) Also zum Urlaub nach good old Germany. Von der Family verwöhnen lassen, ordentlich shoppen, quatschen und mitteleuropäische Spezialitäten geniessen, mal einfach Klein-Suse statt Mami, Putze und Manager für alles zu sein. Puuh, das waren aber auch ein Frühling und Sommer...

Diesmal haben wir sogar eine ganz andere Reiseart genommen. Mit dem Auto schon ganz früh nach Helsinki gedüst. Flughafen erobert (schon wieder da...), Muminshop auseinandergenommen, die letzte Pulla genascht und gegen Mittag mit AirBerlin in unsere schöne (oder doch weniger schöne) Hauptstadt. Dann statt zu Sixt mit dem Taxi zum Bahnhof Zoo (asiatischer Fahrer) und weiter mit arg quietschenden Klapperzügen (wie im Osten) in die mitteldeutsche Provinz. Hallelujah, vom Zug aus sieht man da zwischen Potsdam, Genthin und Nienhagen wirklich alles andere als blühende Landschaften *grusel*, ganz anders, als wenn man mit einem gemieteten Audi über die schicken neuen Autobahnen tuckert. Schauderhaft... aber zum Glück haben wir ja den niedlichen, verschlafenen und mit wunderschöner Natur und putzigen Häuschen beschenkten Harz vor der Haustür.

Omi und Opi warteten natürlich schon ganz aufgeregt am Bahnsteig auf das ebenso aufgekratze Enkelkind. Und auf die genervten Eltern, die im freundlichen deutschen Nahverkehr erst durch drei Waggons hatten rennen müssen, bis sich zumindest zwei Plätzchen zum Sitzen gefunden hatte... nicht, dass ein deutscher Single mal einen Platz weiter gerückt wäre, um einer hektischen Familie mit brötchenkrümelndem Nachwuchs drei Sitze frei zu machen... und die fünfmal auf dem Klo gewesen waren, weil das kleine Fräulein mal musste, aber sich verständlicherweise auf dem lauten und dreckigen Reichsbahnlokus nicht traute. Und die jemanden drei Stunden bespassen mussten, der ansonsten genau die gleiche Zeit auf dem Rücksitz geschlafen hätte. Aber immerhin waren die Tickets nur halb so teuer wie der oben erwähnte gemietete fahrbare Untersatz - und eigentlich fährt man ja super gerne Bahn (zumindest in Finnland...)

Jedenfalls wieder zuhause, in einer spiessigen Kleinstadt voller Rentner, aber mit tollen Einkaufszentren, schönen alten Häusern, vielen Blumen und Nachbarn, die man zwar nach Jahrzehnten noch siezt, die aber immer alles wissen, einen grüssen und ein bisschen böse sind, wenn man selbst das gar nicht mehr tut, weil man niemanden kennt...mit vielen kleinen dicken Mischlingshunden, vielen interessanten Zeitschriften und jetzt schon 2011er Kalendern, mit 300 Fernsehkanälen und im September Weihnachtskeksen im Supermarktregal. Irgendwie ein kunterbuntes Mischmasch dieses 2010er Deutschland, mit Hochtechnologie und Hirschgeweih, mit Treckerlärm und Siemens, mit Angela und Güntheri und Lillifee. Zuhause und dann doch wieder nicht. Am ersten Abend möchte ich immer nichts wie weg. Und am letzten Tag habe ich immer Angst vor Finnland. Jedesmal, haha. Mal sehen, was wir diesmal alles machen...

Mittwoch, 8. September 2010

Mmmh...

Wenn ich ein Teenager wäre, würde ich jetzt Hefte bunt vollkritzeln... aber das geht nun mal nicht. Posten, was ich will, kann ich auch nicht. Und überhaupt bin ich eine ganz dumme Gans. Jetzt mal ganz krypisch. Müssen da so gut aussehende Typen vor meiner Nase rumlaufen und auch noch nett sein? Aber ich kann ja meiner Familie zuliebe froh sein, dass mein dämliches Problem so weit weg und vergeben ist, ich selber kein Supermodel bin und die Haufen von Stroh nur in meinem eigenen Kopf herumliegen. Manno. Hoffentlich gibt sich das bald. Aber es ist genau das, vor dem ich immer gewarnt hatte, ein wackliges Haus kann durch jeden Windstoss umgestürzt werden. Also ist das jetzige einseitige Problemchen vielleicht sehr heilsam und trägt dazu bei, auf der Hut zu sein - oder eben alles umzuschmeissen, wenn die Zeit dafür reif ist. Verstehen muss das jetzt keiner, aber ich musste unbedingt mit jemandem reden.

Dienstag, 7. September 2010

Русский язык...

Was drei Tage im Leben so ausmachen können... Montag vormittag habe ich gleich spontan nach der Seite der lokalen Volkshochschule gegoogelt und den einzigen Russischkurs in Palokka ausgekramt. Ganz langsamer Kurs für Fortgeschrittene, vielleicht genau das richtige für jemanden, der zwar von der 5. Klasse bis zum Abi Russisch hatte, aber keinen halben oder ganzen Satz herausbringen kann *lach* Acht Jahre und alles für die Katz, nee nee.

Ich hatte den Kurs schon mehrere Jahre im Visier, bin aber aus Zeitmangel immer abgestorben bzw. war die Motivation auch im Eimer. Klar ist es in Finnland ein grosser Vorteil, Russisch zu können. In Mittelfinnland ausserhalb der Touribranche zwar nicht in der Praxis, aber im CV macht sich das sehr gut, weil die meisten Finnen eben lieber englisch, französisch, spanisch oder chinesisch lernen, als sich mit der Sprache ihrer unbeliebten Nachbarn abzuplagen. Meiner einer hat den Vorteil, kyrillische Buchstaben sehr gut lesen zu können und immerhin alles schon mal gehabt zu haben - mit Wörterbuch lesen ist z.B. auch jetzt noch gar kein Problem. Aber sprechen oder gar small talk... da ist Ebbe, und ich glaube, dass wir das auch damals überhaupt nicht gelernt haben. Dosvidanya statt poka zum Abschied und solche Dinge... alles nur graue Theorie. Und nur für den CV meine teure Freizeit opfern...

Den Ausschlag hat jetzt offensichtlich wirklich mein Lithauentrip gegeben. So viele Vorträge auf russisch, die Balten kommunizieren tatsächlich miteinander noch in der Sprache (vor allem, wenn eine ausländische Tante danebensteht, die nichts mitkriegen soll, hahaha), und dann waren da ja noch meine sehr netten litauischen und weissrussischen Kollegen. Ich bin übrigens seit letzter Woche tatsächlich extrem gut gelaunt und entspannt. Hihihihi. Uff. Was ein paar Tage doch ausmachen können. Tapetenwechsel sozusagen, einmal raus aus dem ganzen Umzugs- und ewigen Geldmangelstress, ein paar nette Jungs, ein paar Tänzchen und gute Gespräche und schon geht das Leben weiter =)

Jedenfalls war ich gleich am Montag abend noch tatsächlich bei dem Kurs. Hihi, nur 7 andere Leute da und die meisten älter. Aber die Lehrerin ist cool, eine ganz hübsche junge Russin oder Ingermanländerin aus Petrozavodsk. Da war ich sogar schon mal, riesengrosse Stadt mitten im ansonsten gottverlassenen und wunderschönen Karelien. Und wie die Worte aus meinem verstaubten Gehirn purzelten!!! Klar kann ich noch alle Begrüssungen und Lebensmittel und Orte und Dinge und so weiter. Sogar schicke Schreibschrift statt der neuerdings üblichen Druckbuchstaben. Nur mit den Verben hapert es wie immer und wie in allen Sprachen. Aber ich denke, ich bin schon etwas weiter als meine Kurskollegen. Das wird noch total witzig. Und ich bin stolz, gegangen zu sein. Buddeln wir mal unsere alten Schätze wieder aus... hihi. Und seit einer Woche sehen deren verschörkelte Buchstaben sogar schön und interessant statt gruslig und langweilig aus. Welch Wunder...

Ich bin übrigens - wo wir gerade beim Thema sind - auch dafür, das Zwangsschwedisch an den finnischen Schulen abzuschaffen. Es war noch nie sinnvoll, etwas mit Macht lernen zu müssen. Mit ein bisschen eigenem Interesse dagegen flutscht so etwas viel besser - sonst könnte ich auch heute noch kein Wort finniklich! Die Zeit kann man dann nämlich für andere Sprachen nutzen, an denen man wirklich interessiert ist. Selbst mit den schwedischen Kollegen reden die hier doch nur englisch, also alles eh umsonst. Auch wenn ich gern etwas schwediklich lernen würde... und estnisch. Und besseres spanisch. Und, was mich sehr wundert, es gibt überhaupt keine Kurse für samisch (also die Sprache Lapplands) in Jyväskylä, was eigentlich bei dem hiesigen Bildungshunger wirklich komisch ist. Ist das nicht sogar dritte offizielle Sprache? Mmhh. Aber ich mach jetzt erstmal no-pycckii. Cool.

Montag, 6. September 2010

Bärenkind...

Da dachte ich schon, es hat überhaupt gar keiner mehr Hunde in Männes Familie. Alle nach und nach weggestorben und keine nachgekommen. Bis gestern Mikas Cousine im Gesichtsbuch postete, dass sie einen kleinen Leonberger zu sich genommen haben. Einen Leonberger!!! Googelt mal nach der Rasse...

Ein Kalb von einem Hund, ein wuschliges, liebes braun-gelbes etwas und das ganz in der Nähe! Wir wohnen nämlich an der gleichen Strasse. Woooow, wie ich mich freue. So ein Bärenkind gleich um die Ecke. Da waren wir nämlich komischerweise noch nie, aber jetzt bin ich da wohl Dauergast. Nein, ich habe gar kein Hundefieber. Ein Freund, für den man nicht selber sorgen muss. Wie schön... hach, bin ich aufgeregt.

Sonntag, 5. September 2010

Herbstprinzessinnen...

Im Gegensatz zu den litauischen Baltenkindern brauchen die finnischen Kids schon wieder ihre Overalls =) Tiita und Petra haben allerdings draussen so getobt, dass sie auch ohne ihre Anzüge war geblieben sind. Im Dschungel und im Garten und überhaupt im Gebüsch, hauptsache draussen herumstromern und Quatsch machen.


Für das Foto mussten sie aber stramm wie die Zinnsoldaten stehen, weil meine Handykamera zwar eine ganz gute Auflösung hat, aber im Dunkeln zu überhaupt gar nichts taugt. Deshalb muss ich auch auf meine Litauenbilder noch warten... mmmh. Dabei wüsste ich zu gern, was da alles drauf ist...