Mittwoch, 15. September 2010

Domreiter und Brockenbauer...

Damit ja keiner sieht, wie der Dom aufgrund des 40-Tonnen-Reiterchens einstürzt, wurde die heutige Spitzenaufsetzoperation hinterhältig und heimtückisch von 12 auf 10:30 vorverlegt. Das Gesicht meines Historikerpapas hättet Ihr sehen sollen... auf finnisch wäre das bestimmt ein "voi v*** jumal*** perk*** ei voi olla totta" geworden =) Aber so war das ganze Event schon viel fridafreundlicher. Statt Tierpark und sonstigen Kindereien waren wir nämlich wieder auf dem grünen Domhang. Diesmal klebte die Spitze tatsächlich schon auf der Kirche, aber wir durften noch zugucken, wie man die kreisrunde Haltebühne bei Sturm vorsichtig über die Holz-Blech-Konstruktion fädelte, Frida testete gleich mal die Gleimhaus- und Museumsklos und dann wurde auch noch die letzte Plastetüte von der goldenen Kuppel gezogen. Toll, super gemacht, ich hoffe, der Dom kracht wirklich nicht ein.

Wir haben danach noch den Domplatz unsicher gemacht, auf dem Teufelsstein gesessen (immer noch keine Bar im Dom), die Steine der Erinnerung angesehen (sehr traurig...), das neue Seniorenheim gleich daneben einer architektonischen Betrachtung (gut ausgefallen) unterzogen und die Post von innen angeguckt. Irgendwann müssen wir auch mal ins Städtische Museum und Heineanum, aber dafür ist die Kleine noch zu klein bzw. die Urlaubswochen wieder einmal viel zu schnell um. Sehr schön, diese alten Steinhäuser. Und mich fuchst es ungemein, dass Halberstadt bombardiert wurde und damit fast sämtliche Tourismushoffnungen an das bildschöne historische Wernidorf abtreten musste. Aber Fachwerk ist ja nicht alles.

Dann spanisches Essen im sehr netten Restaurant Papagayo im Rathaus. Ich war ganz aus dem Häuschen, weil auf der Speisekarte wieder einmal all die Gerichte standen, die während meines Finnlandjahres mit spanischen Mitbewohnern tagein, tagaus auf dem Tisch gestanden hatten. Dass meine Familie durchweg nur Schnitzel mit Rahmchampignons bestellte, statt sich durch die superleckeren Tapas zu futtern, und dass Frida nach kurzem Kosten von Tomatenbrot mit Serranoschinken auf Kartoffelpuffer mit Apfelmus umstieg, sorgte dann doch für einen leicht bewölkten Gesichtsausdruck bei Multikulti-Suse. Nee, diese Lokalmatadoren... aber ich kann ja schon froh, sein, dass sie überhaupt mitgekommen waren und nicht auf Wildschwein im Rotkohlbett oder echtem Karjalanpaisti bestanden hatten.

Mit müder Frida noch zu H&M gerast, um ein paar langärmlige Pullis zu besorgen. Deren Auswahl ist in diesem Jahr in 98+ ziemlich dürftig - seit wann ziehen Mädels mit 2 oder 3 einfarbige Rollkragenshirts an? Come on! They're still babies... und dicke Barbapapas müssen ja auch nicht sein, wenn die Mama genau die gleiche Figur hat... also wieder eine Hello Kitty-Tunika. Mami hatte ja ein blümchenberanktes Shirt für 4.95 in der Hand, aber wenn man Frida fragt (selber schuld), muss da natürlich so eine weisse Grinsekatze für umwerfende 12.95 drauf sein =) Plus Handtasche mit dem gleichen Vieh, weil Petra ja auch so eine hat. Jaja. Okay, ich würde sowas auch anziehen, wenn es das in XL gäbe *grins* Für Mama fiel dann netterweise noch eine kleine Flasche Jil Sander Style Soft ab, die mit ins Flugzeug auf Businesstrips passt. Plus grauem Jil-Schal. Sehr cool.

Angesichts Fridas Hängeaugen entschlossen wir uns dann zu einer längeren Autofahrt. Sinnigerweise hatten wir ihre Fleecejacke am Wochenende in Tanne liegenlassen. Nur ein verschwommenes Mökkifoto hatte enthüllt, wo und wann sie zum letzten Mal getragen worden war. Ein Anruf genügt, aha, in der Sauna liegen lassen. Per Brief nööö, könnte zu lange dauern und ausserdem war es da ja schön. Geheimtip: wenn man was liegenlässt, kann man da immer wieder hin!!!

Sanne-Suse wieder 40 km durch den fast schon herbstlichen Harz gekurvt, Jacke identifiziert und eingesackt, Facebook im hoteleigenen WLAN gecheckt (wichtig, Männe ist extra deswegen mit aus dem Auto geklettert) und dann noch Cappuccino, Schneewittchenkuchen und Eis beim berühmten Brockenbäcker genossen. Nicht schlecht. Vor allem das superschicke winzig kleine Blockhaus daneben. Das muss im Winter auch toll aussehen. Hier also meine volle Empfehlung für das Tannedörfchen! Daneben gibt es übrigens auch einen Biohof mit braunen Harzkühen und ganz zahmen Kaninchen, mit Bildern auf www.brockenbauer.de.


Abends haben wir Frida einfach bei Oma und Opa gelassen und sind alleine zu zweit Pizza holen gefahren. Erhoooolsam, mal ohne krakeelende und quengelnde Rückbank so durch die dunkelnde, völlig ausgestorbene Stadt zu fahren. So wie früher. Mit lauter Musik an und über die Welt philosophierend. Ich liebe meine Tochter wirklich über alles, aber sie ist eben Fridadida... extrem hibbelig und interessiert und laut und ungeduldig und schnell beleidigt und immer mit Extrawürsten und superhell und freudig und nervend und ein alberner Goldschatz. Von einer Ausnahmesituation in die andere sozusagen und nichts normal.

Männe darf ich gar nicht mit einem kleinen Bruder oder Schwester ankommen, aber insgesamt und langfristig wäre das vielleicht auch für ihr extremes Prinzessinentum gar nicht schlecht. Oder als Ausgleich, damit Mami und Papi nicht nur ihr den letzten Nerv rauben, indem wir unsere ungeübten Erziehungsversuche an ihr ausprobieren =) Aber dafür bleibt bei einer Autotour natürlich keine Zeit, haha, stattdessen haben wir uns neue und verfallene Häuser angeguckt, die Kneipenszene upgedatet und sogar ein riesiges Solarfeld entdeckt. Wow. Ob wir so was auch auf unser vier Monate im Jahr verschneites Dach basteln sollten? =)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen