Dienstag, 31. August 2010

Vituttaa...

Wenigstens funktioniert jetzt das Internet in unserer neuen Bude, so dass ich schnell und effektiv tippen kann *grrrr*, aber ansonsten bin ich so was von stocksauer. Das v-Wort verwendet man ja als zivilisierter Bürger eigentlich nicht, aber es ist eines der ersten Worte, die ein Ausländer hier lernt - und natürlich gibt es das auch als Verb. Equivalent zum englischen it sucks und zum deutschen Anbrechen, aber durchaus etwas kräftiger ausgedrückt. Eniten vituttaa kaikkea...

Wir sind nämlich supersauer, weil der dämliche Käufer unserer Wohnung sie doch nicht gekauft hat. Vierundzwanzig Stunden vor dem Unterschreiben des Kaufvertrages mitgeteilt, dass er den Kauf storniert, und zwar, weil die Feuchtigkeitsmessung in unserem Bad ergeben hat, dass sich rund ums Klo auf der Fussbodenmatte etwas Kondenswasser gesammelt hat, wo deren superfeine Messgeräte natürlich sofort anschlagen. Und weil das Klobecken einen kleinen Riss hat und die Silikonsäume alle zwei Jahre erneuert werden sollten. Der Feuchtigkeitsmessonkel meinte, das sei bei einem 20 Jahre alten Haus völlig normal und würde sich entweder trockenpusten oder bei der nächsten Reparatur problemlos beseitigen lassen. Aber...

Klar verstehe ich die Phobie der Finns vor allen nassen und vor allen schimmelnden Sachen, ich habe mir ja bei unserem eigenen Hauskauf auch fast vor Angst in die Hose gemacht. Aber das Timing... der Junge hat den Bericht seit fast zwei Wochen und hat nichts gesagt. Der Vorvertrag war unterschrieben, der Banktermin vereinbart und wir alle sind fest davon ausgegangen, dass sie auch den Messbericht akzeptiert haben. Vor allem, weil die Krepelbande noch sooo über unsere Wohnung gemeckert hatten, weil sie von Anfang an zur Maklerin meinten, dass sie ja "eh alles" hier remontieren müssten! Wer hier schon war, weiss, dass das nicht ganz so ist.

Wir hatten fest angenommen, dass sie ohnehin das Bad rausreissen und neu machen würden - genauso wie wir das vor drei Jahren gemacht hätten, wenn nicht eine kleine Hugoliina dazwischen gekommen wäre. Mosaikfliesen statt Plastefussboden. Und genau die gleichen Leute hatten in der ersten Vorführung versehentlich den Griff von unserem Herd abgerissen, erst ein lausiges Angebot gemacht, dann auf unser Gegenangebot ewig nicht reagiert und letztendlich doch erhöht... nur um dann in der letzten Minute doch abzusagen.

Mich fuchst auch unheimlich, dass die Tante Maklerin unser Haus schon vor fast einem Monat aus dem Internet und den Immobilienzeitschriften genommen hat, obwohl - wie sich jetzt zeigt - noch gar nichts in trockenen Tüchern war. Normalerweise kann man bei solchen Stornierungen das Handgeld von 4% einsacken, aber da der Feuchtigkeitsreport Bedingung des Kaufes war, wird auch das flachfallen. Obwohl im Vorvertrag davon die Rede ist, dass bei der Beurteilung der Massgeblichkeit das Alter und der besichtigte Gesamtzustand eine Rolle spielen... wenn sie also von Anfang an meinten, das Bad eh zu remontieren, dürften sie aufgrund dieses Berichtes nicht absagen - oder wären das Handgeld los. Nur, dass wir deren Blabla nicht schriftlich haben.

Aber die Maklerin sagt auch, dass so etwas sehr selten vorkommt. Und dass es vielleicht besser ist, nicht an DIESE Leute zu verkaufen, weil sie sonst vielleicht später noch wegen etwas anderes Regress anmelden. Recht hat sie. Mutta mua vituttaa niin älyttömästi tää koko hommaa. Sollen sie doch ein neues Haus für 140 Tonnen kaufen, wenn sie alles tipp topp haben wollen. Man mich kotzt das an. Jetzt fangen wir wieder von vorn an, müssen weiterhin zwei Wohnungen von einem Gehalt bezahlen und haben einen ganz tollen Feuchtigkeitsbericht in der Tasche. Aber Männe hat schon rumtelefoniert. Immerhin haben wir eine Baufirma in der Bekanntschaft, der Fussboden lässt sich trockenpusten und eigentlich ist neuerdings sogar die Hausgemeinschaft für die Klobecken verantwortlich. Mal sehen.

Es wäre nur so viel einfacher gewesen, das Ding so wie es ist zu verkaufen und die neuen Leute nach ihrem eigenen Geschmack im Bad wirbeln zu lassen. Alter und Zustand sind ja im Verkaufspreis eh berücksichtigt, also dass Küche und Bad bewohnbar sind, aber nicht mehr heutigen Schönheitsidealen entsprechen. Das wissen wir auch selber. Arrrgggh. Aber vielleicht ergibt sich ja was. Unser Haus ist inzwischen bei den ständig steigenden Jyväskyläer Preisen schon sensationell billig geworden und die Maklerin sagte, dass auch nach dem Vorvertrag noch Leute bei ihr angerufen haben. Haus plus neues Bad ist immer noch billiger als Neubau, und immerhin wohnen wir nicht in einem Plattenbau oder in einer 70er Jahre Ruine *gottseidank*. Voi vittu kuitenkin. Ei voi olla totta. Auf finnisch kann man übrigens viel besser fluchen als auf deutsch. Perkele.

Mittwoch, 25. August 2010

Haalarit...

Es gibt mehrere Worte, die Neufinnen nicht in ihre eigene Sprache übersetzen, weil es das einfach nicht in ihrem Heimatland gibt. Die ganze Saunawelt zählt natürlich dazu, viele Speisen und Ortsnamen, aber auch Anziehsachen. Ganz typisch wäre da der haalari.

Photo: Reima, Modell Sidrat

So ein Finn läuft ja - habe ich das schonmal geschrieben? - praktisch von der Geburt bis in den Sarg mit einem Overall herum. Klar, bei so viel Feuchtigkeit, Matsch, meterhohem Schnee und Temperaturen bis minus 30 Grad. Da kann nämlich nichts mehr verrutschen und man braucht in der Lotterbude auch nur nach einem Teil suchen, statt Hose und Jacke herauszukramen. Das gleiche gilt auch für Studenten, die ihre Freizeit oft damit verbringen, in quietschbunten Overalls saufend durch die Stadt zu ziehen.

Und erst recht für Kinder, die ja stundenlang im Sandkasten sitzen, durchs nasse Gebüsch streifen oder auf dem Po riesige Schneeberge herunterrutschen. So ein Finn ist ja im Kindergarten morgens und abends jeweils zwei Stunden draussen, wenn ich das richtig verstanden habe, und das bei jedem Wetter, ob es stürmt oder schneit. Zuhause dann nocheinmal, während Äiti aufräumt oder Essen macht. Und natürlich mit dem Papa am Wochenende in Wald und Wiesen und an der Rallystrecke. Gummistiefel (kumpparit) und Mütze (pipo) noch dazu.

Photo: Rasavil, Modell Rico

Also muss jedes Jahr ein neuer Overall her, oder besser 3-4, nämlich einer für den Winter und einer für die Übergangszeit und am besten noch ein oder zwei als Ersatz, wenn der erste nass oder dreckig geworden ist. Dass die Dinger von 40 bis 140 Euro kosten, spielt dabei keine Rolle, Hauptsache gute Qualität, also lieber weit über der hundert auf dem Preisschild als darunter. Möglichst aus Finnland, die restlichen nordischen Länder werden aber auch toleriert. Wasserfester Stoff, der auch auf Asphalt nicht kaputt gehen soll, geklebte Säume, dichte Bündchen und dabei noch federleicht und atmungsaktiv - ich glaube, die meisten der Dinger haben sie vorher im Weltall getestet, bis sie an finnische Kinderhaut gelassen wurden =)

Jedenfalls hat man wieder einmal die Qual der Wahl. Ein Remu oder Lassietec aus dem Supermarkt (billig, aber wasserfest??), modische Kinkerlitzchen von H&M, Lindex und KappAhl (ganz bestimmt nicht wasserfest), Reima, Lenne oder Polarn 0. Pyret aus dem Spezialladen (10% des Monatseinkommens) oder Cupcake, Molo, Jonathan, Mikk-line oder was-weiss-ich aus dem Internet? Man kann auch fleissig bei huuto.net steigern oder auf Flohmärkten stöbern. Aber dann sieht das Kind doch in einem neuen haalari am besten aus. Wir sind ja nicht ärmer als die Nachbarn *räusper* Und dann grau oder grün oder bunt gemustert? Retrostyle oder 80er Jahre oder ganz schlicht einfarbig? Wie ich Frida kenne, muss das Ding inzwischen auf jeden Fall rosa sein. Och neeee...

Gestern haben wir ihren välikausihaalari vom letzten Frühling anprobiert. Reima in Grösse 92, ganz dünn und schön und rosarot und der passt immer noch wie angegossen. Also wäre das schon einmal erledigt. Wenn ich jetzt noch ihren letztwintrigen Overall finde (himbeerfarben-grau mit Fellkragen) und der auch noch passt, haben wir eine Sorge weniger. Obwohl ich ja für mein Leben gern shoppe. Vor allem bei juniorit... Übrigens lohnt es sich, im jeweiligen Schlussverkauf zuzuschlagen. Wenn man dann nur wüsste, welche Grösse das liebe Kleine im nächsten Winter trägt...

Montag, 23. August 2010

Ystäväperhe...

Achja, falls Ihr einmal die kryptischen finnischen Worte in den Überschriften nicht versteht... google translation übersetzt einzelne Begriffe ganz gut. Bei ganzen Texten allerdings kommt man aus dem Lachen nicht mehr hinaus *ggg*

Jedenfalls sind wir jetzt ganz offiziell eine finnikliche friend family geworden. Als Austauschstudent hatte ich auch so etwas, also eine ganz normale finnische Familie, die ab und zu etwas mit einem ausländischen Studenten unternimmt, ihm oder ihr die hiesigen Sehenswürdigkeiten zeigt, die finnischen Sitten erklärt, mit aufs Mökki oder zu Familienfesten nimmt, gemeinsam Eishockey guckt oder was einem noch so alles einfällt. Die Adressen bekommt man vom internationalen Büro der Uni oder Fachhochschule, je nachdem, und dort kann man sich auch als Familie melden.

Ich hatte damals 1999/2000 eine ganz liebe Freundfamilienmami, die mir all das zeigte, was mein internationaler Saufgelagefreundeskreis nicht bringen konnte - finnische Holzhäuser von innen, Brotkäse mit Moltebeeren, Felsmalereien, Rentiere und gleich drei wildgewordene Kinder. Damals fand ich es manchmal nervig, ganz gesittet "meine Familie" treffen zu müssen, anstatt mit meinen Freunden herumzuhängen, aber im Nachhinein waren das die allerschönsten Erlebnisse, das richtige Finnland ausserhalb der Grosstadt. Der Papa hat sogar auf einem Eisbrecher gearbeitet - und wir haben immer noch Kontakt.

Vor zwei Wochen habe ich uns also auch angemeldet und jetzt ist der erste Vorschlag gekommen, ein Mädchen aus Lettland. Ich freue mich schon, hoffentlich können wir einiges zusammen unternehmen und hoffentlich ist sie nicht ganz so gelangweilt und von Kindern geschockt wie ich damals *ggg* Aber es heisst ja friend family =) So richtig finnisch sind wir ja auch nicht, aber internationale Familien gehören eben zu Suomi 2010 dazu! Jetzt muss ich nur noch ein paar Rentiere auftreiben... und ich muss versuchen, nicht allzu gruslige Stories aus meinem versoffenen Studentenleben zu fischen, hehe.

Sonntag, 22. August 2010

Luft raus...

So, jetzt reicht es mit der Kramerei. Am Donnerstag haben wir zum ersten mal GAR NICHTS gemacht, einfach nur draussen mit Frida gespielt, Abendbrot gegessen, ein bisschen in die Glotze geguckt und ins Bett gegangen. Ich weiss gar nicht mehr, wann wir zuletzt so einen Abend hatten - vielleicht vor drei, vier Wochen? Das Wohnzimmer sieht bewohnbar aus, mein Zimmer ist richtig schick, Fridas sieht aus wie ein rosa Prinzessinenparadies und Mikas Büro, die Bäder und Flure sind halt hier und da noch voller Kisten und Krempel, aber wen stört's?

Dreissig Kisten hat Niemi schon abgeholt und für den Rest zahlen wir 5 Euro am Tag - also geht das auch noch bis Anfang nächste Woche. Die ersten Tage haben wir nur gewirbelt und sortiert, aber jetzt ist die Luft raus und alles wird nur noch gaaaanz langsam und nacheinander eingeräumt. Aber sonst wären wir ja auch wahnsinnig geworden, vor allem Frida, die nur noch von einem Schürzenzipfel zum anderen tigerte.

Übrigens haben wir tatsächlich jeder ein eigenes Zimmer, aber Männe und Kind dürfen bei mir schlafen *ggg* So schlimm steht es um die Beziehung also doch noch nicht, wenn auch nach wir vor mehr die Fetzen fliegen, als mir lieb ist. Aber wir sind alle drei totale Individualisten, sehr eigensinnig und als Einzelkinder aufgewachsen, und da ist eigener Freiraum extrem wichtig. Lieber jedem sein eigenes Zimmer, in dem er machen kann, was er will, als sich tagein, tagaus über Rallyautoposter, Hundebücher und rosa Luftmatratzen die Augen auszukratzen. Und besuchen kann man sich ja immer noch. 

Frida hat übrigens die allererste Nacht zumindest bis 4 Uhr in ihrem eigenen Bettchen verbracht, aber inzwischen geht sie entweder sofort bei Mami und Papi schlafen oder sie liest noch ein bisschen mit Mami in ihrem Zimmer, sagt dann aber "Los, wir gehen zu Dir". Das sagt sie so lieb, dass ich sie  natürlich nicht zwingen kann, bei sich zu bleiben =) Nur die Katzen machen einen wahnsinnig. Denen gefällt der neue Garten nämlich so gut, dass sie nur noch draussen bleiben wollen. Oder in einem Affenzahn zur Terrasse rausrauschen, so dass man sie unmöglich an die Flexi legen kann. Alva war schon einmal unterweg und gestern musste ich Ouni aus dem Strassengraben fischen. Nicht gut. Hoffentlich wird es im Winter besser. Sonst müssen wir sie doch gegen einen Vierbeiner tauschen, der gross und tapsig ist und nicht klettern kann.

Ansonsten ist total viel passiert und ich habe auch wunderschöne Bilder vom finniklichen Spätsommer, aber in all dem Wirbel haben wir verpasst, das Internet umzumelden. Wie das passieren kann, weiss ich auch nicht *lach*, aber vielleicht ist es ganz gut so, weil wir uns so besser um die Trümmer und das Kind kümmern können. Mails und Facebook lesen gehen auch auf dem Handy und nach der Arbeit, und was man da nicht schafft, war wohl eh nicht wichtig. Witzig, der Gegensatz vom total verbloggten Juli zum ganz stillen August. Aber Ihr habt ja auch noch was anderes zu tun *ggg* Übrigens haben wir jetzt wirklich ein Kaufangebot für unser Haus, aber wir müssen noch die Feuchtigkeit messen lassen. Drückt Daumen, dass alles okay ist. Und dann ist erstmal Ruhe für die nächsten 1-2 Jahre =)

Dienstag, 17. August 2010

Das beste Land...

...der Welt ist natürlich Finnland. Habe ich doch schon vor 10 Jahren gewusst!!! Wälder und Seen und melancholische Leute, Parties und Lakritzeis, Mämmi und Sauna, Trockenschränke, Handies, Eisangeln, Wölfe, Bibliotheken, Rentiere, kluge Köpfe, effektives Arbeiten, wenig Bürokratie, nette Nachbarn, super Schulen, hübsche Kerle und eine tolle Sprache (okay, das waren jetzt nicht die offiziellen Kritereien...). Die Finnen haben sich natürlich gefreut, und natürlich ist der Grossteil davon auch schon lange der gleichen Meinung =)

Finnland ist laut US-Magazin "Newsweek" bestes Land der Welt

Die US-Zeitschrift "Newsweek" hat mittels einer Auswahl über fünf Kriterien ein Ranking der besten Staaten der Welt erstellt. Dabei ernannten sie Finnland als das insgesamt qualitativ "beste Land der Welt". Unter den fünf Bereichen Lebensqualität, Bildung, Gesundheit, Wirtschaft und politischer Verhältnisse wurde die Bewertungsskala gebildet. Deutschland kam auf Platz zwölf. Skandinavische Länder fanden sich allesamt unter den Top-Ten. Unsere Nachbarn Österreich gelangten auf Platz 18, die Schweiz kam auf den zweiten Platz. Die USA schaffte es nicht unter den besten Zehn - sie wurden auf den elften Platz gehievt. www.shortnews.de

P.S. Die Amis haben sich um 0.3 Punkte verrechnet, bestes Land ist doch die Schweiz. Also wieder Koffer packen?

Sonntag, 15. August 2010

Maigasse...

Jihhaa, wir sind endlich umgezogen. Ganz andere Welten... irgendwie fühle ich mich jetzt richtig als Familie, als Mami, als ernstzunehmendes volljähriges Wesen, was mit Vater, Mutter, Kind in einem richtigen Erwachsenenzuhause mit Spielplatz vor der Tür wohnt (nicht lachen!) anstatt eines bunt zusammengewürfelten Pärchens, was vielleicht nur zufällig ein Baby bekommen hat *ggg* Bisher hatte ich mich (mit Ü30), auch auf Elternabenden immer gewundert, dass da soviele "junge" Leute herumkrebsen =)

Und wir sind tatsächlich erst umgezogen, als Tiita drei Jahre alt war - so hatte ich das ganz langfristig geplant, aber letztes Frühjahr schon zweifelnd über Bord geworfen, als die ersten Anträge liefen. Wer hätte damals gedacht, dass die Warterei tatsächlich 15 Monate dauern würde? Nein, wählerisch waren wir auch gar nicht =)

Aber zum Umzug: Erst hatte ich gewaltig Muffensausen, weil von den ca. 100-150 eingeladenen mehr oder weniger guten Freunden (Uni, Rally, Facebook und co.), die grosse Masse aus mehr oder weniger plausiblen Gründen (Sommersonntag...) abgesagt hatte. Meine Familie und alte Freunde können ja nicht extra aus D anreisen. Und die Finns, die sich gar nicht melden, würden ganz bestimmt auch nicht kommen, darunter unsere sogenannten besten Freunde (räusper), die wir erst vor zwei Wochen auf der Rally mit unserer Anwesenheit beglückt hatten. Typisch.

Aber hier und da kam doch eine "Ja, ich komme" SMS und Männe erwähnte auch ein, zwei Namen, die garantiert helfen würden. Jeder einzelne war Gold wert! Aber so ist das eben, wenn man massig Leute kennt, aber kaum richtig gute Freunde hat. Laster und Umzugsmann mieten wäre auch gegangen, aber das sind dann ja auch bloss 1-2 Mann für horrende Kosten *hust* Ganz zu schweigen davon, wievielen der oben genannten Kandidaten wir in den vergangenen Jahren schon die Möbel in und aus der Bude getragen hatten.

Dazu als Anmerkung, dass finnische Wohnungen grundsätzlich mit weissen Einbauküchen, allen Badschränken, normalen Herden und grossen Einbauschränken ausgestattet sind (was für eine göttliche Erfindung!), die fest installiert sind, so dass man immer "nur" Betten, Sofas, Tische, Sessel, Waschmaschine und persönlichen Krimskrams schleppen muss, aber keine gigantischen Schrankwände. Vielleicht auch ein Grund, warum die Finns so gern und so oft umziehen - es ist sehr viel einfacher als in D und lässt sich durchaus nur mit Vitamin B und ohne fachliche Hilfe bewältigen. Und man kann die zukünftige Bude, Schule und Kindergarten bequem in Street View begucken - das nur mal zur aktuellen Diskussion.

Also der Tag der Tage. Morgens früh raus, dann zukünftige Wohnung mit schickem neuen Laminat begutachtet und bei ABC Frühstück gegessen. Bei Kaitsu-Kumpel einen riesengrossen Anhänger abgeholt, in den unser Focus selbst gepasst hätte. Eine Stunde verquatscht, die hatten nämlich einen tollen riesigen Landseer mit braunen Tupfen und ganz gelben Augen. Nein, wir haben gar kein Hundefieber und zuhause wartete ja gar nicht jede Menge Arbeit... Eine Stunde vor Anpfiff die Kisten nochmal inspiziert, mit rosa Aufklebern verziert, Generalstabsplan überarbeitet und schlimmste Unordnung beseitigt.

Dann kam auch schon Männes Tante und los ging's. Die ersten der 60 Umzugskisten (sehr empfehlenswert, 16 Cent pro Stück und Tag von Niemi) in ihren Volvo verfrachtet. Inzwischen schneiten Sami, Timo und Cousins Jani und Katriina zur Tür hinein. Wir Frauen spezialisierten uns dann darauf, das Geschirr in die herumliegenden Keskisuomalainens einzuwickeln, während die Kerle die drei Dutzend Schlafzimmerkisten in ihre Obhut nahmen. Eine halbe Stunde später (oder waren es doch nur 10 Minuten?) drehte ich mich zufällig um. Schlafzimmer leer!!! Unglaublich.

Die Finnenmänner sind aber auch effektiv. Kein Wort, kein Gruss, einfach nur rein und hochheben und raus. Keine ewigen Diskussionen, keine (gesprochene) Planung, einfach stillschweigendes Übereinkommen und die Sache flutscht. Darüber wundere ich mich schon jahrelang... irgendwie müssen die einen siebten Sinn haben, über den sie kommunizieren. Klar, am Handy kann man stundenlang quatschen, aber wenn sie zusammen sind, fällt wirklich kaum ein Wort. Oder halt nur Blödelei, und die Sache passt trotzdem. Der Unterschied ist mir spätestens dann aufgefallen, als meine beiden deutschen Freunde plus Baby hier aufkreuzten.

Wie bei uns üblich, begrüsste man sich freundlich und redete über alles mögliche, fragte zwischendurch nach, was und wie wir als nächstes nehmen, sprach über eigene Umzugspläne und die Wohnung im Allgemeinen und so weiter - aber dafür waren wir auch ein bisschen langsamer beim Packen *ggg* Wobei die Germanen wieder länger blieben, sehr viel netter waren und gründlicher räumten - die Finns waren nach drei Stunden nämlich schon wieder spurlos verschwunden, obwohl hier und da noch Krempel herumlag und das Bier noch unangerührt im Kühlschrank stand *sprachlossei* Die Finnenfrauen sind übrigens noch ein besseres Modell, die sind freundlich _und_ schaffen mit wortloser Kommunikation =) So viel zu meinen interkulturellen Studien unter Belastungsbedingungen.

Die Grosseltern hatten netterweise in der neuen Wohnung schon Kaffee gekocht und Kuchen mitgebracht und da sassen wir dann auf unseren Trümmern. Aber auch sehr viel besser, als ich befürchtet hatte. Als wir von unserer Etagenwohung in das gleich grosse Reihenhaus gezogen waren, konnte man dort nämlich vor Tüten und Kisten kaum treten und wir hatten noch wochenlang später Platzangstphobien. Aber jetzt stand zwar überall etwas, aber man konnte dazwischen problemlos laufen und die Lage überblicken. Die gemieteten Kisten in nur ein-zwei Reihen sauber übereinander, Fridas Sachen in Fridas Zimmer (klar, wenn man von oben schon sieht, was in den Boxen drin ist!), mein Krempel in meiner Bude und Männes Utensilien bei sich, so im grossen und ganzen.

Und auf ganz magische Weise waren unsere Möbel geschrumpft! Ich dachte ja immer, dass die neue Wohnung trotz vier Zimmern mit ihren 81 qm relativ klein wäre. Dass wir kaum unseren Küchenschrank in die Essecke und das Sofa gerade so an die einzig mögliche Fensterseite quetschen könnten und dass ausser dem Doppelbett nicht viel mehr in mein Zimmer gehen würde. Aber das ist gar nicht so.

Im Gegenteil, mein kleines neues Zimmer ist ganz bestimmt genauso gross wie unsere alte, sehr grosses Schlafstube. Und in die Essecke würde locker auch ein 6er Tisch passen. Nur im Gesamtverhältnis hatte alles vorher so gewirkt, als ob es mehr Zimmer auf der gleichen Fläche wie unser altes Haus wären. Dabei ist alles grösser, heller und sogar viel höher. Irgendwann in den 90ern hat man nämlich in Suomi neue Standards zur Raumhöhe gesetzt. Absolut geil und gigantisch, so viel Platz. Sogar die Katzen sind ganz winzig geworden, hihi. Nur die vielen Autos vor dem Garten stören, aber das hören wir bestimmt bald gar nicht mehr.

Die Meerschweinchen konnten auch gleich den Rasen begutachten (natürlich ist der auch höher und grüner!), Frida spielte ganz stolz in ihrem Zimmer (mit karamellirosa Wand) und meiner einer wandelte von einer Ecke zur anderen und griente bis zu den Ohren (häppi!!!). Cool. Eine richtige Familie. Ein richtiges Haus. Es hat sich gelohnt, so lange zu warten. Jetzt müssen wir nur noch die Kisten auspacken und zurückbringen (10 Euro laufende Miete pro Tag...) und die alte Wohnung von den Wollmäusen befreien und verkaufen und dann sind wir fertich. YESSSSS!

P.S. Frida hat ganz von sich aus vorgeschlagen, dass ja Omi und Opi aus Deutschland in unsere alte Wohnung ziehen könnten. Ja, wieso eigentlich nicht *lach* Wenn das alles so einfach wäre!

Mittwoch, 11. August 2010

Tannenpark...

Ich arbeite jetzt schon die vierte Woche, fange aber jetzt erst an, den Job zu geniessen. Komisch, lag das am Hitzeschwitzwetter, was seit gestern in angenehmen kühlen Nieselregen umgeschlagen ist (ja, der richtige finnische Sommer!) oder daran, dass Männe seit Juli mal wieder zuhause herumhängt, statt einem Tagewerk nachzugehen? Überhaupt sind die beiden Urlaubswochen ja rasend schnell verflogen, im Grunde waren wir ja "nur" in Lappland und dann hier in Palokka mit Omi und Opi baden und Dinge organisieren. Wo doch die richtiger Erholung erst nach 3 Wochen Urlaub einsetzen soll... aber das vielleicht auch nur bei Singles oder glücklichen Paaren, die kein hyperaktives Kleinkind betüddeln müssen. Ich rette mich zumindest schon monatelang von einem Tag zum anderen oder von einem stundenlangen Ins-Bett-Bringen, Wachliegen, Hausarbeit, Zombie-Aufstehen, Büro, Erledigungen, Essen, Ins-Bett-Bringen und Fluchen zum anderen. Männe geht wenigstens abends mal mit seinem Freund spazieren, aber der hat ja sonst auch keine Sorgen.

Aber jetzt zum erfreulichen Teil: die restlichen beiden Urlaubswochen verbringen wir nämlich wieder im Herbst in Deutschland!!! Zuerst hatte ich aufgrund des anstehenden Umzugs und der sonstigen Stresslage (vom Kontostand ganz abgesehen) gar keine Lust. Aber dann habe ich ein tolles, modernes Ferienhaus im Harz gefunden und an meine liebe Cousine gedacht, und mir ist eingefallen, dass Tiita mehrmals täglich von Omi und Opi spricht und sie schrecklich vermisst, und dann haben wir eben gebucht. Diesmal über unsere schöne Hauptstadt mit Air Berlin, weil man da in einem Tag an- und abreist, ohne übernachten zu müssen, und weil immer Ryanair und Bremen langweilig sind. Drei mal 200 e plus Rail & Fly Bahntickets für 25 Euronen (coole Erfindung). Mal sehen, wie Frida die Zugfahrt übersteht. Mit Mietwagen und zwei Übernachtungen kostet so ein Ryan-Billigflug nämlich auch an die 600 Euronen für alle drei und dann können wir das meinetwegen auch in einer Summe bezahlen und im schönen Osten ankommen =)

Also, das Ferienhaus ist diesmal nicht im Hasseröder Ferienpark in Wernigerode (ausgebucht...), sondern mitten im Harz in Tanne. Im Tannenpark, gar nicht weit von der Harzquerbahn oder Brockenbahn (wieder schlecht recherchiert) und dem Brocken, direkt neben einem schönen Hotel, in dem es sogar eine Schwimmhalle für die Mädels und vier Saunen für den Finnenmann gibt. Mit toller Landschaft drumherum und viel Platz für die Kinder. Das ist doch was. Kann dann die ganze Familie (9 Mann) mal ein Wochenende zusammen verbringen, ohne hin und herkutschen zu müssen (Allehol... und die einzigen tiefergehenden Gespräche des Jahres), und wir brauchen uns nicht die ganze Zeit in der Dachkammer bei den Grosseltern stapeln *ggg* Ich freue mich schon riesig!!!

Vor allem auch, weil wir ursprünglich erst im Oktober fahren wollten, aber jetzt alles doch ganz schnell vor der Haustür steht. Männe wollte unbedingt zur DTM nach Oschersleben, mein Chef ist dann in Kanada, wir halten das Septemberwetter für freundlicher und ich kann dann auch meine Arbeit besser einteilen, bevor zu Weihnachten wieder Landunter ist. Irgendwann später im Herbst können wir ja dann noch einmal für ein Wochenende weg, irgendwohin, entweder zu dritt oder zu zweit, nach Kuopio oder Tallinn oder Riga oder London... wenn bloss erstmal mein Häuschen verkauft wäre. Sonntag ziehen wir übrigens um. Und haben erst zwei Helfer *halleluja*

Dienstag, 10. August 2010

Verstärkung...

Frida geht seit letzter Woche wieder lieb zu Tante Laura und fühlt sich sichtlich wohl dort, während sie auf den Kindergarten ab und zu keine Lust hatte und auch morgens sehr schüchtern war - also lassen wir sie ein halbes oder ganzes Jahr noch bei der Tagesmama. Zumindest solange wir die weiteren Wege von der neuen Wohnung aushalten =)

Aber was total witzig ist: einer meiner mehr oder weniger geheimen Gründe für einen Kindergarten war, dass es dort vielleicht auch andere Kinder aus anderen Ländern geben würde, dass sie mit ihrer Zweisprachigkeit nicht ganz allein ist oder dass zumindest ich als Multikultifan etwas zum Beobachten und Analysieren habe. Aber wie das immer so ist... kommt die Kuh nicht ins Dorf, kommt das Dorf zur Kuh...

Die kleine Ella ist nämlich jetzt mit ihrer neuen Schwester zuhause geblieben und ihren Platz hat ein kleiner Junge eingenommen, dessen Mami aus *tatatataaa* Estland stammt! Ha, was habe ich mich gefreut. Marcus heisst der kleine Kerl, ist fast genauso alt wie Frida und war drei Jahre mit seiner Mama zuhause, spricht also hervorragend seine Muttersprache. Wenn das nicht cool ist. Sind wir also doch ein internationales Dörfchen.

Ich bin sowieso ein Freund Estlands und der Esten, unser Hund kommt ja aus Tallinn, ich habe viele estnische Kollegen, bin mehrmals da gewesen und das Land ist auch wunderschön - Moore und alte Hansestädte und dazwischen viel flaches Land, tolle Strände und eine Sprache, die einem, wenn man finnisch kann, ganz unfreiwillig die Lachtränen in die Augen treibt. Ich verstehe nicht alles, aber es hört sich wirklich an wie ganz weiches, verhunztes und verkürztes finniklich. Und es gibt so viele Übereinstimmungen, dass man auf Schritt und Tritt auf "false friends" trifft - Worte, die sich ganz genauso anhören, aber etwas anderes bedeuten, ältere, kompliziertere Begriffe und Sachen unter der Gürtellinie und so etwas. Die Finnen können nicht anders, als sich den Bauch zu halten - und für die Esten klingt unsere Sprache bestimmt total abgehackt, übertrieben und eigenartig (das muss ich mal fragen!).

Fakt ist, dass wohl die meisten Esten finnisch können, sie haben es angeblich zu Sowjetzeiten aus dem Fernsehen gelernt, dass viele hier arbeiten und dass die Finns mehr oder weniger nur dort hinfahren, um billiges Bier und Vodka mit riesigen Schiffen zurück nach Suomi zu schaffen *grumpf*. Vielleicht haben sie so etwas wie ein Ossi-Wessi-Verhältnis, mein geliebtes kleines Finnland ist der grosse böse Bruder, ohne den man aber doch nicht kann. Oder sprachlich wie deutsch und holländisch oder schwedisch, aber noch viel näher.

Ich finde vor allem den Kontrast spannend - das technologisch hochentwickelte und super sanierte Tallinn und dann Gebiete, wo man sich wie in Sibirien fühlt... kleine Häuschen auf dem Land und trostlose Neubaughettos an den Stadtränden (mit Streunerhunden), daneben wieder entweder romantisch zerfallene oder toll restaurierte Herrenhäuser in parkähnlichen Landschaften, verrostete Schilder in kyrillischen Buchstaben und Handybezahlmöglichkeit überall. Protzige finnische Supermarktketten neben estnischen Häusern und Kirchen, die ganz bestimmt schon gebaut wurden, als die Finnen noch auf den Bäumen sassen. Interessant.

Aber es wird immer besser (ääähm westlicher oder nordischer...) dort und wir müssen unbedingt wieder einmal da hin. Nächstes Jahr bekommen sie ja auch den Euro. Und ich
würde gern fundiertere Einträge über so etwas wichtiges schreiben, aber wenn man keine Zeit zum Recherchieren hat, müsst Ihr mit Halbwissen und Klischees vorlieb nehmen =)

Samstag, 7. August 2010

Malermeister...

Also nee, falls jemand denkt, dass wir schon längst umgezogen sind - nein, natürlich nicht. Wir haben zwar schon seit dem 12. Juli die Schlüssel, aber eigentlich sollte die Wohngesellschaft ja malern. Von denen alle, so wie ganz Finnland, im Urlaub waren. Letzte Woche hat Männe dann doch mal mehr oder weniger genervt da angerufen und es stellte sich heraus, dass sie uns wohl doch vergessen hatten *rrmmm* Nicht ganz so schlimm, weil es ja eh ätzend heiss war. Die wollten dann anrufen, wenn sie anfangen.

Umso mehr wunderte/freute ich mich letzten Donnerstag, als ein grosser Eimer im Flur stand und die ersten hässlichen Tapeten abgerissen waren. Oh, es geht los!!! Einen Tag später sank allerdings schon wieder die Stimmung - in der Stube und in meinem Zimmer waren statt der mehr oder weniger nackten Wände olle Allerweltsmustertapeten aufgetaucht. Neeeeinnn!!!! Die sollten doch malern!!! Und nicht eine hässliche Tapete durch eine noch hässlichere ersetzen. Meine liebe Güte. Auf dem Fussboden lag noch eine Auftragsliste, auf der keineswegs alle von uns beschriebenen Mängel zu beseitigen waren, sondern eben nur hier und da etwas. Schwarze und braune Wände weg, aber sonst nichts. Perkele!!!

Gut, dann müssten wir den Rest selber machen. Alles wieder runter. Und richtig sauer wurde ich, als mir am Montag einfiel, dass wir ja schon den lieben langen Juli und in meiner Urlaubswoche hätten malern und längst einziehen können, wenn die Idioten rechtzeitig gesagt hätten, dass sie eben nicht malern, sondern wieder olle Tapete ankleben. Unter anderem ein Grund, wieso ich diese Woche so schlecht gelaunt war und tagein tagaus mit Magenschmerzen zu kämpfen hatte (neben Quengelmika und Quengelfrida). Ei voi olla totta. Aber was solls, vom Haareraufen werden wir auch nicht fertig.

Also Dienstag gleich nach der Arbeit zu Terra gesaust und neben Männes Geburtstagsgeschenk (Happy birthday, Schatz!) jede Menge Pinsel und Rollen und Malerband gekauft. Gleich die Familie eingesackt und nach Nuutti gefahren. Huch, wir mit unseren linken Nerdpfötchen, hahaha. Aber diesmal wusste ich ausnahmsweise, was ich wollte. Tapete runter und zwar zumindest in Fridas und meinem Zimmer, in dem inzwischen schon drei verschiedene Texturen an der Wand waren (!).

Glücklicherweise finden wir im Kinderzimmer an - dort brauchte man nämlich nur an der Tapete zu ziehen und schon kam sie ganz trocken und in ganzen Bahnen von der Wand herunter. Herrlich! In meinem Zimmer dauerte es dann schon länger. Drei Lagen an der schwarzen Wand, puh, und natürlich musste man immer warten, bis das Papier endlich durchgeweicht war - und gleichzeitig noch eine zappelige Frida besänftigen. Das also, bis die Kleine ins Bett musste, aber immerhin, schon ein Anfang.

Am Mittwoch Pause wegen grauenhaftem Gewitter und allgemeiner Weltuntergangsstimmung. Donnerstag dann Verstärkung. Männe hatte seinen lieben Cousin und dessen Familie zur fachmännischen Begutachtung und zum Verputzen eingeladen. Es war schon viel lustiger mit drei Kindern und mit genügend "fremden" Leuten, die zumindest den schlimmsten Familienkrach in Schach hielten (ich kann mir wirklich vorstellen, dass sich viele Leute nach einem Hausbau scheiden lassen...). Danach ging es mir auch im Kopf sehr viel besser *ausquatschenkonnte*

Angesichts der immer noch halbfertigen Bude nahm ich am Freitag Urlaub. Jani war auch wieder dabei, als wir endlich die Wände schleifen, grundmalern und mit dem ersten richtigen Anstrich überziehen konnten. Bei einer Affenhitze natürlich, immer noch freut sich Finnland über 27 Grad im Schatten *puuuh* Ausser mehreren Meerschweinchenställen hatte ich noch nie Wände gestrichen, Männe auch nicht, aber wir beide schlugen uns wacker. Schön war es auch, mal in Ruhe durch den Baumarkt streifen zu dürfen. Und schön war es, eine Wand ganz alleine fertig malen zu können, während Mika schon Klein-Frida abholte. Sah richtig gut aus!

Zusammen sind wir dann baden gefahren. Niemijärvi nach langer Zeit mal wieder. Und glatt kamen uns auf dem Weg die gleichen grossen Hunde entgegen, Rocky und Anu. Nur, dass ich diesmal vor Angst fast in die Hose machte, weil sie uns lange allein gegenüberstanden, sehr aufmerksam guckten und sogar ein bisschen knurrten *gruuusel* bis endlich der Besitzer mit seiner Familie nachguckte, wer denn da wem einen Riesenschrecken einjagte. Tiita rannte übrigens splitternackt durch den Wald, ein Bild für die Götter! Dann wurde gebadet und geplantscht und sogar Mika stand bis über die Knie (!!!!!) im Wasser.

Aber insgesamt sieht die Natur wirklich schon anders aus. Sehr gelbe Gräser und hellorange Ebereschenbeeren und weisse Waldweidenröschenschleier und alles in weichem, rötlichen Abendlicht - das ist nicht mehr Hochsommer, sondern die ersten Vorboten des Herbstes. Weiss man, wenn man lange genug im hohen Norden gewohnt hat, hehehe. Aber zum Glück dauert es dann doch meist bis Mitte Oktober, bis es richtig schlimm wird =)

Heute dann die allerletzte Malerei. Mit Frida zusammen "nur ein Stündchen" in die Bude, Tiita die karamellirosa Wand in ihrem Zimmer begutachten lassen und dann der zweite Anstrich. Klar, mit dreijährigem Assistenten etwas schwierig. Aber irgendwie hangelten wir uns doch von Minute zu Minute und Pinselstrich zu Pinselstrich. Frida durfte auf der Terasse mit Wasser pinseln, die Balustraden anmalen, einmal mit Mama die Farbrolle hoch und runter rollern *ojeee*, eine ganze Wand unten mit dem Pinsel streichen und dann sind wir halt abwechselnd auf dem Spielplatz gewesen oder spazieren gegangen. Heikel ist sie wirklich, quengelt immer, mault oder will helfen oder ist gar nicht zufrieden mit dem Extraprogramm, was man sich für sie ausdenkt... eine richtige kleine Majestät mit eigenem Dickkopf (wie die Mama...).

Aber wir haben es geschafft. Puh, nach zwei Abenden, einem Tag und einem Nachmittag - mein Zimmer ganz in weiss und Fridas in weiss mit einer knallrosa Wand. Wenn das nicht schick ist. Irgendwann male ich bestimmt noch den Flur und wenn wir ganz viel Langeweile haben das mit oller Mustertapete beklebte Wohnzimmer. Aber angesichts der Zeit, die wir bisher gebraucht haben, bin ich heilfroh, dass wir die Tapete im Wohnzimmer erst noch drangelassen haben. Im Urlaub oder als kinderlose Familie wäre das kein Problem, aber so würde sich das alles noch wochenlang hinziehen. Ich weiss wirklich nicht, wie Freunde von uns mit zwei kleinen Kindern ihr Einfamilienhaus bauen (manche Finnenkids wachsen förmlich auf der Baustelle auf...), wenn wir schon beim Malern verzweifeln *ggg*

Aber jetzt isses fertig. Hat Spass gemacht und gar nicht viel gekostet. Und ein Angebot für unser Haus haben wir auch schon, aber ich versuche, das noch ein bisschen hochzuhandeln. Immerhin sind 2-3 Tonnen schon ein ganzer Urlaub. Oder hunderte Farbeimer. Oder ne ganze Malerbrigade. Mein allererster grosser Schwarm war übrigens auch Maler *ausdemnähkästchenplauder*... Am Dienstag kommt das Laminat und vielleicht können wir nächstes WE endlich umziehen. Frida hat auch schon gefragt "Äiti, tiet sä, kun tämä on meijän asunto, mä ihmettelen, miks meidän tavarat ei oo siellä?" (Mami, weisst Du, wenn das unsere Wohnung ist, ich wundere mich, warum sind unsere Sachen nicht da?) Tsja... gute Frage!

Montag, 2. August 2010

Blondi ;)

So, drei Stunden beim Friseur zugebracht, zigmal blaue Paste auf dem Kopf gehabt, 1o1 Euronen über den Tresen wandern lassen und schon ist - schwuppdiwupps - mein IQ um 30 Punkte gesunken. Quite good for a change! Und jetzt sehe ich aus, wie Cousinchen und Tantchen zusammen, hehehe.