Dienstag, 10. August 2010

Verstärkung...

Frida geht seit letzter Woche wieder lieb zu Tante Laura und fühlt sich sichtlich wohl dort, während sie auf den Kindergarten ab und zu keine Lust hatte und auch morgens sehr schüchtern war - also lassen wir sie ein halbes oder ganzes Jahr noch bei der Tagesmama. Zumindest solange wir die weiteren Wege von der neuen Wohnung aushalten =)

Aber was total witzig ist: einer meiner mehr oder weniger geheimen Gründe für einen Kindergarten war, dass es dort vielleicht auch andere Kinder aus anderen Ländern geben würde, dass sie mit ihrer Zweisprachigkeit nicht ganz allein ist oder dass zumindest ich als Multikultifan etwas zum Beobachten und Analysieren habe. Aber wie das immer so ist... kommt die Kuh nicht ins Dorf, kommt das Dorf zur Kuh...

Die kleine Ella ist nämlich jetzt mit ihrer neuen Schwester zuhause geblieben und ihren Platz hat ein kleiner Junge eingenommen, dessen Mami aus *tatatataaa* Estland stammt! Ha, was habe ich mich gefreut. Marcus heisst der kleine Kerl, ist fast genauso alt wie Frida und war drei Jahre mit seiner Mama zuhause, spricht also hervorragend seine Muttersprache. Wenn das nicht cool ist. Sind wir also doch ein internationales Dörfchen.

Ich bin sowieso ein Freund Estlands und der Esten, unser Hund kommt ja aus Tallinn, ich habe viele estnische Kollegen, bin mehrmals da gewesen und das Land ist auch wunderschön - Moore und alte Hansestädte und dazwischen viel flaches Land, tolle Strände und eine Sprache, die einem, wenn man finnisch kann, ganz unfreiwillig die Lachtränen in die Augen treibt. Ich verstehe nicht alles, aber es hört sich wirklich an wie ganz weiches, verhunztes und verkürztes finniklich. Und es gibt so viele Übereinstimmungen, dass man auf Schritt und Tritt auf "false friends" trifft - Worte, die sich ganz genauso anhören, aber etwas anderes bedeuten, ältere, kompliziertere Begriffe und Sachen unter der Gürtellinie und so etwas. Die Finnen können nicht anders, als sich den Bauch zu halten - und für die Esten klingt unsere Sprache bestimmt total abgehackt, übertrieben und eigenartig (das muss ich mal fragen!).

Fakt ist, dass wohl die meisten Esten finnisch können, sie haben es angeblich zu Sowjetzeiten aus dem Fernsehen gelernt, dass viele hier arbeiten und dass die Finns mehr oder weniger nur dort hinfahren, um billiges Bier und Vodka mit riesigen Schiffen zurück nach Suomi zu schaffen *grumpf*. Vielleicht haben sie so etwas wie ein Ossi-Wessi-Verhältnis, mein geliebtes kleines Finnland ist der grosse böse Bruder, ohne den man aber doch nicht kann. Oder sprachlich wie deutsch und holländisch oder schwedisch, aber noch viel näher.

Ich finde vor allem den Kontrast spannend - das technologisch hochentwickelte und super sanierte Tallinn und dann Gebiete, wo man sich wie in Sibirien fühlt... kleine Häuschen auf dem Land und trostlose Neubaughettos an den Stadtränden (mit Streunerhunden), daneben wieder entweder romantisch zerfallene oder toll restaurierte Herrenhäuser in parkähnlichen Landschaften, verrostete Schilder in kyrillischen Buchstaben und Handybezahlmöglichkeit überall. Protzige finnische Supermarktketten neben estnischen Häusern und Kirchen, die ganz bestimmt schon gebaut wurden, als die Finnen noch auf den Bäumen sassen. Interessant.

Aber es wird immer besser (ääähm westlicher oder nordischer...) dort und wir müssen unbedingt wieder einmal da hin. Nächstes Jahr bekommen sie ja auch den Euro. Und ich
würde gern fundiertere Einträge über so etwas wichtiges schreiben, aber wenn man keine Zeit zum Recherchieren hat, müsst Ihr mit Halbwissen und Klischees vorlieb nehmen =)

1 Kommentar:

  1. Ich bin nach wie vor so sehr in Tallin verliebt! Die Stadt ist zauberhaft, zumindest die Altstadt, denn ich kenne auch die Radndgebiete ;0)

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