Donnerstag, 4. August 2011

Katzensorgen...

Eine der Sachen, die mir schon wochenlang Bauchschmerzen bereitet, sind unsere Katzenviecher. Ich grübele hin und her, aber zu einer vernünftigen Lösung kommen wir nicht. Klar sind sie süss und lieb, aber halt Katzen, keine Hunde...

Ich bin jetzt zum zweiten Mal in meinem Leben (winke an Polly) zu der realistischen Einschätzung gekommen, dass mir Schlappohren, Hechelzunge, stinkendes Fell und tapsende Füsse ein viel grösseres Grinsen ins Gesicht zaubern als unabhängige, selbstbewusste und elegante Schleichtiger mit Schlitzaugen. Obwohl ich vor zwei Jahren ganz dolle ein Kätzchen wollte. Aber wahrscheinlich liegt es auch an Alva... die blaufellige Katze pisst von Anfang an mindestens ein, zwei mal in der Woche da hin, wo sie nicht soll. Nämlich in unser oder Fridas Bett, auf Mikas auf dem Fussboden herumliegende Klamotten (da gehören die ja auch nicht hin) und letztens sogar auf unser teures Sofa. Ich glaube, ich werde nicht wieder...

Normalerweise wasche ich die Sachen einfach, bin stinksauer, aber behalte die Hoffnung und gehe zur eh stressigen Tagesordnung über. Yksi päivä kerrallaan. Nur langsam sammelt sich halt die schlechte Stimmung. Zumal es zwei Tiere sind, die da um die Füsse wuseln und jetzt im Sommer auch noch ständig nach draussen jammern. Wenn sie laut Stadtgesetz überhaupt dürften, wenn wir kein Reihenhaus mit eventuell katzenhassenden Nachbarn und keine befahrende Strasse davor hätten...

Mir tut es als alter Tierschützer superleid, dass sie nicht so können, wie sie wollen, und mir tut es leid, dass ich sie nicht so mag, wie sie es verdient haben. Gerade Alva daher, weil die Ärmste aus dem Tierheim kommt, und Ouni, weil sie die schönste Katze ist, die man sich vorstellen kann - und weil ich sie mir ja selbst als Baby ausgesucht habe *verliebtsei* Aber es sind halt ganz andere Haustiere als Hunde, so sehr von Instinkten geprägt, so sehr wilde Tiere, und wir werden ihnen nicht gerecht. Wobei ich die Meeris über alles liebe, die sind aber auch in ihrem Haus, gucken nicht so fordernd, quiezen nur ständig nach Gras und pinkeln halt die Streu voll (überall, haha).

Inzwischen habe ich festgestellt, dass Alva wahrscheinlich dann losstrullert, wenn ihr das Katzenklo zu dreckig ist (wahrscheinlich wurde sie genau deshalb auch abgegeben!). Also IHR... ich mache inzwischen morgens, abends und mittags nichts anderes mehr, als sofort zuhause angekommen, das Bad zu stürmen und die Klos sauber zu machen, damit Madame ja nichts zu meckern hat. Trotzdem: nach drei, vier Tagen reisst es wieder ein... weshalb ich auch nicht denke, dass sie körperlich ein Problem hat. Aber so zickig... aarrgghh. Einmal hat sie sogar vor meinen Augen auf die Matratze.. und dann raste mal nicht aus.

Und dann die Tatsache, dass man nie Fenster und Türen richtig aufmachen kann, ohne die Tiere in ihre Geschirre zu fummeln und auf die Terrasse zu setzen *nerv* Und dass sie nicht alles fressen, sondern total wählerisch sind. Ouni leidet natürlich auch darunter, dass ich Alva immer kritischer beäuge, Frida dagegen liebt Weckerkatze Alva über alles, ist aber auf die kratzbürstige Ouni schlecht zu sprechen (klar, die wehrt sich ja auch, wenn sie fast erdrückt wird). Und dann sind sie doch wieder total weich und schmusig...

Jedenfalls überlege ich schon wochenlang hin und her. Alva abgeben ist Scheisse, weil wir sie ja gerettet haben, weil sie das nicht versteht und uns immer so schön weckt. Ouni abgeben ist erst recht Mist, weil sie ja nichts "Böses" getan hat und so ein hübsches Tier ist. Davon abgesehen, dass beide immer nach draussen wollen und man sich schon vorkommt wie ein Gefängniswärter. Beide abgeben ist Käse, weil ich sie dann vermisse, bzw. Frida - wobei sie sich ja immer schnell an neue Situationen gewöhnt.

Davon abgesehen ist es in Finnland gar nicht einfach, Katzen abzugeben. Hier will die nämlich niemand haben - jedes Jahr werden vom Tierschutzverein ca. 10.000 Samtpfoten eingeschläfert, Welpen wechseln für lau den Besitzer und überhaupt ist es gang und gäbe, mal so ein Katzenkind vom Bauernhof für den Sommer aufs Mökki mitzunehmen und dann im August einfach da im Wald zu lassen... es gibt ja noch Füchse und den Frost. Am liebsten wäre mir, wenn beide in ein Einfamilienhaus aufs Land könnten, am liebsten noch zu Bekannten, aber das bleibt wohl ein Traum.

Nach  langem Überlegen habe ich Mitte Juli eine Anzeige ins Netz gesetzt, dass beide Katzis in ein Haus mit Freilauf abzugeben wären - ich hoffte, dass die halblanghaarige Ouni der "normalen" blauen Alva mit einen Platz verschafft. Aber bisher Fehlanzeige: eine Frau antwortete zwar, schrieb aber fast gar nichts von sich. Eine andere Familie wohnt im Dorf von Mikas Eltern, aber genau an der grossen Landstrasse, da kann ich sie ja auch selbst unters Auto schmeissen.

Man könnte sie auch schwuppdiwupp ins Tierheim bringen - aber das bringe ich nicht übers Herz. Bei Alva, weil sie von dort ist (oder hat die noch Garantie? Auslaufschaden oder so was?) und bei Ouni, weil sie ja eben völlig unschuldig ist, so schön und gar nichts anderes als unsere Familie kennt. Und dann lauert da ja auch die Spritze, wenn niemand sie nimmt. Aarggh.

Noch präkärer war die Situation jetzt, weil wir ja bald in den Urlaub fliegen und zwei unserer traditionellen Katzensitter ausgefallen sind. Na suuuuper. Alle 354 Facebook-Freunde gefragt, aber wie das so ist... zwischen engen Freunden und meinen finnischen Bekannten und Verwandten besteht ein himmelweiter Unterschied, da kennt man nicht so etwas wie Loyalität oder ist nicht bereit, extra irgendwas zu machen, um jemanden einen Gefallen zu tun (keine Ahnung, wie das in Deutschland wäre... aber ich wäre im absoluten Notfall bestimmt für einiges zu haben). Zumal die noch gar nichts von der Pieselmadame wissen...

Jedenfalls gestern wieder stundenlang Männe zugequatscht, alle Optionen abgewogen und laut überlegt, während vom Finn nur ein "mmh" und "ei se käy" und "en tiedä" kam. Also kann ich ja gleich selbst mit mir (oder meinem Blog) reden. Aber da war noch ein winziges Schlupfloch: in Korpilahti gibt es eine Tierpension. Zwar mit komischen Betonräumen, aber das ist vielleicht genau das richtige für die unberechenbare Pisskatze, die sozusagen eine eigene Klofrau braucht. Kostet 15 Euronen am Tag, aber was will man machen, dafür haben sie auch freie Kost und Logis, können zusammenbleiben und pieseln keine fremden Sofas voll. Und die waren sogar noch frei, super.

Was danach ist, müssen wir sehen. Wie gesagt, der Leidensdruck wechselt, eigentlich sind sie ja ganz lieb und süss, wir (ääähm ich) haben uns einmal für sie entschieden, Frida spielt eh mehr draussen, bald wird es wieder kalt und was ist schon dabei, dreimal täglich das Katzenklo durchzuwühlen, statt dreimal täglich eine halbe Stunde Gassi zugehen, mmmh? Wobei ich sooo meine Waldspaziergänge mit Nelsonhund vermisse, aber da waren wir ja noch ohne Kind und konnten machen, was wir wollten.

Meinereiner hat also jetzt bei Musti & Mirri extra feinen, klumpenden Katzensand gekauft, dazu Urinwegspray, und neues Futter, vielleicht stinkt die Kaka dann auch nicht mehr so, und wir haben ein drittes Katzenklo ganz ruhig aufgestellt. Vielleicht verbessert es die Situation und dann bin ich auch besser auf die beiden Landstreicher zu sprechen. Immerhin geht das ja schon eineinhalb Jahre so mit der Pieselei. Oh, und habe ich schon geschrieben, dass letzte Woche eine halb zerbissene Maus auf dem Fussweg lag, nachdem Alva für zwei, drei Stunden ausgerissen war??? Nee, also wirklich =)

3 Kommentare:

  1. Oh... jetzt ist mir schlecht. Katzen einfach ausgesetzt und fünfstellige Entsorgungszahlen? Urgz.

    Meine beiden machen mir auch viel Ärger. Gerade Nell hat auch ihre ganz eigene Vorstellung von einem sauberen Klo und pinkelt dann auch schon mal gern auf Handtücher oder Wäsche die im Bad liegt. Wenigstens beschränkt sie sich darauf. Wenn sie völlig tiefen-entspannt ist kaut sie gerne auf Kabeln rum. ^^ Generell meckert sie sehr viel mit mir und geht mir regelmäßig sehr sehr auf den Geist. Ihre "Stimme" ist sehr penetrant. Und Nana macht mich mit ihrer Zurückhaltung fertig...weil sie mich so an mich selbst erinnert. Oft würde ich sie gerne erwürgen. Oder aus dem 3. Stock zum Freigänger durchs Fenster machen. Alle beide.

    Aber abgeben? Niemals. Ich hab sie mir ausgesucht und damit die Verantwortung für sie übernommen. Für die nächsten 10 und hoffentlich mehr Jahre. Für mich sind sie meine Babys... und die kann man auch nicht wieder abgeben. ;)Und ich liebe sie... abgöttisch.

    Und was den Hund angeht... beides geht nicht? Also trotz Katzen einen Hund? Oder geht das zeitlich/finanziell nicht?

    Ich hab übrigens Katzenstreu mit Babypuderduft... das macht auch schon einiges wieder gut :)

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  2. es heisst immer, dass man ein katzenklo mehr als katzen haben sollte (in deinem fall also tatsächlich drei). um dich jetzt völlig zu frusttrieren: unsere beiden haben nur eins und benutzen das problemlos gemeinsam.
    dann ist noch die frage, wo ist das katzenklo? fühlt sich die katze "sicher", wenn sie ihr geschäft verrichten will, oder lauert ihr die andere auf? oder ist das klo zu dicht beim futter? oder sind die klos zu dicht beeinander?
    oder sinds die falschen klos? wir hatten mal eine, die wollte nicht mehr in ihr häuschenklo mit schwingtür gehen - fiel ihr immer auf den schwanz, nehm ich an - und hat dann so alle paar tage mal auf den flurteppich gepieselt. nachdem wir den deckel abgemacht haben, war alles wieder gut.
    ansonsten könnte ich noch feliway ( http://www.zooplus.fi/shop/kissat/hoitotarvikkeet/feliway?gclid=CIW_m_O1uKoCFUXwzAod8iW96Q ) empfehlen, falls es eher "psychische" probleme sind. hilft allerdings nicht bei allesn katzen (wie auch nicht alle katzen auf katzenminze abfahren).
    viel erfolg beim ausprobieren.
    lg
    schneemaennchen

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  3. Gibt es wirklich ein Gesetz, daß die Katzen nicht raus dürfen? Ich denke sie wäre dann wirklich entspannter. Und sie würden dann auch nicht ständig um die Füße wuseln. Ist denn die Straße nach finnischen oder deutschen Maßstäben so stark befahren?

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