Samstag, 31. Juli 2010

Rallysorgen...

Ich habe früher die Rallytage hier in Jyväskylä geliebt. Eigentlich tue ich das immer noch und ich freue mich das ganze Jahr darauf, wenn Mikko Hirvonen, Sebastien Loeb und Petter Solberg mit ihren coolen bunten Autos unglaublich schnell (und ich meine jetzt wirklich schnell...) durch die finnischen Wälder rasen. Wenn die Stadt voller internationaler Touristen ist und wenn man mit seinen Freunden den lieben langen Tag in der Botanik herumrammeln kann, um die besagten Autos zu sehen, sich zu sonnen, zu quatschen und Spass zu haben.

Aber in Wirklichkeit ist es von Jahr zu Jahr schlimmer geworden. In den ersten beiden Jahren ist mir ein Typ namens Mika hinterhergestiefelt, der unheimlich lustig, kreativ, witzig und aufmerksam, aber überhaupt nicht als potentieller Partner geeignet war. Dazu jede Menge andere süsse Kerle. Ich habe es genossen, mit den Jungs zu albern und - bei allem Schlamassel - immer zu wissen, dass zumindest M. mich mag und mir immer helfen würde.


Tsja, inzwischen sind wir sieben Jahre zusammen, haben eine kleine Tochter und die Rallyrealität ist weit von dem entfernt, was mir in meinem Traumköpfchen vorschwebt. Nummer eins sind natürlich nicht Äiti und Frida, um Gottes Willen, sondern natürlich die Autos und seine Freunde. Das wäre okay, solange gewisse Grundbedürfnisse erfüllt werden. So lange man keine dummen Antworten auf sämtliche Fragen bekommt, solange Absprachen eingehalten werden, solange man daran denkt, dass ein dreijähriges Kind gewisse Ansprüche hat und dass man eben nicht so mitziehen kann wie unsere verdammten Singlefreunde. Klar, Mami kann zurückstecken und macht das auch ganz freiwillig. Aber der Papa... nö.

Da wird gesoffen, bis man weder seinen Namen noch seine Adresse kennt. Da wird gelabert und gelabert, während nebenan jemand fast auf Knien bittet, dass wir doch jetzt langsam nach Hause müssen (alles schon gehabt...). Da werden Würstchen und Bier gekauft, aber wenn frau ein Brötchen holen will, weil sie fast umkippt, haben alle es auf einmal furchtbar eilig. Klos gibt es im Wald (okay, macht nichts). Da rennt man ewig lange Schotterstrassen entlang oder fährt kilometerweise Fahrrad, ohne sich auch nur einmal umzugucken, ob der Rest der Mannschaft auch noch an Bord ist (typisch finnisch...). An Zeiten brauch man sich ja auch nicht zu halten, weil man ja Sekunden vorher mit dem Handy noch etwas anderes ausmachen kann. Und Leute, die vielleicht etwas langsamer und mit deutschen Akzent sprechen, sind ja auch so langweilig, dass man sich lieber abwendet und über was anderes redet. Oder lieber Rallyradio hört. Ganz toll. Mein Männe und meine sogenannten Freunde.

Das hat mich alles vorher nicht besonders gestört, ich fand es sogar witzig und ich bin in Deutschland inzwischen auch sehr viel eigensinniger und rücksichtsloser geworden. Aber mir tut es um Frida leid. Wenn der Plan zum Beispiel ist, um 21 Uhr ins Bett zu gehen und um 5 Uhr aufzustehen, um das schon die zweite Nacht bei der Oma übernachtende Kind (die Ärmste!!!) gegen 7 Uhr abzuholen, um einen gemeinsamen Familienrallytag zu verbringen - kann man sich dann bis 1 Uhr nachts in der Sauna seines besten Freundes herumtreiben und stockbesoffen nach Hause kommen? Wenn man schon darum gebeten wurde, nur kurz zu bleiben und nur noch ein Bier zu kippen?

Klar, die Alte kann ja fahren und kann sich morgen um das Kleine kümmern. Auch wenn sie die ganze Nacht nicht schlafen konnte, weil sie gewartet, sich grün und blau geärgert und Auswanderpläne geschmiedet hat. Klar ist Rally und nur einmal im Jahr - aber Herr M. ist absolut nicht in der Lage, irgendwelche Verantwortung zu übernehmen. Und ich könnte schon wieder heulen, weil ich so etwas schreiben muss, statt über braun-weisse Rallykühe, Mikko Hirvonens unglaublichen Crash und die schöne finnische Landschaft zu berichten. Oder liegt das alles nur an mir selbst? Daran, dass ich selbst unheimlich langweilig und eine richtige Zicke geworden bin? Ei oder Huhn? Oder nix wie weg mit dem Typ, mit Fridas Papa??? Er kümmert sich wirklich liebevoll um sie, aber die Mama ist halt doof und überflüssig und sowieso nervend. Ganz toll. Wobei ein Blick in den Spiegel ihm ja sogar recht gibt. Selber schuld.

2 Kommentare:

  1. Du meinst doch herumgammeln, oder? Nicht mit "r" *gg*

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  2. Liebe susku,

    also was du da über den Blick in den Spiegel schreibst ist absoluter Schamrrn (wie wir hier in Bayern sagen würden). Wenn die Bilder hier nicht absolut unrealistisch ankommen, was ich nun wirklich nicht glaube, siehst du sehr gut aus (va. dieses Wahnsinnslachen, wow). O.k so ein Rot-zu-Gelb Disaster hatte ich auch schon. Bei mir lag es daran, dass ein immer grauer werdender Ansatz bei roten Haaren nicht wirklich hübsch ist und ich wollte deshalb blond sein. Genauso hat es dann erst mal ausgesehen. Es hat lange gedauert bis ich dann wirklich blond und nicht kanarienvogelgelb war. Und was mach ich hohle Nuss? Vor ca. 6 Wochen bildete ich mir plötzlich ein, mein "magisches" Rot wieder zu brauchen. Help, ich werde jetzt bis ich zum Omalila übergehen kann grau-rot gestreift herumlaufen. Tja, wenn's dem Esel zu gut geht...färbt er sich das Fell, könnte man in meinem Fall sagen.

    Ansonsten sag ich nur "MÄNNER". Glaub mir Auswandern bringt auch nichts. Ich würde dich sonst sofort nach Bayern einladen. Aber hier haben die Kerle statt Ralley (was trotz Ärger ja vielleicht noch ganz nett ist) Kirchweihen, Schützen- und Feuerwehrfeste und last but not least "die Wiesn". Ein Grund zu feiern resp. zu saufen und dabei Weib und Kind zu vergessen findet sich immer. Es mag da rühmliche Ausnahmen geben, aber die zu finden, scheint mir wie die Sache mit der Stecknadel im Heuhaufen.
    Mach nur dich selbst nicht runter. Es liegt nicht an dir. Du hast nur so einen verdammt undankbaren Job dabei, so als Dauernöle und Spaßbremse. Es gibt da aktuell nur 2 Möglichkeiten: still leiden und dulden (würde ich für mich ausschließen) oder den Herren mal kräftig durchschütteln und in die Verantwortung nehemen. Ähm, oder doch die 3. Möglichkeit selbst saufen und mal sehen was passiert (schließ ich aus, wegen Frida-Verantwortungsbewusstsein von Mama)

    Komm noch gut durch die Ralleytage.
    LG ursula

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