Samstag, 31. Juli 2010

Rallifreude...

Ha, solche stinkige Laune gehabt und dann war es so schön auf der Rally. Am Donnerstag waren Frida und ich zuhause. Gründlich ausgeschlafen und dann kam auch schon der Papa vom Shakedown in Muurame zurück. Gemeinsam gegessen, einkaufen gefahren (nicht ohne mein Eis...) und zu Paviljonki, wo man blitzende Autos, jahrelang vertraute Fahrer und sonstige Rallydevotionalien bestaunen konnte. Kimi Räikkönen schrieb fleissig Autogramme und lachte dabei sogar (!), Mikko Hirvonen kasperte hinter der Bühne herum und Frida liess es sich am GB Glace Stand schmecken, während die Mama ein Basecap für ihre verlotterten Haare kaufen musste. Super!

Dann kreuzten, wie vereinbart, Mummo und Pappa auf und nahmen den kleinen Rallyfan mit. Sogar mit dem Bus, worüber sich Madamchen Neuzeitkind riesig freute. Mika und ich fuhren eilig nach Hause und weiter nach Nuutti, wo schon die Fahrräder bereit standen. Gott sei Dank frisch aufgepumpt und mit angeschraubtem Gepäckträger (danke, Jani!). Ich bin seit mindestens drei Jahren nicht mehr Rad gefahren... und jetzt gleich drei, vier Kilometer bergauf zu Laajavuori, wo die erste Special Stage stattfinden sollte. Tsja, Männe ging es nicht anders, aber wir haben uns wacker geschlagen. Bei fast 30 Grad war ich zwar ab und zu einem Herzkasper nahe, und die Mamihormone sagten mir die ganze Zeit, dass ich früher oder später über den total niedrigen Mountainbikelenker segeln würde, aber insgesamt war es wirklich toll.

Vor allem ist Laajavuori viel besser als das olle Killeri. Grüner Rasen auf den von Wald umwachsenen Skihängen, super Sicht und leichter Wind statt ewigem Staub, Asphalt, Leitplanken und Gitter auf der Pferderennbahn, die sonst benutzt wurde. Die Strecke war auch viel interessanter - nur, dass jetzt hintereinander und nicht mehr im Zweitkampf gefahren wird. Aber das ist ja bei der Rally auch sonst so. Am meisten gefreut habe ich mich über meine Freunde, die ich schon soooo lange nicht mehr gesehen habe. Anna und Susanna und Tuukka und Marja und Jiipe und deren neue Partner und später noch mehrere aus Männes Familie. Eben ein richtiges Jyväskyläer Fest =)

Am Freitag mussten wir superfrüh aufstehen, schon um 6 Uhr standen unsere Freunde mit dem Auto vor der Tür *gääähn*, und das, wenn man nachts vor Aufregung kein Auge zubekommt. In Kuohu das zweite Auto aufgegabelt (wir müssen nächstes Jahr unbedingt einen Bus chartern) und ab nach Jukojärvi. Hibbel, hibbel. Das finnische Landleben bestaunt mit einsamen roten und gelben Häuschen, mit gelben Gräsern und Spinnenweben und dann mitten auf einer huckeligen Kuhwiese gepart. Mitten in der Pampa auf einmal Ordner und hunderte Autos und tausende Leute, schon das allein ist immer ein Bild für die Götter =)

Diesmal war es sogar eine richtige Rentnerveranstaltung - statt kilometerweit mit Stühlen, Kühlboxen, Flaggen und Proviant durch die Botanik zu latschen und über unzählige Gräbern zu hüpfen, brauchte man nur ein paar Meter marschieren, über die Strecke gehen und schon stand man auf einem wunderschönen Feld mit toller Sicht. Ha. Sogar ein Dixiklo gab es, welch ein Wunder. Und wieder unsere Freunde und immer mehr davon, zu den gestrigen dazu noch Claes und Kristiina und Lisa und Zabina und Teemu und Hessu. Und tolle Hubschrauber und noch tollere Rallyautos, die mit atemberaubender Geschwindigkeit (und das meine ich jetzt wirklich so), vor unserer Nase die staubige Schotterstrecke entlangrasten. Ich frage mich immer, ob deren Räder überhaupt die Erde berühren, oder ob sie tatsächlich fliegen.... Wahnsinn.

Neuerdings werden fast alle Strecken doppelt gefahren, damit die Leute nicht so viel im Wald herumlatschen und -fahren, damit sich die ganz grossen Staus in Grenzen halten und damit die Umwelt geschont wird (man könnte auch vermuten, dass es Kosten einspart, haha). Also ganz in Ruhe dort geblieben und Picknick gemacht. Mit Riesenpapierrollen aufs Klo, mit den Kindern gespielt und hunderte Fotos gemacht, die doch jedes Jahr das gleich sind. Dann die schockierende Nachricht: Mikko Hirvonen ist raus. Hat sich überschlagen, vier- oder fünfmal und man weiss noch nicht, wie es den Jungs geht. Ach die Sch... sofort kamen einem Henkka Toivonen und Colin McRae und andere Rallyengel in den Sinn, die ihr Hobby mehr oder weniger mit dem Leben bezahlt haben. Zum Glück nicht, nein, diesmal nicht, Mikko und Jarmo waren leicht durchgeschüttelt, aber heil aus ihrem Wrack geklettert.

Nachmittags noch nach Sirkkamäki, in die ganz entgegengesetzte Richtung. Ewig im Stau gestanden, und noch hinten gesessen, wodurch mir richtig schön übel geworden ist. Magenschmerzen dazu wie eh und jeh. Und Männe, der einen auf so wichtigen Veranstaltungen gar nicht mehr kennt *grrrr* In Sirkkamäki war der Parkplatz auch wieder ganz nah an der Strecke,aber ohne Klo. Dafür Stand mit Würstchen und Waffeln und Saft und allem möglichen, was man im Freien so braucht. Wieder zwei mal alle Autos und dazwischen hat Annas neuer Männe sogar für alle Hähnchenwok gekocht. Was für eine perfekte Ergänzung für unser eingespieltes Team, zu dem sich inzwischen auch noch Timo und Anu gesellt hatten. So viel frische Luft hatte ich schon lange nicht mehr bekommen - also abends totmüde und mal ohne Kind wie ein Stein ins Bett gefallen (achja, war da was mit Geschwisterchen?)

Der Sonnabend sollte diesmal der letzte Rallytag sein. Also wieder ganz früh raus aus den Federn und diesmal mit dem eigenen Fiestaauto nach Kuohu, wo die kleine Prinzessin schon fertig angezogen wartete. Rally mit Frida, wie schön. Vor allem, wenn man mit seinen Freunden eh nicht mehr quatschen kann, weil man gar nicht daran gewöhnt ist und weil einem nur Kinderwindelkram in den Kopf kommt... Frida freute sich auch schon riesig. Diesmal Surkee, im Süden von Jyväskyklä, fast in Korpilahti. Zwanzig, dreissig Kilometer nur über Waldstrassen gebrummt und dann an einem Graben geparkt, wieder zusammen mit hunderten anderen Autos.

Durch den dichten Wald gelatscht (ja, das echte Rallyfeeling), bis netterweise Fridas Patenonkel von hinten kam und die Kleine für die nächsten 500 m im Rettergriff durch das Dickicht trug. Dann Felder, Papa mit dem Ergo und ein riesiger Anstieg zu einem wunderschönen alten Bauernhof, mitten auf einem hohen, von Wolken umgebenen Berg. Was für ein cooler Platz. Könnte man direkt zu einem Exklusiv-Kuhhotel für deutsche Gäste ausbauen! Windig war es und alle halbe Stunde wechselten sich Regen und Sonne ab. Genauso wechselte Fridas Stimmung: sie rannte und jammerte und lachte und kasperte und sang und unterhielt die Leute, dass es eine wahre Freude war. Endlich hatte die Mama wieder etwas zu tun und musste nicht nur rumsitzen =) Die anderen haben bestimmt gleichzeitig ihre Babypläne für die nächsten zehn Jahre auf Eis gelegt, hahaha.

Raseautos kamen natürlich auch vorbei, wieder zweimal, aber mit Madamchen war das alles nicht so wichtig. Die waren ihr eher zu laut. Aber man konnte Hubschrabbis bestaunen und an der Würstchenbude "shoppen gehen" und Hunde angucken und rumrennen und Quatsch machen und in die Windel bratzen (glücklicherweise mitgehabt) und zum Schluss auch andere Schösse und Arme ausrprobieren. Sehr schön, so mit unseren Freunden im Grünen zu sein. Eigentlich könnten wir das auch ganz ohne Rally machen =) Tomppa hat auch wieder gekocht, diesmal gab es Hamburger. Und Makkaras. Dann selbst hundemüde und mit einer erschlagenen Frida zurück durch den Wald, ins Auto und über unser neues Zuhause nach Palokka. Eine tief schlafende Frida ins Bett bugsiert und selbst schlafen gelegt. Männe war noch nach Leustu gefahren und schneite erst einige Stunden später durch die Haustür, natürlcih ohne Schlüssel, aber in nicht allzu schlechtem Zustand.

Pünktlich um 22 Uhr kam auch die Fridadida aus dem Schlafzimmer getapst (ojeee). Aber das hiess, dass wir noch das Abendprogramm mitnehmen durften! Rally ohne Preisverleihung ist ja eigentlich ein Unding, aber wenn die das vom Sonntag nachmittag auf Sonnabend abend verlegen, schafft man das als Rallyrentner gar nicht mehr. Aber um 22:30 sollte Finnlands grösstes Feuerwerk stattfinden. Also Tiita angezogen, bei ABC Abendbrot gegessen (ääähm geklettert) und dann ins Zentrum. Rums di bums ging es da schon und die Rantaväylä war in wunderschöne Farben getaucht. Ab über die Kuokkalabrücke, von der man eine wunderschöne Aussicht haben würde. So dachten auch viele andere - und so konnten wir uns im Schrittempo vorwarts bewegen und dabei ab und zu aus dem Auto gucken und fotografieren und Bekannte suchen und nebenbei noch aufpassen, keinem ins Heck zu fahren. Tausende von Leuten am Hafen und auf der Brücke, ganz toll. Wir haben schon eine schöne Stadt. Und eine tolle Rally. Frida sagte "Mäkin oon surulainen kun ralli on poissa". Aber sie kommen ja im nächsten Jahr wieder. Ich freue mich schon.

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