Dienstag, 21. Juni 2011

Tutustuminen...

Frida hat ihre letzte Woche bei Tante Laura *snif snif* und am Dienstag konnten wir uns ihren neuen Kindergarten angucken, bevor sie für fast sechs Wochen in den Oma-und-Opa-Urlaub geht. Ich war ein bisschen aufgeregt, weil ich nicht nur Gutes von den öffentlichen Kitas hier gehört habe - andererseits vertraue ich finnischen Kindereinrichtungen sehr und bin überzeugt, dass die pädagogisch, fachlich und mami-ersetzend alles tun, was in ihren Kräften und den mehr oder weniger beschränkten finanziellen Mitteln steht. 



Manche meckern, weil in Finnland alle Kids durch das "Schema F" gepresst werden, weil Erzieher und Kitas schneller wechseln, als die Polizei erlaubt und weil immer wieder Mittel gestrichen werden, weil in manchen Einrichtungen Schimmel wächst und nicht immer die gesetzlich vorgeschriebenen Plätze frei sind - aber meine Augen sehen immer wieder die wunderschönen, neuen Kindergärten alle drei Strassen lang, mit riesigen Spielplätzen, freundliche und sich kümmernde Betreuer, overalltragende Steppkes und arbeitende Mamis und spezielle Angebote für Kinder mit besonderen Bedürfnissen, Kita-Beiträge die nach Einkommen gestaffelt und auf 250 Euro gedeckelt sind und eben Einwandererkinder, die dank Kindergarten fliessend finnisch sprechen, wenn sie in die Vorschule kommen. Also, mal selber gucken. Solange der private Kindergarten bei uns um die Ecke keine Plätze frei hat, haben wir ja eh keine Auswahl *lach*

Dienstag also mittags schon von der Arbeit los, die fertig angezogene und draussen wartende Frida von der Tagesmami abgeholt (Service hoch drei) und dann zum Haukkamäki-Kindergarten gekurvt. Auto natürlich erst einmal auf der falschen Seite abgestellt, vorm Altersheim, und dann gefühlte 300 m um das Gebäude gelatscht. Dass ich das kindersichere Tor nur nach minutenlanger Analyse aufbekommen habe, soll hier nur am Rande erwähnt werden. Zumindest hat der Kiga einen riesigen, nochmal unter sich unterteilten Spielplatz, und das ganze wurde, inklusive renovierter alter Hälfte (der liebe Schimmel.... aarrghh) und niegelnagelneuem Anbau erst im letzten August neu eröffnet.


Fridas Gruppe ist im neuen Teil, zum Glück, mit eigener Tür, riesigen Fenstern und schöner Holzterrasse. Habe ich schonmal geschrieben, dass ich meine Plankenterrasse aus der alten Wohnung ganz furchtbar vermisse? =) Überhaupt ist das Kindergartenhaus so, wie ich am liebsten wohnen würde... Pultdach und asymmetrische, fast die ganze Wand einnehmende Fenster, aus Backsteinen und Holz zusammengewürfelt und teilweise bunt angemalt. Innen dann auch ein riesiger Schlammflur, in dem man die Overalls und Gummistiefel abspülen kann, dunkelblau-weiss gefliest und mit topmodernen eckigen Waschbecken (aaahhh).

Dann eine geräumige Garderobe, ein kleines Büro und die hellen, hohen Räume für die Kinder, ein Spielraum und ein Schlafzimmer. Schlafzimmer mit hohen Schränken, in die die genialen klappbaren Doppelstockbettchen gestopft werden, wenn die Zwerge ausgeschlafen haben, grosse Tische und hölzerne Barhocker, Kisten voller Spielzeug, Waschbecken und Malsachen. Nur etwas karg war es doch, keine Teppiche, keine Gardinen, keine Sofas und keine Kissen wie z.B. im Yrttisuo - aber die Frau, die uns herumführte, erklärte, dass das im August ganz anders aussehen würde, wenn die neue Gruppe kommt.

Fridas Gruppe wird nämlich zu meiner grossen Freude ganz neu zusammengestellt, das heisst, sie muss sich nicht in eine bestehende Hackordnung einfügen, sondern kann ganz von einem sauberen Tisch aus (das sagt man so in Finnland) neue Freunde finden. Super. In der Gruppe werden 20 Kinder sein, von 3 bis 6 Jahren, und sie werden von zwei Kindergartenlehrerinnen und einer weiteren Fachkraft betreut. Eins zu sieben ist hier das Verhältnis für die grösseren Kinder, unter drei Jahren sind es vier auf einen Erwachsenen. Ich freue mich, so kann sie sich ihre Freunde aus verschiedenen Altersstufen aussuchen, also die Kleinen betutteln und von den Grossen lernen, wenn sie das möchte. Nur das Gewusel in der ersten Woche, wenn noch die ganzen Eltern dabei sind... weia.

Pirjo, die Frau die uns alles zeigte, war auch richtig nett und machte einen ruhigen und interessierten Eindruck. Dann konnten wir das ganze Haus angucken. Insgesamt 8 Gruppen hintereinanderweg, jede hat so ähnliche Räume wie wir, die durch einen langen Korridor mit farbigen Schleusen verbunden sind, dazu gibt es eine eigene Küche, einen grossen Speisesaal (der mich sehr an meine finnische Fachhochschule erinnerte, haha), Platz für die Vorschulkinder und eine integrative Gruppe. Zur Zeit sind auch noch die Kiddies von einigen kleineren Kindergärten dort, die über die Sommerferien geschlossen sind, wo die Eltern aber noch nicht zuhause bleiben konnten (tsja, knapp drei Monate Schulferien passen nicht ganz zu den vier Wochen Urlaub der Eltern...)

Insgesamt war es aber sehr leer und ruhig, vielleicht drei Gruppen machten gerade Mittagschlaf, die anderen Zimmer waren leer, und überhaupt ist es in finnischen Landen gsd ja immer sehr leise und gesittet. Am meisten freue ich mich, dass die Leute so nett waren. Wir durften zu einigen Erzieherinnen hallo sagen, die Putzfrau kennenlernen (ganz wichtig!), einen Blick in die Küche, die Sporthalle und das Kindergartenleiterbüro werfen - und alle Leute lächelten und grüssten uns freundlich (welch Wunder...denkt der zynische Finnlandeinwanderer).

Ich las natürlich nebenbei alle Namensschilder an den Spinden durch *ggg*, aber was besonders interessantes gab es da auf die Schnelle nicht. Bei uns im suburbanischen "Dorf" gibt es ja auch kaum Kinder mit Migrationshintergrund, oder zumindest fallen die paar europäischen Exemplare darunter schon gar nicht auf. Sogar die Kinder meiner deutschen Freunde hier haben fast ausnahmslos alle finnische Namen, wir sind halt Fennoskandiafans =)


Insgesamt also bin ich doch positiv beeindruckt und freue mich auf Tiitas Kindergartenzeit. Zur Not spenden wir denen mal ein paar gemütliche Einrichtungsgegenstände *lach* aus unserer ausufernden Sammlung. Von der nahen Autobahn, dem ausufernden Palokkaer Verkehrschaos und den vielen Einkaufszentren ringsherum merkt man drinnen nichts (die hatten mich am Anfang am meisten gestört), und draussen ist es mir als geborenem Stadtkind auch nicht aufgefallen. Rushhour ist eh immer dann, wenn auch die Kinder unterwegs sind.

Frida war übrigens am Abend dann so breit, dass sie im Auto eingeschlafen ist, als wir nur von Palokka nach Nuutti gefahren sind, um ihre Turnschuhe für das Fussballtraining abzuholen. Das war es dann mit dem Kicken... dafür haben wir einen Teil unserer aussufernden Jako-o-Bestellung zu Freunden nach Keljonkangas gebracht. Und waren danach unter Mädels bei ABC essen. Wie schön doch Jyväskylä ist. Vor allem jetzt im Sommer und wenn man nicht weiss, ob man für immer hier wohnen bleiben kann.

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