Montag, 13. Dezember 2010

Bileet...

Da sag mal noch einer, ich habe keine finniklichen Freunde oder die sind alle doof... Pustekuchen! Ich habe sogar ganz alte und richtig gute Freunde hier, bloss sehen wir uns viel zu wenig bzw. haben uns wegen Kindern, Fitnesstudios und diversen Weiterbildungsprojekten mehr oder weniger aus den Augen verloren (wenn es da nicht Facebook gäbe). Sonnabend war richtig toll. Da ich ja nicht operiert wurde, konnte ich mein soziales Leben so richtig auskosten *ggg*

Erst lange geschlafen, dann Männes chronisch kaputtes Auto zu Mummo + Pappa gebracht und die schöne Winterlandschaft genossen. Danach mit Mika und Tiita nach Petäjävesi zum frisch eröffneten neuen S-Market, um Milch und Brot und Mikrowellenessen zu kaufen (achja, die Kleine müsste ja noch etwas hinter die Kiemen kriegen!) Als ob der anders aussehen würde, als unser und die tausenden anderen, aber wir mussten mal nachgucken *lach* Dann schlafende Frida und Männe zum Eishockey bugsiert. Schlafende Frida weiter zu meiner uralten besten Freundin Anna gekutscht, zum Glück gleich wach bekommen und dann in einem schönen gemütlichen Frontkämpferhaus, was sie gerade vor wenigen Wochen gekauft haben, die Küche und Mikrowelle missbraucht und Tiita mit Kartoffelbrei und Gehacktessosse abgefüllt =) In Finnland darf man sich als Gast da selbst bedienen, sehr praktisch, wenn man es eilig hat.


Diese Frontkämpferhäuser (rintamamiestalot) gibt es hier überall, es sind relativ einheitliche, zweistöckige Holzbauten aus den 50er Jahren, die massenhaft und relativ billig an die Stadtränder gesetzt wurden, als die aus Karelien fliehende und vom Land in die Stadt ziehende Bevölkerung dringend Wohnraum brauchte - und inzwischen schlagen sich die jungen Leute darum, so ein Häuschen zu besitzen, weil sie ein bisschen an die Oma, eigene Eltern oder eben früher erinnern, sehr romantisch, je nach Lage für Mittdreissiger einigermassen erschwinglich und nicht so klein und verfallen wie die Mummonmökkis aus den 30ern sind. Meist haben sie auch ein schönes Gartengrundstück herum, sind aber wiederum gut per Bus erreichbar, weil sie nicht ganz ausserhalb liegen.

Das Haus war auch noch nicht von meinen Freunden renoviert, also seeehhhr gemütlich und familiär, nicht zuletzt dank der lieben und gastfreundlichen Art meiner Freundin =) Die gut gelaunte Frida nach einer Stunde dann wieder in den Haalari und ins Auto gefriemelt und ab ins Stadtzentrum, deutscher Adventsgottesdienst in der Stadtkirche. Cool, dass die das hier auch in unserer Sprache machen, mmh? Gleich zu Anfang bin ich mit den Kindern unserer Spielgruppe und ihren Eltern nach vorn, um "Kling Glöckchen" zu singen. War superschön, unsere kleinen Finnenkids machten sich prächtig, wenn auch fast nur die Stimmen der Erwachsenen zu hören waren. Aber wir haben jetzt sooo viele Kleinkinder hier, bestimmt 20 oder 30. Und natürlich hatten fast alle ihre Tonttumützen auf =)

Danach fünfminütiger Fussmarsch mit gröhlenden Ossikids Frida und Calvin (ja, Ausländerkinder machen immer Krach) zum Kaffeetrinken im Alten Pfarrhaus. Auch das war rappelvoll, so viele finnische und deutsche und gemischte Familien, dass man kaum einen Sitzplatz bekommen hat. Laut Dachverband in Helsinki sind wir der einzige finnisch-deutsche Verein, der ständig steigende Mitgliederzahlen hat, nicht zuletzt dank meiner Spielgruppe. Und wieder - dank Facebook wusste man sofort die Namen von vielen und hatte Anknüpfpunkte für Gespräche, die sonst wohl eher schleppend gegangen wären, wenn man sich nur 2-3 mal im Jahr sieht. Supernette Leute.

Blitzschnell ging die Zeit um und dann kam auch schon Fridas Opi, um die Kleine für die Nacht abzuholen. Männe und ich waren nämlich noch bei Anna zu Housewarming und Pikkujoulu eingeladen. Auch wenn ich nichts trinken kann (achja, mein Berlin-Bericht fehlt immer noch...), aber ich bin ja als Nichtskandinave durchaus in der Lage, auch ohne Allehol Spass zu haben ;-) Noch ein bisschen gequatscht, Nürnberger Lebkuchen mit Oblaten genascht und dann wieder zurück in das kuschlige Haus. Dort waren inzwischen noch mehr Freunde eingetroffen und der Pizzateig vom Nachmittag hatte sich in zig Teller und Schüsseln mit Essen und Trinken verwandelt... wow.

Wir Mädels laberten und laberten und spielten mit Hermanni-Baby und frischten alte Erinnerungen auf - eine deutsche Freundin war übrigens auch noch mitgekommen, weil ihr Männe samt Kids auch dem Eishockey frönte - und dann musste ich schon wieder raus, Auto umparken. Beinahe die splitterglatte Treppe runtergeflogen und die Stöcke für die Schneemarkierung umgepflügt, aber die brennenden Aussenkerzen in der Einfahrt sollten ja nicht unbedingt unter meinen Henry kommen. Später dann nochmal, Evelyn nach Hause gebracht und Männe, Hessu und Paavo von der Eishalle abgeholt. Auto rein und raus die ganze Zeit. Wozu so ein nüchternder Partygast alles gut ist!

Die Bude war dann rappelvoll, allerdings typisch finnisch die Mädels labernd, essend und trinkend abwechselnd in Stube und Küche und die Jungs allesamt halbnackig unten in der Sauna und im Partykeller. Nur ab und zu kamen sie grinsend, schwankend und ganz schüchtern in die Küche, um Bier zu holen oder um Zigaretten zu bitten. Hihihi, kein Wunder, dass die sich nur ganz spät nachts, total angetrunken und erst beim allerletzten Song in der Disco gegenseitig aufreissen, vorher bekommt man sich ja noch nicht einmal zu Gesicht *lach* Nichts mit deutschem Pärchengeklüngel (Gott sei dank ehrlich gesagt), in Finnland weiss man normalerweise auf einer Fete noch nicht einmal, wer denn nun mit wem liiert ist... und eigentlich spielt das ja auch keine grosse Rolle, haha.

Wir Mädels erzählten über alles mögliche, die guten alten Zeiten, es waren ja viele von meiner Studienzeit und zahlreichen Rallys da, und den anderen erklärten wir halt, was es mit den Insidergeschichten auf sich hatte und fanden gleich richtig gute neue Freunde. Viele davon hatten auch kleine Kinder, was wiederum gute "neue" Stories nach sich zog. Nicht nur Klamotten und Fitness und so, wie ich das immer falsch in Erinnerung hatte, sondern die Finnenmädels sind doch richtig cool und nett und zum Pferdestehlen. Sehr cool, müsste man viel öfter machen, und natürlich war der Magen auch die ganze Zeit okay, obwohl das Buffet llangsam, aber sicher leerer und leerer wurde. Zum Schluss besichtigten wir noch das ganze Haus, besuchten die Jungs in ihrem stickigen Verlies, und dann wurde sogar noch die Zukunft gelesen, weia.

Fridas Patenonkel war übrigens auch da, für die Namensfreaks also Anna und Anni und Teemu und Hessu und Mika und Marja und Susanna und Tuukka und Tiina und Juha und Sari und Tomppa und viele andere, von denen ich die Namen noch nicht weiss. Und besonders schön war, dass wir wirklich bis 3 Uhr morgens bei unseren Gastgebern blieben und nicht, wie sonst üblich, die Bars im Stadtzentrum unsicher machten, wobei man zwar immer super fremde Typen kennenlernen konnte, aber seine Freunde total aus den Augen verloren hat, weil ja keiner mehr so richtig peilte, wo die anderen denn nun sind *ausdemnähkästchenplauder*.

Diesmal also bis halb vier Uhr morgens gequatscht und gegessen und dann die Palokkaer Bande in den kleinen Fiesta gezwängt, noch bei unserem alten Zuhause vorbeigefahren und dann zu uns - und dann die kleine Jasmi gefunden. Nicht schlimm, nein, nur ein bewegender Abschluss zu einem extraordinären schönen Abend und Tag. Jetzt solle ich vielleicht nur noch hinzufügen, dass es komisch ist, wenn man dann am Sonntag irgendwann aufwacht und sich wundert, warum in aller Welt es denn immer noch dunkel ist.... 16:23 *räusper*

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