Samstag, 11. Juni 2011

Halbe Weltreise...

Der gefühlt 999. Mann, der gestern meine Tickets und meinen Pass inspizierte, fragte scherzhaft, ob ich eine Weltreise mache. Ja, so ungefähr, zumindest die obere Hälfte davon. Um 3:30 aufgestanden, ab 6:05 von unserem Dorf-Flughafen in Tikkakoski nach Helsinki gehopst, dann ewig beim völlig überforderten automatisierten Lufthansa-Checkin gewartet, Flieger nach Frankfurt geschnappt, die Ostsee überquert und sich an deutschen Wolken von oben erfreut.

In Frankfurt lesbare Zeitschriften und Bücher geshoppt und etwas Pipi in die Augen bekommen, weil die Kinder da so niedlich deutsch sprechen. Aber vielleicht lag das auch nur an der Müdigkeit. Zumindest hatten wir viel Zeit und konnten uns sogar durch das deutsche Würstchen- und Sushiangebot futtern. Mit Paulaner und Radeberger *lach* Dann der lange Überseeflug, 8 Stunden und vierzig Minuten vom Main nach Toronto.

Okay, wie bei meinen beiden vorherigen Amerikaflügen würde ich vor Langeweile und unterdrückter Panik eingehen... so viel Zeit nur auf seinen vier Buchstaben zu sitzen, ist wirklich Folter. Aber nein, gar nicht. Der nette technische Fortschritt hatte in der Zwischenzeit alle Sitzplätze mit eigenen Monitoren in Augenhöhe ausgestattet. Aaaah! Cool.

Erst ein bisschen in Dogs Today und Meidän Perhe geschmökert und dann auf visuelle Unterhaltung umgestiegen. Zwar kein Internet, Bloggen und Gesichtsbuch (das kommt noch, ganz sicher!), aber Filmchen. Ganz in Ruhe. Und ich war richtig begeistert (wann sehe ich denn mal fern?) Alemanya - Ein sehr witziger Film über eine türkische Familie, die in den 60ern nach Deutschland gekommen ist und jetzt zwischen den Kulturen hin- und herbammelt - ich habe teilweise so gelacht, dass der Sitz wackelte und vor allem den kleinen Cenk total ins Herz geschlossen - aber anderseits habe ich auch dadurch erst kapiert, in welche Spiesser-Welt die armen Anatolier damals völlig unvorbereitet geschmissen wurden... ganz im Gegensatz zu den Integrationsanstrengungen, die der finnische Staat heute für seine frischen Einwanderer macht. Wobei es damals zumindest für alle Arbeit gab...

Ein paar Stunden später dann noch was aus Braunschweig, der Grosse Traum oder so (ich google nochmal)... Daniel Brühl und ein paar übergeschnappte Abiturienten in 1874, die als allererste Germanen das damals in England schon populäre Fussballspiel kennenlernen durften. Auch super gemacht, spannend, schön, nachdenklich und lustig at the same time. Gute Filme machen wir Deutsche, beide sind es wirklich wert, nochmal angesehen zu werden! Zumal der zweite so anschaulich bestätigte, was Wibke Bruhns in ihrem "Mein Vaters Land" über das deutsche Kaiserreich und England in der Zeit geschrieben hatte.

Endlich konnte übrigens auch jeder Passagier die ganze Zeit und auf seinem eigenen Bildschirm verfolgen, wo wir eigentlich sind. Ganz knapp an Grönland vorbeigeschrammt... die Eisbären schwommen sicher schon unter uns - und dann tauchten auch schon die Moore, Mäander und Seen von Labrador auf. Mit Labradorretrievern? Aaah, welch wilde Landschaft, wenn wir doch nur ein paar Kilometer tiefer geflogen wären, damit man besser sieht =)

Dann wieder Wolken.. und Toronto. Der berühmte Turm war irgendwo versteckt, aber interessant war es natürlich trotzdem, die exotischen Häuser, Strassen und Felder von oben zu sehen. Welcome to Canada! Gepäck zum zweiten Mal heute abgeholt, sicherheitsgecheckt, verzollt, wieder abgegeben, immigration absolviert, einen Blueberryfritter gekostet, shoppen gegangen und asiatisch gegessen. Sehr cool, die Kanadier, lachen und reden viel und laut, Leute aller Kulturen mit coolen Namen friedlich zusammen, afrikanische Mammas neben britischen und französichen Bleichgesichtern, asiatischen Grazien, verschleierten Muslimen und niedlichen amerikanischen Kids. Und interessante Produkte überall, ich bin ja auch einer von denen, die im Ausland erstmal die Supermarktauslagen und Kühlregale durchforsten müssen.

Nach drei Stunden Warten ging es endlich (die Augen fielen schon zu...) weiter nach Québec. Winzige Maschine, so wie die nach Jyväskylä, und draussen wurde es endlich dunkel. Aaaahhhh! What a long day... 24 h on the road, äähm, in the air. Wobei ich froh gewesen bin, dass wir im Hellen geflogen sind, nachts kann ich da nämlich nicht mehr unterscheiden, wo oben und unten ist, was besonders bei langen Flügen richtig beängstigend ist *find* Mit dem Taxi durch die Stadt gerast und jetzt kann ich vom 21. Stock meines Hotels den Sankt-Lorenz-Strom bewundern =) Erst im Dunkeln und jetzt im Regen, aber der ist nach zwei Wochen finnischer Superhitze eigentlich ganz willkommen. Fotos kommen später!

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