Samstag, 31. Juli 2010

Rallifreude...

Ha, solche stinkige Laune gehabt und dann war es so schön auf der Rally. Am Donnerstag waren Frida und ich zuhause. Gründlich ausgeschlafen und dann kam auch schon der Papa vom Shakedown in Muurame zurück. Gemeinsam gegessen, einkaufen gefahren (nicht ohne mein Eis...) und zu Paviljonki, wo man blitzende Autos, jahrelang vertraute Fahrer und sonstige Rallydevotionalien bestaunen konnte. Kimi Räikkönen schrieb fleissig Autogramme und lachte dabei sogar (!), Mikko Hirvonen kasperte hinter der Bühne herum und Frida liess es sich am GB Glace Stand schmecken, während die Mama ein Basecap für ihre verlotterten Haare kaufen musste. Super!

Dann kreuzten, wie vereinbart, Mummo und Pappa auf und nahmen den kleinen Rallyfan mit. Sogar mit dem Bus, worüber sich Madamchen Neuzeitkind riesig freute. Mika und ich fuhren eilig nach Hause und weiter nach Nuutti, wo schon die Fahrräder bereit standen. Gott sei Dank frisch aufgepumpt und mit angeschraubtem Gepäckträger (danke, Jani!). Ich bin seit mindestens drei Jahren nicht mehr Rad gefahren... und jetzt gleich drei, vier Kilometer bergauf zu Laajavuori, wo die erste Special Stage stattfinden sollte. Tsja, Männe ging es nicht anders, aber wir haben uns wacker geschlagen. Bei fast 30 Grad war ich zwar ab und zu einem Herzkasper nahe, und die Mamihormone sagten mir die ganze Zeit, dass ich früher oder später über den total niedrigen Mountainbikelenker segeln würde, aber insgesamt war es wirklich toll.

Vor allem ist Laajavuori viel besser als das olle Killeri. Grüner Rasen auf den von Wald umwachsenen Skihängen, super Sicht und leichter Wind statt ewigem Staub, Asphalt, Leitplanken und Gitter auf der Pferderennbahn, die sonst benutzt wurde. Die Strecke war auch viel interessanter - nur, dass jetzt hintereinander und nicht mehr im Zweitkampf gefahren wird. Aber das ist ja bei der Rally auch sonst so. Am meisten gefreut habe ich mich über meine Freunde, die ich schon soooo lange nicht mehr gesehen habe. Anna und Susanna und Tuukka und Marja und Jiipe und deren neue Partner und später noch mehrere aus Männes Familie. Eben ein richtiges Jyväskyläer Fest =)

Am Freitag mussten wir superfrüh aufstehen, schon um 6 Uhr standen unsere Freunde mit dem Auto vor der Tür *gääähn*, und das, wenn man nachts vor Aufregung kein Auge zubekommt. In Kuohu das zweite Auto aufgegabelt (wir müssen nächstes Jahr unbedingt einen Bus chartern) und ab nach Jukojärvi. Hibbel, hibbel. Das finnische Landleben bestaunt mit einsamen roten und gelben Häuschen, mit gelben Gräsern und Spinnenweben und dann mitten auf einer huckeligen Kuhwiese gepart. Mitten in der Pampa auf einmal Ordner und hunderte Autos und tausende Leute, schon das allein ist immer ein Bild für die Götter =)

Diesmal war es sogar eine richtige Rentnerveranstaltung - statt kilometerweit mit Stühlen, Kühlboxen, Flaggen und Proviant durch die Botanik zu latschen und über unzählige Gräbern zu hüpfen, brauchte man nur ein paar Meter marschieren, über die Strecke gehen und schon stand man auf einem wunderschönen Feld mit toller Sicht. Ha. Sogar ein Dixiklo gab es, welch ein Wunder. Und wieder unsere Freunde und immer mehr davon, zu den gestrigen dazu noch Claes und Kristiina und Lisa und Zabina und Teemu und Hessu. Und tolle Hubschrauber und noch tollere Rallyautos, die mit atemberaubender Geschwindigkeit (und das meine ich jetzt wirklich so), vor unserer Nase die staubige Schotterstrecke entlangrasten. Ich frage mich immer, ob deren Räder überhaupt die Erde berühren, oder ob sie tatsächlich fliegen.... Wahnsinn.

Neuerdings werden fast alle Strecken doppelt gefahren, damit die Leute nicht so viel im Wald herumlatschen und -fahren, damit sich die ganz grossen Staus in Grenzen halten und damit die Umwelt geschont wird (man könnte auch vermuten, dass es Kosten einspart, haha). Also ganz in Ruhe dort geblieben und Picknick gemacht. Mit Riesenpapierrollen aufs Klo, mit den Kindern gespielt und hunderte Fotos gemacht, die doch jedes Jahr das gleich sind. Dann die schockierende Nachricht: Mikko Hirvonen ist raus. Hat sich überschlagen, vier- oder fünfmal und man weiss noch nicht, wie es den Jungs geht. Ach die Sch... sofort kamen einem Henkka Toivonen und Colin McRae und andere Rallyengel in den Sinn, die ihr Hobby mehr oder weniger mit dem Leben bezahlt haben. Zum Glück nicht, nein, diesmal nicht, Mikko und Jarmo waren leicht durchgeschüttelt, aber heil aus ihrem Wrack geklettert.

Nachmittags noch nach Sirkkamäki, in die ganz entgegengesetzte Richtung. Ewig im Stau gestanden, und noch hinten gesessen, wodurch mir richtig schön übel geworden ist. Magenschmerzen dazu wie eh und jeh. Und Männe, der einen auf so wichtigen Veranstaltungen gar nicht mehr kennt *grrrr* In Sirkkamäki war der Parkplatz auch wieder ganz nah an der Strecke,aber ohne Klo. Dafür Stand mit Würstchen und Waffeln und Saft und allem möglichen, was man im Freien so braucht. Wieder zwei mal alle Autos und dazwischen hat Annas neuer Männe sogar für alle Hähnchenwok gekocht. Was für eine perfekte Ergänzung für unser eingespieltes Team, zu dem sich inzwischen auch noch Timo und Anu gesellt hatten. So viel frische Luft hatte ich schon lange nicht mehr bekommen - also abends totmüde und mal ohne Kind wie ein Stein ins Bett gefallen (achja, war da was mit Geschwisterchen?)

Der Sonnabend sollte diesmal der letzte Rallytag sein. Also wieder ganz früh raus aus den Federn und diesmal mit dem eigenen Fiestaauto nach Kuohu, wo die kleine Prinzessin schon fertig angezogen wartete. Rally mit Frida, wie schön. Vor allem, wenn man mit seinen Freunden eh nicht mehr quatschen kann, weil man gar nicht daran gewöhnt ist und weil einem nur Kinderwindelkram in den Kopf kommt... Frida freute sich auch schon riesig. Diesmal Surkee, im Süden von Jyväskyklä, fast in Korpilahti. Zwanzig, dreissig Kilometer nur über Waldstrassen gebrummt und dann an einem Graben geparkt, wieder zusammen mit hunderten anderen Autos.

Durch den dichten Wald gelatscht (ja, das echte Rallyfeeling), bis netterweise Fridas Patenonkel von hinten kam und die Kleine für die nächsten 500 m im Rettergriff durch das Dickicht trug. Dann Felder, Papa mit dem Ergo und ein riesiger Anstieg zu einem wunderschönen alten Bauernhof, mitten auf einem hohen, von Wolken umgebenen Berg. Was für ein cooler Platz. Könnte man direkt zu einem Exklusiv-Kuhhotel für deutsche Gäste ausbauen! Windig war es und alle halbe Stunde wechselten sich Regen und Sonne ab. Genauso wechselte Fridas Stimmung: sie rannte und jammerte und lachte und kasperte und sang und unterhielt die Leute, dass es eine wahre Freude war. Endlich hatte die Mama wieder etwas zu tun und musste nicht nur rumsitzen =) Die anderen haben bestimmt gleichzeitig ihre Babypläne für die nächsten zehn Jahre auf Eis gelegt, hahaha.

Raseautos kamen natürlich auch vorbei, wieder zweimal, aber mit Madamchen war das alles nicht so wichtig. Die waren ihr eher zu laut. Aber man konnte Hubschrabbis bestaunen und an der Würstchenbude "shoppen gehen" und Hunde angucken und rumrennen und Quatsch machen und in die Windel bratzen (glücklicherweise mitgehabt) und zum Schluss auch andere Schösse und Arme ausrprobieren. Sehr schön, so mit unseren Freunden im Grünen zu sein. Eigentlich könnten wir das auch ganz ohne Rally machen =) Tomppa hat auch wieder gekocht, diesmal gab es Hamburger. Und Makkaras. Dann selbst hundemüde und mit einer erschlagenen Frida zurück durch den Wald, ins Auto und über unser neues Zuhause nach Palokka. Eine tief schlafende Frida ins Bett bugsiert und selbst schlafen gelegt. Männe war noch nach Leustu gefahren und schneite erst einige Stunden später durch die Haustür, natürlcih ohne Schlüssel, aber in nicht allzu schlechtem Zustand.

Pünktlich um 22 Uhr kam auch die Fridadida aus dem Schlafzimmer getapst (ojeee). Aber das hiess, dass wir noch das Abendprogramm mitnehmen durften! Rally ohne Preisverleihung ist ja eigentlich ein Unding, aber wenn die das vom Sonntag nachmittag auf Sonnabend abend verlegen, schafft man das als Rallyrentner gar nicht mehr. Aber um 22:30 sollte Finnlands grösstes Feuerwerk stattfinden. Also Tiita angezogen, bei ABC Abendbrot gegessen (ääähm geklettert) und dann ins Zentrum. Rums di bums ging es da schon und die Rantaväylä war in wunderschöne Farben getaucht. Ab über die Kuokkalabrücke, von der man eine wunderschöne Aussicht haben würde. So dachten auch viele andere - und so konnten wir uns im Schrittempo vorwarts bewegen und dabei ab und zu aus dem Auto gucken und fotografieren und Bekannte suchen und nebenbei noch aufpassen, keinem ins Heck zu fahren. Tausende von Leuten am Hafen und auf der Brücke, ganz toll. Wir haben schon eine schöne Stadt. Und eine tolle Rally. Frida sagte "Mäkin oon surulainen kun ralli on poissa". Aber sie kommen ja im nächsten Jahr wieder. Ich freue mich schon.

Rallysorgen...

Ich habe früher die Rallytage hier in Jyväskylä geliebt. Eigentlich tue ich das immer noch und ich freue mich das ganze Jahr darauf, wenn Mikko Hirvonen, Sebastien Loeb und Petter Solberg mit ihren coolen bunten Autos unglaublich schnell (und ich meine jetzt wirklich schnell...) durch die finnischen Wälder rasen. Wenn die Stadt voller internationaler Touristen ist und wenn man mit seinen Freunden den lieben langen Tag in der Botanik herumrammeln kann, um die besagten Autos zu sehen, sich zu sonnen, zu quatschen und Spass zu haben.

Aber in Wirklichkeit ist es von Jahr zu Jahr schlimmer geworden. In den ersten beiden Jahren ist mir ein Typ namens Mika hinterhergestiefelt, der unheimlich lustig, kreativ, witzig und aufmerksam, aber überhaupt nicht als potentieller Partner geeignet war. Dazu jede Menge andere süsse Kerle. Ich habe es genossen, mit den Jungs zu albern und - bei allem Schlamassel - immer zu wissen, dass zumindest M. mich mag und mir immer helfen würde.


Tsja, inzwischen sind wir sieben Jahre zusammen, haben eine kleine Tochter und die Rallyrealität ist weit von dem entfernt, was mir in meinem Traumköpfchen vorschwebt. Nummer eins sind natürlich nicht Äiti und Frida, um Gottes Willen, sondern natürlich die Autos und seine Freunde. Das wäre okay, solange gewisse Grundbedürfnisse erfüllt werden. So lange man keine dummen Antworten auf sämtliche Fragen bekommt, solange Absprachen eingehalten werden, solange man daran denkt, dass ein dreijähriges Kind gewisse Ansprüche hat und dass man eben nicht so mitziehen kann wie unsere verdammten Singlefreunde. Klar, Mami kann zurückstecken und macht das auch ganz freiwillig. Aber der Papa... nö.

Da wird gesoffen, bis man weder seinen Namen noch seine Adresse kennt. Da wird gelabert und gelabert, während nebenan jemand fast auf Knien bittet, dass wir doch jetzt langsam nach Hause müssen (alles schon gehabt...). Da werden Würstchen und Bier gekauft, aber wenn frau ein Brötchen holen will, weil sie fast umkippt, haben alle es auf einmal furchtbar eilig. Klos gibt es im Wald (okay, macht nichts). Da rennt man ewig lange Schotterstrassen entlang oder fährt kilometerweise Fahrrad, ohne sich auch nur einmal umzugucken, ob der Rest der Mannschaft auch noch an Bord ist (typisch finnisch...). An Zeiten brauch man sich ja auch nicht zu halten, weil man ja Sekunden vorher mit dem Handy noch etwas anderes ausmachen kann. Und Leute, die vielleicht etwas langsamer und mit deutschen Akzent sprechen, sind ja auch so langweilig, dass man sich lieber abwendet und über was anderes redet. Oder lieber Rallyradio hört. Ganz toll. Mein Männe und meine sogenannten Freunde.

Das hat mich alles vorher nicht besonders gestört, ich fand es sogar witzig und ich bin in Deutschland inzwischen auch sehr viel eigensinniger und rücksichtsloser geworden. Aber mir tut es um Frida leid. Wenn der Plan zum Beispiel ist, um 21 Uhr ins Bett zu gehen und um 5 Uhr aufzustehen, um das schon die zweite Nacht bei der Oma übernachtende Kind (die Ärmste!!!) gegen 7 Uhr abzuholen, um einen gemeinsamen Familienrallytag zu verbringen - kann man sich dann bis 1 Uhr nachts in der Sauna seines besten Freundes herumtreiben und stockbesoffen nach Hause kommen? Wenn man schon darum gebeten wurde, nur kurz zu bleiben und nur noch ein Bier zu kippen?

Klar, die Alte kann ja fahren und kann sich morgen um das Kleine kümmern. Auch wenn sie die ganze Nacht nicht schlafen konnte, weil sie gewartet, sich grün und blau geärgert und Auswanderpläne geschmiedet hat. Klar ist Rally und nur einmal im Jahr - aber Herr M. ist absolut nicht in der Lage, irgendwelche Verantwortung zu übernehmen. Und ich könnte schon wieder heulen, weil ich so etwas schreiben muss, statt über braun-weisse Rallykühe, Mikko Hirvonens unglaublichen Crash und die schöne finnische Landschaft zu berichten. Oder liegt das alles nur an mir selbst? Daran, dass ich selbst unheimlich langweilig und eine richtige Zicke geworden bin? Ei oder Huhn? Oder nix wie weg mit dem Typ, mit Fridas Papa??? Er kümmert sich wirklich liebevoll um sie, aber die Mama ist halt doof und überflüssig und sowieso nervend. Ganz toll. Wobei ein Blick in den Spiegel ihm ja sogar recht gibt. Selber schuld.

Mittwoch, 28. Juli 2010

Fachmännisch...

Wenn man von etwas keine Ahnung hat, sollte man die Finger davon lassen... meiner einer wollte sich ein Stück mehr finnisieren. Blonde Fridahaare a la Suomineito statt ausgewachsenem Purpur. Was, wie man unten sieht, in einem rot-gelben Fiasko enden musste. Dabei hatte ich 1996 schon einmal blonde Fusseln auf dem Kopf. Und meine Cousine und Tante haben das auch. Aber bei Suse klappt das wieder nicht.

Naja, da lassen wir am Montag Fachleute ran. Grund war unter anderem, dass man bei +37 Grad (neuer all time Rekord in Finnland!!!) seine Haare unmöglich rot färben kann, ohne dass die rosa Sosse tagelang auf Pullis, Sofa und die Bettwäsche rinnnt. Hier kann man momentan gar nicht so schnell trinken, wie man schwitzt. Puuuh.
So dackelfarben geht aber auch nicht. Jedenfalls sehe ich jetzt Ouni sehr sehr ähnlich. Und für die Rally morgen brauche ich eine Schirmmütze. Gott sei Dank bin ich zumindest schon unter der Haube.

Montag, 26. Juli 2010

Kuuma...

Wenn die Kindergartenkinder einem nachmittags nur mit Unterhosen entgegenlaufen, weil sie gerade mit einem Schlauch nassgespritzt wurden, wenn das Terrassenthermometer 45 und das Schlafzimmerthermometer 30 Grad anzeigen, wenn man einen Rock anzieht, obwohl die Beine zuletzt vor einer halben Woche rasiert worden sind, wenn man seine Haare nicht färben kann, weil die rote Brühe alle Klamotten versauen würde, wenn man im Auto fast abklappt, weil das museumsreife Stück keine Klima-Anlage hat, wenn man sehnsüchtig aus dem Bürofenster schaut und an Lakritzeeis denkt, wenn die Luft schwirrt und es nach Staub und vertrocknetem Getreide riecht wie zuhause, und wenn man endlich mal mit der gesamten Familienbande den Kuohuer Badestrand kennenlernt (nach 7 Jahren), dann muss Finnland wirklich einen Jahrhundertsommer haben. Und jetzt ein bisschen Schnee bitte, ja?

Samstag, 24. Juli 2010

Kuohun sattumat...

In unserem Lieblingsdorf war heute Volkfest angesagt. Diesmal nicht auf dem ewig heissen, staubigen und viel zu grossen Sportplatz wie sonst, sondern auf dem kleinen, malerischen Hügel vor dem Jugendhaus. Ganz toll gemacht, dort gab es Bäume und Gras und alles war durch die Enge viel besser bevölkert. Man konnte drinnen Pipi gehen (ganz wichtig, wenn jemand keine Windeln mehr braucht), leckere Lachssuppe essen, Sockenpferde basteln, einen Flohmarkt unsicher machen, wunderschöne Gemälde bestaunen, zig Verwandte und Bekannte treffen, Broschüren einsammeln, Kaffee schlürfen und die lokale Gebietsplanung besichtigen.

Leider weit und breit weder Häuser noch Grundstücke zu verkaufen. Lachhaft, wenn dann das städtische Immobilienblatt, was hier mindestens einmal wöchentlich an alle Haushalte verteilt wird, noch ein Spezial zu Kuohu-Vesanka herausbringt. Und wenn man extra Bustouren von Jyväskylä aus organisiert, damit potentielle Einwohner die beiden Dörfer persönlich kennenlernen können. Hall0? Wir und viele andere würden sofort dahinziehen, wenn es nur ein Dach über dem Kopf gäbe. Selbst wenn man genug Kleingeld in der Tasche hätte.

Aber auch als Besucher ist es sehr schön (vielleicht sogar noch schöner, weil man im Winter weder Schnee räumen noch eingefrorene Leitungen auftauen muss und im Sommer weniger Mücken hat, buuhuuahhuaa). Draussen konnte man Eierkuchen und Makkara essen, Kinkerlitzchen kaufen, Limo und Kaffee trinken und den erwachsenen Sportlern bei allen möglichen Wettbewerben zusehen (Stiefelweitwurf...) Frida ist Pferdekutsche gefahren und hat gleich am Morgen beim Laufwettbewerb eine Medaille und ein Diplom bekommen. Schön, dass dort so viele Kinder sind. In Finnland ist es fast Statussymbol, mindestens 2, besser noch 3-4 Kinder zu haben.

Unsere Familie ist übrigens auch so riesig gross und jung. Heute sassen doch glatt sechs Mädchen und ein Junge bei der Oma auf dem Sofa. Anna, Lisa, Frida, Petra, Andreas, Laura und Zabina. Alles Kusscousins und die Hälfte fehlt noch. Übrigens sammle ich jetzt Bücher zur Geschichte der Orte Saukkola - Sarvenperä - Kuohu und Korpilahti. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, hahaha. Wobei ich mich natürlich mehr für Leute und Namen, vielleicht noch Häuser, als Zahlen interessiere =)

Ist gerade ein Trend, die alten Leute zu interviewen und Erinnerungen aufzuschreiben. Die Welt hat sich in den letzten 60-100 Jahren nämlich wirklich extrem weitergedreht. Nokia und Facebook und Etagenhäuser mit verglasten Balkons statt Rauchhütten, wilden Wäldern und steinigen Feldern, die mit echten finnischen Pferdchen mühsam zu beackern waren... andererseits ist es gerade dieses Landleben, nachdem sich die meisten (zumindest am Wochenende) zurücksehnen. Ruhe und eigene Erdbeeren und ein rot gestrichenes Haus am See.

Hundenasen...

Ich liebe ja meine beiden Katzenviecher sehr. Aber während der letzten 12 Monate ohne Nelson *schnief* habe ich immer mehr bemerkt, dass ich doch eher ein Hundemensch bin. Keine Ahnung, woran sich das definiert - die Miezekatzen sind schmusig, und vor allem Ouni sehr zahm und folgt einem bis aufs Klo, aber so ein Hund ist doch mehr ein Freund. Man kann ihn fast überall mit hinnehmen, der Blick lässt einem das Herz schmelzen und die Spaziergänge sorgen für viel frische Luft und die dringend notwendige Bewegung.

Nur, dass wir momentan weder Zeit noch Platz noch Geld haben. Aber träumen darf man ja mal. Da wären beispielsweise die wilden, schönen, oft wolfsähnlichen Wuffies bei Pelastetaan Koirat aus Estland und neuerdings auch Lettland. Nelson kam ja 2002 über diese Organisation aus Tallinn mit dem Schiff zu uns. Alternativ die noch wilderen karelischen Streuner aus Wyborg, was früher als Viipuri zu Finnland gehört hat (ein ganz heikles Thema...) Oder die kleineren, rassehundähnlicheren Spanier, von den majestätischen Galgos ganz zu schweigen.

Nicht, dass es in Finnland keine herrenlosen Hunde gäbe, worauf auch immer wieder mehr oder weniger freundlich in diversen Foren hingewiesen wird. Aber die haben mindestens drei, vier Probleme: a) Die Rassen. Traditionelle finnikliche Rassen sind alle etwas schwierig für geruhsame und unerfahrene Hundehalter. Spitze und Jagdhunde oder deren Verwandte, nichts für die Stadt. Bellen oder brauchen viel Beschäftigung und eine feste Hand. Oft werden sie nur draussen im Zwinger gehalten. Lapphunde, Elchhunde, finnische Spitze, karelische Bärenhunde... so etwas halt. b) Problemhunde. Was man da so in Suomi24, Keltainen Pörssi und Apula findet, soll meist aufs Land, in Familien ohne Kinder oder sonstwo weit weg von der Zivilisation. Tjsa, auch einheimische Hunde und die ach so tollen Rassewelpen wollen fachgerecht erzogen werden und wenn das nicht klappt - weg damit oder die Spritze. Nee, Jungs, so geht das nicht. c) Marketing: Wähend die ausländischen Hunde auf liebevoll gestalteten Webseiten vorgestellt werden, mit Fotos, langen Beschreibungen, Telefonberatung, Lieferservice und so weiter, gibt es von den armen finnischen Wauwaus oft nur einen kurzen Text irgendwo, kaum Informationen, einfach nur weg damit.

Was habe ich für eine tolle Antwort bekommen, als ich vor einigen Jahren in der Zeitung mal fragte, ob es nicht möglich wäre, die hiesigen Tierheimhunde gedruckt oder im Internet mit Bild vorzustellen. Nein, man hätte dazu keine Zeit, die müsste man mit der Tierpflege verbringen und ausserdem wären ja die anderen benachteiligt, wenn nur einer abgebildet würde. Hallo? Ist es nicht deren höchstes Ziel, ein richtiges Zuhause für die Tiere zu finden? Inzwischen hat sich das geändert, aber vor allem Katzen haben immer noch ein riesiges Problem. d) Lokal vs. global: Ein kleineres Problemchen, aber viele Tierheime vermitteln nur innerhalb ihres eigenen Landkreises. Verstehe ich, wenn man die Tiere erst kennenlernen soll und wenn vor allem Katzen das Autofahren gar nicht leiden können. Wenn man das Tier zurückgeben muss oder da manchmal Steuergelder im Spiel sind. Aber dann gewinnt auch wieder irgendein Este mit süssem Bild, wo das alles keine Rolle spielt...

Aber darüber wollte ich gar nicht schreiben, sondern endlich einmal meine Lieblingsrassen vorstellen. Nummer eins ist seit Jahren unangefochten der König der Hunde. Stolz, edel, etwas abwesend und über alles erhaben... der Afghane. Wie sie gucken und die lange Nase und die tollen glatten Haare (wie bei Hildegard Knef, meinte einmal eine Freundin...) und der Gang und überhaupt *knuddel* Darauf gekommen bin ich schon als ganz kleines Kind, als in der Nachbarschaft ein grosser blonder Afghane namens Ali immer auf einer Wiese festgebunden war. Typischer 70er-Jahre Modehund, mit verknotetem Fell, stinkendem Wassernapf und abgenagten Knochen um sich herum und meistens schlafend - aber wir Kinder haben ihn geliebt.

(Photo: www.greatdogsite.com)

Neben ihm gesessen und ihn gestreichelt und ihn manchmal, ganz selten, an der langen Leine laufen sehen. Den Geruch habe ich heute noch in der Nase und sehe die verfilzten Fellplatten vor mir. Die Besitzerin damals sah auch aus wie... naja. Erst Anfang dieses Jahrhunderts kam ich darauf, diese Hunde im Internet zu suchen und dann war mein Jyväskyläer Studentenzimmer auch voll von ihren Bildern - zum grossen Amüsement meiner spanischen und französischen Freunde *ggg* Dann wusste ich auch, wie das Fell wirklich aussehen muss. Aber das ist auch der springende Punkt: ich hätte sicher weder Zeit noch Musse noch Platz für so einen majestätischen Kuschelmopp. Die Schulterhöhe eines Rüden beträgt immerhin 70 cm.... Und so muss sich Männe weiterhin mit Vollbremsungen abplagen, wenn ich wieder einmal einen Affie auf der Strasse sehe und in exzentrisches Jubelgekreische ausbreche =)


Vor einigen Jahren bin ich dann auf einer Meerschweinchenliste (!) auf meine anderen Favoriten gestossen. Erst in nackig und ziemlich exotisch - chinesische Schopfhunde. Die Frau musste sich damals ziemlich üble Kommentare anhören, aber ich fand die Hunde zumindest interessant und hörte gerne von ihren Geschichten. Als ich dann die behaarte Variante sah, klickte etwas in mir. Wow, die sind aber schön!!! Vielleicht wie ein ganz kleiner Briard, Bearded Collie und Afghane zusammen. Und mit 30 cm Schulterhöhe klein genug, um uns nicht die Haare vom Kopf zu fressen, über Zäune zu hechten und vielleicht mit in den Urlaub zu kommen (ich habe es immer gehasst, Nelson zurückzulassen, wenn wir nach Deutschland geflogen sind). Eine Alternative zum Grosshund sozusagen.

(Photo: www.gnetagalten.se)

Auf der grossen Jyväskyläer Hundeausstellung vor zwei Jahren wuselten mir einige um die Beine, hopsten auf den Schoss und machten mit ihrer Fröhlichkeit sofort einen positiven Eindruck - obwohl ich normalerweise kleine, weisse, kläffende Wuselviecher am liebsten in den Strassengraben schubsen würde. Aber die waren ganz lieb und guckten auch vernüftig und hatten schöne lange Beine. Und für Kinder ist so ein Kleiner bestimmt auch einfacher zu handhaben. Männe dagegen mag echte finnische Jagdhunde (Ajokoira), Golden und Labrador Retriever und andere grosse Schlappohris (er kennt sich mit den Rassen nicht so aus...) Ich mag die auch, dazu noch etwas kompliziertere Wesen wie Weimaraner, Pumis, Pulis, Briards, alle Windhunde, Chow Chows, Laikas, Huskies, vielleicht gerade die selteneren Rassen, weil ich meine Hunde- und Tierbücher schon seit Jahren auswenig kenne =)

Aber wir haben ja noch viel Zeit. Erstmal umziehen. Vielleicht nächsten Sommer oder erst, wenn Tiita in die Schule kommt. Second hand-Hunde soll man ja vorsichtshalber nicht zu ganz kleinen Kindern geben (wobei das auch ein böses Vorurteil sein kann), die Erziehung eines Welpen dagegen traue ich mir (noch) nicht zu und dann sind wir ja eh tagsüber nicht zuhause. Das heisst ich, und Männe soll ja auch so schnell wie möglich arbeiten. Was allerdings die Finns nicht davon abhält, Hunde zu halten... hier gibt es über 500.000 Fellschnauzen auf 5 Mio Einwohner, vielleicht also pi mal Daumen jeder dritte Haushalt. Meine Eltern wundern sich überhaupt, wieso ich jemals auf den Hund gekommen bin, in unserer erweiterten Kleinstadtfamilie hatte nämlich noch niemand so etwas, hehe. Aber - spätestens wenn ich in Rente gehe, hole ich mir einen Affiejungen. Ganz bestimmt und versprochen. In brindle oder ganz hell. Und dann ist da ja immer noch Gevatter Zufall. Letztes WE hat schon eine Bekannte angerufen, um einen kleinen schwarzen Terriermix mit weisser Mehlpfote namens Luka unter die Leute zu bringen =)

Donnerstag, 22. Juli 2010

Neuer Alltag...

So, langsam ist wieder der Alltag eingekehrt, der Herbstalltag bei 29 Grad und komisch leergefegten Strassen, Läden und sanfter Ruhe im Büro. Wo diese Woche sogar ein kleiner Hund namens Milou herumschnüffelt, hihi. Alle anderen sind wirklich noch auf ihren Mökkis. Und unser Alltag ist ganz anders als vorher. Frida geht seit Dienstag in einen richtigen Kindergarten und geniesst es offensichtlich. Viele Spielgeräte, viele Kinder, viele verschiedene Aktivitäten. Sie ist in den drei Tagen vom schüchternen Kleinkind zum aktiven Kindergartenkind gereift und kaspert jetzt da schon genauso herum wie zuhause. Wenn ich sie morgens hinbringe, tappt sie vorsichtig in den Frühstücksraum und will Mama gar nicht weglassen. Wenn ich sie gegen 16 Uhr abhole, rennt sie mir full speed entgegen und dann zeigt sie mir erst einmal halsbrecherische Kunststücke auf den Klettergerüsten, der Wippe und den Schaukeln und stellt mir ihre neuen Freundinnen vor. Puuuh.

Deutsch hat sie übrigens in den letzten drei Wochen auch richtig gut gelernt. Sie fängt tatsächlich an, von ganz alleine germanische Wörter zusammenzubauen und lacht sich ein Loch in den Po, wenn sie "Nein, Mama", "komm" oder "ich" sagen kann oder gar anfängt, ein paar konsonantenlastige unverständliche Sätze zu brabbeln. Wie gesagt, finnisch spricht sie fliessend, sie kann alles sagen was sie will und hält niemals die Klappe *ggg* Aber deutsch kommt in einer ganz komischen Babystimme und mit einer überdeutlichen Betonung, die erkennen lässt, dass es nicht wirklich ihre Muttersprache ist. Auch wenn sie z.B. die erste Strophe von "Alle Vögel sind schon da" auswendig singen kann. Wenn sie fast alles versteht, was Mama sagt, aber strikt auf finniklich antwortet. Und wenn sie mit wichtiger Miene auf dem Klo sitzend erklärt "Äiti, tiet sä, kukka on finnis ja deutschiksi se on Blumä" =)

In Fridas Ausweichbetreuung ist es übrigens immer richtig mäuschenstill. Dabei habe ich Kindergärten und Horts in Deutschland immer mit einer furchtbaren Geräuschkulisse in Erinnerung. Entweder es liegt daran, dass Ferien sind und nur wenige Kinder betreut werden oder die Finns haben wirklich diese magische, stille Ausstrahlung, die auf die Kinder abfärbt. Bei uns zuhause ist es übrigens auch ganz leise, wenn die Kleine jetzt immer um 20 Uhr im Bett liegt und schnarcht, damit sie morgens um 6:30 die Augen aufbekommt (strenger Zeitplan a la mama hängt am Kühlschrank... aber ich habe es immer noch nicht geschafft, nicht neben ihr abends einzuschlafen...)

Unser zweites neues Hobby sind Besuche in der neuen Wohnung. Die Post kommt ja sinnigerweise schon dahin und ich muss alle zwei Tage neugierigerweise nachgucken, ob nicht doch jemand schon gemalert hat. Junge, die haben aber auch eine A...ruhe. Wenn das so weitergeht, sind wir Weihnachten noch nicht umgezogen. Gott sei Dank haben sie vorgestern schon unsere Namen an die Einwohnertafel und den Briefkasten gepappt, wenigstens etwas. Ausserdem müssen wir die halbvertrockneten Stauden vor und hinter dem Haus giessen. Alle dunklen Gewitterwolken ziehen mit schöner Regelmässigkeit über Jyväskylä weg, was wohl den heissesten Juli seiner Geschichte erlebt hat. Naja, am Wochenende soll es kalt und regnerisch werden. Wer's glaubt?

Dienstag, 20. Juli 2010

Doof...

Doof ist, wenn man den finniklichen Alltag beginnt, wenn alle anderen noch Ferien haben. So kommt mir das dieses Jahr zumindest vor. Auch wenn die Schatten abends schon verdächtig lang sind, die Waldweidenröschen die ersten Fäden ziehen und die Sonne bereits gegen 22 Uhr viel zu gelb und rot knapp über dem Horizont steht. Laura und mein Chef und viele andere haben immer noch Urlaub und meiner einer kämpft mit den Konsequenzen. Normalerweise freue ich mich nämlich über die ersten kühlen Tage, an denen man plötzlich früh aufsteht, die ersten Fleecepullover überstreift, das im Sommer unheimlich gewachsene Kind zu seiner eigenen "Arbeit" bringt und dann im Büro mit den Kollegen Kaffee trinkt und ernste Sachen macht, statt sich faul am Badesee zu wälzen.

Aber nein, jetzt sind wir wohl die einzigen! Und viel zu früh! Ende Juli statt August, pah. Frida musste (durfte...) heute zu ihrer Ersatzpflegestelle in den Kindergarten. Sie findet es dort eigentlich immer toll, hat aber auch schon geweint, wenn sie ohne ihre eigene Tagesmami allein dort bleiben muss. Ich also mit Omi und gemischten Gefühlen morgens da hin. Tiita ganz schüchtern geguckt, aber mit den anderen 5-6 Kindern an einen Tisch gesetzt und zu malen angefangen. Mami gelacht und gewinkt, obwohl mir eher zum Heulen zumute war. Die beiden Erzieherinnen waren auch ganz nett und sanft zu ihr. Trotzdem wäre ich am liebsten den ganzen Tag dort geblieben, ich würde so gern mal Mäuschen spielen, was und wie die da so alles machen.

Schlimmer war nämlich noch, dass Omi und Opi abreisen würden. Die Frida so schön deutsch beigebracht haben und die für sie echte Kameraden geworden sind - kein Wunder, wenn jemand 24h und drei Wochen hier wohnt und endlich mal Zeit für sie hat - und so tolle Spiele und Reime und Lieder kennt. Wie sollen wir ihr das bloss beibringen? Ich selber bin schon immer am Boden zerstört und dann noch Tiita? Obwohl wir manchmal auch die Ruhe danach sehr genossen haben, die Dreisamkeit und das Gefühl, endlich wieder erwachsen zu sein und allein murkeln zu können, und zwar the finnish way of life =) Also mehrmals kurz angedeutet, gestern und heute, aber sich trotzdem nicht getraut, die ganze Wahrheit zu sagen, noch nicht.

Auf Arbeit war es auch sehr ruhig. Nur 463 Mails gelesen, Kollegin upgedated (alle anderen sind noch im Urlaub... ich sag es ja!), und gegen 15 Uhr totmüde wieder los, um die zu verkaufende Bude in Vorstellstatus zu bringen. Putzen und räumen und wischen... Puuh, wie mich das nervt... ich verkloppe die Hütte noch zum halben Preis, bloss um nicht einmal in der Woche hier eine Puppenstube aufbauen zu müssen. Naja, okay, gewaschenes Parkett sieht zugegebenermassen wirklich besser aus als unsere übliche Alltagsschmiererei.

Dann Frida abgeholt. Sie spielte lustig draussen, hatte Turnschuhe und Crocs mit ihrer neuen Freundin Tessa vertauscht (die Tagesmamikinder haben grösstenteils noch keine beschrifteten Klamotten) und zeigte Mami, wie man von der grossten Rutsche rutscht. Dann aber doch Kuscheln und Tränen. Müde und kaputt von so vielen neuen Eindrücken. Im Auto wollte man unbedingt nicht vorhandene Prinzessinenkekse haben *buuaaah* und als Mami auf die Frage, warum die Omi denn nicht mit abholen gekommen sei, auch noch wahrheitsgemäss antwortete "Aber Frida, die sind doch nach Halberstadt gefahren" (idiotisch von mir, ich weiss), war das Drama perfekt.

Klar weiss Frida inzwischen, wo Halberstadt und Saksa sind. Bitterliche Krokodilstränen, ganz lautes Schluchzen auf der Rückbank und Mama hätte am liebsten mitgeweint. Was soll man denn da sagen? "Wir fahren da bald hin, ja? "Jetzt gleich? Mit Deinem Auto???" staunte und bettelte das Kind. Nein, im Herbst, möchtest Du mit dem Schiff oder dem Flugzeug? Geschluchze, neeeeein, gleich hinterherfahren, ich möchte jetzt zu Omi und Opi!!!! Mit dem Auto. Och mannnoooo.

Wenn nicht nur alle Wirtschafts- und sonstige Flüchtlinge das gleiche Problem hätten, wir sind ja nicht die einzigen, aber es fühlt sich trotzdem Sch.... an. Selbst meine finnischen Freunde haben ihre Grosseltern ja weit weg auf dem Lande, und die Ossikinder wohnen in Bayern, NRW und sonstwo, wo es Arbeit gibt, und haben nicht den Luxus von praktisch immer verfügbaren Grosseltern wie wir früher. Also überall das gleiche. Aber ich gebe mir selbst die Schuld, weil ich ja selbst und auf eigenen Wunsch ausgewandert bin...


Abends in Kuohu spielte man dann aber schon wieder und alberte mit Mummo. Nächste Woche bekommen wir Besuch aus Schweden und dann ist Rally *cool* Und natürlich liebe ich mein Finnland über alles... vielleicht müssen wir Omi und Opi doch noch ein winziges rotes Häuschen irgendwo in Hinterkuckuckshausenkylä besorgen. Wenn doch nur alle Völker eine einzige Sprache sprechen würden - oder man zumindest im Handumdrehen finnisch lernen könnte... oder Beamen in Sekundenschnelle quer durch Europa. Das wäre doch mal ein neues Geschäftsfeld für die technologieverliebte finnische Wirtschaft.

Montag, 19. Juli 2010

Letzter Tag...

  • Omi Geburtstag
  • Mittagessen im Viherlandia Gartenzentrum
  • Blümchen, Porzellan und Glas shoppen
  • Mummo und Pappa zu Besuch zum Kaffee
  • Silja Nachbarkinds Geburtstag
  • Grillen im Garten
  • Fotos ausgetauscht, Proviant gekauft und ganz dolle mit Frida gespielt
Viel zu tun, wenn man alles noch an einem einzigen Tag erledigen will, was man sonst vergessen hat. Wie immer ein ganz schaler Beigeschmack, aber so ist das nun einmal 3-4 mal im Jahr, wenn man so weit weg wohnt *seufz*

Sonntag, 18. Juli 2010

Korpilahti...

Zur Abwechslung mal nur mit der deutschen Familie unterwegs, der Finne hatte nämlich einen argen Brummschädel von unserer Kneipentour (und ich bin angeblich Schuld, weil er ja ansonsten lieb von der Sauna nach Hause gekommen wäre *hihi*).

Also Frida, Omi, Opi und Suse nach Korpilahti, was zwar neuerdings zu Jyväskylä gehört, aber immer noch janz weit draussen liegt, hinter Muurame auf dem Weg nach Tampere, ungefähr eine halbe Stunde von uns nach Süden. Mit einem wunderschönen Hafen, an dem schon vor mehreren Jahren ein tolles Café lag, welches letzten Winter zu unserem grossen Schrecken abgerissen, aber inzwischen ganz neu und noch viel schöner wieder aufgebaut wurde. Sehr empfehlenswert und vor allem viel schöner als der zur Zeit fast vollständig aufgebaggerte Jyväskyläer Hafen.

Also rumgesessen, von Pizza über Eierkuchen und Eis und Kuchen durch die Speisekarte gegessen (dreimal bestellt!), tolle Geschenke bei Emalipuu gekauft (teuer, aber man muss ja lokales Handwerk unterstützen), das Klo mehrmals probiert und den mehr oder weniger versierten Seglern beim Einparken und den anderen Gästen beim Essen zugeguckt.

Besonders interessant war eine Bilderbuchfamilie mit weissem Boot, schickem Mann, hübscher Frau, gelbem Labradorhund und Schwimmwestenbaby, dass mit seinen wackligen Beinen so nah an der Reling stand, dass ich mich schon über den Zaun und ins Wasser habe hechten sehen, während der Papa hinten irgendwo herumfummelte und den schon in den See gefallenen (!!!) Kuschelhasen rausfischte. Huch, meine Nerven.

Frida plumpste zum Glück und entgegen meiner Erwartungen nicht ins Wasser (die ominöse, bei uns wohnende Annika schon...), aber dafür fuhr sie vor den staunenden Finnenkinder mit ihrem Laufrad hin und her, klaute einen rosa Mammutstuhl vom Nachbarstisch (natürlich nachgefragt, äähm gebettelt) und naschte ein Eis nach dem anderen. Übrigens weigert sich das Kind jetzt, Schuhe zu tragen. Sie ist zu einem richtigen Schwarzfussindianer geworden. Mit Prinzessinenkleid natürlich. Aber warum auch, wir haben ja immer noch tropische Temperaturen und so ein bisschen Pieksesteine machen ja gar nichts aus =)

Samstag, 17. Juli 2010

Ausgehen...

Hah, so ein cooler Tag. Nach dem Baden ist mir eingefallen, dass die nicht mittaggeschlafene Frida eigentlich so müde sein müsste, dass sie abends ganz schnell einschnarcht und wir vielleicht etwas für uns und für unsere Beziehung tun können. Ausgehen, die Jyväskyläer Bars besuchen und unsere Freunde treffen, so wie wir das jahrelang jeden Sonnabend durchgezogen haben *vorfreudehupf*. Seitdem wir zusammen sind, aber nur extrem selten, und mit Familie so gut wir gar nicht. Wo meine Eltern schon mal hier sind und Frida inzwischen so richtig an ihnen hängt, klappt das bestimmt. Gesagt, getan.

Allerdings war Tiita weder um 22 noch um 23 Uhr bereit, ins Bettchen zu gehen. Man hampelte und zappelte und spielte und fuhr Rad, weinte abwechselnd und war dann doch wieder munter und überhaupt total überdreht wie (fast) immer. Männe war bei seinem besten Freund in der Strandsauna, und Mami, Omi und Opi überboten sich wieder mit guten Ratschlägen und totsicheren Methoden, das Kind gewaschen, Zähne geputzt und ins Bett zu bekommen (am allerbesten klappt das übrigens, wenn ich mit ihr ganz allein zuhause bin). Nix da. Weder im Zelt noch im Bett noch sonst irgendwo, Tiita war wie aufgezogen. Als sie mitbekam, dass ich noch losgehen will, natürlich noch mehr.

Schliesslich schlief Omi im Zelt und Opi auf der Couch und ich stand - um die Zeit, wo ich Männe hätte abholen sollen - immer noch mit Schlabberklamotten hilflos im Wohnzimmer vor einer lustig auf dem Fussboden herumrollenden Zuckermaus. Och Manno... unsere Weichspülererziehung ist echt total für die Katz. Also zuhause bleiben und wieder einmal in das Mamaschicksal fügen. Ist ja meine süsse Kleine.

In dem Moment öffnete Opi die Augen und sagte "Geh los, ich bringe Frida ins Bett". Die Rettung. Nicht, dass mir Bars und Freunde wichtiger sind als mein Kind. Aber wenigstens einmal nach den vielen Jahren, oder vielleicht alle paar Monate mal. Vor allem, weil ich sonst kaum Leute sehe und es auch mit Männe ständig krieselt, äähm genauer gesagt, kracht.

Ich also angezogen, geschminkt, Haare in Ordnung gebracht und dann mit dem eigenen Auto los. Frida sagte "Immer bist Du weg" und weinte am Ende sogar bitterlich, aber manchmal müssen wir wirklich an uns selbst denken. Wenn sie schon geschlafen hätte, wäre die Situation anders gewesen... Rabenmutter!!!! Als ich das Autofenster herunterkurbelte, war aber alles schon still. Und später, um 1:18 Uhr, kam eine SMS, dass die Kleine endlich schnarcht...

Nach langer Zeit wieder einmal mit den Jungs unterwegs. Männe musste dummerweise noch einmal zu uns und die Schuhe aus der Wohnung holen, weil man mit ausgelatschten Turnschuhen angeblich nicht in Nachtclubs kommt. Frida sagte nur gut gelaunt "Zieh an, zieh die Schuhe an" und "Hei hei, Papa!" Dann mit dem Taxi in die Stadt, die wie immer voller feiernder Jugendlicher und möchte-gern Youngsters war. Mehr oder weniger angeschickert oder sturzbetrunken so gegen 1 Uhr nachts im Sommer, bei immer noch sensationellen 20 Grad und in einer wilden, nordischen Studentenstadt.

Zuerst Brick's, ein befreundetes Paar kam noch dazu und wir redeten bei Weizenbier und Kilkenny's über die letzten Jahre und Monate. Komisch, sich nur noch so selten zu sehen, vielleicht ein, zwei mal im Jahr? Glücklicherweise klappen Gespräche immer noch sehr gut, kein Gestotter wie bei manchen anderen Bekannten, wo sich einfach kein Faden finden lassen will. Danach sind wir zu London. Das wurde vor einigen Jahren als Ü-30 Club eröffnet und ich wollte da immer mal hin - jetzt ist es laut Expertenmeinung schon fast zu langweilig für die Stammgäste, haha. Überhaupt grotesk, in so eine "Alte-Leute-Disco" zu gehen, aber die Leute drinnen sahen alle ganz normal aus. Genauso alt oder jung wie wir. Haha, wenn man selber vor Falten strotzt... *ggg*

Susannita spazierte mit strahlenden Augen durch die verschiedenen Räume, hörte Musik und wippte mit den Füssen, guckte sich die Leute an und freute sich, immer wieder alte Bekannte zu treffen. Die Mom meiner alten friend family und Eddie aus der Clique einer Freundin von vor 10 Jahren und deren Ex und ein paar Typen, die früher schon in Nightlife zirklierten und einer, der mir mal ein Frühstück bei Shell spendiert hatte und schliesslich Männes Cousine, die uns noch zu einer Folgeparty mitnehmen wollte und und und... Cool. Witzig war auch die Mucke vom Anfang der 90er und 2000er, Ecuador und Dr. Alban und so ein schräges Zeug, hahaha. Männe tanzte sogar mit mir *grins* Wie in einer Zeitmaschine...

Schliesslich kam viel zu früh das Lichtzeichen für den letzten Drink und dann knipsten die ganz das Lampen an. Mein erster Gedanke war "Super, jetzt kann ich die Leute richtig sehen und gucken, ob ich noch wen kenne". Hah, wie albern ist das denn?! Früher mit halbgeschlossenen Augen entsetzt in die Lampen geblinzelt und Typ für die Nacht gesucht und überlegt, wie schlimm der Kater am nächsten Tag wohl werden würde - und jetzt das! Langweilig und zugleich schön. Eddie war übrigens auch verheiratet und hatte eine kleine Tochter... irgendwie, als ob uns alle jemand unmerklich 10 Jahre weiterkatapultiert hätte.

Um 4 Uhr morgens auf die reichlich bevölkerte Kauppakatu und ein bisschen spazieren gegangen. Leute angeguckt, bei der Hotdog-Schlange angestellt, dann doch weiter zur Pizzeria Casa Bella, wo es grottenschlechte Nachtnahrung für die Finnen gibt, die um die Uhrzeit eh keine Ahnung von Geschmack oder Geld mehr haben. Pizza und Kebab gegessen, mit den Jungs gealbert und die aufgehende Sonne über dem Marktplatz beobachtet, Möwen kreischen gehört und schliesslich zum Taxi und glücklich nach Hause. Ein Bier, ein Belorussian und ein Baileys sind wirklich nicht viel.

Tiita schlief selig mit Omi im Zelt. Opi hatte kein Auge zubekommen, bevor seine kleine Ü-30 Tochter nach Hause gekommen war. Männe schnarchte sofort ein. Und Suse fiel selig ins Bett und dachte über ihr lotteriges Vorleben und ihre kleine liebe Familie nach. Schön. Und schön, dass wir die Bars ab und zu richtig geniessen können und da nicht jede Woche hinmüssen so wie früher als unstete Singles. Oder kommt das noch einmal wieder? Alles ist ja immer nur eine Phase...

Noukanniemi...


Heute mal da hin gefahren, wo ich schon lange hinwollte - Noukanniemi, ein Ausflugsrestaurant direkt an den unzähligen Schiffahrtslinien auf den Päijännesee. Mit zig schneeweissen Booten und zwei schwitzenden Hauswölfen und jeder Menge Eis, Brause und Kuchen für die hungrigen Germanen.

Schön war's. Danach über Avara und Laajavuori zum Heikkiläer Badestrand (was sonst). So gefallen mir die Ferien! Man müsste nur Männe noch irgendwie in die Badehose und ins Wasser kriegen, aber das ist wohl mission impossible...

Freitag, 16. Juli 2010

Hippi

Glücklicherweise ist Montag mein letzter Urlaubstag und nicht heute. Davon abgesehen, dass hier in Finnland Sonnabende eh als Urlaubstage zählen. Jedenfalls wäre es doof gewesen, wenn ich ausgerechnet diesen Tag damit vergeudet hätte, auf eine dämliche Spülmaschine zu warten. Die sollte zwischen 12 und 14 Uhr kommen, mein Handy war allerdings von 11 bis 12:15 ohne Saft und angeblich die Fuhre noch nicht unterwegs. Ab 13:30 waren wir dann in der neuen Wohnung (wird immer schöner, je öfter ich da bin!!!) und haben gewartet und gewartet. Zwischendurch mal angerufen... nix. Mit Murmeln gespielt, Blumenkränze geflochten, Schmetterlinge beobachtet, Post aus dem Briefkasten gefischt und Fish & Chips genascht. Und neuen Terrassentisch bei Kodin Ykkönen geholt (endlich!). Gegen 18 Uhr kamen dann die durstigen und verschwitzten Handwerker dann zum zweiten Mal und bauten das Teil ordnungsgemäss ein. Puuuh, das kommt davon, wenn man als deutsche Lady in Finnland nicht mit seinem Mobiltelefon umgehen kann.

Donnerstag, 15. Juli 2010

Laminat...

Heute war wieder ein richtig guter Tag. Erst bin ich allerdings fast vom Glauben abgefallen, als mir um 6 Uhr morgens ein grinsender nackiger Kobold mit Strubbelhaar ins Gesicht guckte und auch gleich ganz aufstehen wollte. Uff. Natürlich war ich nachts bei der Hitze erst gegen 2 Uhr eingeschlafen.... Dementsprechend verlief der Vormittag. Wir assen zwar gemeinsam Puuro und spielten und ich zog sie an, aber nachdem meine Eltern halbwegs fertig waren und Männe zur Schule gefahren war, legte ich mich mit rasenden Kopfschmerzen sofort wieder in die Falle, um den restlichen Tag zu verschlafen. Soviel also zu unseren Lerchenqualitäten... übrigens ist mein Kind mit so einer lauten Stimme und trappelnden Füssen ausgestattet, dass ich heilfroh bin, dass wir in kein Etagenhaus ziehen müssen.

Um 14:23 erblickten meine Adleraugen wieder das Sonnenlicht und los ging es mit schlechtem Gewissen und einer langen Aufgabenliste. Gestern hatte ich Männe erfolgreich zum Thema Laminat interviewt und herausbekommen, dass er doch mehr wusste (oder sich erinnerte) als ich - u.a. hatte die Vormieterin erwähnt, dass sie das Zeug bei Oro gekauft hatte. Also doch nicht direkt über unseren immer wieder ausweichenden Vermieter! Das war ein Anhaltspunkt. Also deren Website angeguckt (die verlegen das auch, jeeaah!), angerufen (falsche Nummer...) und schliesslich vorbeigefahren.

Männe und ich wühlten uns durch hunderte verschiedener Fussbodenbeläge, filterten dabei Farben, Muster und Preise und konnten beim besten Willen nicht bestimmen, welche der grauen Platten nun unserer Wohnung ähnlich sahen. Selbst mit Foto unmöglich. Dann rückte Männe damit heraus, dass der wohl nicht allzu teuer gewesen sein soll. Ich zum Mittelbilligregal gewechselt und dort genauer geguckt. Eine Platte stand da in grau und mit genauso breiten "Balken" und grossen Ritzen wie unsere. Mmmh. Sicher war ich aber trotzdem nicht. Verkäufer ranzitiert, der konnte auch nicht viel helfen, kannte sich aber mit den verlangten Parametern gut aus und wusste den Preis der anvisierten Latten. Als ich nachfragte, welches richtig billige Zeug denn noch erlaubt wäre, sank der ausgeguckte Preis nochmal um 3 Euro/m2. Heh, wie auf nem orientalischen Basar =)

Wir wussten aber immer noch nicht so richtig. Männe um Probestückchen gebeten. Resultat war, dass wir mit einer Riesenplatte zum Auto marschierten, in dem die kleine Frida selig schlummerte (sie war gegen 16 Uhr nach 50 m Fahrt eingeratzt). Opi sagte, dass sei viel zu dunkel und Omi, dass sei viel zu hell, ein gutes Zeichen! Nach Nuutti gefahren, neue Tür aufgemacht, Teil auf den Boden geschmissen und sofort war die Platte "spurlos verschwunden" wie ein Zebra in der glühenden Savanne. Cool!!! Genau das gleiche! Dass der Baumarkt davon nur noch 150 m2 hat und dass die eigentlich alle 1.5 Jahre ihre ganze Modellpalette umschmeissen, reicht gerade für unsere Zwecke aus. Ich freue mich schon so. Männe kennt eine kleine Baufirma, die uns das einbaut. Zwar auch erst nach den Ferien, aber immerhin. Langsam aber sicher.

Ausserdem waren wir heute übrigens während Fridas Schlafstunde bei Toys R Us. Meine Eltern haben noch nie so einen grossen Spielzeugladen gesehen, hihihi, und ich bin auch immer ganz froh, wenn Frida da nicht mit ist. Gibt nur Tränen, weil man ja gar nicht alles einsacken kann. Tiita hat jetzt einen heilen Schwimmreifen, eine Hello Kitty Luftmatratze, ein paar Glasmurmeln und zum nächsten Fest einen Prinzessinenschlafsack. Man schläft nämlich neuerdings im Zelt. Auf der Terasse steht mein höchstpersönliches 4-Mann-Zelt und da haben es sich Omi und Opi drin gemütlich gemacht, weil es in der Stube so furchtbar warm ist =)

Apropos warm - schwimmen waren wir natürlich auch wieder. Erst Fish & Chips bei Hesburger geholt (lekkaaa!), dazu Schinkensandwiches von ABC und eine gefüllte italienische Tasche... ja, im Urlaub lebt man ganz gesund. Tiita hat sich (zum xten Mal heute übrigens) weinend und trampelnd vor der ABC-Kasse auf den Boden geschmissen, weil Mami versehentlich schon einige Sachen auf das Band gelegt hatte (macht sonst Frida...) und als Belohnung von der Verkäuferin auch noch einen coolen ABC-Affen-Rucksack bekommen (ja, pädagogisch korrekt weil Frida ist der grösste ABC-Fan aller Zeiten!!!). Okay, sie wollte ja helfen...

Dann ab zu Heikkilä Beach, wo man für ein, zwei Stunden zufrieden im Wasser plantschte und schwamm und hüpfte. Das Wasser ist aber auch warm, fast wie in der Schwimmhalle. Man braucht sich gar nicht mehr vorher abkühlen, sondern kann einfach so rein. Sehr schön. Vor allem mit den dunklen Gewitterwolken, die in Finnland immer ewig am Himmel hängen oder einfach vorbeiziehen können, ohne sich abzuregnen. Ganz spät abends aber, da fielen auf einmal dicke, dicke Tropfen und alle rannten vor Freude raus in den Garten. REGEN!!! Ich weiss gar nicht, wann es zum letzten Mal in JKL geregnet hat. Aber die Hitze soll erst einmal noch weitergehen. Mal gucken, ob Omi und Opi heute nacht mit dem Zelt wegschwimmen... =)

Blogbuch...

Mein zweites Blogbuch ist angekommen und so schön! Nachdem ich im Februar probeweise die ersten Fridageschichten bei Blog2Print bestellt hatte, sind jetzt auch die 2008er Beiträge fix und fertig im Bücherschrank. Das ist so einfach, nur Adresse des Blogs eingeben, kurz PDF durchsehen, gegebenenfalls Cover und Sonderseiten gestalten, absenden, bezahlen und fertig ist die Laube.

Mit Bildern und allem, auf dickem, glänzenden Papier, in grossem Format und mit festem Einband. Einfach Klasse. Klar ist das nicht ganz billig, aber eine Erinnerung auf ewig und viel einfacher, als ständig zu speichern und auszudrucken, so wie es beispielsweise Opi macht =) Hier könnt Ihr sehen, wie Euer Blog gebunden aussehen würde:
www.tinyurl.com/35on4jk *schleichwerb*

Mittwoch, 14. Juli 2010

Spüli...

Also unsere neue Wohnung gefällt mir immer besser. Heute waren wir zum zweiten Mal dort, nachdem die Bude richtig leer ist, und langsam kann ich es kaum abwarten, dorthin zu ziehen. Wenn die das nur erst gemalert hätten! Dann wüssten wir auch, wann und wie wir mit dem Fussboden weitermachen sollen - momentan habe ich zwar schon dreimal gefragt, was es kosten würde, das gleiche Laminat in alle Räume zu legen, aber geantwortet hat noch keiner so richtig, alle immer nur von einem an den anderen verwiesen. Mal gucken. Vielleicht liegt es auch nur daran, dass alle in den Ferien sind.

Heute haben wir aber zumindest eins erledigt: zu Veikon Kone und eine Spülmaschine eingesackt. Hier ist es ja glücklicherweise so, dass die schönen weissen und grossen Einbauschränke und Küchen in den Wohnungen bleiben (erleichtert das Umziehen ungemein!), aber Spül- und Waschmaschinen mit umziehen. Unsere hier fällt auseinander, wenn wir die ausbauen *lach*, also gönnen wir (ich!) uns was neues.

Ich habe auch heute nicht lange gezögert, sondern mir nur vom Verkäufer den Unterschied zwischen zwei gleichpreisigen Maschinen von Siemens uns Whirlpool erklären lassen und dann sind wir gleich zur Kasse weiter. Mir egal, ob es anderswo Bonus X oder Y oder andere Firmen oder ein paar Cent billiger gibt - bei Veikko wird dafür ziemlich gut beraten und bei den Waschmaschinen vor einem halben Jahr haben wir genug gesucht. Mit Quengelkind auf der Rückbank bei 30 Grad rumfahren ist ja auch nicht gerade lustig. Jippi, endlich hat etwas mal schnell geklappt! Für die später dazugestossenen - unsere Wohnungssuche hat jetzt insgesamt 14 Monate gedauert und umgezogen sind wir immer noch nicht =)

Abends die Miezekatzen von Jani und Minna abgeholt, Patenkind beknuddelt und kleine Mädchen spielen gelassen. Apropos kleine Mädchen: offensichtlich wohnt direkt neben uns auch eine kleine Prinzessin, etwas älter als die Tiita. Hat sie heute auf dem Spielplatz schon leicht umarmt oder auf den Rücken getapst - so genau habe ich das von weitem nicht gesehen. Aber nach einer kleinen Umarmung sah es irgendwie schon aus, nur weiss ich nicht, was vorher passiert war. Hoffentlich versteht sie sich mit den Kindern da. Ich hatte als Kind immer Angst vor solchen Rabaukenjungs und allzu selbstbewussten Tussis (mit Westsachen...), das muss die Kleine ja nicht auch noch mitmachen.

Uff...

Es ist heiss, so heiss. Eigentlich hält man es nur noch am Badestrand aus. Oder in den klimatisierten, allerdings viel zu kalten Läden. Heute nacht hat Frida bei Omi auf dem Stubenfussboden geschlafen, die ganze Nacht. Nachmittags sind wir im klimatisierten Hyundai zu Musti & Mirri, neues Geschirr fur Alva kaufen. Die alten sind irgendwie ständig verschwunden. Danach Terra, für Spülmaschinen, Winkeleisen, Mückennetz und das obligatorische Eis. Fix und fertig zum Heikkilä Strand. Man hält es nur noch im Wasser aus, 34 Grad sind kein Pappenstiel fur einen Finn! Ella und Pihla waren auch da. Und weil Sommertage so lang sind, haben wir noch ein supersüsses Häuschen in Ruoke angeguckt und bei Tante Solja Kaffee getrunken. Am besten war allerdings, dass Avara unsere Bude malern wird. Na also. Nur mussen wir jetzt wirklich Geduld haben. Bei der Affenhitze geht gar nichts =)

Montag, 12. Juli 2010

Schlüssel...

Back home und 33 Grad. Schon in Viitasaari sahen die Leute bei ABC ungewöhnlich nackig aus, überhaupt waren die Menschenmassen dort sehr beunruhigend. Zuhause eine Affenhitze, wir mussten sofort sämtliche Fenster aufmachen und die Blümchen dem Hitzetod entreissen. Dann noch Santeris-Cousins Geburtstag. Wie immer wunderschöner Garten. Aber Nipsuhund ist krank, muss wohl auch bald eingeschläfert werden. Der letzte seiner Generation - irgendwie sind alle Hunde, die es Anfang des Jahrhunderts im Familien- und Freundeskreis gab, nicht mehr da und es gab keinen Ersatz. Traurig. Aber Frida hat Fahrrad fahren gelernt. Während alle anderen das Finale Holland-Spanien sehen wollten, ist da irgendwer immer vor dem Bildschirm herumgeradelt.

Heute dann etwas Erfreuliches. Mit gemischten Gefühlen und voller Skepsis zur Bank. Und die holten doch tatsächlich sofort die fertigen Kreditverträge aus dem Schubfach, waren total nett und freundlich (diesmal eine Frau), erklärten alles gründlich und bezahlten (am wichtigsten!) auch gleich den zu hinterlegenden Betrag. Für eine Sekunde Millionär sozusagen =) Danach sofort zu Avara, um die Quittungen abzugeben und die Schlüssel zu unserem neuen Schloss abzuholen. Tatsächlich, liebe Leser, wir haben diesen denkwürdigen Tag erreicht *ggg*

Jetzt muss nur noch geklärt werden, wer in der Bude die Tapeten abreisst und malert. Laut ersten Auskünften und deren eigener Broschüre der alte Mieter. Aber in der Praxis ist das vielleicht doch nicht so, wenn die Wände nicht ganz furchtbar aussehen. Meiner Meinung nach sehen sie allerdings furchtbar aus. Und ich hatte vorletzte Woche extra deshalb schon darauf hingewiesen, damit die während unserer Lapplandwoche malern können. Na, mal gucken. Männe muss da mal von Mann zu Mann und Finn zu Finn sprechen. Und bei der Hitze können wir eh nicht umziehen.

Auf jeden Fall waren wir noch kurz auf dem wunderschönen Markt, wo oft leider gar nichts los ist, diesmal aber viele Stände mit leckerem Gemüse standen. Am Nachmittag dann mit der ganzen Familie nach Saarijärvi, wo meine Eltern einen deutschstämmigen Freund besuchten und wir mit unserem Freund Pasi die wunderschöne finnische Seenlandschaft unsicher machten. Wow, mit einem grossen Boot, mit frischer Brise und genug Schatten unter einer brennenden Sonne, wie man sie in Finnland schon seit 75 Jahren nicht mehr gesehen hat. Super!!! 33 Grad ist wirklich zuviel. Das hält man nur auf dem Wasser aus. Gut, dass wir soviel davon haben.

Samstag, 10. Juli 2010

Rovaniemi + Kuivaniemi...

Niemi heisst so viel wie Halbinsel und davon gibt es jede Menge im seen- und meerreichen Finnland. Heute also zwei davon. Zunächst war Aufräumen angesagt. Nach einer wieder halb durchwachten Nacht (hell und heiss...) mit Ach und Krach aufgestanden und das Mökki wieder in einen bewohnbaren Zustand versetzt, den auch Familien ohne Kinder ertragen können =) Zum Glück gibt es da auf den finnischen Ferienhäusern immer detailierte Anweisungen, falls man im privaten Leben hier und da schon Abstriche gemacht hat.

Pünktlich kurz nach 12 Uhr rein in die Autos, nochmal Rentiere vor dem Hotel besucht und gewinkt (Rückbankgejammer: Ich will aber gar nicht nach Hause!!!) und dann los. Nach zwei Stunden Fahrt hatten wir in Rovaniemi das Vergnügen, einen ganz alten und lieben Freund von mir zu besuchen. Julián ist Spanier und damals Anfang des Jahrhunderts *ggg* genauso wie ich hier im Polar hängengeblieben, nachdem er ein Jahr hier studiert hatte. Wir haben sogar ein halbes Jahr mit Holländern, anderen Spaniern und Kenianerinnen in einem wunderschönen Holzhaus unter einem Dach gewohnt, und ich habe ihn und meine Freundinnen schon in Madrid besucht - von daher ist er fast wie ein Bruder und wir können wirklich über alles labern.

Witzigerweise haben wir uns zufällig sogar einmal in Barcelona auf einer Reise- und Eventmesse gesehen, aber ansonsten sind selbst hier in einem Land die Treffen rar gesäht. War schön mit ihm bei Kaffee und Pulla eine Stunde zu plaudern, vor allem weil sein eigener Sohn nur ein Jahr älter ist als Frida. Von Gesprächen über Wein, Jamón und lappländische Weiten also ganz aktuell zu Nachtpötten, Legos und zweisprachigem Kauderwelsch =) Und ganz skurril finde ich es immer, wenn wir uns am Gesprächsbeginn erst einigen müssen, ob wir nun traditionell englisch oder inzwischen finnisch sprechen, hahaha. Eine schöne Wohnung haben sie übrigens - ich bin tatsächlich psychisch so weit wieder hergestellt, dass ich mich für Wandfarben und Möbel interessiere, oha!

Nach dem Aufenthalt bei unserem Ex-Fussballgegner (D hat wirklich miserabel gespielt...) weiter in Richtung Kemi. In Tervola an einer Tankstelle noch einmal das Kind, Männe und Grosseltern mit Hamburgern gefüttert und einen Souvenirladen umgekrempelt, auf der Landstrasse einem Rentier ausgewichen und Tiita endlich zum Einschlafen gebracht. Dann waren es auch nur noch weniger Kilometer nach Kuivaniemi, wo wir bei Merihelmi Camping ein Reihenhaus bestellt hatten. Sehr coole Wahl und ein Glücksgriff - schon auf der Hinfahrt war mir der Platz direkt am Meer und an der Landstrasse positiv aufgefallen und der Eindruck erwies sich als richtig. Topmodernes Holzreihenhaus nur ca. 30 m von der Ostsee, mit Spielplatz (Frida klettert allein auf ca. 2 m Höhe, Hilfe...), kleinem Sandstrand, vielen grossen und kleinen Hütten (davon drei direkt am Ufer!) und grosser Wiese für Zelte und wohnwagen sowie Restaurant und Läden in der Nähe. Nicht schlecht, Herr Specht.

Als wir ankamen, regnete es zwar und es war ziemlich kalt geworden, aber die Leute versicherten uns, dass ansonsten die ganze Woche Hitze und Sonnenschein geherrscht hatten. Muss ein toller Platz sein, vor allem, weil ich Meere und Ozeane über alles liebe. Ich wundere mich ja selber schon, dass mein letzter richtiger Badeurlaub schon 14 Jahre zurück liegt (Tunesien 1996), danach bin ich nur kurz auf Stippvisiten in Cadíz (2001), Valencia (2002) und Florida (2006) in Salzwasser gehüpft. Wir müssen unbedingt mal an den Sandstränden von Kalajoki, Kokkola oder Yyteri Urlaub machen, oder gleich in den Süden fliegen, aber das wird wohl diesen Sommer nichts mehr.

Den Abend verbrachten wir mit einem Achtpack Koff (cool, mal nicht fahren zu müssen), mit selbstgekochten Nudeln mit Tomatensosse (Ferienlagerromantik a la DDR), sandigen und nassen Füssen vom Strand, einem malerischen Sonnenuntergang, enthusiastisch kämpfenden uruguayischen Fussballstars und einer total abgedrehten Frida, die wirklich nur neben Mama und Papa und nach stundenlangem Gezappel, Gekratze und Gekreische zur Geisterstunde ins Bett gehen kann. Aber sie hat ja auch so viel erlebt!

Im übrigen habe ich vielleicht doch nichts mehr gegen die architektonischen 70er. Zumindest unser Haus hier erinnert sehr an deren spartanischen und kastenförmigen Stil, hat riesige Fenster, Holzpanele an der Decke, schlichte Möbelierung und ist in braun und grau gehalten - aber sieht einfach klasse aus. Vielleicht liegt es an den besseren und neuen Materialien, der Verarbeitung und der veränderten Raumhöhe. Auf jeden Fall denke ich immer mehr über ein ganz einfaches quaderförmiges Haus nach, so wie es u.a. in Hasserode gebaut wurde... das muss doch auch billiger sein als diese verschnörkelten pseudokarelischen Schmuckstücke, die hier überall neu entstehen. Mmmh. Aber das ist wieder ein ganz anderes Thema.

Merihelmi

Freitag, 9. Juli 2010

Kemijärvi + Kitinen...

Der letzte richtige Tag im richtigen Lappland. Ein bisschen Stress herrschte morgens noch, weil ich diesmal den anderen Herrschaften die Auswahl des Tagesziels überlassen wollte - Männe und ich hatten nachts drei Stunden richtig gut geredet und ich habe u.a. meine Rolle als "Bestimmer" gelockert, während er es mit der Reinlichkeit genauer nehmen will *ggg* Aber am wichtigsten war es, überhaupt einmmal wieder Zeit für ein ernstes Gespräch zu haben. Vielleicht müssen wir wirklich daran arbeiten, dass Frida allein schlafen geht, damit wir alle aufziehenden Problemchen noch am selben Tag lösen können, bevor sie sich haushoch stapeln und zu diversen Frustanfällen führen. Von deren Einfluss auf die Kleine ganz zu schweigen.

Aber zu heute - wieder ein ganz toller Tag, auch wenn wir gar nichts besonderes mehr gemacht haben. Amethystmine ist vielleicht etwas für Grössere, Wandern fiel wegen Regen und Mücken aus, in Sodankylä und Pyhä waren wir schon nund die offiziellen Programme waren schon vorbei - also Kurzausflug nach Kemijärvi, 70 km südlich von hier. Im Auto war es schön trocken und warm und wir haben mit Frida gesungen und gelacht, dass die Karosse wackelte. Kemijärvi selbst glänzte mit riesigen Seen oder Flüssen, unter anderem fliesst der sehr breite Kemijoki da durch.

Im Zentrum sind wir an den üblichen Ketten in etwas älteren und mehr oder weniger durcheinandergewürftelten Gebäuden vorbei zu einer grossen Kirche gelaufen und haben dann Fotos an der grossen Brücke gemacht. Frida ist fleissig geradelt - so ein Laufrad ist doch ein tolles Werkzeug, ein Kleinkind zu einem längeren Fussmarsch zu bewegen =) An sich ist Kemijärvi also nicht so ein Knaller, aber wir haben ja auch nur wenig gesehen und natürlich ist es für die sonst eher wenig bevölkerte Region ein wichtiges Einkaufs- und Kulturzentrum. Und wenn da nicht wieder die abrückenden Deutschen dafür gesorgt haben, dass kaum noch alte Häuser standen... genauso wie in Rovaniemi, wo mich immer furchtbar mulmig und traurig fühle. Die noch vorhandenen Holzbauten waren eher verlassen und heruntergekommen. Die 60er und 70er dagegen hätten sie sich wirklich architekturmässig sparen können, in Finnland und anderswo auch.

Jedenfalls fanden wir nach unserem Rundgang ein kleines, gemütliches Café, in dem sogar schon eine Fernsehserie gedreht worden war. Mit Klo, allerdings ohne Topf für das windelfreie Töchterchen. Wir müssen wohl noch einen aufblasbaren Pott mit uns herumschleppen. Jedenfalls fragt sie jetzt immer "Habe ich eine Windel um?" bevor sie die Schleusen aufmacht, hahaha. Auf der Rückfahrt ist Tiita eingepennt und wir haben wieder alle paar Kilometer die obligatorischen Rentiere fotografiert.

Abends dann noch ein lang ersehntes Programm: Besuch bei den Schlittenhunden. Zwar keine richtigen Huskies, aber die besondere Mischung des Neffen unseres Mökkinachbarn - die eingekreuzten Setter sorgen für bessere Lernfähigkeit und grösseren Willen zu ziehen - und offensichtlich für total süsse Schlappohren. Ich bin ja fast umgefallen, als wir um die Hausecke kamen und da gleich zwei Nelsons im Hof sassen. Die Ähnlichkeit war so frappierend!!! Nur der Charakter war wohl ganz anders, der eine der beiden Kameraden war sogar angekettet, weil er nur schlecht mit seinen Kameraden klarkommt und auch auf Menschen nicht allzugut zu sprechen war.

Die anderen wohnten in einem grossen Gehege, hellbraue, beige, schwarze und wolfsfarbene Schlappohren mit ganz langen Beinen. Der Mann war übrigens Halbfinne und sprach beide Sprachen fliessend - und dass wo ich aus eigenen Interessen, und um des lieben Hausfriedens willen, lieber heute als morgen auf Fridas zweisprachige Erziehung verzichten würde. Die Fütterung war auch interessant. Wie wilde Wölfe stürzten die Tiere sich auf das angebotene Futter. huuuaah, gut, dass sie nicht frei waren. Um Frida machte ich mir nämlich gerade wegen des Nelson-Zwillings Sorgen - was wenn sie den einfach hätte streicheln wollen? Am besten war allerdings, als wir einen 4 Wochen alten hellbeigen Welpen auf den Arm nehmen durften. Oh mann, war der knuffig. Und so klein. In die Handtasche hat er allerdings nicht gepasst.

Am Abend bereitete Männe noch leckeres Rengulasch mit Preiselbeergelee und Kartoffelbrei zu. Vielleicht sollte ich wirklich Vegetarier werden, aber es ist in Lappland halt normal, die lieben Rentiere voll und ganz zu verwerten. Und wer sein Leben auf den Weiden und Fjälls Nordfinnlands verbracht hat, kann vielleicht auch glücklich auf einem Teller landen. Lecker. Übrigens gibt es beim Tierschutzverein gerade ein lilacfarbenes Kebabrollenschweinchen, aus Zufall gesehen - wenn das Anfang August noch niemand wollte, zieht es wohl zu uns *versprech* Die haben so selten welche und dann auch noch ganz allein. Statt Husky und Schäferhund sozusagen =)

Kemijärvi

Koiruus

Donnerstag, 8. Juli 2010

Kopara + Aarnilampi...

Zur Abwechslung noch mehr Rentiere. Irgendwie neigt die Ferienwoche sich schon wieder ihrem Ende zu und wir arbeiten das restliche touristische Angebot hier ab, wo wir noch gar nicht richtig angefangen haben =) Heute also Rentiersafari. Zum Rentierpark Kopara zwischen Pyhä und Luosto gefahren. Sah aus wie eine kanadische Ranch, mit vielen Ausläufen und Prärie und Stangenzelten und schönen Bergen im Hintergrund. Eimer mit Poropellets abgeholt und los ging es. Erst nur Schilder mit Wissenswertem über die Fellviecher in sechs verschiedenen Sprachen, rechts und links zäune. Ich kam mir vor wie im Jurassic Park, gleich würden die wilden Biester über uns herfallen =)

Dann kamen sie auch, am Ende des Pfades war eine Art Hof mit Sitzplätzen, Hütten, Schlitten und vielem mehr und dazwischen tapsten die Rens herum. Eins war tatsächlich total wild und kippte uns fast um, wenn wir es füttern wollten. Hilfe, so eine dicke braune Schnauze und so riesige samtig behaarte Hörner, die vor einem herumfuchteln, während das weiche Maul abwechselnd Hände und Eimer traktiert. Hihihihi. Die anderen Tiere waren etwas scheuer, aber das war vielleicht auch ganz gut so. Frida war die Angelegenheit nämlich ziemlich unheimlich, aber das kann ich mir gut vorstellen, wenn man nur einen Meter gross ist und da so grosse hirschartige Tiere herumlaufen.

Hinterher gab es noch Kaffee und Heidelbeerkuchen im grossen Haupthaus der Farm, wo auch Rentiergeweihe, Pullis, Jacken, Messer, Schmuck und andere Raritäten angeboten wurden. Mit wunderschönem weiss gekalkten Ofen... Frida naschte wieder Eis und kaufte sich selber Schokoeier zur Feier des Tages, wir werden wirklich noch dick und fett in unserem wohlverdienten Urlaub. Männe kaufte uns gefrorenes Rengulasch, Poronkäristys, was im Gegensatz zum im normalen Laden erhältlichen auch keinen Zadder enthalten soll. Bin ich ja mal gespannt. 25 e pro Kilo... also wenn das nicht schmeckt, weiss ich es auch nicht =)

Ansonsten war ich auch wieder von der Nettigkeit und Gastfreundschaft der Leute hier begeistert. Der Onkel erzählte uns viel über Lappland und die Rens und man konnte alles mögliche fragen. Genauso freundlich wie die Einheimischen in Läden, Hotels und anderen Unternehmen. Klar sind sie in JKL auch sehr nett, aber hier kommt einem alles persönlicher vor und weniger durchorganisiert - vielleicht auch weil es im Sommer eh nur sehr wenige Urlauber gibt. Egal wo wir hinkommen, sind immer nur so 2-4 Familien mit uns unterwegs, wenn überhaupt und selbst im grossen Hotel rennt der jeweilige Anstellte von der Rezeption zur Bar, zum Laden und zum Restaurant und hin und zurück, wenn man etwas will.

Danach war noch viel vom Tag übrig und wir wussten angesichts einer sehr wehleidigen Frida (Heimweh?) nicht wirklich, was wir noch unternehmen sollten. Quengel und das nicht und nein und überhaupt.... Heiss war es auch und die Sonne knallte. Also erst einmal zu dem kleinen Verkehrspark vor dem Amethysthotel. Frida Bekanntschaft mit Tretautos geschlossen und mit Papis Hilfe um kleine Kirche, S-Market und Tankstelle gekurvt, während Mama Saft geholt und das Klo getestet hat.

Beim nächsten Heulanfall dann doch ins Auto und erstmal ins Mökki zurück, wo alle Beteiligten sich etwas ausruhen bzw. sofort wieder herumgeistern konnten. Mittagschlaf, wozu soll das denn gut sein? Wespennest unter dem Dachfenster gefunden, Fenster sofort wieder zugehauen, vor wilden Insekten in Sicherheit gebracht *ööörrkkkks* und weinendes Kind getröstet. Das baden wollte, und nach Hause nach Palokka und nach Laajavuori... also doch Badesachen eingepackt und wieder los.

Um den Ahvenlampi in Luostos Zentrum sollte ein rollstuhl-, kinder- und buggyfester Weg gehen. Wir an den See gelatscht, Aussicht genossen und einen breiten Steg auf eine kleine Halbinsel in Angriff genommen. Frida rannte hin und her und lachte und freute sich und rammte sich einen Splitter in den grossen Zeh. Währenddessen bereiteten sich Millionen von Mücken auf ihr Abendbrot vor, stiegen aus dem Sumpf und Morast und stürzten sich auf die deutschen Urlauber. Ach die Sch... das war wohl doch keine gute Idee, zumal Tiita auf den paar Metern Rückweg gleich wieder getragen werden wollte. Am Parkplatz wieder eine ganze Horde Rentiere. Und ein ganzer Bus voll deutscher, Rentiere knipsender Rentner *ggg*

Dann offiziellen Badestrand gesucht. Querstrassen zwischen urigen, aus grossen grauen Baumstämmen gebauten Ferienhäusern abgesucht und mit innerer Karte verglichen, ein paar Rens und Hasen verscheucht und dann gefunden, den Aarnilampi. Ganz in Ruhe, nicht weit weg von der Strasse, aber direkt vor dem Luostotunturi gelegen, mit malerischen schlanken Fichten und wild bewachsenen Ufern im Hintergrund und mit ölglatter Wasserfläche. Wow! Sogar einen Sandstrand gab es und einen kleinen Steg und es war windig genug, um die Mücken und Bremsen in Schach zu halten.

Frida gleich Sachen weggeschmissen und nackig und später mit Badeanzug gebadet und im flachen Wasser gespielt. Mami-Wasserratte erst mit hochgekrempelter Hose rein und dann doch umgezogen und plantschen gegangen. Im polaren See. Hach, war das schön! Auch alle Streitereien und Magenschmerzen und Kleinkindfrust vergessen, sondern einfach nur genossen. Kind hüpfte sogar vom Ende des ca. 1 m über die Wasseroberfläche ragenden Steges ins Wasser - und nicht immer an meinen Händen *blutundwasserschwitz*

Die Kleine hat wirklich einen Mut und eine Ausdauer bei so etwas! Ich rede mir nur den Mund fusslig, dass sie den Mund zumachen soll, wenn sie untergluckert, statt sich kaputtzulachen, und ich hoffe, dass sie bald lernt, dass es lebenswichtig ist, den Kopf oben zu lassen und überhaupt im Wasser ein bisschen vorsichtiger zu sein. Bis zur Brust geht sie schon ins Wasser und wenn sie da umfällt und nicht wieder hochkommt... aber wir sind ja immer in der Nähe. Und unser Mökki hat keinen See - ich weiss noch zu gut, wie ich letzten Sommer tagaus tagein nur gerannt bin, damit das wilde Kleinkind nicht in den Hankasalmer See fällt.

Als wir schon aufbrechen wollten und den letzten Sand aus den Sachen schüttelten, kam noch einmal die Sonne heraus. Inzwischen seitlich vom Berg, also mit ganz weichem Licht und ohne die Kameras zu blenden. Der See spiegelte sich ganz magisch und die Bäume waren grün statt schwarz und wir kamen aus dem Staunen und Fotografieren gar nicht mehr heraus. So etwas schönes und so ein schöner Urlaub überhaupt. Was eine Woche Erholung schon ausmacht. Auch wenn alle mit schlaflosen Nächten zu kämpfen haben, wenn die Mücken nerven und ich alle paar Stunden dieses Ziehen im Magen und diese tiefe Traurigkeit und Sinnlosigkeit habe, die meiner Meinung nach immer noch vom Umzugs-, Arbeits- und Familienstress herrühren.

Hoffentlich wird das besser, wenn wir zumindest unsere Wohnungsangelegenheiten geregelt haben. Manchmal denke ich, dass ich noch nicht einmal Nelsons Tod richtig verarbeitet habe. Und dass wir dringend an unserer Beziehung arbeiten müssen. Aber die Tage laufen einfach weiter, und ich tue mich auch schwer damit, als einziger Sprachkundiger hier zwischen ziemlich verschiedenen Welten vermitteln und planen zu müssen. Zuhause immer und jetzt im Urlaub. Aber das nur nebenbei. Bloggen als Therapie sozusagen.

Das mit Nelson ist mir vorhin eingefallen, als wir noch an einem Grilli angehalten haben, wo es neben Frischer Hausmannskost auch Souvenirs zu kaufen gab. Unter anderem gefilzte Hunde, die nach Kundenwünschen bzw. Fotos gestaltet werden. Mein Nelson... passenderweise sass bei den Leuten auch ein grosser Schäferhund im Kofferraum, der gefilzt auf der Theke stand. Im Gespräch stellte sich dann heraus, dass auch Remu aus Estland kommt, und zwar über Rekku Rescue und den Koiratarha Kulkuri. Super!!!

Draussen haben wir den Kerl dann noch einmal extra lieb begrüsst und gestreichelt und mit den Leuten geredet (ich sage ja, die sind alle supernett und aufgeschlossen hier). Vielleicht vermisse ich meinen Hund doch mehr als ich es seit seiner ersten Operation zugebe. Vielleicht hat er auch Mika und mich besser zusammengehalten. Vielleicht wird es auch besser, wenn Tiita grösser ist und nicht mehr so zickt oder ihr eigenes Zimmer hat und besser durchschläft oder falls Männe endlich mal arbeiten geht. Oder ich muss bei mir anfangen, zwischen den eigenen Löffeln Ordnung schaffen und optimistischer werden. Wer seit Jahren schon alles im Alltag mehr oder weniger unter den Teppich kehrt und immer wieder einfach nur zur Tagesordnung übergeht, statt den Dingen auf den Grund zu gehen, zu diskutieren und wirklich konstruktiv Lösungen zu suchen, muss sich nicht wundern, wenn irgendwann ein Kamel das Gras wegfrisst. Aber insgesamt war wirklich ein schöner Tag.

Papi & Frida <3

Polarbadestrand

Stau

Raubtierfütterung

Mittwoch, 7. Juli 2010

Sodankylä...

Ich muss mal kürzere Texte schreiben, solche Romane da unten liest sich nachher eh keiner durch... aber ich würde schon gern dabei bleiben, jetzt im Urlaub ein richtiges Tagebuch zu führen. Sonst sind ja gerade im Sommer die schönsten Erlebnisse immer total untergegangen, weil man keine Zeit und Lust zum Bloggen hatte.

Heute war ein ziemlich ruhiger Tag. Lange geschlafen und Foreca hatte eh Dauerregen angesagt. Also erstmal ins Hotel, Mails checken, Blog updaten, Übernachtung für Sonnabend buchen und Facebook in gross angucken statt auf dem winzigen Handydisplay. Frida hat derweil das Spielzimmer erkundet und sich selbst an der Eistruhe bedient (rosa natürlich...). Dann spontan nach Sodankylä, weil es hier eigentlich nur Outdooraktivitäten gibt und wir uns auch zu nichts angemeldet hatten.

Unterwegs in Aska bei einem kleinen Geschenkeladen angehalten, weil Fridi unbedingt mal Pissi musste und ich den Laden überhaupt von draussen und von den Reiseprospekten als vielversprechend ansah. War er auch, super Dinge da, aber wenn man die Bude und Kleiderschränke eh voll hat... nur ein weisser Weinkühler aus Filz mit Rentierkopf hätte mich interessiert, aber der Preis lag mit über 30 Euronen wirklich in schwindelnden Höhen. Da werde ich mich wohl aufs Kühlschrankmagnetesammeln beschränken müssen =)

In Sodankylä erstmal Hunger. Vor dem finniklichen Restaurant-Café gestanden und dann doch für die Kebab-Pizzeria der sogenannten Fellarme entschieden. Wäre mal interessant zu wissen, wo es die nördlichste Pizza Europas gibt, hahaha. Grossartigerweise gab es in dem Lokal auch ein Bällemeer für das Kind, etwas, wa sie sich schon lange gewünscht hatte. Super. Die Pizzen hatten auch fast einen halben Meter Durchmesser, von der Kebabrolle ganz zu schweigen. Meine mitteleuropäischen Eltern lachten sich kaputt - vielleicht ist es bei Pizzen so wie bei einigen Tierarten (Pinguine etc.), die umso grösser sind, je weiter sie in kalten Gebieten leben, hehe. Das ganze lag übrigens in der Eismeerstrasse... cool.

Dann ging es auf zur Besichtigungstour. Frida war schon so fertig, dass man besser nicht allzu viel mit ihr machen sollte. Geschäfte, Museen, Infos und ähnliches Touristenbeschäftigendes waren seit 17 Uhr geschlossen. Nichts für Eulenfamilien also. Aber wir erkundeten einen Tiimari-Laden mit tausenden von Bastel- und Kinkerlitzchenartikeln (nicht, dass es die in Jyväskylä nicht auch gäbe, aber Tiita hatte sich spontan in einen durchsichtigen Muumin-Schirm im Schaufenster verliebt...) und suchten und fanden die berühmte Statue eines Samen mit Rentier vor dem Alariesto oder so Museum. Sehr schön, wenn auch Frida inzwischen so zickte, dass man sie an der Kapuze über die Zebrastreifen ziehen musste. Finns halten vor so etwas nämlich grundsätzlich nicht, ausser vielleicht wenn es danach aussieht, dass sich ein Kleinkind wirklich direkt vors Auto legen will.

Soviel zu unserer Sightseeingtour, aber ich war auch so ganz zufrieden. Gallerien und Museen und so etwas können wir auch noch angucken, wenn die Kleine grösser geworden ist, vor allem, weil ja Lappland, wie ich erfreut feststellen durfte, direkt in unserem eigenen Heimatland liegt *freu*. Und es goss ja eh in Strömen.

Auf der Rücktour ist die Kleine natürlich nicht wie erwartet eingeschlafen, sondern erst gegen 23:00 in unserer eigenen Behausung, nachdem sie uns beim Fussballgucken mit Fusspflege, Vorlesen, Stifteverteilen, Fenstereincremen, In-die-Windel-kacken und lauten Fangesängen unterhalten hatte. Nicht zu vergessen, dass ein verrücktes Rentier direkt unter unserer Fensterbank langgerannt ist. Ich hatte meine Augen allerdings wirklich nur auf dem Bildschirm. Deutschland - Spanien im Halbfinale, wann erlebt man so etwas schon einmal gemeinsam mit seinen spanischen Freunden im Internet! Die Germanen haben sich wacker geschlagen, aber am Ende hat das bessere Team gesiegt. 0-1 für Espanja und es hätte schlimmer kommen können. Well done guys auf beiden Seiten. Am Sonnabend ist Bronzespiel, mal sehen, ob wir da am Meeresstrand ein Pantoffelkino auftreiben können.