Samstag, 10. Juli 2010

Rovaniemi + Kuivaniemi...

Niemi heisst so viel wie Halbinsel und davon gibt es jede Menge im seen- und meerreichen Finnland. Heute also zwei davon. Zunächst war Aufräumen angesagt. Nach einer wieder halb durchwachten Nacht (hell und heiss...) mit Ach und Krach aufgestanden und das Mökki wieder in einen bewohnbaren Zustand versetzt, den auch Familien ohne Kinder ertragen können =) Zum Glück gibt es da auf den finnischen Ferienhäusern immer detailierte Anweisungen, falls man im privaten Leben hier und da schon Abstriche gemacht hat.

Pünktlich kurz nach 12 Uhr rein in die Autos, nochmal Rentiere vor dem Hotel besucht und gewinkt (Rückbankgejammer: Ich will aber gar nicht nach Hause!!!) und dann los. Nach zwei Stunden Fahrt hatten wir in Rovaniemi das Vergnügen, einen ganz alten und lieben Freund von mir zu besuchen. Julián ist Spanier und damals Anfang des Jahrhunderts *ggg* genauso wie ich hier im Polar hängengeblieben, nachdem er ein Jahr hier studiert hatte. Wir haben sogar ein halbes Jahr mit Holländern, anderen Spaniern und Kenianerinnen in einem wunderschönen Holzhaus unter einem Dach gewohnt, und ich habe ihn und meine Freundinnen schon in Madrid besucht - von daher ist er fast wie ein Bruder und wir können wirklich über alles labern.

Witzigerweise haben wir uns zufällig sogar einmal in Barcelona auf einer Reise- und Eventmesse gesehen, aber ansonsten sind selbst hier in einem Land die Treffen rar gesäht. War schön mit ihm bei Kaffee und Pulla eine Stunde zu plaudern, vor allem weil sein eigener Sohn nur ein Jahr älter ist als Frida. Von Gesprächen über Wein, Jamón und lappländische Weiten also ganz aktuell zu Nachtpötten, Legos und zweisprachigem Kauderwelsch =) Und ganz skurril finde ich es immer, wenn wir uns am Gesprächsbeginn erst einigen müssen, ob wir nun traditionell englisch oder inzwischen finnisch sprechen, hahaha. Eine schöne Wohnung haben sie übrigens - ich bin tatsächlich psychisch so weit wieder hergestellt, dass ich mich für Wandfarben und Möbel interessiere, oha!

Nach dem Aufenthalt bei unserem Ex-Fussballgegner (D hat wirklich miserabel gespielt...) weiter in Richtung Kemi. In Tervola an einer Tankstelle noch einmal das Kind, Männe und Grosseltern mit Hamburgern gefüttert und einen Souvenirladen umgekrempelt, auf der Landstrasse einem Rentier ausgewichen und Tiita endlich zum Einschlafen gebracht. Dann waren es auch nur noch weniger Kilometer nach Kuivaniemi, wo wir bei Merihelmi Camping ein Reihenhaus bestellt hatten. Sehr coole Wahl und ein Glücksgriff - schon auf der Hinfahrt war mir der Platz direkt am Meer und an der Landstrasse positiv aufgefallen und der Eindruck erwies sich als richtig. Topmodernes Holzreihenhaus nur ca. 30 m von der Ostsee, mit Spielplatz (Frida klettert allein auf ca. 2 m Höhe, Hilfe...), kleinem Sandstrand, vielen grossen und kleinen Hütten (davon drei direkt am Ufer!) und grosser Wiese für Zelte und wohnwagen sowie Restaurant und Läden in der Nähe. Nicht schlecht, Herr Specht.

Als wir ankamen, regnete es zwar und es war ziemlich kalt geworden, aber die Leute versicherten uns, dass ansonsten die ganze Woche Hitze und Sonnenschein geherrscht hatten. Muss ein toller Platz sein, vor allem, weil ich Meere und Ozeane über alles liebe. Ich wundere mich ja selber schon, dass mein letzter richtiger Badeurlaub schon 14 Jahre zurück liegt (Tunesien 1996), danach bin ich nur kurz auf Stippvisiten in Cadíz (2001), Valencia (2002) und Florida (2006) in Salzwasser gehüpft. Wir müssen unbedingt mal an den Sandstränden von Kalajoki, Kokkola oder Yyteri Urlaub machen, oder gleich in den Süden fliegen, aber das wird wohl diesen Sommer nichts mehr.

Den Abend verbrachten wir mit einem Achtpack Koff (cool, mal nicht fahren zu müssen), mit selbstgekochten Nudeln mit Tomatensosse (Ferienlagerromantik a la DDR), sandigen und nassen Füssen vom Strand, einem malerischen Sonnenuntergang, enthusiastisch kämpfenden uruguayischen Fussballstars und einer total abgedrehten Frida, die wirklich nur neben Mama und Papa und nach stundenlangem Gezappel, Gekratze und Gekreische zur Geisterstunde ins Bett gehen kann. Aber sie hat ja auch so viel erlebt!

Im übrigen habe ich vielleicht doch nichts mehr gegen die architektonischen 70er. Zumindest unser Haus hier erinnert sehr an deren spartanischen und kastenförmigen Stil, hat riesige Fenster, Holzpanele an der Decke, schlichte Möbelierung und ist in braun und grau gehalten - aber sieht einfach klasse aus. Vielleicht liegt es an den besseren und neuen Materialien, der Verarbeitung und der veränderten Raumhöhe. Auf jeden Fall denke ich immer mehr über ein ganz einfaches quaderförmiges Haus nach, so wie es u.a. in Hasserode gebaut wurde... das muss doch auch billiger sein als diese verschnörkelten pseudokarelischen Schmuckstücke, die hier überall neu entstehen. Mmmh. Aber das ist wieder ein ganz anderes Thema.

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