Samstag, 21. Mai 2011

Orthodox...

Und wo man polttarit feiert, ist natürlich auch die Hochzeit nicht weit. Eine Woche gearbeitet, eine Woche mit fast 40 Grad Fieber halbtot im Bett gelegen und dann Sonnabend nachmittag wie Phoenix aus der Asche aus der Falle geklettert, um noch mit schwachen Beinen und Kratzehals die Hochzeit von Tuukka und Susanna zu begehen.

War glaube schon meine sechste Hochzeit, aber diesmal doch was ganz neues, was ich unbedingt sehen wollte: eine orthodoxe Hochzeit. Die Kirche war klein und versteckt, obwohl ich da immer schon mal rein wollte, der Pastor war aus Polen und der Innenraum weitaus reichlicher geschmückt, als man das von finnischen lutherischen Kirchen kennt. Ikonen und viel Gold...

Auch die Zeremonie war ganz anderes. Gleich am Eingang wurden die Ringe getauscht und der Pfarrer sang alles, was er sagen wollte, während die Gäste im offenen Raum herumstanden. Für die grösste allgemeine Erheiterung sorgte allerdings die Tatsache, dass die beiden Trauzeugen (auch richtig gute Freunde von uns) eine geschlagene halbe Stunde zwei schwere Kronen mit einer Hand über die Köpfe der frischzubackenen Eheleute halten mussten.

Wir wussten das im Vorhinein und hatten während der letzten Wochen schon ständig gelästert, ob JP und Anna auch ordentlich mit Bierkrügen o.ä. geübt hatten. Fridas Patenonkel ist schon vom Zusehen fast geplatzt vor Lachen, vor allem, als die ganze Bande dann samt Kronenträgern, Schleppen und Pfarrersmann noch dreimal um den Altar wandern musste. Der Pastor hat aber auch dabei gegrinst, richtig nett war der. Sehr cool. Und schön, wenn ein Paar so romantisch heiratet, noch ohne Kinderstress, ohne Alltagssorgen (das sage ich jetzt...) und ohne die dunklen Seiten des Familienlebens kennengelernt zu haben.

Wie schon eine Freundin aus Lettland sagte - entweder früh oder gar nicht, und dann sieht man auch auf den Bildern noch besser aus *ggg* Als Option hatte ich mir hustenderweise frei gelassen, gleich nach der Trauung wieder nach Hause und in mein Bett zu fahren, aber die Aussicht auf ein leckeres Abendbrot, unsere Freunde und der warme Abend liess uns dann doch noch mit den anderen nach Juurikkasaari fahren. Grosser Saal mit zig Familienangehörigen und Freunden. Draussen der Päijänne und viele schaukelnde Schiffe.

Und dann ein griechisch-finnisches Buffet vom feinsten. Wo wir hier doch leider fast gar keine griechischen Restaurants haben, während ich mir früher in Harzer Gegenden spätestens ab 1992 regelmässig den Bauch mit Suflaki & Co. vollgeschlagen habe. Die Braut hat nämlich fünf Jahre auf Zypern gewohnt und war sogar mit einem Einheimischen verheiratet, bevor sie ihren lieben Finn gefunden hat - und sie findet Griechenland und Zypern immer noch toll.

Ich selber muss irgendwann, wenn, dann doch ganz allein am Nordpol heiraten, damit das nicht sooo teuer wird.... Jedenfalls haben wir uns mit dem frischgebackenen Paar gefreut, mit alten Freunden gequatscht, den See und die frischbeblätterten Birken bewundert, ein paar neue Familienfotos gemacht und zum Schluss Frida zugesehen, wie sie mit einem anderen kleinen Mädchen Tango getanzt hat. Und zivilisierterweise sind wir um 22 Uhr aufgebrochen, ich als Fahrer und Tiita als schnarchende Rückbank - sehr schön alles. Hoffen wir, dass die beiden lange und glücklich zusammen sind!

1 Kommentar:

  1. Sehr schöne Bilder und ja, Hochzeiten können schon mal richtig teuer werden, aber wenn man seine Freude und vor allen Dingen die Familie dabei haben will, dann gibt man gerne ein paar Euro mehr ab.

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