Dienstag, 31. Januar 2012

Almanakka...

Dann rufe ich mal beim offiziellen Almanachbüro in Helsinki an und beantrage, dass die Monate November, Dezember und Januar asap aus dem öffentlichen finniklichen Kalender gestrichen werden. Wäre doch superschön, wenn der Februar gleich nach dem goldenen Oktober beginnt. Die Sonne lacht, meine Herren, die Sonne lacht und steht mindestens 20 Grad über dem Horizont, wärmt und leuchtet, dass es eine wahre Freude ist. Und dazu sibirisch knitterkalt, minus 30 Grad und Bäume, die von Eis und Schnee nur so überzuckert sind und im hellen Sonnenlicht um die Wette glitzern. Wuuunderschön. 


Frida sagte am Sonnabend beim Skifahren: Tietsä äiti, Suomi on paras maailma!!! Sie kennt den Unterschied von Land (maa) und Welt (maailma) noch nicht :) Recht hat sie. Wenn die Sonne nämlich nicht mal zwischendurch wegwäre, könnte man sie nicht so überglücklich wieder begrüssen. Oh, und dass ich so selten blogge, liegt daran, dass ich jetzt oft mit der Prinzessin um 20 Uhr in die Falle plumpse und nicht mehr nachts herumspuke, dank Zauberpillen. Aber das ist nach vier durchwachten Jahren auch gar nicht so schlimm, abends Fernsehen und Surfen kann ich später als Rentner auch noch *lach* 

Samstag, 28. Januar 2012

Umgeräumt...

Eigentlich wollte Männe mit uns zur Winterrallye nach Laukaa. Eigentlich. Wenn da nicht die zitterbibb* fröstlichen minus 26 Grad am Thermometer gewesen wären. Und Frida nicht morgens so superschlecht gelaunt gewesen wäre, dass ich schon dachte, dass sie eine Grippe, Pupsbrechdurchfall oder ähnlich schlimmes ausbrütet. Nachdem der Finn gegangen war (mit superdickem Overall an) und wir eine Stunde Kinderfernsehen geguckt hatten, stellte sich die schlimme Seuche als lediglich tropfende Nase und sonnäbendliche Unpässlichkeit heraus, ansonsten war man mopsfidel. 


Wir waren allerdings noch nie am Wochenende um 8 wach gewesen *ääähm*. Also ganz in Ruhe gespielt, Frühstück gegessen, angezogen, und dann überlegt, was wir so anstellen sollen - ich habe ja immer noch leicht diese Panik und beklemmende Gefühle, wenn "freie Zeiten" da sind, die ich allein mit shoppen, surfen, aufräumen oder sonstiger Pusselei gefüllt hätte, was aber mit Family nicht so geht und eventuell Diskussionen oder sonstige Tantrums nach sich ziehen könnte (ist schwer zu erklären, ich weiss, meine komplizierte Psyche...) Aber diesmal haben wir einfach alles so laufen lassen. Sogar richtig gekocht, dank Hilfe der jungen, neuerdings sogar kartoffelschälenden Haushaltshilfe.


Irgendwann zwischen Mittag und Kaffee stand ich dann leicht verzweifelt in Fridas Zimmer, wo die Spielsachen schon wieder mehr als durcheinander gepurzelt waren, also die Räuberhöhle schlechthin... "Weisst Du was, wir räumen jetzt auf! stellen jetzt Dein Bett andersherum und machen ein richtiges Prinzessinenzimmer!" "Au ja!!!" sagte die kleine Prinzessin, die sich sonst immer beschwert, dass Mama nur Aufräumen im Kopf hat.


Also rosa Kisten mit rosarotem Klimbim und sonstigen Brassel in die Stube befördert, uralte Wollmäuse aufgefegt und fehlende Kleinteile begeistert "wiedergefunden", staubige Teenagerbücher hinter Fridas Klamottenkisten in den Kleiderschrank gelegt (die Kisten sind immer noch eine meiner besten Erfindungen schlechthin), grossen Bücherschrank flach gelegt, so dass man darauf sitzen kann und Regale zur Seite gerückt. Dann Hochbett vor das Fenster geschoben - und wie von Zauberhand wurde aus dem eher schlauchartigen Spielzeugverliess ein wunderbar quadratisches Kinderzimmer. Wooowww... die Veränderung war echt umwerfend.

Vor allem, weil man ohne den ganzen Krempel auch mal die beerenfarbene Wand und das graue Balkenlaminat richtig sah. Sehr cool. 
Schnell Fotos ins Gesichtsbuch gestellt (ätschibätschi, wie sauber das bei uns ist...) und dann die Spielzeugkisten in das jetzt flache schneeweisse Regal gestapelt. Witzigerweise waren das auf einmal gar nicht sooo viele. Aus dem geliebten Ikea-Plasteschrank wurde Fridas neuer Kaufladen (einfach von der Wand abgerückt und Stühle dahinter gestellt), aus dem kleinen holzigen CD-Krimskrams-Regal Fridas Kuschelhöhle (vor das Hochbett gerückt) und als die mamaeigenen Elche Aslak und Bjarne aus der Plüschtierkiste aussortiert waren, ging sogar deren Deckel wieder zu =) Sehr genial.Den Rest habe ich zwischen Mülleimer und Roter-Kreuz-Tüte aufgeteilt und fertig war das Zimmer einer Vierjährigen. 




Irgendwie muss sie jetzt nur noch anfangen, darin zu schlafen... aber so schlimm ist der knochige Bettwärmer ja gar nicht. Und weil wir den Tag fast nur drin verbracht hatten, ging es danach noch Skifahren. Gen untergehener Sonne. Die sogenannte Schneekatze (lumikissa) hatte nämlich eine ganz frische Loipe direkt neben unser Reihenhaus gefräst und Männe hatte auch unsere Skischuhe aus dem Speicher hervorgefunden...


Also knapp 2 km mit Kind vornweg durch die verschneite Winterlandschaft gleich hinter unserer Haustür, am Falkenberg entlang bis zur grossen Rodelschneise. Ob es hier Bären gäbe, fragte die Prinzessin zwischendurch. Und die Mama erinnerte ab und zu vorsichtig, dass wir den selben Weg ja wieder zurückgleiten müssen. Aber null problemo, man spurte auf seinen 140 Euro-Skiern leicht und locker durch die Gegend, hin und zurück, ohne Stinkertrotzgebrüll und ähnliches. Und als der Papa wieder da war, war die Freude umso grösser. Auf beiden Seiten, meine liebe kleine Familie.

Freitag, 27. Januar 2012

Listen oder die Finns...

Meine Eltern fanden früher immer, ich sollte Schriftsteller werden. Und tatsächlich, kaum kleben die Finger auf der Tastatur, schon fliessen alle möglichen Dinge fein sauber auf den Bildschirm... früher ging das auch mit Papier und Stift übrigens. Jetzt habe ich das Listenmachen entdeckt. Nachdem meine komischen Symptome jetzt weggeschrieben sind, habe ich heute eine Seite mit einfachen Minimumregeln für unsere Familie entworfen... ähhm, inklusive wann und wie man höflich grüsst, wie man isst und so weiter. Minimalisierter deutscher Knigge für meine lieben Waldbewohner. Damit ich nicht alles zehnmal sagen brauche oder aus scheinbar nichtigem Grund explodiere (Mamis Nerven...). Na gut, da steht auch für meinereiner, dass ich endlich mal pünktlich kommen soll. Und dass man nicht aufs Handy schielt, wenn man sich miteinander unterhält. Die Klotür können wir mit jetzt vierjährigem Kind auch wieder zumachen *lach* Was aus meiner Sicht noch so frappierend unterschiedlich ist...
  • Finns grüssen nur wirklich Bekannte; noch fremde Nachbarn oder Kindergarteneltern zum Beispiel in der Regel nicht (kommt aber auch darauf an, ob Stadt oder Land) - grob unhöflich für die historisch viel früher verstädterten Teutonen *g*
  • Finns holen nur fremde Besucher von der Haustür ab und bringen sie dahin zurück, alle guten Freunde und Familienmitglieder kommen und gehen selbst wie sie lustig sind und ohne grosse Ankündigung und Gruss (habe ich mich immer noch nicht daran gewöhnt... meist sind die Haustüren aber auch offen)
  • Finns hören zu und lassen andere ausreden - und machen so lange Pausen dabei, dass der Germane zwangsläufig ins Fettnäpfchen tritt, wenn er dann aus Interesse zwischendurch nachfragt *ggg* (red doch nicht dauernd dazwischen!)
  • Finns sagen etwas einmal und das ist dann so - im Deutschen scheinen Dinge umso mehr Bedeutung zu haben, je öfter man sie wiederholt - also muss man sich alles sofort beim ersten Mal merken *wichtig*
  • Dafür können Finnen einmal gefasste Pläne auch genauso flexibel wieder ändern, ein Anruf oder sms genügt - der Germane flippt aus bei so etwas *lach* 
  • Finns essen um 11 Mittag, um 17 Uhr warmes Abendbrot und um 20 Uhr ne Schnitte - aber das hatten wir ja schonmal *lach*
  • Finns teilen sich auf Parties, Ausflügen usw. ganz oft in Männchen und Weibchen statt als Paare herumzuhängen. Hat auch was mit der Saunakultur zu tun, schätze ich. Paare sind als solche kaum zu erkennen. Und one night stands nicht wirklich selten.
  • Sauna geht natürlich nur mit gleichgeschlechtlichen Freunden und Kollegen, oder in der ganz engen Familie. Da schämt sich dann, im Gegensatz zu den Angelsachsen, natürlich niemand nackt herumzulaufen. Der Finne saunt, so wie wir duschen, zwei bis dreimal pro Woche. Und die meisten duschen danach warm *g*
  • Zuhause wird nur auf Socken gelaufen, oft auch in Schulen und Kindergärten - aber das ist bei uns in Ostdeutschland eigentlich auch so.
  • Viele finnische Männer erscheinen aus deutscher Sicht etwas rücksichtslos... essen gleich, wenn das Essen auf dem Tisch steht und nur mit der Gabel, gähnen ganz offen, rülpsen oder hicken auch mal und popeln in den Zähnen - manchmal erinnert mich das Gähnen und das gelangweilte Zurseitegucken an die Beschwichtigungen bei Hunden, weil es ganz oft unter Freunden gemacht wird, auch am Telefon, vielleicht um die entspannte Situation hervorzuheben - der Germane riecht dagegen sofort absolutes Desinteresse :)
  • Finns haben keine Gardinen an den Fenstern, auch wenn Licht an ist, und in der Regel keine Zäune ums Haus. Passenderweise gilt es als grob unhöflich, auf fremden Höfen herumzulatschen und in Gärten und Fenster zu starren.
  • Finnische Kids traben oft den Eltern hinterher statt an der Hand, sogar auf Parkplätzen. Dass man so schneller vorwärts kommt, habe ich auch schon gemerkt.
  • Finns halten grundsätzlich nicht an Zebrastreifen. Warum das so ist, ist mir letzte Woche klargeworden, als ich mit blockierten Reifen schräg und sehr panisch guckend auf einen Studenten zugebrettert bin, der das wohl nicht wusste. Unter Schnee sieht man die Dinger nämlich nicht. Die sind praktisch überall. Und dann wäre ja da noch der Hintermann... Eigentlich hätte man die weisse Farbe dann von vornherein sparen können, denn von suojatie kann keine Rede sein :)
  • Und dann war da noch der alte Witz von dem norwegischen finnischen Farmer, der seine Frau so sehr liebte, dass er es ihr fast gesagt hätte... hihi.
Mal sehen, wie das klappt. Gestern war der Finn schon so lieb und gesprächig, die ganze Woche hat er Tiita abends gehütet, und erst ganz spät am Abend stellte sich heraus, dass er den Zettel am Kühlschrank noch gar nicht gesehen hatte. Wie gesagt, er war ja aus guten Gründen mal mein bester Freund *lach* Die Kleine war da schon lange im Bett, während Mama das Zumbabein schwang, duschte, die Präsidentendebatte im TV verfolgte und zum ersten Mal mit Cousinchen skypte... 

P.S. Das "Finns" hat sich bei mir seit meinem englischsprachigem Studium hier so eingeprägt.. für die liebe, skurrile Art der crazy Finns, wenn es um interkulturelle Themen geht, vielleicht überspitzt und aus meiner eigenen Sicht. Im Gegensatz zu den exotischen "Finnen", wie ich sie vorher nur aus Büchern kannte, und den viel vielschichtigeren "suomalaiset", die jetzt meine vertrauten Mitbürger sind, deren Sprache ich verstehe, deren ernste gesellschaftliche Anliegen ich kenne und mit denen ich täglich zu tun habe.  Ich wäre gern ein Finn und ärgere mich oft selber, wenn meine eigene Kultur da innerlich quertreibt, andererseits schnappe ich natürlich alles Gute von beiden gerne auf, vor allem, wenn ich weiss, warum etwas so und nicht anders gehandhabt wird =) 

Mittwoch, 25. Januar 2012

Vom leeren Tisch...

Am Dienstag hatte ich noch einen Termin beim Arbeitsdoc, weil mir das Frieren und Zittern tierisch auf die Nerven geht. Die Zeit war dann sinnigerweise falsch im Kalender, wie so oft neuerdings, glücklicherweise fand sich gleich am nächsten Tage eine neue, sogar längere Sprechstunde. Den Dienstag verbrachte ich dann stattdessen damit, meine Symptome und die ganze lange Gruselgeschichte aufzuschreiben, damit ich ja nichts vergesse und gleichseitig meine Gedanken und Fragen sortiere. 

Der Witz war dann, dass ich am Mittwoch bei strahlendem Sonnenschein und glitzerndem Frostschnee ins Stadtzentrum trabte und mir jedesmal, wenn ich überlegte, was ich eigentlich sagen sollte, nur die vier (!) Seiten in der Tasche einfielen. Heh, dann brauche ich ja gar nicht mehr nachzudenken. Da steht das ja viel detaillierter und in genauer Reihenfolge. Eigentlich könnte ich den Zettel so wegschmeissen, oder in einen Schrank packen, und wenn ich mich mal wieder dafür interessieren sollte, was in meinem schrottigen Kopf vor sich geht, kann ich ja nachlesen. Super Lösung. Ein bisschen grinsen musste ich sogar. 

Die Ärztin zeigte mir noch einmal, dass die Schildiwerte im Herbst okay waren (TSH 3... meiner Meinung nach kann das trotzdem runter) und dann sprachen wir über meine Sorgen. Dämliche Gedanken, Schuldgefühle, Erinnerungen. Ahhh, aber na klar kannst Du von heute auf morgen ganz neu anfangen!!! Angst? Aber vor was denn? Brauchst Du nicht haben. Dazu passte, dass im Warteraum ein Magazin mit einem Bericht über Angststörungen lag, den ich mir gleich kopieren liess... Man soll denen ganz offen und neugierig begegnen, sie kennenlernen, anstatt davonzulaufen, anderes zu planen und so weiter - nichts wird passieren, ganz ruhig bleiben. Geholfen hatte auch eine englische Website über postnatale Depris, da wird man nicht gleich als irre abgestempelt, sondern sogar Streitlustigkeit steht bei den Symptomen.

Dass ich so durch den Wind bin, kommt daher, dass ich im Herbst wirklich in absolutem Überdrehungsgang gelebt habe. Arbeit und zuhause und alles mögliche bei zunehmender Dunkelheit, zack zack und ohne Freunde zu treffen. Dazu die durchwachten Nächte über viele, viele Jahre, schlechtes Zeitmanagement, eigenes Unterdrucksetzen, damit es überhaupt klappt und so weiter. Irgendwie bin ich auch so, dass ich momentan schnell an meiner Family verzweifle, vielleicht ein typisches Einzelkind, der nicht richtig gelernt hat, Konflikte konstruktiv zu lösen. Adrenalin wird nur ganz langsam abgebaut, sagte die Ärztin, und messen kann man das wohl auch nicht.

Mein Puls war trotz innerem Tatterich richtig niedrig, um die 60 *schnarch* und wegen der Depri-Meds soll ich mir auch keine zusätzlichen Sorgen machen, weil die in Finnland neuerdings eh eher bei Schlafstörungen als bei richtigen Depressionen eingesetzt werden... laut Studien hat sogar deren Placebo geholfen... also halb so wild so far. Wegen der Streitereien sagte sie, wir sollen verzeihen, die alten Zanks vergeben und neu anfangen. Mhhh. Na klar kannst Du ganz neu, von einem leeren Tisch anfangen, weisst Du, wie oft ich das schon in meinem Leben gemacht habe? Jetzt versuchen wir es nochmal, zumindest schlafe ich ja jetzt richtig. Und die Sonne lacht, knallblauer Himmel und fast minus 20 Grad *freu*

Montag, 23. Januar 2012

Wie es geht...

Ich poste nur noch, wenn alles halbwegs in Ordnung ist, haha. Letzte Woche sass ich wieder mehrere Male fröstelnd und grübelnd und mit Tatterich im Büro oder auf dem Sofa, überlegte hin und her und diskutierte und las alle möglichen Symptome nach, schwankte von Schilddrüse über Burnout und Depressionen zu unserer Beziehung und zu Tiita, alles mögliche immer schön durcheinander und so lange, bis ich vor lauter Denken Bauch- und Herzschmerzen bekam, genauso wie das seit dem Sommer oft so geht... oder ich wachte morgens auf und überlegte sofort, wie es mir geht, ob ich innerlich so ein Rattern in Bauch und Händen habe oder nicht, ob ich Angst vor dem leeren Tag habe oder davor, dass Tiita wieder rebelliert oder Männe rumstinkert oder ich sauer bin, ob ich lieber allein wohnen würde, was dann mit Frida wäre, ob ich dann glücklich wäre oder total abdrehen würde oder sonstwas...

Und natürlich bekommt man davon wieder so ein ekelhaftes Gefühl in Brust und Bauch und kalte Arme, wegrennen, so wie schlechtes Gewissen, Durchfall und Nervosität und so weiter.. oder kommt das erst von den Medis, oder gerade nicht - und ich sollte aufhören, soviel nachzudenken... eben weil es davon noch irrer wird, aber andererseits versuche ich irgendwie zu einer Lösung zu kommen. Aber je mehr ich grübele, umso schlechter fühle ich mich und wieder anders herum. Irgendwie müsste man den Tisch ganz leer haben, einen mal ganz supernetten Männe und alles auf Arbeit okay und Schilddrüse richtig eingestellt und dann nochmal neu gucken, aber das geht ja so einfach nicht. Männe ist genervt, weil ich dauernd von meinen Symptomen rede, ich rede von dem Zeug, weil ich mich ausquatschen will und weil ich auf ein paar liebe Worte oder irgendwie hilfreiche Tips warte, und weil wir auch kaum andere Themen mehr haben, und Frida ist auch verunsichert, weil die Mama so genervt und oder übernett oder nachdenklich ist.

Klar ist das besser, als alle wegen der Unordnung zuhause anzuschreien und hysterisch durch die Bude zu sausen wie im Herbst, aber gefallen tut mir das auch nicht. Vor allem habe ich wirklich ein ganz schlimmes schlechtes Gewissen wegen meiner damaligen Wutausbrüche und der Streits, obwohl Männe sagt, dass er sich gar nicht so erinnert... aber liebevoll und gesprächig ist er ja nun auch gerade nicht. Jedenfalls nicht zu mir. Arrrghh. Naja. Heute durfte ich wieder eine Stunde therapeuthisch labern. Diesmal war ein Mann da, dem ich die ganze zweijährige Geschichte neu auftischen durfte. Er meinte, selbst wenn ich keine Depris hätte (nee, traurig bin ich eigentlich nicht - ausser über unsere dämliche Beziehung - und Lust habe ich immer zu allem möglichen, nur die Zeit reicht nicht), solle ich die Medis ruhig erstmal weiter nehmen, weil ich damit zumindest richtig fest schlafe. Ja, stimmt. Vielleicht hilft das ja mit der Zeit gegen diese Abgedrehtheit.

Und ob wir gemeinsame Hobbies haben. Ob ich zumindest in Ruhe lesen kann. Ob wir nicht wieder einen Hund möchten (Augenleuchten angeh), ob wir schon Welpen angeguckt haben, und ob Frida bei uns zuhause Freunde hat, die spielen kommen könnten, weil es ja doof ist, wenn man abends nur mit den Eltern kaspern muss. Stimmt, draussen und mit Freunden ist es immer wunderschön. Er sagte auch, dass diese Panik auf dem Seminar 2010 wirklich nur an der Aufregung, Schlafmangel, Tabletten und leichtem Kater gelegen habe und ich die ja nicht mehr nehme. Keine Angst haben braucht. Und mir ist selber eingefallen, dass das Mökki in Ikaalinen ja superspukig war und es kein Wunder war, dass ich mich da in meiner Haut nicht wohl gefühlt habe, so eine Bruchbude war das. 



Spazieren gehen sollen wir, alle drei, und ganz viel, viel mehr Bewegung, weil das Stress abbaut. Ich überlege auch, ob ich meine Arbeitszeit wieder reduziere, damit es nicht ganz so ein Gehetze zwischen Mama und Manager ist. Gut getan hat es auch, meiner Kollegin am Freitag das Herz auszuschütten, die von dem Trara im Dezember gar nichts mitgekommen hatte - und die mir demnächst ganz furchtbar fehlen wird, wenn sie in Rente geht. Von Männe habe ich auch einen ganz freien Abend pro Woche und zuhause genehmigt bekommen - das ist soooo schön entspannend. Letzte Woche war er da mit Tiita unterwegs und ich habe nach und nach unsere Stube so schön leer- und aufgeräumt wie schon seit Wochen nicht mehr - ganz tolles Gefühl. Sogar vermisst habe ich meine Familie, als sie ewig lange weg blieben ,und dabei ganz ruhig und häppi auf dem Teppich gelegen *ggg* 

Und Frida fand ihr aufgeräumtes (und reduziertes) Spielzeug total super, vor allem die neuen Möbel und selbstausgeschnittenen Teppiche in ihrem sonst total verlotterten Puppenhaus, und gestern fing sie von alleine an, nach dem Spielen ihre Bausteine einzusammeln. Also nur liegenlassen und positiv denken ist auch nichts für mich... Männe durfte dann auch die Aufgaben für die nächste Woche verteilen, mit ein ganz klein bisschen Drohung dahinter =) Überhaupt die Männes... am Sonnabend waren wir Schlittschuhlaufen - die Kleine hatte gar keine Lust, weil sie immer weggerutscht ist, und ist stinkerisch auf Knien vom Eisring gerutscht oder hat nur auf Schuhen mit dem Ball gespielt, aber ich habe endlich richtige, warme und geschärfte Skates und schlitterte lustig durch die Gegend, natürlich mit Eishockeyschläger in der Hand für die bessere Balance. Danach Skilaufen mit den beiden Cousinen und gleichzeitig ein langer, gesprächiger Spaziergang mit meiner Schwägerin... auch sehr schön. Ohne Tatterich. 

Frida durfte nach langer Zeit wieder einmal bei der Oma schlafen. Mit Tränen verabschiedete sie uns, obwohl ihre Cousine auch extra bleiben wollte... fast hätte ich sie wieder mitgenommen, aber wir haben unbedingt mal Zeit für uns gebraucht, ganz dringend... mal runterkommen und nur sich selber sein. Meine Babyfreundinnen hatten eingeladen, zu einem Abend ohne Kinder bzw. nur am Anfang mit den ganz kleinen Nesthäkchen, bei gutem Essen und Tee, so wie unter Müttern üblich, ganz gemütlich und ganz offen, wo man alle Sorgen und Nervereien los werden konnte - wir mailen sonst nur in einer Gruppe, aber ab und zu muss man sich auch mal so treffen, um zu sehen, dass es den anderen genauso geht... ich glaube, ohne die dämlichen Gallensteinschmerzen damals wäre ich ja auch niemals nimmerlich zu irgendeinem Doc gerast, geschweige denn zu irgendeiner Therapie gekommen... 

Die anderen sind nämlich auch so ziemlich fertig mit Männern, Kindern und Jobs bzw. Studium. Aaah, was für witzige Stoss-Seufzer... die anderen brüllen zuhause noch mehr als ich, und ihre Typen sind auch alle ... nun ja... Finns, die sogar beim Balgen mit den Söhnen nebenbei auf das Handy schielen, und klar gibt es dauernd Ärger mit der Schwiegermutter und die anderen, freien Kerle sind viel netter und die Kinder schlafen nicht oder haben mysteriöse Probleme mit den Ohren und und und... aber alles ganz liebevoll und mit einem Lachen, weil es ja allen so geht. Huuaaah, superschön war das, so was fehlt soooo dolle. Müssen wir öfter machen.

Ich mag ja auch Kinder total und sehe ihnen gern zu, wenn sie spielen, und habe Frida total gern auf dem Schoss, albere und kuschle mit ihr, denke mir Geschichten und Spiele aus, erkläre ihr die Welt - und bin dann bodenlos enttäuscht, wenn sie mir wieder die Zunge raussteckt, nur bei Papa sein will oder so viel hampelt, dass ich überhaupt nicht zu ihr durchkomme... und wenn dazu noch so ein muffelnder Vater kommt *aarggh* Vor allem die Erwartungen sind manchmal inzwischen schon so negativ, dass ich es dann umso schlimmer empfinde, wenn nach minutenlangen Monologen nur ein "mmh" kommt. Oder wenn Frida wieder abdreht, total laut redet, nicht hört oder alles "ei näin", "ei äiti", "äläää" ist. Grumpf.

Alle sind irgendwie gespannt, was in fünf Jahren sein wird. Es scheint tatsächlich das gängige finniklische Modell zu sein, dass man Kinder mit dem bekommt, mit dem man mit 30 zufällig zusammen ist, und die Schulkinder wohnen dann schon wochenweise bei den getrennten Eltern, die sich die jeweils andere Woche mit ihren neuen Liebhabern, als Single oder sonstwie vergnügen, bzw. kurze Zeit später eine noch mehr nervenzehrende Patchworkfamilie am Hals haben *augenverdreh* - klingt zynisch, aber irgendwie sieht es hier weit und breit so aus. Und die Kinder leiden natürlich darunter... Aber mit unseren Kleinen sind wir noch in guten Händen, notfalls guckt man mal den Nachbarn am Strand bzw. auf dem Spielplatz näher in die Augen und ist dann für den Rest der Woche motiviert, hahaha.

Nee, richtig gut unterhalten haben wir uns. Ich war ehrlich gesagt, heilfroh, dass nicht so eine Cider-Glitter-Girl-Party daraus geworden ist, wie ich befürchtet hatte, sondern es immer noch die gleichen lieben Tee-Öko-Stoffwindel-Selbstnäh-Mamis waren, nur mit dezentem Makeup und hübscheren Klamotten. Auch Kinderzeitschriften (muss ich wieder mehr lesen!) und unsere Spielgruppe (ging gerade wieder los) haben bei mir die gleiche Wirkung, alles relativiert sich, und ich bin sooo stolz auf meine kleine Tochter. Und auf meinen stieseligen Finn, der ja eigentlich bei mir nur ein Freund von vielen sein dürfte  =) Den habe ich übrigens um 1:00 Uhr nachts von einer Bar und seinen Freunden abgeholt, nachdem wir uns halbstündigerweise per sms verständigt haben, dass es an beiden Plätzen so schön ist, dass wir noch gern länger da waren. Und dann sagte er auch mal zuhause "Sä oot paras!!!" 

Muss ich mir ganz dick in den Kalender schreiben, auch wenn er sich daran nicht erinnert *ggg* Gestern dann noch mit Männes Tante ausgequatscht, die ich am Freitag mit meiner Depri-Diagnose ganz in Angst und Schrecken versetzt hatte. Die ist auch so toll, intelligent und verständnisvoll - und mit einem total schweigsamen, aber augenzwinkerlustigen Männe gesegnet. Und jetzt ist Motivation angesagt: Zumba, Spielgruppe, Fussball, Mütter treffen, Stube superordentlich halten, mittags und zu Fuss einkaufen gehen, die Nachbarn draussen auf dem Schneeberg abpassen, inneren Tatterich ignorieren, weiter nach Hunden Ausschau halten - und ganz genau beobachten, wie es jeden Tag draussen heller wird!!! 

P.S. Männe sagte eben am Telefon, dass wir eigentlich wirklich im Sommer einen Wuff nehmen könnten, wenn wir Urlaub haben. Ooohhh. Cool. Gelbes Labbibaby... ohhh. Zumindest das im Kopf zu haben, die Möglichkeit, dass wir könnten...

Sonntag, 22. Januar 2012

Nochmal Wahlen...

Schon wieder waren Wahlen in Finnland, diesmal der erste Durchgang für die Präsidentenwahl. Ich habe mich nicht sonderlich mit den Kandidaten beschäftigt, weil ich ja eh nicht wählen darf, aber so ungefähr wusste ich schon Bescheid... und als Wirtschaftswissenschaftler konnte ich den konservativen Favorit Sauli Niinistö durchaus abnicken, wenn mir auch das einzige und auch noch auf englisch geführte Interview, was ich mit ihm gesehen hatte, vom Stil her gar nicht gefallen hatte. Meine Freundinnen allerdings, vor allem die auf Facebook, waren voller Begeisterung für Pekka Haavisto von den Grünen, der einen sehr sympathischen Eindruck machte und auch seinen süssen lateinamerikanischen Partner keineswegs versteckte. Umso mehr wunderte ich mich, als die ersten Hochrechungen viele Stimmen an Paavo Väyrynen vom Zentrum vergaben, der nun wirklich ziemlich schnarchig ist. Aber dann wurde es spannend, Pekka holte immer mehr auf, bis er schliesslich zweiter Kandidat für die Stichwahl wurde. Und obwohl ich innerlich knallgrün bin, aber auch ziemlich wirtschaftsfreundlich-realistisch, kam immer mehr ein Grinsen auf meine Lippen... hihihi, ein schwules Präsidentenpaar auf dem pompösen jährlichen Weihnachtsempfang mit drei Stunden Händeschütteln, das wäre so genial, ein richtiger Knaller *umfall* Mein liebes weltoffenes Finnland, was ich seit den 20% der Wahren Finnen im letzten Jahr so schmerzlich vermisst hatte. Go, Pekka, go! Mika schimpfte und fluchte auf die Grünen, weil die seinen Rallysport vermasseln, und besonders tolerant ist er ja auch nicht, aber ich freute mich immer mehr. Hihi, nur zu! In zwei Wochen ist Stichwahl und ich glaube fest, dass Niinistö gewinnt, aber Haavisto wird eine geniale Show gehabt haben. Und wenn nicht, wird es richtig cool und lustig im Finnenländle *omg*... nur muss ich mir dann ganz bestimmt bald einen anderen Job suchen. Und mir ist immer noch ein Rätsel, warum die Sozialdemokraten oder das Zentrum keine starke Frau aufgestellt haben, aber vielleicht haben die auch keinen Dummen gefunden. Zumindest brauchen wir uns jetzt vor dem Ausland nicht mehr wegen populistischer Kleinkrämerei schämen, sondern sind das was wir wirklich sind, weltoffen, freundlich, fortschrittlich und tolerant. Und komisch war es wieder, in der Schule einfach so herumzustehen und Klassenbilder anzugucken, während die anderen ihre Kreuzchen machten. Aber mit ausländischem Namen und viel zu weicher Aussprache bringt auch ein finniklicher Pass nicht soooo viel =) Oh, und ich habe Tarja Halonen und Martti Ahtisaari beide sehr gemocht. Manchmal scheint es mir, als ob man hier eh noch zufriedener mit der Politik ist, weniger Skandale und mehr allgemeine Zustimmung, aber dann darf mein keine Abendblätter und Klatschspalten lesen... die Finns profitieren nämlich überhaupt in vielen Dingen, z.B. der ewigen Pisa-Lobhudelei davon, dass kein ausländischer Journalist ihre Zeitungen und Diskussionsforen lesen kann *ggg*

Sonntag, 15. Januar 2012

Hoppiloppi + jalkapallo...

Tiita und Mama waren am Sa allein und so habe ich der Kleinen einen grossen Wunsch erfüllt: Hoplop Indoor Spielplatz, nach langer Zeit mal wieder. So richtig mag ich die MacDoof-Atmosphäre dort nicht, aber andererseits kann man da wirklich vielseitig und lange toben, klettern, Auto fahren, Lufthockey und Sähly spielen und und und... Also kurz noch Bibliothek besucht, die zu hatte, dafür durfte Frida die anonyme Abgabeklappe kennenlernen (in D hätten sie da schon sonstwas reingeschmissen, wette ich...) und Reifen mit der Hälfte Spikes auf spiegelglatten Strassen getestet, und dann besagte Kinderhölle, von 15 bis 19 Uhr *uff* Spass gemacht hat es, vor allem, wenn man sich als Mami wirklich mit in das Spiel wirft und nicht nur genervt danebensteht und wartet. Gerutscht sind wir, haben gespielt und zum Schluss eine tolle Lego-Hütte gebaut, in das sogar ein fremdes Kind mitverschwunden ist, dass (wie sich später herausgestellt hat) seine Eltern mindestens halbstündlich gesucht haben, süsser Papa übrigens mit absolut genervter dicker Frau.. woher kommt mir das bloss bekannt vor *ggg* Frida war dafür das ganze WE meine beste Freundin, der Papa war abgeschrieben. Sonntags haben wir sogar in ihrem Zimmer auf dem Fussboden gesessen, gemalt und Musik gehört und Haare gefönt, während Mika unsere neue Fernsehbank zusammengeschraubt hat. Sehr schön mit der kleinen Dame =) Nur von Männe entnervt bin ich immer noch. Irgendwie sind wir da in eine Muffelfalle geraten, aus der nur schwer herauszukommen ist - und das liegt mir wirklich ständig auf der Leber, was wieder neue Stinkereien hervorruft. Mmmh. Ah, und zum Fussball waren wir auch, Fridas Training ist ja seit Oktober sonntags - was wir immer völlig vergessen haben. Diesmal hat sie die ganze Zeit ihre Fast-Schwester Aino an der Hand gehalten und die Ladies in rosa-gelb haben eher gekaspert, als ihren Trainerinnen zuzuhören und mitzumachen. Wie Teenager! Aber Hauptsache, es macht ihnen Spass *ggg* Unsere ehemaligen Nachbarn waren auch da und so kam Frida hinterher noch in den Genuss, mit Miko und Silja eine Runde zu rodeln. Klasse. Januar ist wirklich immer viel besser als November und Dezember, schon jahrelang!

Samstag, 14. Januar 2012

Vögels...

Ein paar lustige Vögelchen haben auch auf unserem Hof vorbeigeguckt. Die sind soooo toll und machen so einzigartige Geräusche. Übrigens die Beerenpflücker schlechthin. Familie Seidenschwanz.



Donnerstag, 12. Januar 2012

Zumbagirl...

Hei, es geht wirklich besser. Komisch, mir fällt jetzt schon auf dem Hof auf, was für wunderschönen wuschelweissen Schnee wir haben und wie hübsch unser weiss-gelbes Haus vor den dunklen Fichten doch ist. Da wohnen wir schon ein Jahr? Cool. Ich bewundere die Kombination von anthrazitgrauem Fussbodenbelag im Windfang zum grauen Balkenlaminat im Flur, während ich mich sonst jeden Tag schwarzgeärgert habe, weil ich es immer noch nicht geschafft habe, die Kanten ganz gerade zu schneiden. Häh. Das neue Avon-Shampoo riecht total super. Männe hat Leberwurst gekauft, die sogar den Katzen schmeckt *lach* Und die rote Katze sieht wirklich aus wie aus nem Katalog. So ein hübsches Tier haben wir, ist mir noch gar nicht aufgefallen.

Mit Frida haben wir abends A-Y-I-O-Ü gesungen und sie hat lachend und ganz schnell dabei die Zähne geputzt bekommen. Sonst war das immer der Krampf schlechthin. Mama musste auch laut lachen. Und Männe staunte. Im Wohnzimmer können Fridas rosa Strumpfhosen und das niegelnagelneue Moritz-Moppelpo-Buch (vielen vielen Dank noch einmal!!!)  auf dem Flusenteppich liegen und der Tisch noch vom späten Abendbrot gedeckt sein, und ich sitze trotzdem, grinsend, frisch geduscht und ganz ruhig vor meinem Laptop, klar räume ich das nachher noch weg. Andere Welten.

Nicht, dass mir jetzt alles egal geworden wäre, aber ich bin wieder ich selbst. Unordentlich, kreativ, gesellig, beigeisterungsfähig und für jeden Mist zu haben. Woooow. Heute war Zumba von Palokan Riento, Fridas Fussballverein. Sehr cool. Eigentlich wollte ich gestern abend schon zur Jumppa der Volkshochschule, aber wir waren bei Mummo, unser mehr oder weniger Schrottauto abholen. Also heute aufgerafft und den Luxuskörper zum ersten Mal zu lateinamerikanischen Rhythmen durch die Sporthalle bewegt.

Macht super Spass, auch wenn ich bestimmt wie eine Elefantendame ausgesehen habe. Aber die anderen konnten auch nicht alle Schritte und wichtig war erstmal, dass man eine Stunde lang herumhopst und supercoole Musik hört. Sogar eine Bekannte vom Palokker Babycafé war da. Und ich habe Frida neue Handschuhe (die zigsten...) und eine neue Winterjacke gekauft. Als ich ihren Nachnamen für das Zurücklegen sagte, wurde ich gleich gefragt,  ob ich nicht die äähm... von Niina, also Männes Schwester sei. Hihi. Man ist hier als Aussengeländer echt bekannt wie ein buntes Huhn.

Samstag, 7. Januar 2012

Laajis...

Hier noch ein paar Bilder vom allerschönsten Winterwochenende dieses Jahr so far. Aaahh, eigentlich war es Freitag, aber Loppiainen, der 6. Januar, der hier selbstverständlich frei ist und generell dazu genutzt wird, den Tannenbaum aus der Stube zu schmeissen. Wir hatten keinen Baum, also konnten wir gleich Schlitten fahren gehen *lach*


Frida mit ihrem neuen Stiga, bei ganz knappen Frostgraden und frischem Schnee - und als wir da so zwischen irgendwelchen Kurden lustig den frisch beschneiten Berg herunterrodelten, sprach mich ein Mann an, den ich überhaupt nicht kannte. Glücklicherweise stand sein Sohnemann gleich daneben und dann war die Freude gross: Markus aus Fridas Tagesmamagruppe! Cool! Das ist ein total netter lieber Junge und auch mit der Mama hatte ich öfter ein paar Worte gewechselt, so gut dass mit meinem deutschen und ihrem estnischen Akzent ging *g* 



Jetzt war die ganze Familie da und natürlich quatschen wir "Osteuropäerinnen" die ganze Zeit über alle möglichen Dinge, während die Kinder zusammen rodelten und einen Mordsspass hatten. Das war schön. Also Freunde in echt und spontan treffen ist noch schöner als Hinz und Kunz per Facebook herbeizutrommeln, vor allem, weil der erste Fall offensichtlich viel öfter eintrifft. Richtig glücklich war ich, und dann erst recht, als Mika, Frida und ich müde, durchgefroren, aber häppi im Café Laajavuori sassen, durch die grossen Fenster das Treiben auf der Piste beobachteten und einen Munkki nach dem anderen hinter die Kiemen schoben. Jammi. 




Laajavuori Skizentrum ist nur 4 km von unserem Haus entfernt, praktisch gleich um die Ecke im nächsten Wohngebiet, und ich hänge mir einen riesigen Wunderbeutel an, wieso wir das nicht schon früher und viel öfter für uns entdeckt haben. Klasse! Nur Mikas Steissbein hat ein bisschen gelitten, die haben da nämlich auch so kleine fiese Sprunghügel in der Piste =) Apropos Osteuropa.. um den Jahreswechsel kommt man sich in Jyväskylä immer vor wie in St. Petersburg, Moskau oder Nowosibirsk, aber gut ist das für die lokale Wirtschaft - und ich verstehe ab und zu mal ein paar Brocken.

Freitag, 6. Januar 2012

Aufwärts...


Langsam wird es wirklich besser, an allen Fronten. Ich weiss nicht so richtig, wo die Veränderungen angefangen haben, aber es kann durchaus sein, dass die Kombination von mehr Thyroxin und neuen Depripillen Wirkung zeigt. Die ersten Tage, also zwischen Weihnachten und Neujahr, hätte ich im Stehen einschlafen können, bin mittags kaum aufgewacht und war auch sonst total durch den Wind, und auch jetzt noch bin ich nach 12 Stunden so müde, dass ich am liebsten mit ‘Frida zusammen ins Bett gehe.

Aber wenn man daran denkt, dass ich drei, vier Jahre fast keine Nacht durchgeschlafen   habe,kann das ja nur gut sein. Seit Oktober also durchgeschlafen und jetzt die Serotonumlenker oder was das ist noch dazu, da basteln sich die Synopsen bestimmt schön langsam wieder gesund. Von einem Moment auf den anderen geht das ja auch nicht. Die Grübelei ist auch besser geworden.

An der Arbeitslage kann ich eh nichts ändern *seufz*, das baldige Verschwinden meiner lieben Kollegen liegt mir immer noch schwer im Magen (im wahrsten Sinne des Wortes übrigens), Tiita ist immer noch ein totaler Wirbelwind, aber auch total lieb und süss, und Männe ist ganz anders, als ich das dachte. Seitdem ich nicht mehr von diesen inneren Ameisen geärgert werde und am liebsten wegrennen und mich verkriechen würde, ist es zwischen uns und in der gesamten Familie auch viel besser geworden.

Ha, ich erkenne sogar glasklar die Situationen bei Tiita und Mika,wo ich früher ausgerastet ware, aber jetzt hebe ich einfach den Haalari hoch oder wart emit dem Abwasch, bis wir eben Zeit dazu haben, so wild ist das ja nun auch wieder nicht. Und genau diese Sachen konnte ich vor ein paar Wochen noch nicht, da war ich mit allem total überfordert und sogar die kleinste Handregung war zuviel, ich konnte einfach nichts machen, auch wenn ich mich noch so viel anstrengte und dann schob ich die Schuld auf alle anderen hier und machte sie und mich total hysterisch. Unglaublich. Typisch für Depressionen übrigens, obwohl das gar nicht mit dem übereinstimmt, was man als Laie dafür hält.

Eigenartig, was monatelanger Schlafentzug und Überforderung anrichten können…  Mit Männe war ich letzte Woche einmal mittag essen, wir schwiegen uns mehr an als alles andere, machten uns Vorwürfe und einer war betretener als der andere. So wie ein Schlussspiel irgendwie. 
Vor der Bibliothek hauten wir uns noch dämliche Dinge um die Ohren. Die mir eigentlich selber albern vorkamen, das war wie ein Streit unter Dreijährigen. “Aber Du wäschst nicht ab!” und “Wieso war Dein Handy schon wieder aus?“ und "Du hast an dem Tag doch… “  Moment mal,  das würde jeden Aussenstehenden Lachtränen in die Augen treiben.

Immer wieder musste ich an die Paare denken, die sich schon getrennt haben, an unsere Frida und an Deutschland und an Nelson. Unter Depressionen soll man auf keinen Fall weitreichende Entscheidungen treffen, keine Scheidung, keine Hochzeit, kein Urlaub und ähnliches, sagt das Netz, weil es unter falschen Voraussetzungen geschieht. Ganz wichtig. Und dann rief ich Mika weinend an und entschuldigte mich. Was hat uns nur so weit gebracht? Am nächsten Tag hatten wir die erste Paartherapie-Sprechstunde und da gingen wir schon Hand in Hand hin. Klar weiss ich, dass wir auch wirklich oft ernste Probleme haben, aber mal objektiv betrachtet ist es ja nun wirklich nicht so schlimm.

Fast zwei Stunden redeten wir mit der Frau, Männe sprach auch total viel, man liess uns ausreden und gemeinsam überlegen und nahm alles Ernst, obwohl das erst das erste Palaver ist bei dem es eigentlich nur darum geht, ob man solche Servicescheine für die richtige Beratung bekommt oder nicht (danke, liebes finnisches Sozialsystem). Aber das hat auch schon total viel geholfen. Dass sich Männe mal traut (!) und sich Zeit nimmt, seine Meinung zu sagen. Dass ich über alles sprechen darf, dass ich sonst nur in mich reinfresse oder mit dem ich meine Blogleser nerve.

Ein, zwei Sätze sind mir im Gedächtnis hängengeblieben. Erst ziemlich spät fiel mir z.B. ein, dass ein bisschen daran liegen könnte, dass wir eine zweisprachige und zweikulturige Familie sind. Ja klar, wenn der eine den anderen nicht ganz versteht. Sprachlich und noch viel mehr was Umgangsformen, Erwartungen, Höflichkeit usw. angeht. Über unsere Freunde sprachen wir auch, und die Frau sagte, dass ich doch bestimmt relative einsam bin, und dass Mika viel ersetzten muss, was sonst Freundinnen machen würden. Ja, stimmt!

Das ist mir auch selbst nicht immer so klar. Aber auch kein Wunder, wenn die Mädels hier keine eigenen Autos haben *grumpf* und es eeeewig braucht, bis man mal Freundschaften schliesst, die dann aber auch total oberflächlich bleiben. Bei uns gehen für meinen Geschmack auch viel zu wenig Leute ein und aus. Und die Frau fragte mehrmals, ob es wirklich nur um das Saubermachen geht. Jaaa, eigentlich schon… denn freundlich und redselig ist der Finn ja, wenn ich selbst auch gut gelaunt bin *geradefestgestellthab*. Ja, also nur darum? Wie albern ist das denn???

Vor allem, da wir seit diesem Herbst wirklich abends viel Freizeit haben und endlich die berühmte Grundordnung geschaffen haben.
  Ja, aber… stinker…muffel… was denn noch?  Ja nix, gar nix, wir hatten uns im ganzen Babystress nur angewöhnt uns anzumaulen und so den Frust loszuwerden. Und irgendwie ist es ständig dasselbe, wir drehen uns im Kreis... Die Frau guckte uns an und sagte, dass bei uns noch Hoffnung sei, weil wir noch über unsere Probleme lachen können. =) Jihaaa! Kein Fremdgehen, kein Vertrauensverlust und so etwas. Stimmt, er ist immer noch mein bester Freund  - und ehrlich gesagt, ist es ein Wunder, das er mich hysterische Meckerzicke ein ganzes Jahr lang ertragen hat.

Dann hat der liebe Finn auch noch seinen ollen Bart abrasiert und sieht so aus wie als wir unseren Hund noch hatten *freu* Nelson fehlt überhaupt, früher hat er sich immer zwischen uns gestellt, wenn wir gestritten haben *lach* Vielleicht hat es bei mir mit Burnout und Depressionen (b
eide haben übrigens sehr ähnliche Symptome) angefangen, als Nelson gegangen ist. Oder nach Tiitas Geburt, das waren ja die ersten Tage und Wochen, wo mir einerseits die Decke auf den Kopf fiel, ich aber nur noch pedantisch durch die Wohnung raste und aufräumte bzw. von einer Aktivität zur anderen hetzte. Verschleppte postnatale Depri? Bisher hatte ich ja noch nicht einmal Zeit, darüber nachzudenken.

Zumindest habe ich jetzt zum ersten Mal seit Monaten, gestern und heute, so ein warmes zufriedenes Gefühl im Bauch, zufrieden mit unserer Wohnung, stolz auf unsere Lichter draussen im Baum, ganz ruhig mit Tiita und Mika, stolz auf die grossen dunklen Tannen draussen, glucklich über die tiefen, zugefrorenen Seen und mit einem Lächeln auf dem Gesicht angesichts der -15 Grad morgen – genau dieses zufriedene Gefühl hatte ich wirklich monatelang schon nicht mehr, vielleicht zuletzt Anfang 2010 oder in Lappland letztes Jahr oder so oder noch früher. 

Wäre schön, wenn das jetzt bleibt.
  Dieses andere, dieses Wegrennpanikgefühl, diese miese Laune und ständige Unzufriedenheit mit sich selbst und allen anderen hält ja keiner aus. Vor allem nicht meine Umgebung. Also, lieber müde jetzt aber mit heilen Nerven und heilender Fröhlichkeit. *hoff* Und sorry, wenn das jetzt sehr persönlich ist, aber vielleicht hilft das jemandem (mir auch...) und vielleicht hätte ich viel früher mal zum Doc gehen sollen.