Montag, 18. Juni 2012

Koiralandia...

Eigentlich wusste ich es ja, aber ich bin wieder einmal wie vom Donner gerührt. Wo sind wir denn jetzt auf einmal gelandet??? Auf einmal grüssen selbst die stieseligsten Nachbarn, die eigenartige Mama von nebenan lächelte eben geradezu, als sie in ihre Tür ging, wildfremde Menschen grinsen uns auf der Strasse schon von weitem an, aus Autos wird freundlich die Hand gehoben und auf Famillienfeiern gibt es kein anderes Thema mehr: wir haben wieder einen Hund! Offensichtlich ist wirklich ganz Finnland hundeverrückt, wir haben mehr als einen Wuff auf 10 Einwohner und natürlich mag (fast) jeder die Langschnauzen mehr als die arg vernachlässigten Katzentiere. Tsja, wer mit dem Wolf aufwächst... vor einigen wenigen Jahrzehnten oder so :) Aber von Anfang an!

Donnerstag abend sind Mika und ich nach Vantaa gekutscht. Das heisst, erst nach Pornainen, wo wir auf einem Bauernhof (Metsähovin tila für die Statistik) nur 40 km von Helsinki entfernt total günstig übernachten konnten. Von Schlaf war natürlich zumindest bei mir keine Rede. Ich fühlte mich dagegen stark an die helle und vogelzwitschernde Nacht vor fünf Jahren erinnert, als ich vor Magenkrämpfen kein Auge mehr zubekommen habe, wir abends und morgens in Richtung Krankenhaus gedampft sind und nachher das Tiitababy in den Armen hielt. Genauso war das jetzt auch, keine Ahung, was da kommen würde.

Totmüde standen wir um 3:30 früh am Flughafen. Flieger aus Malaga mitten in der Nacht. Die Urlauber, die aus der Ankunftstür kamen, sahen zwar sehr braungebrannt und dünnbekleidet, aber nicht gerade ausgeschlafen aus. Viele Kinder waren auch dabei. Aber wo blieben die Wuffis? Mit uns warteten noch fünf, sechs andere Leute mit nagelneuen Hundeleinen um den Hals gebammelt. Ich Nervenzicke bin vor Aufregung fast gestorben. Was, wenn er tothässlich ist? Was, wenn er wirklich total scheu ist? Was, wenn ich den gar nicht mag? Schliesslich bin ich ja nun wirklich kein Fan von kleinen Kläffern. Und genug zu tun haben wir ja eigentlcih auch schon. Von den Katzen, Frida und den Meeris ganz zu schweigen, denen er bestimmt zuerst ein Loch in den Hosenboden beissen würde. Ach die Sch... aber genau wie vor 10 Jahren kam ich unmöglich mehr aus der Sache raus, natürlich nicht :) Gott sei Dank war zumindest Rufus, ein kleiner Podenco-Mischling zum Streicheln mit von der Partie und der war ganz lieb, obwohl er erst drei Stunden vorher angekommen war.

Dann kam endlich, ganz zuletzt ein Wagen mit zwei riesigen Flugboxen aus der automatischen Milchglastür. Huuuuaaaaah!!! Alle jubelten vor Begeisterung und dann gingen wir mehr oder weniger unauffällig zur Seite, um die teure Fracht auszupacken. Dario hatte ich schon durch die Gitterstäbe erkannt, natürlich sah er genauso aus wie auf den Fotos und hatte wunderschöne, liebe braune Augen im weissen Nasengesicht. Hehe. Ein bisschen bellten die vier, Mika musste mithelfen, die verbogene Tur aufzumachen und dann hielten wir nach und nach Dario, Marga, Bandit und Prinsessa an der Leine. Oder besser im Arm, denn die kleinen Spanierköter hatten nichts besseres zu tun, als sofort ihren frischgebackenen Frauchen auf den Schoss zu krabbeln und sie abzuknutschen. Wow, was für eine Begrüssung! 

Natürlich war Dario mit seinen 30 cm winzigklein und natürlich wuselte er weitaus wilder durch die Gegend als men 60cm-Opihund. Aber alles war ja auch neu und aufregend, wer fliegt schon jeden Tag vom heissen Spanien ins knallgrüne (und fast ebenso heisse) Finnenländle, ohne etwas von Kilometern, Klimazonen, Kulturen und Flugzeugen zu verstehen? Draussen vor der Tür ging es erstmal Pissi machen, dann wurden Mikrochips und Pässe geprüft, nochmal erklärt (sogar auf deutsch!) und dann waren wir auch schon fertig. Ab nach Hause mit dem neuen Baby. Ähhm, ja.... genau. Ahm, wie jetzt... ganz allein...

Dario tippelte freudig neben uns her als wir das Auto suchten. Bereitwillig liess er sich in die von unserer Nachbarin geliehene Box setzen. Ganz lieb guckte er, seufzte und legte sich hin. Kein Mucks auf der ganzen Reise. Wie ein Alter, Profireisender. Wir hatten beschlossen, doch gleich nach Jyväskylä durchzufahren. Da hinten sass er, blinzelte ab und zu und liess alles mit sich geschehen. Kaum aus dem Auto, fuhr er allerdings wieder wie eine Rakete durch die Gegend, hüpfte und knutschte und gab Pfötchen. Was für ein lustiger Kerl! Und die winzigen krummen Beinchen unter dem eh schon klitzekleinen Hühnerkörper :) Dafür aber eine total liebe Retrieverschnute, ganz treue Augen, lustige Wackelohren und ein cremefarbenes Traumhundfellchen. Hehe, Darito höchstpersönlich!!! Was würde bloss Frida sagen?

Zuhause mussten wir allerdings erst mal pennen. Alle drei, sieben Stunden lang schnarchen. Dann Pissi gehen - und die ersten Nachbarn lächelten. Unglaublich. Oder ich sehe mit Winzhund wirklich urkomisch aus :) Dann zu Mummo, Frida abholen. Die genierte sich nur wenige Sekunden lang, dann war sie Feuer und Flamme. Koija, koija hier und da. Genau wie als Baby! Komm her, komm hierher, hüpfe nicht so dolle, hihihihi, ja, der tanzt ja und gibt Pfötchen! Die Begeisterung kannte keine Grenzen. Natürlich wollte sie sofort mit ihm spazieren gehen. Und natürlich waren sie ein Traumpaar, wie Hemd und Po, wie man auf finnisch sagt. Vauhtikaverit, zwei mit dem gleichen Duracellantrieb im Hintern, wenn ich das mal so sagen darf :) Mami trottete mehr oder weniger grinsend hinterher und gab von weitem Anweisungen, falls das überhaupt jemanden interessierte :)

Zuhause dann ein totaler Kuschelplüschhund. Mami hier, Mami da, immer wieder vergewisserte er sich, dass die Suse auch ja nicht spurlos verschwunden war. Kam schwanzwedelnd und lustig guckend hinterher, kuschelte sich auf dem Sofa ganz eng an uns und würde uns nie nie wieder allein lassen. Und das nach nur so wenigen Stunden. Baden ging auch, obwohl er vom Wasser ganz und gar nicht begeistert war. Hunde sind doch gaaaaanz ganz anders als Katzen. Vom positiven Effekt auf meine Fitness ganz zu schweigen. Wie viel besser es doch ist, mit Leine und daran hängender Flitzedeko ums Haus zu spazieren, Ganz und gar nicht einsam oder deprimierend, sondern lustig. Und was es für schöne Pfade rund um unser Haus gibt. Wie schön das Unkraut überall blüht und wie lustig die Milliarden Mücken, mit denen wir dieses Jahr kämpfen, in nackte Füsse und Arme stechen. Wie der Flieder blüht und die Vögel um die Wette singen. So schön. Ich weiss, was wir drei Jahre lang vermisst haben.

Und schlafen tut er erst... natürlich im Bett oder auf dem Sofa *räusper* Und auf dem Rücken mit allen vier Hühnerbeinen und dem kikkeli in die Luft und der Schnauze nach hinten, damit man ja das Kinn kraulen kann. Oder auf der Seite, ganz eng an die Menschenmama gekuschelt, mits Kopfkissen, sogar mt Decke drauf macht ihm nichts aus. Hahahahaha. Ein Komiker!!! Ein Kasperhund, Mischung aus Labbis, Jack Russell, Bullterrier, Whippet und Chihuahua sagt mein laienhafter Blick... vielleicht ist von allem etwas dabei, was lieb und lebhaft ist. 

Frida zumindest ist (vorübergehen) im siebenten Himmel, ich bin (vorerst zumindest) ein weiterer Verfechter des spanischen Importhundcharakters und jetzt brauche ich nur noch zu überlegen, was sitz und platz und so auf español heissen. Und ob er weiter Dario heissen soll. Was auf finnisch vorn betont wird. El perro, Luke, Darito, Niila, Kimi und Tuppurainen haben wir auch schon probiert :) Aber vielleicht bleiben wir einfach dabei... irgendwie ist es schon jetzt so, als ob er immer hier gewesen wäre, mein Blondfellchen. Hola, que pasa, perrito... *hugs*









3 Kommentare:

  1. Hallo, liebe Susann, deine Schilderung ist wirklich einen Literatur-Nobelpreis wert. Ordnest du bitte noch ein, zwei Fotos mit ein? Dann werde ich alles ausdrucken und unsere Verwandten damit erfreuen.
    Ob Dario uns auch so nett behandeln wird, wenn wir in dreieinhalb Wochen in "seine" Hemisphäre eindringen? Wir sind schon sehr gespannt.

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  2. Oh bitte ich will Bilder von Dario sehen <3 . Bin unheimlich neugierig - und auch ein bisschen neidisch, wo ich doch auch soooooooooo gerne wieder einen Hund hätte ;) .

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  3. Ach Susku,das hast Du so schön geschrieben,das hat mich so an die Ankunft meiner Süßen erinnert!Und ich kann Dir nur zustimmen,die Spanier sind die besten,ich liebe meine beiden Jungs auch über alles-und die pennen natürlich auch im Bett und aufm Sofa.
    Wegen der spanischen Befehle würd ich mir nicht so arg viele Gedanken machen,ich kann auch kein Wort spanisch und hab gleich Deutsch mit ihnen geredet,haben uns sofort verstanden.
    Ich wünsch Dir gaanz viel Spaß mit der Knutschkugel und bin gespannt auf die ersten Bilder.Was sagen denn Deine Katzen dazu?Meine waren nicht so begeistert,aber alles kein Problem mehr.
    LG Antje und ihre spanischen Jungs

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