Sonntag, 13. Mai 2012

Unter Einwanderern...

Frida hatte es letztes Mal in Vesala so gut gefallen, dass ich sofort aufmerksam wurde, als ich auf der Facebook-Seite der englischsprachigen Christen (!) in Jyväskylä lass, dass die jetzt im Mai ein internationales Camp veranstalten. Bei sowas müssen wir natürlich mit, auch wenn ich als Ossi strenger Atheist bin und bleibe :) Also angemeldet, mich und Tiita, weil Männe ja eh nie was sagt und ich mich dann nur unnötig ärgere :) Ausserdem mussten die Grosseltern am gleichen WE ihren Ofen abreissen, so dass die Kinderchen eh nur im Weg waren *lach* Kurz vorher bekam ich dann doch Bammel. Was, wenn das nur amerikanische und englische Strenggläubige sind und wir von morgens bis abends über die Bibel palavern, die ich nur ansatzweise mal überflogen habe. Ääähhhm. Oder wenn das doch nur für Teenies und nicht für Familien war? Aber dann fuhren wir einfach hin - und ich freute mich und erschrak zugleich, als jede Menge richtige maahanmuuttajat, also mehr oder weniger Flüchtlinge aus dem Süden, da mit Sack und Pack anreisten. Die ärmsten in der ganzen Situation, die doch immer nur gemeint sind, wenn es um Steuerausgaben und nicht vorhandene Arbeitsplätze geht. Dann vergisst der xenophobe Finn vom Lande gern mal, dass auch EU-Ausländer und Amerikaner wegen blonder Frauen, haarlosen Männern, blauer Seen und aus anderen Gründen nach Finnland ziehen und fleissig Steuern zahlen... Folgerichtig nahmen mich die finnischen Betreuer auch gleich ganz vertraut unter ihre Fittiche... "te osatte suomea, tulkaa tänne, te olette suomalaisa!" Sehr nett haben wir uns unterhalten und die "richtigen" Ausländer (also die, die so aussehen...), stellten erst spät oder gar nicht fest, dass wir auch Einwanderer sind. Hihi, noch eine junge Frau mit russischen Wurzeln war da, die anderen 40-50 kamen aus Burma, Kurdistan (Iran), dem Kongo und Uganda. So richtig vorgestellt haben wir uns nicht, aber wir machten wunderbare Kennenlernspiele, bei denen alle mitmachen, lachen und sich amüsieren konnten, auch wenn man kein Wort finnisch sprach. Sogar Omis waren dabei... ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie man sich fühlt, wenn man mit 60 noch in ein völlig anderes (und eiskaltes) Land verfrachtet wird. Und zwei CP-Kinder im Rollstuhl, die sich so freuten, wenn man mit ihnen sprach, Klavier spielte oder herumfuhr... denen wird es in Finnland gut gehen. Frida hatte zwei 3-4jährige Burmesen und einen kleinen schwarzen Jungen als Freunde, und zwei finnische grössere Mädchen. Gut kamen die Kinder klar und spielten... nur etwas grinsen musste ich als Frida das "itämäiset silmät" auf die Lippen kam. Drinnen und draussen waren wir, radelten allein mit Tiita zu dem Mökki, wo wir im März noch über das Eis hingelatscht waren, assen und spielten und bastelten und ruhten uns aus. Sehr schön war das. Mit Geigen- und Klaviermusik, mit Singen, Sport und kurdischer Disco. Auf einem Flohmarkt staubte unser wohlhabenes Kind noch zwei Miniröcke und einen Pulli kostenlos ab. Und eigentlich wollte sie oben im Doppelbett schlafen, hielt es dann aber noch nicht einmal auf der vor meinem Bett liegenden Matratze aus, sondern krabbelte sofort unter meine Decke. Am Sonnabend waren wir in Fridas Taufkirche, mit versammelter Truppe, und ein Afrikaner sang ein wunderschönes Lied. Vollverpflegung war auch der Luxus schlechthin, die Finns essen echt alle drei Stunden und wundern sich immer, warum wir Aussengeländer so gar keinen Hunger haben *ggg* Am Abschied guckten alle ganz traurig. Und wir haben jetzt viele neue Freunde, auch wenn ich die meisten Namen weder weiss noch schreiben kann. Kiitoksia!

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