Samstag, 26. Juni 2010

Juhannustag...

Ganz früher, genau vor acht Jahren, habe ich meine Freunde mit der Frage genervt, wann denn eigentlich Juhannus sei. Am 21. Juni, dem längsten Tag, offensichtlich nicht, denn der liegt meist mitten in der Woche. Also am Wochenende danach, wenn alle Finns von Freitag bis Sonntag frei haben, meist sogar schon ab Donnerstag mittag. Aber wann dann genau? Wann feiert Ihr am meisten? Wann sind alle wirklich blitzeblau? Am Vorabend des Jussitages, so wie die meisten anderen finnischen Feste? Also so wie Vappu und Weihnachten und der Unabhängigkeitstag am 6. Dezember? Oder schon am Vorabend des Vorabend? Oder doch erst am Sonnabend, wenn Juhannus auf dem Kalender steht?

Nein, sagte man grinsend und verwiess darauf, dass man die ganzen drei, vier Tage mit saunieren, trinken, baden, essen und feiern verbringen würde. Einfach nur faul auf dem Mökki hausen und sich am Sommer erfreuen. Von einem Kater sanft in den nächsten gleiten. Und so halten wir es seitdem - nicht auf die Uhr oder den Kalender oder sonstwelche Verpflichtungen schauen, sondern einfach nur die freie Zeit geniessen. Und alles mit der Kamera festhalten, weil der Sommer wieder superschnell vorbei sein wird und wir die drei Monate grün total geniessen und in uns aufsaugen müssen.

Hier also die Bilder vom Mittsommertag - auch in Jyväskylä, aber mitten in der Stadt, in Mattilanniemi und am gerade halbaufgebaggerten Hafen. Wo sich zu meiner Begeisterung übrigens fast nur Ausländer getümmelt haben - hoch lebe das Klischee von den leergefegten finnischen Städten - und natürlich haben wir Eingewanderten weder Verwandte mit Mökki noch die Kohle um uns dergleichen leisten zu können oder die Gene, die uns unausweichlich nach draussen treiben. Von chinesischen Studenten über indische IT-Experten zu griechischen Klassenkameraden und afrikanischen Familien war alles vertreten. Und natürlich auch ein paar notorische Städter, die es am Hafen auch viel besser fanden als in der mückenverseuchten Pampa =)

Mattilanniemi vom Hotel Alba aus zu Ylistönrinne, Teil der Universität und zuständig für die Naturwissenschaften. Mit Jyväsjärvi im Vordergrund und meiner allerliebsten Lieblingsbrücke über denselben.

Fräulein Madame sitzt am Ufer und geniesst die Nachmittagssonne. Im Hintergrund die grosse Brücke nach Kuokkala und die ewige Baustelle in Lutakko, eines unserer neuesten Wohngebiete ganz nah am Zentrum und doch mitten im See. Davor der Hafen, unser nächstes Ziel.

Eigentlich wollten wir im Hotel Alba einen Kaffee trinken und das Kind mit dem nötigen Essen versorgen. Fehlanzeige. In Finnland haben zu Mittsommer selbst die Hotels geschlossen... unglaublich.

Dafür konnte man über die schöne Brücke spazieren (rennen...) und dann mehrere hundert oder so Stufen hochsteigen, um den tollen Ausblick über den See zu geniessen. Oder, wenn man Tiita heisst, einfach nur des Treppensteigens wegen, das macht nämlich Spass, wenn die Stufen noch bis über die Knie reichen *uff*

Im Hafen angekommen. Ausflugsdampfer Rhea fährt gerade unter der Kuokkala-Brücke durch. Isses bei uns nicht wunderwunderschön?

Ganz neues Saunaboot "Löyly" im Hafen. Kann man mieten und sieht wirklich gemütlich aus. Vielleicht etwas für eine Hochzeitsgesellschaft. Tolle Idee. Aber nix für Kinder. Zumindest nicht ohne Schwimmwesten =)

Tiita guckt den vorbeifahrenden Schiffen und den darüber segelnden Möwen zu. Ich habe mir früher immer versucht vorzustellen, wie es ist, an einer Stadt am Meer, einem Fluss oder vielen Seen zu wohnen. Wie im Urlaub. Und jetzt habe ich es nach 10 Jahren immer noch nicht realisiert. Cool. Und im Hintergrund die Sesamstrasse, Kulturmix a la Central Finland.

Hello Kitty rasselt an den Fesseln. Dahinter das Restaurantschiff Gaia, was einfach so im Hafen liegenbleibt. Ganz toll dort, auch wenn Männe und ich noch nie allein da waren. Aber das müssen wir unbedingt mal einplanen. Wenn nur immer so schönes Wetter wäre...

Die schöne finnikliche Sprache weiss auf blau. Leerlauf verboten und noch mehr Tips für routinierte Schiffsanleger. Im Hintergrund das neueste, teuerste (und hässlichste) Hochhaus der Stadt. Ein paar Quadratmeterchen gefällig?

Schiffchen Suometar - eine finnische Elfe - frisch geschmückt und bereit für den Juhannusausflug. Um 20:30 ist sie losgeschnurrt, superschnell über den Jyvässee zum Päijänne. Für 17 Euro drei Stunden Abendluft geniessen, vielleicht ein anderes Mal.

Die Ausgehungerten und zwei Pfannkuchen, eine Apfelschnitte, eine Fleischpastete, Saft, Pepsi, Kaffee und drei Portionen Eis im Hafenkiosk. Jetzt weiss ich auch wieder, warum es Urlaubsgeld gibt.

Mami und Fridadida glücklich unter der Europaflagge. Was sagt uns das? Und ich gefalle mir ohne Brille weitaus besser als vorher. Auch wenn die Tränensäcke in den letzten vier Jahren drei Zentimeter tiefer gerutscht sind, sehe ich so weitaus weniger tantenhaft und schnarchomamässig aus. Gut gemacht, Sannesuse. Und was den Eintrag von gestern angeht - natürlich liebe ich meine Finnen und meine ulkige Wahlheimat über alles. Manchmal sind sie nur ein bisschen sehr komisch *ggg*

1 Kommentar:

  1. Unglaublich, wie groß Tiita schon ist. Sie sieht vom Gesicht her schon gar nicht mehr kleinkindmäßig aus, sondern wie ein Kind. :)

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