Montag, 7. Juni 2010

Guckies und Immopoker...

Hah, wieder zwei Sachen geschafft und weniger Bauchschmerzen *freu* Heute hatte ich einen Tag frei, was auch dringend nötig war, und habe zwei ganz wichtige Sachen erledigt. Erst bei Medilaser gewesen und Gucklöcher durchchecken lassen. Alles ganz normal und sie würden lasern!!! Heh, ich dachte, dass mir dass jetzt wieder Entscheidungsprobleme und Grübeleien bringen würde, aber gar nicht! Ich war gleich viel besser gelaunt als den ganzen Morgen, bin beschwingt zum Parkplatz (ganz oben über den Dächern Jyväskyläs) gehüpft und habe von einem Leben ohne Brillenaquariumgläser geträumt. Klar gibt es Risiken und ich muss noch seitenweise Papiere und Broschüren lesen, aber bisher sieht es so aus, dass ich das einfach auf mich zukommen lasse. Hundertprozentig kann man ja nie etwas ausschliessen und wer nicht wagt, der kann auch nicht gewinnen. Und blinder als jetzt geht es eh kaum noch. Dann noch kurz einkaufen gewesen, puuh, Streu fur die Schweinies und schnelles Mittagessen und dann unbedingt noch was für den verkratzen Tisch und irgendwie sehen unsere Snoopy- und Rallybilder an der Wand auch komisch aus... aber soviel Zeit hatten wir ja auch gar nicht mehr.

Zuhause die schon recht bewohnbare Wohnung noch feingetunet. Männe Schweinies saubergemacht und Fussboden gefegt, ich Spielzeuge und Klamotten und sonstige locker rumliegende Unnötigkeiten in die Schränke gestopft (Vorsicht Lawinengefahr!), die schlimmsten Fingertapsen von den Fenstern gewischt, die restlichen braungetupften Wände abgeseift, alles bunte und kaputte weggeschleppt, die ollen Muuminhandtücher gegen nagelneue von Pentik getauscht, Bücher vorsichtig mit dem Lineal ausgerichtet, zum ersten Mal unsere jahrealte Ikea-Tagesdecke über das Bett geschmissen, Fridas Bett umdrapiert, Akten unters Bett befördert, draussen Harken und Besen und Meerschweinchenauslauf ordentlich hingestellt, Blumen gedreht und Kaffee gekocht, damit das hier ja wie bei Talo & Koti aussieht. Die Finnen haben einen furchtbaren Einrichtungsfimmel und wer schon Hausmakler werden wollte, ist da bestimmt nicht ganz unempfänglich =)

Um 14:55 in schickste Alltagsklamotten geschmissen, Haare gekämmt und Lippenstift drauf und Männe nochmal abgestaubt und los konnte es gehen. Handy klingelt und Madama Makler sagt, dass sie leicht verspätet ist, hihi, typisch frau, genauso wie ich - aber so konnte ich noch einmal mit der Kamera durch unsere 59 qm sausen und die schlimmsten Fauxpaxe ausbügeln, die einem Fremden sofort ins Auge gefallen wären. Blaue Seife im ansonsten grau-beige-grünen Bad - das geht ja wohl nun gar nicht. Übrigens ist unsere Ouni-Katze unheimlich dekorativ! Und unser Haus wunder wunderschön, wenn es denn einmal richtig schnieke aufgeräumt ist. Warum kann das nicht immer so sein?

Jedenfalls war die Maklerin ungefähr in unserem Alter, aber natürlich schick gekleidet und gestylt und auch nicht ganz so blondinenhaft, wie ich befürchtet hatte =) Alle Räume angeguckt und über Details ausgetauscht, Notizen gemacht und dann an den Küchentisch gesetzt. Ihre Firma vorgestellt und Ausdrucke vorgekramt, welche Häuser hier in der letzten Zeit verkauft wurden und zu welchem Preis und welche gleichartigen überhaupt noch in JKL zum Angebot stehen und wieviel die denn so kosten. Natürlich hatte ich das beides auch schon gemacht. Und aufgeschrieben, wann wir was gemacht hatten. Unseres würde sogar einen etwas höheren Quadratmeterpreis haben als die 75 qm im Nebenhaus, die letzte Woche innerhalb von 24 h zum vollen Preis einen neuen Besitzer gefunden hatten. Booaah, und die hatten extra Bad und Sauna remontiert....

Dann kamen konkrete Werte. Genau der Preis, den die gleich grosse Wohnung auch gegenüber im Herbst erziehlt hatte. Mhhm, nicht schlecht, dachte ich, guckte aber trotzdem ein bisschen abwartend über den Brillenrand (Pokerface!). Die gegenüber wohnen nämlich direkt an der Strasse und haben das Müllcenter und den Schuppen neben sich. Innerhalb des letzten Quartals hat sich alles insgesamt um 11.9% verteuert. Auch viel dunkler die Stube da, obwohl sie glaube das Bad zumindest renoviert hatten. Aber wir haben schneeweisse Wände und Birkenparkett... und überhaupt eine blitzneue Terasse. Männe fiel noch ein, dass die anderen neben uns erst remontiert hätten, nachdem sie gekauft hatten, also deren Wohnung im gleichen Zustand war wie unsere. Heh. Die Tante guckte nochmal auf die Papiere und sagte, dass wir natürlich auch noch Verhandlungsspielraum dazufügen können. Also nochmal einen halben Kleinwagen drauf. Nicht schlecht.

Ich weiss nämlich noch sehr sehr gut, wie verzweifelt wir damals beim Kauf des Hauses überlegt hatten, ob wir den vollen Preis anbieten oder handeln sollten. Wer voll bietet, bekommt es, alle anderen vielleicht nicht. Und wenn man wirklich scharf auf eine Wohnung ist, muss man das zahlen, was der Makler verlangt. Wenn es länger angeboten ist oder in einer öden Gegend, dann kann man immer weiter darunter gehen, was wir damals auch erfolgreich zumindest ein bisschen getan haben. Ich kann keine Zukunft lesen, aber bei der derzeitigen Marktlage in unserem Wachstumszentrum, bei dem miesen Angebot und unserer superhellen Stube und sonnigen, geschützten Terasse würde es mich nicht ganz wundern, wenn jemand voll zuschlägt und das sogar relativ schnell. Bin da mal Optimist. Und dann ist aus dem Verhandlungsspielraum ganz schnell Bares geworden (bin ich Banker?) und wir hätten uns in den Po gebissen, mit einem niedrigeren Preis anzufangen.

Hei, und genau dieser Mechanismus erklärt, wieso in Finnland die Immobilienpreise steigen und steigen, während der Rest des rezessionsgeschüttelten Europas auf seinen Bruchbuden sitzen bleibt. Plus der Einfluss der hier üblichen kurzfristige Kreditzinsen natürlich, in Fin wird zu Marktzinsen (Euribor + Marge) geliehen (momentan 2%) statt zu zehn- und mehrjährigen festen Zinssätzen und das lässt die Käufer natürlich übermütig werden. Die kennen seit ca. 1994 nur noch steigende Preise, zumindest in den Grosstädten, kaufen geht weit vor mieten und die Banken sind auch nicht allzu knausrig, weil man halt schon jahrhundertelang seine vier Wände selbst gebaut und finanziert hat. Lassen wir die Suppe ruhig Blasen kochen, solange wir am Verkaufen sind =) In einem Jahr kann man meinetwegen alles zusammenbrechen... und dann bauen wir =)

Als Belohnung für den stolzen Preis guckte ich kurz Männe an und schlug vor, dass wir gleich Nägel mit Köpfen machen und unterschreiben, statt noch auf die beiden morgigen und übermorgigen Makler zu warten. Wenn nämlich Frida erst nach Hause käme und zu spielen anfinge, könnten wir morgen wieder mit Aufräumen anfangen. Von den 1-2 Stunden Blabla mit den Immobilienhaien und dem darauffolgenden Entscheidungskrieg und der Telefoniererei ganz abgesehen. So können wir vielleicht schon jetzt am Sonntag, spätestens nächste Woche, die ersten Kunden empfangen. Ausserdem fällt es mir bei Gott nicht leicht, meine allerliebste und allerschönste und allererste Wohnung zu verkaufen und je weniger Nervenkrieg umso besser, sagt mein Magen =)

Also verkauft opkk jetzt unser Häuschen. Netterweise konnte die Frau auch gleich die nötigen Fotos machen (nein, ich habe keine Lust, dass hier sooo supersauber zu halten, obwohl es wunderschön wäre...), wir bekommen unseren OP-Stammkundenbonus auf die Courtage angerechnet und überhaupt ist es cool, bei einem der Marktführer zu verkaufen (Marketingfachmann spricht). Die dazugehörige Bank ist nämlich auch klasse. Vielleicht ein kleines Dankeschön dafür, dass sie im September 1999 einer kleinen, grottig schlecht englischsprechenden, von ihren finnischen Buddies begleiteten Studentin ein Konto eröffnet haben. Dafür, dass sie 2005 einer grottig schlecht finnisch sprechenden Bürotante einen Hauskredit gegeben haben, ohne jemals eine Aufenthaltserlaubnis oder ähnliches gesehen zu haben und das ganze auch noch mit Bürgschaft des freundlichen finnischen Staates. Und überhaupt immer sehr kompetent und sympathisch und gar nicht misstrauisch sind. Morgen werden die beiden anderen Termine abgesagt und dann ist abwarten angesagt.

Ich bin ja mal gespannt, was das jetzt alles wird. Nächste Woche "nur" noch internationale Meetings von morgens bis abends, dann noch stapelweise Minutes und Rechnungen verschicken, dann Augen lasern (vielleicht), Eldis empfangen, nach Lappland fahren und dann packen und umziehen und dann habe ich alles geschafft, was mir seit einem Jahr im Kopf rumgeistert. Ein Projekt wäre da noch offen, aber das können wir dann ganz in Ruhe im Herbst anpacken, wenn es sein muss. Und die Sonne scheint und draussen ist alles grün und so schön. Kesä!!!

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