Mittwoch, 14. November 2007

Pikkujoulut...

Wo wir gerade bei einem Fest waren, können wir auch gleich aufs nächste kommen. Aus aktuellem Anlass - gestern lag der Festtagskatalog von H&M im Briefkasten - ist mir eingefallen, dass jetzt wieder die Saison der Pikkujoulus beginnt. Also der Weihnachtsfeiern, wie man sie in Finnland traditionell nicht nur auf Arbeit, sondern auch in sämtlichen zig Vereinen, Fitnessclubs, Elchjagdhorden, befreundeten Firmen und Spassgesellschaften, in denen man Mitglied ist, veranstaltet. Dort knabbert man nicht nur lieb Piparkakkus, trinkt Glögi und erfreut sich an den ersten leckeren Weihnachtsschinken, sondern es geht, besonders zur fortgeschrittenen Uhrzeit, richtig zur Sache.

Das wurde mir vor mehreren Jahren immer schlagartig klar, als plötzlich wie aus dem Nichts jeden Sonnabend extrem besoffene (sprich noch besoffener als sonst, hehe), extrem gutgekleidete und extrem gut gelaunte Personen massenhaft und oft mit Tonttu-Mützen in den Bars auftauchten. Aha, wieder mal Jatkot, also Fortsetzung einer Betriebsfeier *lach* Und da der Finne entgegen seinem Ruf doch relativ gesellig, zumindest wenn es ums Trinken geht, und normalerweise in viele Communities eingebunden ist, reicht der Dezember natürlich für Weihnachten nicht aus, sondern man muss schon im November bzw. sogar Oktober mit der Feierei anfangen *ggg*

Zu meiner grossen Schande muss ich ja gestehen, dass ich in meinem Leben bisher nur sehr selten auf Weihnachtsfeiern war und daher ein bisschen neidisch auf alle bin, deren Terminkalender ab jetzt mit Einladungen zu dergleichen vollgestopft sind. Lasst mich überlegen... früher als Kiddie haben wir natürlich bei der Patenbrigade der Konsumgenossenschaft friedlich Tee geschlürft und Stolle gemampft. Das gleiche vielleicht noch bei der Naturschutz-AG im Pionierhaus oder im Zeichenzirkel der Schule. Beim Abi gab es vielleicht vor Weihnachten noch einen grossen Ball in der Muhme. Aber schon bei Dresdner's ging es los - bei der einzigen Feier, wo angeblich wirklich etwas passiert ist - der Wertpapierberater soll wohl dank zuviel Glühwein in der Garderobe umgefallen sein - hatte mein damaliger, offensichtlich etwas geisteskranker Freund die Uhren in der Wohnung so verstellt (das mus man sich mal einwerfen!), dass meine mich abholende Kollegin vor verschlossenen Türen stand und ich fuchsteufelswild zuhause bleiben musste.

Später dann in Finnland waren wir beim Studium zu sehr mit Erasmus-Abschiedsfeiern beschäftigt, um uns um Weihnachten zu kümmern. Im Dezember 2000 bei Nokia in Düsseldorf war es zwar total schön - wir waren in echter Hockeykluft Eislaufen und haben wunderbar festlich gespeist, aber ich war dummerweise mit dem Auto da. Wobei es mir dann doch fast Tränen der Rührung in die Augen getrieben hat, als ich hinterher meine geliebten finnischen Kollegen chauffieren durfte. Und wir, eingepfercht in meinen winzigen Henry Ford, in einem Anfall extremer Gruppen-Suomisickness mitten in Nordrhein-Westfalen laut "Tahroja paperilla" von Eppu Normaali und "Mitä yhdestä särkyneestä sydämesta" von Mamba gegröhlt haben. Hachja *inerinnerungenschwelg*

Aber schon wieder ab 2002 war es etwas trostlos - mit nur vier Kollegen mit einem Altersunterschied von je 10 Jahren kann man zwar sehr nett essen gehen, aber keine wilden Stories erleben. Für meine Meerschweinchen-, Garten-, Tierschutz-, Hunderettungs- und sonstigen Vereine wiederum hatte ich im Laufe des Jahrs zu wenig Zeit, um wirklich zu deren Feiern eingeladen zu werden. Das gleiche betrifft den Fitnessclub *räusper* und meine Sprachkurse. Zu meinem selbst organisierten Girl's Evening vor ein paar Jahren tauchten auch nur drei versprengte Ladies auf, die an dem Tag gerade keine andere Weihnachtsfeier besuchen musten.

Und letztes Jahr waren wir zwar auf der Feier von Köpö Racing in Saarijärvi, aber da war ich schwanger, hundemüde und hätte auch ohne einen Tropfen Alkohol beinahe auf das Buffet gekübelt *lach* Und jetzt ist es auch nix mehr mit Weggehen und Besaufen, da wir ja Frida haben und ich es noch nicht übers Herz bringe, sie babysitten zu lassen (um natürlich darüber hinwegzutäuschen, dass ich seltsame Auswanderfigur wie immer noch zu nix eingeladen bin) Aaalso: Ich werde auch dieses Jahr neidisch auf alle Finnen sein, die sich da unter dem Vorzeichen von Christi Geburt in Hemd, Kragen und Paillettenkleidchen werfen, die Birne bis zum Anschlag vollkippen und hinterher entweder damit angeben, sich an nichts erinnern zu können oder sich damit brüsten, noch zu wissen, welche Sekretärin da mit welchem Boss nach welcher Bar gemeinsam in einem Taxi verschwunden ist. Oder gar selbst abgeschleppt wurden. Ich gebe es ja zu. Nur Neid, nicht wahr? Feiert schön! Und hyvää joulua!

P.S. Und wo ich das hier so tippe, ist meine Tochter zum ersten Mal ungefähr einen Meter rückwärts über das Parkett in Richtung Fernseher geschlittert. Huuuuups! Wo will die denn hin?????????? Ich werd wahnsinnig... unser Kind robbt!!! Das wäre ein tolles eigenes Thema geworden! Aber den Text da oben lösche ich jetzt nicht mehr =)

1 Kommentar:

  1. ich erinnere mich an mein erstes pikkujoulu in finnland - wir haben alles mitgenommen, was nur irgendwie geht. inklusive dem "mobiltelefon im taxi liegenlassen" *ooops*

    hach, irgendwie vermiss ich grad finnland doch arg *seufz* und es geht mir nicht ums saufen...

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