Sonntag, 22. Januar 2012

Nochmal Wahlen...

Schon wieder waren Wahlen in Finnland, diesmal der erste Durchgang für die Präsidentenwahl. Ich habe mich nicht sonderlich mit den Kandidaten beschäftigt, weil ich ja eh nicht wählen darf, aber so ungefähr wusste ich schon Bescheid... und als Wirtschaftswissenschaftler konnte ich den konservativen Favorit Sauli Niinistö durchaus abnicken, wenn mir auch das einzige und auch noch auf englisch geführte Interview, was ich mit ihm gesehen hatte, vom Stil her gar nicht gefallen hatte. Meine Freundinnen allerdings, vor allem die auf Facebook, waren voller Begeisterung für Pekka Haavisto von den Grünen, der einen sehr sympathischen Eindruck machte und auch seinen süssen lateinamerikanischen Partner keineswegs versteckte. Umso mehr wunderte ich mich, als die ersten Hochrechungen viele Stimmen an Paavo Väyrynen vom Zentrum vergaben, der nun wirklich ziemlich schnarchig ist. Aber dann wurde es spannend, Pekka holte immer mehr auf, bis er schliesslich zweiter Kandidat für die Stichwahl wurde. Und obwohl ich innerlich knallgrün bin, aber auch ziemlich wirtschaftsfreundlich-realistisch, kam immer mehr ein Grinsen auf meine Lippen... hihihi, ein schwules Präsidentenpaar auf dem pompösen jährlichen Weihnachtsempfang mit drei Stunden Händeschütteln, das wäre so genial, ein richtiger Knaller *umfall* Mein liebes weltoffenes Finnland, was ich seit den 20% der Wahren Finnen im letzten Jahr so schmerzlich vermisst hatte. Go, Pekka, go! Mika schimpfte und fluchte auf die Grünen, weil die seinen Rallysport vermasseln, und besonders tolerant ist er ja auch nicht, aber ich freute mich immer mehr. Hihi, nur zu! In zwei Wochen ist Stichwahl und ich glaube fest, dass Niinistö gewinnt, aber Haavisto wird eine geniale Show gehabt haben. Und wenn nicht, wird es richtig cool und lustig im Finnenländle *omg*... nur muss ich mir dann ganz bestimmt bald einen anderen Job suchen. Und mir ist immer noch ein Rätsel, warum die Sozialdemokraten oder das Zentrum keine starke Frau aufgestellt haben, aber vielleicht haben die auch keinen Dummen gefunden. Zumindest brauchen wir uns jetzt vor dem Ausland nicht mehr wegen populistischer Kleinkrämerei schämen, sondern sind das was wir wirklich sind, weltoffen, freundlich, fortschrittlich und tolerant. Und komisch war es wieder, in der Schule einfach so herumzustehen und Klassenbilder anzugucken, während die anderen ihre Kreuzchen machten. Aber mit ausländischem Namen und viel zu weicher Aussprache bringt auch ein finniklicher Pass nicht soooo viel =) Oh, und ich habe Tarja Halonen und Martti Ahtisaari beide sehr gemocht. Manchmal scheint es mir, als ob man hier eh noch zufriedener mit der Politik ist, weniger Skandale und mehr allgemeine Zustimmung, aber dann darf mein keine Abendblätter und Klatschspalten lesen... die Finns profitieren nämlich überhaupt in vielen Dingen, z.B. der ewigen Pisa-Lobhudelei davon, dass kein ausländischer Journalist ihre Zeitungen und Diskussionsforen lesen kann *ggg*

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