Irgendwie habe ich diese Woche wieder einmal den Rabenmamaorden der Woche verdient. Und das, wo die kleine kranke Frida eigentlich die Mama am meisten gebraucht hätte. Aber - wie ich schon ganz am Anfang der Babyzeit festgestellt habe - es ist ein Irrwitz der Natur, dass kleine Kinder schreien. Irgendwie ist es so, dass sie sich damit meiner Meinung nach höchstgradig gefährden. Natürlich kümmern sich Mama und Papa besonders liebevoll, sofort und ohne jedes Zögern um ihren kleinen Frosch, wenn er so herzzereissend brüllt. Andererseits gibt es da auch eine Grenze... wenn die Eltern nicht mehr können, übermüdet sind und das Trommelfell dröhnt. Ich denke da an die unglücklichen Eltern die ihre noch unglücklicheren Neugeborenen schütteln, weil die armen Würstchen stundenlang brüllen und die frischen Eldis einfach keinen anderen Ausweg wissen. Die abhauen, sich selbst weh tun oder alles an ihrem Partner auslassen.
Ich habe Frida natürlich noch nie geschüttelt und es würde mir auch nicht im Traum einfallen, aber ich habe am Anfang oft gedacht, dass nur die Hormone helfen, das alles durchzustehen. Und viel Zeit zum schlafen und kuscheln. Eine unendliche Geduld, die wohl mit der Zeit nachlässt. Und mit den anderen Anforderungen, den eigenen Wünschen. Arbeit, Verpflichtungen, Normalitäten. Raus aus dem Kokon, der heiligen Babyzeit. Diese Woche habe ich bemerkt, dass ich mich jetzt am Nachmittag noch zu gut daran erinnere, dass die kleine kranke Motte am Abend davor viel geweint hat. Dass sie quengelig war, nicht richtig essen, nicht spielen und nicht schlafen wollte. Dass sie nachts immer wieder aufwacht, trinken will und weint und man selbst nur eine Mütze voll Schlaf bekommt. Nur bei Laura ist alles in Ordnung, irgendwie platzt zuhause immer der Knoten und im vertrauen Umfeld macht man die Schleusen auf. Und das schon seit sieben Tagen...
Jedenfalls habe ich unbewusst vermieden, nach Hause zu kommen. Hier noch ein Brief, da noch ein Anruf, vielleicht doch noch Essen kaufen - bloss nicht nach Hause und die Heulerei anhören oder sehen, wie Frida sich verzweifelt auf den Boden wirft. Gleichzeitig das schlechte Gewissen... die Maus ist krank und braucht die Mama jetzt ganz besonders. Liebe und ein warmer Schoss und viel Streicheleinheiten - und trotzdem hängt die Rabenmama mehr auf Arbeit herum als alles andere. Völlig kontraproduktiv, aber es geht automatisch so. Am Mittwoch waren wir in Leivonmäki, eine sehr interessante Tour mit deutschen Studenten. Heute abend war ein Workshop für Deutschlehrer, den ich mir nicht entgehen lassen wollte. Und morgen sind wir zur Verabschiedung unseres Ex-Präsidenten nach Espoo eingeladen. Ich habe sogar fast vergessen, dass sie heute genau 16 Monate alt geworden ist... meine süsse kleine lustige Prinzessin.
Ich schleppe mich also mit einem extrem schlechten Gewissen herum und bin doch froh, dass Mika auf die Kleine aufpasst. Dass sie ja angeblich schon so gross und vernünftig ist. Und dann doch Tränen, wenn ich aus der Tür gehe. Schluchzen und Hängen am Hosenbein. Misst, aber ich muss. Und Frida muss. Das dämliche MUSS. Eine vollkommen explodierte Wohnung, Wäscheberge und Papierhaufen bis zur Decke. Hunderte ungelesene Mails und schlimme Halsschmerzen. Und Männe wird das ganze Wochenende wieder unterwegs sein. Ich glaube, wir packen uns am Sonnabend und Sonntag nur ins Bett und ruhen uns ganz einfach aus.
Und noch etwas zum Thema Vermeidung: ich weiss natürlich, was in Kauhajoki passiert ist. Aber ich weigere mich, auch nur irgendeinen Kommentar zu schreiben - Publicity ist ja alles was diese hirnrissigen Idioten wollen. Wieder in Finnland. Wir haben offensichtlich super Schulen, wenn man nur mit dem Leben davonkommt. Haha. Maailma on tullut hulluksi. Und wir hier brauchen jetzt ganz konkret ein bisschen Ruhe und eine Putzfrau =)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen