Samstag, 12. Februar 2011

Mama auf Abwegen...

Nee, also ein Grinsen konnte ich mir ja kaum verkneifen, sowas hat nun einen Rallyfan zum Freund, der übrigens auch noch gerade in Schweden auf der WRC weilt... Den Sonnabend habe ich mit Aufräumen und auf Intervac verbracht und gegen 17 Uhr bin ich losgefahren, um das liebe Kind von der Oma abzuholen. Übrigens schien wunderschön die Sonne, aber von den Temperaturen will ich lieber gar nicht sprechen, die sind nämlich immer genau entgegengesetzt, also klarer Himmel = bitterkalt... huaah. 

Aber weiter zu Tiita. Die pennte nämlich seelenruhig auf einer Matratze. Mittagschlaf um die Zeit, halleluja. Also habe ich mich nützlich gemacht und gleich weiter geputzt, nämlich Schwiemus Küche, was die richtig reizend fand. Frida pennte immer noch. Später weckte Mummo sie auf, aber das wurde nur mit Gebrüll quittiert. Selbst auf dem Sofa nur Schluchzen und essen wollte sie nichts und sauer war sie die ganze Zeit. Vielleicht doch krank? Ein bisschen warm war sie ja irgendwie. 

Schliesslich schlich sie nach der Rallysendung im TV ganz bedeppert zurück in Männes Kinderzimmer und wollte sich mit Mama hinlegen. Weia, krank... aber dann schlafen wir eben da. Es vergingen keine zwei Stunden, als ich wieder mit ohrenbetäubendem Gekreisch aus meinen Träumen gerissen wurde. Hase, was ist denn los? "Isi ikävä, koti ikävä..." buuaahhh huaaaa... die Kleine vermisste ganz schlimm den Papa und ihr zuhause, was ich eh schon am Donnerstag als wahren Grund für ihr Bauchweh angenommen hatte. "Wollen wir nach Hause fahren? Papas Auto steht vor der Tür." "Ja", schluchzte jemand ganz kläglich und dann tapsten wir auch schon schlaftrunken durch den Flur. Gottseidank war es doch erst 22 Uhr, aber mir kam es vor wie irgendwann morgens um 4 *umfall* 

Also ins Auto geklemmt, Schnee gefegt, Kind angeschnallt und los. Mit Piepi in den Augen auf die Landstrasse, auf 80 beschleunigt und geflucht, weil die Scheibe sofort wieder beschlagen war. Kein Wunder bei -25 Grad. Halb auf dem Lenkrad gelegen, unten durchgelinst und geflucht, weil es die ersten fünf Kilometer wirklich stockdunkel ist und mit ganz verschlafenen Augen sieht man da auch ohne Kontaktlinsen absolut gar nichts. Wenn jetzt ein Elch kommt... Achja, Fernlicht hätten wir ja auch noch. Aber das kann man bei dem dämlichen Finnenauto nicht per Hebelklick festschalten, sondern man muss unten an irgendso einem Rad drehen, das Fahrlicht ist ja in Skandinavien eh schon immer mit der Zündung an. 

Verdammt, wo ist denn dieses Rad (mit Fäustlingen noch schwerer zu finden) und überhaupt wieso macht diese Strasse immer so leichte Schwenkbewegungen, statt geradeaus zu gehen wie in jedem normalen Land, glücklicherweise wiesen zumindest die Schneebänke rechts und links so ungefähr, wo man lang musste. Nase immer noch unten in der Mitte und an der Scheibe, aber es wurde langsam besser. Nur grossartig beschleunigen wollte ich nicht, damit das Glas nicht noch mehr vermilchte, Männes Lüftung ist ja bei dem Montagsauto auch nicht das wahre... also mit 70 weiter im halben Blindflug durch die Finsternis und den Wald. Bald würde ja Vesanka kommen und damit die Strecke anfangen, wo zumindest die Kreuzungen mit Lampen versehen sind und die Strasse danach wäre sogar ganz ausgeleuchtet. 

Bis ich nach ungefähr fünf Kilometern im Rückspiegel wilde rot-blaue Blinklichter sah. Ooooh, ein Krankenwagen, der will vorbei, hoffentlich fährt der noch nicht lange hinter mir her, so halb schlafend kriegt man ja sowas vielleicht doch nicht ganz so schnell mit. Wo kam der eigentlich her? Ganz leise, kein Martinshorn an. Dann dämmerte mir was... hei, Du fährst doch wie... *grins* Na klar, das wundert mich jetzt gar nicht... also mal schnell rechts ran. Blinker gesetzt und Auto kunstvoll an die nächste Schneewehe gebatzt und dann gewartet, was da kommt (in Amiland darf man ja auch nicht aussteigen...) 

Und wie vermutet bremste die hohe Authorität hinter mir. Wo ist eigentlich mein Führerschein und deutsch ist der ja auch noch... Schon trat ein richtig hübscher junger Polizist mit stolzer blauer Uniform und Springerstiefeln an die Tür. Ich hoffte, das es nicht schlimm werden würde, ich mag die finnische Polizei wirklich total... da wünschte er schon einen guten Abend und hielt mit geübtem Schwung ein Röhrchen an meine Schnute: "Hier mal reinpusten." Ich hatte es ja geahnt, wie peinlich ist das denn... dazu noch meine verknitterten Augen und zerstrubbelten halbgefärbten Haare und ein Kleinkind auf dem Rücksitz, unsanft musste ich an die Tussi vorgestern im Krankenhaus denken... 

Natürlich null Promille, der Polizist bedankte sich freundlich, schmunzelte, wünschte eine gute Fahrt, linste nochmal ins Auto und fragte ganz nett "Kann man da eigentlich durchgucken?" "Naja, ich muss vielleicht noch ein bisschen kratzen", gab ich diplomatisch zu, wischte beherzt mit dem Handschuh den innen festgefrorenen Nebel auf der oberen Hälfte der Scheibe, zückte den auf dem Beifahrersitz liegenden Kratzer und machte ein paar Schneeflocken ins Auto. Und dann ging unsere Tour auch schon weiter und die rettenden rosa-orangenen Lampen warteten schon hinter der nächsten Kurve. 

Wie gesagt, mich wundert es gaaar nicht, so wie ich da rumgecruist bin. Auf halb Neune hängend, mit Licht an und aus, noch im Halbschlaf und vielleicht noch nach hinten auf das unleidliche Kind geguckt... Verkehr war ja gar nicht, aber eben die lauernden Elche im Wald. Mama auf Abwegen wie nach einem durchzechten Abend, unglaublich. Es ist toll und ich bin superdankbar, dass die so aufpassen und möglichst viele der irren Säufer aus dem Verkehr ziehen, bevor etwas passiert. Sonnabend Abend eben. Aber das der gerade auf den ersten Metern hinter uns herfahren musste, tsss tsss tssssss. 

Rallyfahrer Mika P. fährt übrigens grundsätzlich mit halbgefrorenen Scheiben los, aber der hat vielleicht schon mehr Übung im Schlängelfahren mit seinem Focus. Und mit meinem eigenen Henry Ford wäre das nie passiert, der ist nämlich wie angewachsen und die Lüftung funktioniert auch, vom Licht ganz zu schweigen! Wenn man sich schon einmal für das grössere, sicherere Auto entscheidet... aarrghh. Übrigens fährt Mikko Hirvonen jezt auch Fiesta *stolzsei*

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