Mittwoch, 8. Dezember 2010

Operation Jämsä...

Operation geglückt, Patient tot... oder so ähnlich. Nein, es kam ganz anders. Ich habe das ganze Wochenende an Männes PC gearbeitet, meinen Schreibtisch freigeschaufelt und unser Magazin 99% fertig gemacht, sämtliche Termine in den nächsten beiden Wochen abgesagt, Zeitschriften und Bücher zurechtgelegt, sämtliche Passwörter aufgeschrieben und festgelegt, dass mein Grab nach Jyväskylä kommt und Frida bei Männe bleibt, falls ich mich in die ewigen Jagdgründe begeben sollte sowie für den anderen Fall den Kühlschrank halbwegs gefüllt, Anweisungen für Katzen und Meerschweine gegeben, Tasche gepackt, ein paar leichte Dinge für nächste Woche vorgenommen und sich ein bisschen auf die ruhige Zeit zuhause gefreut, aber höllische Angst vor den Schmerzen und Löchern im Bauch gehabt... Männe hat Frida Abholdienste und Übernachtungen organisiert und so weiter...

Heute mittag dann schnell vom Büro nach Hause, Schlafanzug und Handtuch und Zahnbürste eingepackt und los ging es. Sechzig Kilometer durch eine wunderschöne Winterlandschaft nach Jämsä. Natürlich hatte ich Muffensausen, aber noch schlimmer war der Hunger - schon um 2:30 aufgewacht und danach nichts mehr gegessen, weia. Wenn ich umkippe, brauchen die gar keine Narkose mehr... Im Krankenhaus mussten wir fast eine Stunde warten, aber dann kam ein supersüsser und ganz ruhiger Arzt und fing an, mir die Prozedur zu erklären, und wieso ich überhaupt nach Jämsä musste - das KKH in Jyväskylä ist chronisch überfordert (so wie das gesamte finnische Gesundheitssystem...) und da haben sie eben auf dem Land ein paar Dienste gemietet. Er fragte nochmal die Symptome durch, tastete den Streifenbauch ab und ärgerte sich mit seinem Computer herum - und schliesslich fragte ich, ob die Operation denn heute oder erst morgen sein würde, weil ich so furchtbaren Hunger hatte =)

Ein Grinsen und ein schnelles "Nein, nein, das ist erst im nächsten Jahr". Häääh? Also doch... ich hätte es ja wissen müssen. Die verflixten finnischen Schlangen bevor hier mal jemand unters Messer kommt. Die Regierung musste extra per Gesetz eine 6-Monats-Übergrenze einrichten, damit nicht alles aus Kosten und Personalmangelgründen total aus dem Ruder läuft, und das nutzen sie natürlich bis zur Schmerzgrenze aus. Dabei hatte ich, als die Einladung kam, wirklich erst mit einer Voruntersuchung gerechnet und erst aufgrund dessen, dass ich sämtliche Fragebögen ausfüllen musste, die Rezepte mitnehmen und sogar angeben sollte, ob ich die darauffolgende Nacht allein wäre, und aufgrund dessen, dass alles im Jämsä war, angenommen, dass die doch schon sofort operieren wollen. Na, egal. Mit einem riesigen Grinsen hüpfte ich aus dem Untersuchungszimmer und schnell zu Männe, der sicherheitshalber noch im Warteraum sitzen geblieben war. Dann noch Blutdruckmessen und Krankenschwester kennenlernen und fertig war die Laube, ab nach Hause.

Also doch keine Löcher im Bauch und keine höllischen Schmerzen, dafür muss ich jetzt bis Ende März mehr oder weniger weiterhungern, ganz nebenbei noch 20 Kilo abnehmen (sehr gut) und dann werden sich wohl auch die Gallensteine von allein aufgelöst haben, hahaha. Hauptsache, mir geht es die ganze Zeit so gut wie jetzt und nicht so besch... wie z.B. letzte Woche, also abwechselnd mit schrecklichem Beton im Bauch oder abgedrehten Flusen im Kopf. Jedenfalls sieht der Rest des Jahres jetzt richtig rosig aus. Auf Arbeit ist alles wichtige erledigt, ich kann viele neue Sachen starten, die sonst liegengeblieben wären, zuhause werde ich wohl jetzt gründlich aufräumen und die Weihnachtsdeko rausholen, am Freitag ist Spielgruppe und am Sonnabend finnisch-deutsche Weihnachtsfeier, sogar mit deutschem Gottesdienst, und übernächste Woche kommen schon Omi und Opi und dann der Weihnachtsmann. Wenn das nichts ist!

Abends waren wir gleich noch in der Eishalle, weil JYP Tag der Offenen Tür hatte - Frida hat fleissig Autogramme gesammelt und mit den harten Typen da geflirtet, Männe und Niina und Jani und Minna samt Kids waren auch da und Mikas Vater hat mich wie einen Geist angeguckt *ggg* Danach war noch Weihnachtsfeier mit Fridas und den anderen Tagesmüttern in Ritoniity's Kindergarten. Ich wollte das ganze erst skippen, weil meiner Meinung nach zwei Veranstaltungen an einem Abend viel zuviel sind und wir in diesem Jahr schon bei zig Pikkujoulus waren, aber dann hatten die Kinder so ein schönes Kulturprogramm vorbereitet, dass ich mich in Grund und Boden geschämt habe. Frida hat mindestens 5-6 Lieder mit den anderen Kindern gesungen und dazu die Hände bewegt, die Kinder sassen und standen erfrischenderweise dabei auch einfach so, bunt durcheinander im Kreis der Erwachsenen, durften herumlaufen usw. Einfach schön, nur hatte ich natürlich keine Kamera dabei, weil ich ja eigentlich im Krankenhaus sein sollte.

Danach wieder Glöggi, Kuchen und Kekse in einem wunderschön gemütlichen und kleinen Kindergartenraum (wusste gar nicht, dass das da so schön ist, wir wären ja im März fast in das Haus daneben gezogen!), Aino und Frida haben gekaspert und Krach gemacht, dass ihre Mami und ich fast im Boden versunken sind, während Marcus ganz schüchtern und lieb dabei sass, und dann musste auch noch der Rest der Räume erforscht werden. Frida benutzte einmal auch ganz laut "sitten mennään paskalle" (dann gehen wir mal ka..en), was auch auf finnisch gar nicht geht, und die anderen Mamis und Papis dachten sich bestimmt ihren Teil, aber das hat sie halt von ihrem anderen Elternhälfte, weil ich ja nur mit ihr deutsch spreche. Weia, ich hätte wirklich mit 25 noch weiter warten sollen, statt den erstbesten Männe zu krallen, der mich halbwegs mochte... aber manchmal ist er ja auch nett, andere sind vielleicht noch schlimmer und Tiita liebt ihn über alles. Soviel also zu meiner OP. Hier ist was los.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen