Samstag, 3. Juli 2010

Kemi - Luosto...


Der zweite Tag. Morgens mit Omi und Opi gefrühstückt, während die Finnen noch pennten. S-Market besucht und Handyladegerät fieberhaft gesucht. Gepackt und los und verfahren, weil die die neue Perämerentie bauen, die noch in keinem Navigationsgerät verzeichnet ist *ggg* Mit Ach und Krach und altmodischer Landkarte auf Suses Knien doch Ajos gefunden und den berühmten Eisbrecher Sampo. Der in echt so unheimlich klein ist! Aber selbst die frischgeknipsten Digikamera-Fotos enthüllten einen bärenstarken riesigen Schiffsbug. Hihi, eine optische Täuschung. Aber ich war trotzdem froh, dass wir ihn gesehen hatten. Damals, im Frühjahr 2000, waren wir zwar ganz kurz in Kemi gewesen, hatten aber nur eine halbe Stunde am Hafenbecken zugebracht und die Schneeburg nur von aussen gesehen... vielleicht auch Sampo mitten im Eis, aber nach dem heutigen Tag glaube ich es nicht mehr... nur auf ganz vielen Fotos!

Dann Richtung Nordosten. Am Kemifluss entlang nach Rovaniemi, der Hauptstadt Lapplands. Frida wollte unbedingt den Weihnachtsmann besuchen, der dort ein grosses Dorf bewirtschaftet. Klar, viel Kitsch und genauso viel Kommerz, aber insgesamt ist es auch wunderschön und magisch da. Gemeinsam kletterten wir die grosse Treppe zu Santas Büro hinauf. Vor 10 Jahren wohnte er noch unten hinter seiner Bibliothek, aber jetzt ist er umgezogen =) Namen genannt und Weihnachtswünsche abgegeben und mit Joulupukki geredet und ihm mitgeteilt, dass die kleine Tiita nächstes Mal woanders wohnt. Der Typ kannte sogar Laajavuori und Palokka und versprach, ganz bestimmt im Dezember mit seinem Rentierschlitten vorbeizukommen. Danach Souvenirs angeguckt, Lapland-Shirt und Mückennetzhut und Husky-Kühlschrankmagnete gekauft, Kaffee getrunken, Frida auf grossen Kletterspielplatz geschickt, Weinachtspostamt mit Besuch beehrt, Kakawindel gewechselt, viele Japaner, Russen, Spanier und andere Ausländer gesehen und wieder ab ins Auto.



Fridas Augen fielen fast augenblicklich zu. Vom Autofenster aus die schöne Spannbrücke über den Ounasjoki gesehen und das wunderbare Arktikum. Am Kemijoki weiter entlang gefahren. Dann nach Norden abgebogen. Huh, immer kleiner wurden die Bäume links und rechts und immer abenteuerlicher sahen die Höfe aus. Moore, Aapamoore und Keidasmoore. Mit hellgrünen Vertiefungen und dunkgelgrünen, mit Bäumen bestandenen Streifen, die von der Luft aus ein wunderschönes Mosaik ergeben. In der Ferne die ersten Fjälls *jippppiii*

Und dann in einem Feld ein eigenartiges Pferd. Hob und senkte den Kopf und hatte ein Geweih. Das erste Ren!!!!! Huuuaaah, wie schön!!! Ein paar Kilometer weiter ein paar eingezäunte Poros neben einer Raststätte. Gildet nicht. Dann musste ich mir vor Lachen den Mund festhalten, nach der Kamera neben mir tasten und gleichzeitig meinen Dad wortlos und kichernd anstupsen, damit er Männes Videocam anschaltete: vor uns latschte doch tatsächlich in ungefähr 100 m Entfernung ein dussliges Rentier neben den bremsenden Autos her. Hahaha. Die grossen Füsse und der tapsende Gang. Direkt links neben Männes Ford auf der Gegenspur. Vor unserer Motorhaube bog es nach rechts ab und trabte seelenruhig nach rechts in den Wald. Das sind aber auch urige Viecher...

Wenige Kilometer weiter dann runter von der grossen Strasse, auf einen Seitenweg. Und alles anders, noch mehr Moore, noch mehr Berge, noch wilder alles. Aaaaahh. Wo ich doch eigentlich alles ausser dem Arm der Finnlandjungfer als nicht echtes Lappland abtue. Aber das sah schon sehr echt und beeindruckend aus. Dann guckte der Luostotunturium die Ecke. Graue steile Wände und kahl und so magisch. Aivan ihana. Und als wir dann noch um eine Ecke bogen und unser schönes Haus sahen und dahinter gleich wieder die geniale Aussicht - hach. Hier werden wir eine ganze Woche verbringen. Fantastisch. Auch wenn die Mücken einem im Juli wie Heuschrecken um die Ohren fliegen.

Aber das Haus ist wunderschön, modern und geräumig und schick eingerichtet. Mit zwei Schlafzimmern und Galerie, mit Kamin und Sauna und allem, was man sonst noch braucht. Und wenn dann draussen gegen 23:30 im Taghellen noch kleine Glöckchen läuten und wie von Zauberhand eine Herde Rentiere auf der Strasse vor dem Haus auftaucht, dann ist die Welt perfekt. LAPPI!!!

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