Samstag, 24. Juli 2010

Hundenasen...

Ich liebe ja meine beiden Katzenviecher sehr. Aber während der letzten 12 Monate ohne Nelson *schnief* habe ich immer mehr bemerkt, dass ich doch eher ein Hundemensch bin. Keine Ahnung, woran sich das definiert - die Miezekatzen sind schmusig, und vor allem Ouni sehr zahm und folgt einem bis aufs Klo, aber so ein Hund ist doch mehr ein Freund. Man kann ihn fast überall mit hinnehmen, der Blick lässt einem das Herz schmelzen und die Spaziergänge sorgen für viel frische Luft und die dringend notwendige Bewegung.

Nur, dass wir momentan weder Zeit noch Platz noch Geld haben. Aber träumen darf man ja mal. Da wären beispielsweise die wilden, schönen, oft wolfsähnlichen Wuffies bei Pelastetaan Koirat aus Estland und neuerdings auch Lettland. Nelson kam ja 2002 über diese Organisation aus Tallinn mit dem Schiff zu uns. Alternativ die noch wilderen karelischen Streuner aus Wyborg, was früher als Viipuri zu Finnland gehört hat (ein ganz heikles Thema...) Oder die kleineren, rassehundähnlicheren Spanier, von den majestätischen Galgos ganz zu schweigen.

Nicht, dass es in Finnland keine herrenlosen Hunde gäbe, worauf auch immer wieder mehr oder weniger freundlich in diversen Foren hingewiesen wird. Aber die haben mindestens drei, vier Probleme: a) Die Rassen. Traditionelle finnikliche Rassen sind alle etwas schwierig für geruhsame und unerfahrene Hundehalter. Spitze und Jagdhunde oder deren Verwandte, nichts für die Stadt. Bellen oder brauchen viel Beschäftigung und eine feste Hand. Oft werden sie nur draussen im Zwinger gehalten. Lapphunde, Elchhunde, finnische Spitze, karelische Bärenhunde... so etwas halt. b) Problemhunde. Was man da so in Suomi24, Keltainen Pörssi und Apula findet, soll meist aufs Land, in Familien ohne Kinder oder sonstwo weit weg von der Zivilisation. Tjsa, auch einheimische Hunde und die ach so tollen Rassewelpen wollen fachgerecht erzogen werden und wenn das nicht klappt - weg damit oder die Spritze. Nee, Jungs, so geht das nicht. c) Marketing: Wähend die ausländischen Hunde auf liebevoll gestalteten Webseiten vorgestellt werden, mit Fotos, langen Beschreibungen, Telefonberatung, Lieferservice und so weiter, gibt es von den armen finnischen Wauwaus oft nur einen kurzen Text irgendwo, kaum Informationen, einfach nur weg damit.

Was habe ich für eine tolle Antwort bekommen, als ich vor einigen Jahren in der Zeitung mal fragte, ob es nicht möglich wäre, die hiesigen Tierheimhunde gedruckt oder im Internet mit Bild vorzustellen. Nein, man hätte dazu keine Zeit, die müsste man mit der Tierpflege verbringen und ausserdem wären ja die anderen benachteiligt, wenn nur einer abgebildet würde. Hallo? Ist es nicht deren höchstes Ziel, ein richtiges Zuhause für die Tiere zu finden? Inzwischen hat sich das geändert, aber vor allem Katzen haben immer noch ein riesiges Problem. d) Lokal vs. global: Ein kleineres Problemchen, aber viele Tierheime vermitteln nur innerhalb ihres eigenen Landkreises. Verstehe ich, wenn man die Tiere erst kennenlernen soll und wenn vor allem Katzen das Autofahren gar nicht leiden können. Wenn man das Tier zurückgeben muss oder da manchmal Steuergelder im Spiel sind. Aber dann gewinnt auch wieder irgendein Este mit süssem Bild, wo das alles keine Rolle spielt...

Aber darüber wollte ich gar nicht schreiben, sondern endlich einmal meine Lieblingsrassen vorstellen. Nummer eins ist seit Jahren unangefochten der König der Hunde. Stolz, edel, etwas abwesend und über alles erhaben... der Afghane. Wie sie gucken und die lange Nase und die tollen glatten Haare (wie bei Hildegard Knef, meinte einmal eine Freundin...) und der Gang und überhaupt *knuddel* Darauf gekommen bin ich schon als ganz kleines Kind, als in der Nachbarschaft ein grosser blonder Afghane namens Ali immer auf einer Wiese festgebunden war. Typischer 70er-Jahre Modehund, mit verknotetem Fell, stinkendem Wassernapf und abgenagten Knochen um sich herum und meistens schlafend - aber wir Kinder haben ihn geliebt.

(Photo: www.greatdogsite.com)

Neben ihm gesessen und ihn gestreichelt und ihn manchmal, ganz selten, an der langen Leine laufen sehen. Den Geruch habe ich heute noch in der Nase und sehe die verfilzten Fellplatten vor mir. Die Besitzerin damals sah auch aus wie... naja. Erst Anfang dieses Jahrhunderts kam ich darauf, diese Hunde im Internet zu suchen und dann war mein Jyväskyläer Studentenzimmer auch voll von ihren Bildern - zum grossen Amüsement meiner spanischen und französischen Freunde *ggg* Dann wusste ich auch, wie das Fell wirklich aussehen muss. Aber das ist auch der springende Punkt: ich hätte sicher weder Zeit noch Musse noch Platz für so einen majestätischen Kuschelmopp. Die Schulterhöhe eines Rüden beträgt immerhin 70 cm.... Und so muss sich Männe weiterhin mit Vollbremsungen abplagen, wenn ich wieder einmal einen Affie auf der Strasse sehe und in exzentrisches Jubelgekreische ausbreche =)


Vor einigen Jahren bin ich dann auf einer Meerschweinchenliste (!) auf meine anderen Favoriten gestossen. Erst in nackig und ziemlich exotisch - chinesische Schopfhunde. Die Frau musste sich damals ziemlich üble Kommentare anhören, aber ich fand die Hunde zumindest interessant und hörte gerne von ihren Geschichten. Als ich dann die behaarte Variante sah, klickte etwas in mir. Wow, die sind aber schön!!! Vielleicht wie ein ganz kleiner Briard, Bearded Collie und Afghane zusammen. Und mit 30 cm Schulterhöhe klein genug, um uns nicht die Haare vom Kopf zu fressen, über Zäune zu hechten und vielleicht mit in den Urlaub zu kommen (ich habe es immer gehasst, Nelson zurückzulassen, wenn wir nach Deutschland geflogen sind). Eine Alternative zum Grosshund sozusagen.

(Photo: www.gnetagalten.se)

Auf der grossen Jyväskyläer Hundeausstellung vor zwei Jahren wuselten mir einige um die Beine, hopsten auf den Schoss und machten mit ihrer Fröhlichkeit sofort einen positiven Eindruck - obwohl ich normalerweise kleine, weisse, kläffende Wuselviecher am liebsten in den Strassengraben schubsen würde. Aber die waren ganz lieb und guckten auch vernüftig und hatten schöne lange Beine. Und für Kinder ist so ein Kleiner bestimmt auch einfacher zu handhaben. Männe dagegen mag echte finnische Jagdhunde (Ajokoira), Golden und Labrador Retriever und andere grosse Schlappohris (er kennt sich mit den Rassen nicht so aus...) Ich mag die auch, dazu noch etwas kompliziertere Wesen wie Weimaraner, Pumis, Pulis, Briards, alle Windhunde, Chow Chows, Laikas, Huskies, vielleicht gerade die selteneren Rassen, weil ich meine Hunde- und Tierbücher schon seit Jahren auswenig kenne =)

Aber wir haben ja noch viel Zeit. Erstmal umziehen. Vielleicht nächsten Sommer oder erst, wenn Tiita in die Schule kommt. Second hand-Hunde soll man ja vorsichtshalber nicht zu ganz kleinen Kindern geben (wobei das auch ein böses Vorurteil sein kann), die Erziehung eines Welpen dagegen traue ich mir (noch) nicht zu und dann sind wir ja eh tagsüber nicht zuhause. Das heisst ich, und Männe soll ja auch so schnell wie möglich arbeiten. Was allerdings die Finns nicht davon abhält, Hunde zu halten... hier gibt es über 500.000 Fellschnauzen auf 5 Mio Einwohner, vielleicht also pi mal Daumen jeder dritte Haushalt. Meine Eltern wundern sich überhaupt, wieso ich jemals auf den Hund gekommen bin, in unserer erweiterten Kleinstadtfamilie hatte nämlich noch niemand so etwas, hehe. Aber - spätestens wenn ich in Rente gehe, hole ich mir einen Affiejungen. Ganz bestimmt und versprochen. In brindle oder ganz hell. Und dann ist da ja immer noch Gevatter Zufall. Letztes WE hat schon eine Bekannte angerufen, um einen kleinen schwarzen Terriermix mit weisser Mehlpfote namens Luka unter die Leute zu bringen =)

1 Kommentar:

  1. Auch weia, das ist aber der letzte Kommentar für heute! Habe doch zu tun, dann drücke ich mich typischerweise im Internet rum.
    HUNDE!!! Wunderbare Tiere. Also alle Tiere sind wunderbar, aber ich mag Hunde auch sehr. Und ich bin mit einem afghanischen Windhund aufgewachsen. Du hast recht, sie sind wirklich sehr schön.

    Emma

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