Finnland zieht sich zum Fest der Feste zurück. Alle verschwinden auf ihre Mökkis, alle Läden, Restaurants und sonstige Vergnügungsstätten schliessen ihre Türen (nachdem sie vorher brechend voll gewesen waren, damit alle genug Bier, Salat und Würstchen hamstern konnten).
90% der Finnen sind im Urlaub, in den Büros nur Aushilfskräfte, wenn überhaupt, und alles steht für ein Wochenende, wenn nicht für die nächsten vier Wochen, still. Wer kein Ferienhaus hat, borgt sich eins. Oder besucht Freunde und Verwandte auf denselben. Die Städte sind zumindest leergefegt. Zur Überraschung der wenigen ausländischen Touristen, die ausgerechnet zu Mittsommer nach Jykälä kommen und etwas erleben wollen, hahaha.
Wir sind in der Stadt geblieben, haben aber natürlich dem Land eine Stippvisite erstattet. Erst Ausflug zum Niemijärvi in der Nähe von Kuohu. Essen eingepackt und optimistisch losgezogen, obwohl es am Nachmittag regnen sollte... gegrillt hatten wir schon am Vorabend mit einem Nachbarn, den wir mit der ganzen Familie vergebens zum Bahnhof gebracht hatten, weil die liebe Finnreichsbahn mal wieder über eine Stunde Verspätung hatte.
Am Niemijärvi ein, zwei Kilometer durch den fantastischen Märchenwald gelatscht, der vor 3 Jahren abgeholzt wurde, wo man aber inzwischen schön die wiederauflebende Vegetation erforschen kann. Wo früher Nelson und Häkkinen durch die Büsche gehuckt sind und an jeden zweiten Baum gepieselt haben. Mit Heidelbeerblümchen, Moosen, Weiden, Birken, Waldweidenröschen, Mücken und viel mehr.
Am See fleissig Füsse ins Wasser gehalten, Fischlein beobachtet und trotz der immer noch bibbernden Kälte geärgert, dass wir keine Badesachen mitgenommen hatten. Dann doch mit Frida in ihren Pikkarit und selbst mit superpeinlichem Stringtanga im kalten Nass herumgehüpft. Sieht ja keiner =)
Ausser dass die Mökkis am gegenüberliegenden Ufer alle massenhaft bevölkert waren. Dementsprechend kamen auch ein paar schlechtgelaunte Jugendliche an unseren Strand gerudet. Grüssen können die wirklich nicht... huuahh, rammelten nur im Wald rum, plantschten ein bisschen und hauten dann glücklicherweise wieder ab. Dann kam viel besserer Besuch.
Erst kam eine grau-braune Nase durch das Gebüsch. Huch, ein kleiner dicker Schäferhund und ganz allein. Ein bisschen unheimlich war mir, irgendwie habe ich seit ein paar Jahren Angst, wenn Hunde nicht Nelson heissen. Ganz zutraulich rannte er an den Strand und dann kam auch schon seine Familie hinterhergepoltert, ein Mann mit zwei kleinen Kindern und noch einem riesengrossen hellgelben Hundemädchen. Cool.
Anu und Rocky hiessen und die beiden und waren natürlich total lieb, liessen sich streicheln und rammelten über unsere Decke und steckten ihre dicken Nasen in unsere Proviantbüchsen. Badeten und schüttelten sich direkt vor uns, dass ich mich vor Lachen kaum noch halten konnte. Ach, die lieben Hundetiere... und vor allem hatte der Zwergwolf genauso meliertes Fell und eine graue Nase wie unser verflossener Wauwau. Der grosse war übrigens ein polnischer Owscharka, die hatte ich auch noch nie "in echt" gesehen. Klasse.
Zur Auflockerung kamen gleich danach noch zwei junge Frauen mit einem kleinen, schwarz-weissen Papillonhund. Klar sind grosse Hunde besser. Auch wenn wir sicher einmal einen kleineren haben werden, damit Frida mit ihm spazieren gehen kann. Wenn sie in die Schule kommt spätestens, vielleicht schon ein bisschen eher. Solange müssen wir mit unseren störrischen Katzen vorlieb nehmen.
Die sind momentan übrigens wirklich ein bisschen anstrengend, weil wir sie ja nur an den Flexis draussen im Garten haben können - am liebsten würden sie doch frei rumrasen und die Gegend unsicher machen. Ist aber in der Stadt JKL verboten und die Nachbarn mögen es vielleicht auch nicht, wenn die Viecher in ihren Gärten rumsteigen, von Vögelchen und Autos ganz zu schweigen. Wenn man richtig auf dem Land wohnen würde, wäre das etwas anderes. Aber naja, wir haben ja bald wieder Winter und dann sind sie freiwillig drinne *ggg*
Jedenfalls war der Seeausflug total schön und ein guter Einstieg ins Mittsommerfest. Vor allem, wenn man mit den eigenen Guckern gucken kann. Und total ungewaschene Haare hat, weil man die Augen nicht nass machen darf. Auf dem Rückweg nahmen wir noch trockene Moose für die Meerschweinchen mit, eine ganz tolle, duftende Sommereinstreu, wenn man darauf achtet, dass nicht Millionen von Ameisen mit eingesackt werden. Und überhaupt liegt da so tolles Holz und Zweige zum Basteln... wenn ich nur wüsste wohin mit dem ganzen Zeugs =)
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