Donnerstag, 28. August 2008

Odyssee...

Nee, also irgendwie hätte ich gut auf diese Woche verzichten können. Vorgestern abend wollte Frida schon um 8 ins Bett und ich bin mit eingeschlafen. Was sich als gute Vorsehung erwiesen hat - nachts um 1 war nämlich die Babybirne so heiss, dass man darauf hätte Spiegeleier braten können. Ach du liebe Güte. Erst hat die Kleine noch geschlafen, aber dann fing sie an, immer wieder bitterlich zu weinen und die Beine anzuziehen. Ab und zu kamen explosionsartige Pupse. Und sie wollte trinken, trinken, trinken, war völlig fix und fertig. Nur auf meinem Bauch konnte sie sich einigermassen beruhigen. Naja, die Nacht endete damit, dass wir beide stundenlang aufeinandergestapelt auf dem Sofa oder im Bett sassen. Bis 6 Uhr. Mama müde und Frida müde und kaputt.

Dann kamen auch noch Fieberkrämpfe dazu. Zumindest reimte ich mir das zusammen - Frida zitterte und zuckte wie ein Elektroaal und erschrak selbst darüber so sehr, dass sie total in Panik losbrüllte. Ach Du liebe Güte! Wenn man nicht als Mama ruhig und vernünftig bleiben müsste, könnte man glatt einen Nervenzusammenbruch bekommen, wenn man diese Zuckerei mit angucken muss. Mein armes Baby! Schliesslich haben wir doch noch 2 Stunden geschlafen und sind aus irgendeinem Grund so aufgewacht, dass wir zur Pflegestunde der Neuvola gehen konnten. Kurz vor 9 sassen wir mehr tot als lebendig da, zum Glück war Männe mitgekommen.

Die Schwester guckte natürlich erst einmal in die Ohren. Schmerzen und Fieber - dass muss bei Kleinkindern ja immer eine Mittelohrentzündung sein *stöhn* Jaaa, vielleicht. Habt Ihr Paracetamol gegeben? Ja, natürlich. Ich will ja nicht, dass unser Bett durchschmort. Eine Entschuldigung für Mama's Arbeit geschrieben - das hätte ich als frische working mum fast vergessen. Erst einmal pauschal für drei Tage. Dann bekamen wir einen Arzttermin. Erst am Nachmittag - jetzt weiss ich, wieso die meisten Kinderfamilien hier (wir inklusive) eine private Krankenversicherung haben und normalerweise private Ärzte vorziehen. Da wird man nämlich gleich behandelt. Zuhause kochte ich mit Ach und Krach Möhrensuppe, aus der Frida netterweise wenigstens die Wurst naschte, dann schliefen wir noch eine Stunde.

Wieder im Gesundheitszentrum. Die Ärztin war hochschwanger und ich wünschte Ihr den Teufel an den Hals - die konnte nämlich überhaupt nicht mit Kindern umgehen. Stopfte Frida sofort ohne Begrüssung das Hörrohr in die Lauscher, drückte an ihr herum und herrschte die arme Mami an, dass sie das Kind gefälligst richtig festhalten sollte. Aaargh. Haben diese Weisskittel sie noch alle? Frida brüllte wie am Spiess, übermüdet und krank wie sie war. Die Ärztin sah nichts - also mussten die Ohren erst einmal durchgespült werden. Wieder warten, wieder zwei andere Schwestern. Die waren zum Glück netter, aber das Spülen fand Frida trotzdem grässlich. Eine hospitierende Studentin schlug vor, der Frida doch ein Spielzeug in die Hand zu geben - aber das wurde geflissentlich überhört. Und Fridas mitgebrachtes Pferd kannte man ja schon... Naja, trotz minutenlangen Gebrülls konnte die dämliche Dickbauchärztin immer noch nichts erkennen und schrieb eine Überweisung ins Krankenhaus. Kleinkind mit hohem Fieber, lässt sich nicht untersuchen (käsittelyarka, kein Wunder!), Schmerzen mit unklarer Ursache.

Achja, da waren wir ja diese Woche schon einmal - bestimmt bekommen wir bald Rabatt. Die tapfere Mama also wieder ins Krankenhaus gefahren. Diesmal wohlweislich vorher bei R-Kioski gehalten und sich mit Mineralwasser und Snickers eingedeckt. Angesichts meiner Figur sollte ich lieber auf Salat oder so etwas zurückgreifen, aber in solchen Notfällen braucht man Schokis. Basta. Dann also wieder in die Notaufnahme. Diesmal Abteilung für Kinder - das klang schon vielversprechender. Die Schwester, die Frida am Sonnabend gewogen hatte und total nett war, kam nämlich - wie mir jetzt klar wurde - auch aus der Abteilung L für lapset. Sehr gut.

Frida war trotzdem nicht begeistert. Ganz apathisch sass sie im Buggy, als wir vom Parkhaus (was sinnigerweise 200 m weiter und mit 50 m Höhenunterschied gebaut ist) zum Krankenhaus fuhren. Guckte traurig, lachte nicht und war ganz blass. Wir kamen in den gleichen Flur, in dem Frida schon als winziges, nicht trinken wollendes und ganz schlaffes Baby untersucht wurde. Komisch, sich so an alles zu erinnern, aber jetzt ein grosses Kind zu haben. Wir mussten warten, warten, warten, zwischendurch wurde irgendein Sauerstoff an der Hand gemessen, ein kleines röchelndes verschnupftes Baby behandelt und endlich kam Männe. Frida trank Milch, pupste noch einmal und fing plötzlich an, zu spielen und zu erzählen. Ohhhh *freu*

Eine nette Schwester brachte eine Tablette gegen das Fieber. Wie Babies Tabletten schlucken sollen, ist mir auch schleierhaft, aber zum Glück hatte ich ein Gläschen Obstbrei mit (diesmal ohne Loch!) und konnte das Teil zerdrückt und vermixt in Fridas Schnute bugsieren. Man ass sogar das ganze Glas leer. Der Arzt war dann auch richtig nett. Spielte erst mit Frida, zeigte ihr seine Instrumente und setzte dann erst zu seinen fiesen Untersuchungstaten an. Prompt dauerte es auch eine Weile, bis Frida richtig mit ihrer Sirene einsetzte. Ohren untersuchen ist halt doof. Vor allem, wenn man nichts mit den Ohren hat. Trotz fleissigen Saubermachens fand der Doc da nämlich nichts Auffälliges. Bauch abtasten brachte auch nicht wirklich etwas. Baby weinte, aber sie hatte ja eh die Nase voll.

Dann Blut abnehmen. Frida hat - genau wie ihre Mama - offensichtlich überhaupt keine Venen. Die Labortante drückte und suchte und zerquetschte minutenlang Fridas Arm und fand doch nichts. Frida brüllte und warf sich herum, als die Nadel in den Arm stach - und immer noch kam kein Blut. Mmmh. Also musste etwas aus dem Finger gequetscht werden. Auuaaa, fand Frida und weinte weiter herzzerreissend. Mir fiel nur ein, dass wir mit unserem Attachment Parenting, Familienbett & Co immer versuchen, sie so wenig wie möglich weinen zu lassen - und dann ist sie krank und muss innerhalb weniger Stunden so schreien, wie das ganze Jahr nicht. Aua, die arme Mama... Dann wurde noch ein Pipibeutel in die Windel geklebt und wir konnten erst einmal Pause machen, bis die Laborergebnisse ausgewertet waren.

Inzwischen war es 17 Uhr und wir waren müde und ausgehungert. Frida pennte im Buggy ein und Mama und Papa machten die Krankenhauscafeteria unsicher. Ich hatte mich darauf gefreut, wieder dort zu sein - schliesslich kann ich mich noch gut erinnern, wie ich bei Fridas Geburt dort halb erschossen und mit fürchterlichen Bauchschmerzen herumgehangen und den Kopf auf die Tischplatte gelegt hatte. Lang, lang ists her - und die haben doch tatsächlich geschafft, das Café umzubauen und um 30 m zu versetzten. Mmmh, also doch kein Deja vu. Aber wir bekamen etwas zu beissen und Frida konnte sich ausruhen.

Gegen 18:30 kamen dann die Laborwerte: nix Auffälliges, nix entzündet, nix Meerschweinchen- oder Eichhörnchenvirus, nix böse Bakterien im Blut. Frida also gar nicht krank. Oder zumindest etwas unerklärliches. Der Pipibeutel war leer geblieben, also könnte es eventuell noch eine Harnwegsinfektion sein. Aber auch unwahrscheinlich, weil dann die Entzündungswerte etwas angezeigt hätten. Ich tippte ja die ganze Zeit auf eine Bauchgeschichte, weil sie so sehr pupste, konnte mir aber nicht erklären, wie man davon hohes Fieber bekommen kann. MMmh. Abwarten und wiederkommen, falls es schlimmer wird, hiess die Devise.

Ein bisschen schuldbewusst stiefelten wir zum Auto - aber ich hatte ja nicht darum gebeten, ins Krankenhaus zu kommen, sondern es hatte sich den ganzen Tag über so entwickelt. Sicher hätte Frida auch weit weniger gebrüllt und sich besser untersuchen lassen, wenn sie nachts richtig geschlafen hätte. Aber so blieb uns nichts weiter, als Zäpfchen zu geben und zu hoffen, dass es ihr bald besser gehen würde. Und natürlich war ich froh, dass sie richtig untersucht worden war. Ein bisschen spukte ja das Glas immer noch in meinem Kopf herum, obwohl ich in der Nacht zehnmal alle Teile zusammengesetzt und festgestellt hatte, dass da wirklich nichts fehlen kann.

Zuhause kochten Männe und ich Blumenkohl, Frida kletterte (ihre neue Lieblingsbeschäftigung) auf dem Bett und der Zeitungstruhe herum und machte auch sonst einen fitteren Eindruck. Dann explodierte auch noch ihre Hose - nichts auffälliges im braunen Brei, aber vielleicht war jetzt alles Schlimme herausgekommen. Oder waren es doch die Zähne? Wir fielen totmüde ins Bett und jetzt am Morgen kann ich schreiben, dass diese Nacht sehr ruhig war. Frida hat offensichtlich kein Fieber mehr, hat fest geschlafen und hat nicht geweint - vielleicht war es das wirklich. Sehr mysteriöse Krankheit und Wunderheilung. Einen Tag muss sie aber noch zuhause bleiben, bis sie wieder in den Kindergarten kann. Und einer von uns beiden Erwachsenen hat das sicher auch verdient *puuuh*

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen