Montag, 7. Juli 2008

Super Nänni

Ich bin den ersten Wochentag nach langer Zeit mit Frida allein zuhause und wundere mich, wie ich das ein Jahr lang ausgehalten habe. Du lieber Himmel, das Kind macht einen wahnsinnig. Oder ich bin wirklich zu doof dazu, eine Mama zu sein. Seit gestern ist Männe jedenfalls auf Rallytests und ich hüte das Kleinkind - meiner Meinung nach weit weniger erfolgreich als der Papa.

Wie früher schlafen wir aus. Oder besser, Frida pennt durch ihre Abendschläfchen erst weit nach Mitternacht ein, ich träume nachts wirres Zeug von wolfsähnlichen Hunden und roten Katzen und werde drei-viermal geweckt, weil jemand dringend Milch möchte oder trotz riesigem Familienbett unbedingt auf mir drauf (!) schlafen möchte. Das mit der Milch liegt u.a. daran, dass Fridas Hipp-Lieblingsbrei alle ist. Der abends sonst immer den Bauch schön voll macht - aber irgendwie kommen wir nicht dazu, in einen grossen Supermart zu fahren und das Zeug zu kaufen. Frida isst unser Essen oder Haferbrei oder Griessbrei - aber der Effekt ist nicht das gleiche.

Jedenfalls schlafen wir morgens aus. Oder sagen wir, wir stehen um 7 auf und gehen um 10 wieder ins Bett. Frida weint, weil Papa weggeht, schläft dann aber wieder ein. Mittags wird dann nochmal Zähne geputzt und die Nase gewaschen, Frida freut sich, wie jeden Tag, dass wir einen Hund haben, spielt ein bisschen, robbt wie irre in der Wohnung herum und Mama zieht sich an. Dann wird Frida angezogen, wobei es schon die ersten Brüller und Tränen gibt. Meine Güte... sicher hat sie Hunger. Also essen her. Brei ist alle - also Brot. Das isst sie zwar gerne, aber genauso gerne steckt sie es in den Hunderachen, der bettelnd neben ihr steht. Mist. Ist zwar niedlich, aber so wird das Kind nicht satt. Also Hund in den Garten befördern. Der steht natürlich traurig an der Terassentür - und Kind weint und schreit, bis der Hund wieder hineingelassen wird. Mama räumt schnell den Tisch ab und die Spülmaschine ein (wenn sie Glück hat). Inzwischen macht das Baby in die Hose.

Also Windel aus, neue Windel an, Windel ausspülen und aufhängen. Männe hat gesagt, dass der Hund jetzt öfter rausmuss, weil er ja die Entwässerungstabletten bekommt. Und Kinder sollen ja auch viel raus. Also Baby in den Overall stopfen (wir haben nur 10!!!! Grad), Schuhe anziehen und Mütze aufsetzen. Während Baby im Buggy sitzt und Mama den eigenen Fleecepullover sucht, fliessen wieder Tränen. Was ist denn jetzt schon wieder? Hunger? Die angebotene Banane wird aus der Hand geschlagen. Wasser? Auch bäh. Also sicher müde. Ja, wir gehen ja gleich raus. Bei Männe schläft sie immer im Buggy ein.

Mama dagegen schiebt 20 min einen brüllenden Buggy durch die Gegend und koordiniert dabei gleichzeitig mit der anderen Hand einen an jeden zweiten Baum pieselnden Rüden. Baby mag vielleicht seine Mütze nicht - also Mütze ab. Immer noch Geheule. Das Regenverdeck vielleicht? Oder die Hundeleine halten? Erst als Frida mit fast nackter Blondiglatze und ohne Plane im Wagen sitzt, ist Ruhe. Auf dem Rückweg wohlgemerkt. Mama schwitzt. Baby singt Einschlaflalalala. Schön, dann kann ich sie zuhause gleich ins Bett legen und endlich aufräumen - morgen kommen nämlich Oma und Opa und bei uns sieht es (bis auf das Schlafzimmer) immer noch aus wie nach einem Bombenangriff.

Tsja, Rechnung ohne Frida gemacht. Sie hat total müde Augen, lässt sich ins Bett legen, trinkt 5 min Milch an der Brust - um dann aufzustehen, laut gagn gang zu sagen, vom Bett zu klettern und in die Stube zu krabbeln, um mit ihrer Raupe zu spielen. Häääh? Also doch nicht müde gewesen. Gut, dann machen wir zumindest die Meerschweinchen sauber. Mama räumt Schweinestall aus, Kleinkind steht schreiend und gestikulierend daneben, weil sie unbedingt einen "koira" anfassen möchte. Du lieber Himmel, das sind erstens "marsut" und zweitens ist ein liebevolles Menschenkleinkind lebensgefährlich für die... aber naja, ich bin ja eigentlich stolz, dass sie Tiere so mag und sie soll ja vieles kennenlernen.

Also wird Gwenllian, mit dem kürzesten Fell, aus der Marsulinna geholt. Kind ist glücklich, strahlt wie ein Honigkuchenpferd, krabbelt auf Mamas Schoss, drückt sich fast in das Meeri hinein und zerquetscht es fast vor Liebe. Haut es, statt zu streicheln, dreht die Pfoten um, lacht die ganze Zeit und zieht vor lauter Zärtlichkeit an den Ohren und am Fell. Mama ist Angst und Bange - Frida möchte nur lieb sein, aber sie kann ihre Kräfte noch gar nicht kontrollieren. Nichts für zarte Schweinchen. Also gebeuteltes Tier nach fünf Minuten wieder zu seinen Artgenossen. Was fridaseits mit total enttäuschtem Geschrei und Tränen quittiert wird. Meine arme Frida, ich verstehe Dich doch so gut - aber Du bist doch noch so klein... nochmal schlafen gehen? Nach drei Schlucken Milch wird wieder aufgestanden.

Mama versucht, die Stube zu fegen, aber ein kleines Kind hängt jammernd am Hosenbein. Sie zeigt auf Äpfel und Bananen und schmatzt - also Hunger. Klar, sie hat ja kaum etwas gegessen. Also machen wir jetzt einen richtigen Rhytmus. Frida bekommt Ravioli, danach geht sie schlafen und Mama räumt auf und dann...*träum* In der Realität fliegen die Ravioli mehr durch die Gegend als in Fridas Mund. Pullover knallrot, Stuhl und Tisch verschmiert, Baby bis zu den Ellenbogen in Tomatensosse, Hund gut gefüttert, zwischendurch klingelt das Telefon und der Messenger blinkt, Frida schmeisst Mamas schönen teuren Oliivi-Teller auf den Fussboden, der natürlich kaputtgeht, Mama weiss nicht, ob sie erst füttern oder selbst essen soll, Frida mag nicht gefüttert werden, bekommt aber selber auch keine Ravioli in den Mund, jammert und kreischt und überhaupt hat die Mama ein schlechtes Gewissen, weil es schon wieder Fast Food gibt. Wie und wann andere Leute tagsüber und vielleicht sogar mehrmals Fleisch und Gemüse und Kartoffeln kochen, ist mir vollkommen ein Rätsel. Oder gar bügeln... Sport und Freunde treffen?

Dann wird das Kind ins Bad gebracht, Pullover und Hose in die Wäsche geschmissen, zweite Kakawindel gewechselt (die dreckige Windel liegt immer noch auf dem Klodeckel, fällt mir da gerade ein...), neue Sachen angezogen (natürlich unter Protestgebrüll, nur eine schnell von der Wand gerissene Snoopy-Karte hilft), nebenbei mit Baby auf dem Arm dem Hund Wasser gegeben und der Tisch abgewischt, notdurftig der Fussboden um den Esstisch gefegt, Männe angerufen und drei Stosseufzer ausgestossen und dann zum 5. Mal heute versucht, ob das Baby schon müde ist. Ins Bett gelegt, Brust angedockt und zu gingen die Augen *jesssssss*

Und ich frage mich wirklich, wie andere mit drei, vier Kindern klarkommen. Bei einer aufgeräumten Wohnung und einer funktionierenden Paarbeziehung und vielleicht noch Haustieren. Irgendwie fehlt mir da was... Oh, und bei solchen Texten wundert mich nicht, dass sich ein bestimmtes, derzeit in Frankreich residierendes Frauenzimmer nicht überzeugen lässt, eine Familie zu gründen, hahahahaha. Kann mal bitte jemand die Super Nanny vorbeischicken? Ich habe wirklich viel über Babies gelesen, über Tagesrhytmen, Kontinuität, Ruhe und Konsequenz - aber irgendwie kannten die unsere Frida nicht...

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