Sonntag, 13. Juli 2008

Koli...

Also man kann mir ja viel von sonnigen Badeurlauben am Mittelmeer oder noch exotischeren Gefilden erzählen. Aber am aller, allerschönsten ist ein Sommertag im frostigen Finnland. Morgens um 4 neben einem tief schlafenden Baby aufwachen. In Ruhe in der taghellen Küche sitzen und karelische Reiseprospekte lesen.Gegen 7 Uhr wieder in die Falle plumpsen, noch ein bisschen mit sauteurem WAP im Internet surfen und dann gemütlich bis 10 Uhr schlummern.

Zusammen mit Oma, Opa, Männe und Tochter frühstücken. Ohne Kaffee und mit ganz wenig Brot, weil gestern schon alle Läden zuhatten, als man in Ruvaslahti eingefallen ist. Pläne für den Tag machen, dann doch erst noch einmal duschen und die klebrigen Haare waschen, während die Oma aufs Baby aufpasst und Männe den Rucksack packt. Gemütlich mit dem Auto durch die auch im Hochsommer grasgrüne Finnenlandschaft düsen, dabei das Kind bespassen, bis es eingeschlafen ist.

Im Koli-Nationalpark ankommen und in hübsche, gerade aufgewachte Babyaugen gucken. Zum Ukko-Koli tapsen, auf sensationelle 347 m Höhe, und dabei Frida im Buggy mit Grashalmen kitzeln. Gemeinsam mindestens ein Dutzend Hunde bemerken, sich freuen, laut "koira koira" rufen und mit deren Besitzern über das verrückte Baby lachen. Die postkartenreife Aussicht geniessen. Finnland wieder einmal über alles lieben. Dem internationalen Sprachengewirr zuhören. Dann weiter auf dem rollstuhlgeeigneten Weg durch umgestürzte Bäume und leuchtend grüne Heidelbeersträucher zum Akka-Koli und zum Paha-Koli und zurück.

Im Sokos-Hotel das Buffet plündern. Vielseitiger und billiger als A la carte. Das Baby mit Hähnchenschnitzeln, Kartoffelbrei und Tomatenstückchen füttern, bis es vor Langeweile brüllt. Sich bei der Kellnerin für die Sauerei auf dem Tisch entschuldigen. Das Baby auf dem Fussboden spielen und das ganze Hotelrestaurant krabbelnderweise erforschen lassen. Kakawindeln auf dem Behindertenklo wechseln, während das Kind sich ein eine Klorolle einwickelt und das Hotel zusammenquietscht.

Mit Oma an einer und Mama an der anderen Hand zum Souvenirshop latschen - bestimmt 100 m weit in winzigen Babyschritten. Dort Plüschelche, -luchse und -braunbären bestaunen und haben wollen. Den obligatorischen Kühlschrankmagneten und ein paar Postkarten für Freunde und Verwandte kaufen. Mit Oma platzauf- und platzab laufen, während Mama und Papa mit dem Sessellift hoch- und runterfahren und die Bilderbuchlandschaft bestaunen. Im Naturzentrum auf weichen Schaffellen sitzen und mit laut krachmachend mit Metla's Holzbausteinen spielen. Einen grossen Teddybären entdecken und auf dessen Schoss fast einschlafen. Dann im Auto endgültig in die süssesten Träume versacken und so niedlich dabei aussehen.

Beim Polvijärver S-Market glatte 100 Euronen für Delikatessen ausgeben. Wieder im Mökki angekommen, den lieben daheimgebliebenen wunderschönen Hund begrüssen. Chili con Carne für fünf Personen in zwei kleinen Pfannen und einem grossen Topf kochen. Zwischendurch versuchen, die Sauna anzuzünden - ääähm aus Papier, Birkenrinde und kleinen Scheiten ein Feuer zustande zu bekommen. Ganz stolz auf das Bollerfeuer sein. Sich den Bauch mit Texmexfood vollschlagen. Dann in die Sauna. Holzrauch und Seewasser. Schwitzen, bis die Schwarte kracht.

Dann in den angenehm kühlen See klettern, nur bis zu den Waden, obwohl man unbedingt weiter will. Im Platzregen duschen. Zugucken, wie das Wasser auf der heissen Haut verdampft. Klatschnass Birkenzweige pflücken. Den Opa mit einem grossen Schirm aus der Grillhütte retten. In der Sauna aufwärmen. Das Baby entgegennehmen, ausziehen, schwitzen lassen. Staunendes Gesichtchen beobachten, wenn der Aufguss zischt. Deutsch-finnischem Baby alles erklären. Dann endlich duschen. Das Baby zwischendurch abbrausen und mit Wasserschüssel spielen lassen, damit es nicht auf dumme Ideen kommt oder gar ausrutscht.

Männe erklären, wie schön dieser Tag doch ist. Baby fotografieren, wie es splitternackt die Meerschweinchen füttert. Oma und Opa beobachten, wie sie auf der Couch sitzen und Bilder angucken. Sich erschrecken, weil der Hund auf den Teppich kotzt. Gemeinsam mit Männe Pfütze beseitigen, während Oma dem Baby eine Windel anzieht. Schlafanzug suchen, Haare kämmen, Computer anschalten und ein grosses Glas Erdbeercider schlüfen... was gibt es schöneres???

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