Dienstag, 8. Januar 2008

Lääkäri...

Heute hat meiner einer wieder einmal die finnische Gesellschaft ausprobiert. Es gibt ja viele Dinge, von denen man im Ausland erst weiss, wie sie funktionieren, wenn man sie selbst einmal nutzen musste. Mit vielen Sachen hier kenne ich mich inzwischen schon aus, aber durch das Gesundheitssystem steige ich wirklich erst nach und nach - glücklicherweise bin ich ja auch nicht ständig krank. Also, soviel ich inzwischen mitgekriegt habe, gibt es hier wohl mindestens drei Möglichkeiten, sich ärztlich versorgen zu lassen:

Für Otto Normalverbraucher ist das zunächst das Gesundheitszentrum des eigenen Wohngebiets. Dort werden Alt und Jung versorgt, man hat seinen eigenen, nach Anfangsbuchstaben des Familiennamens zugewiesenen Hausarzt und jede Menge Schwestern, die sich um die leichteren Fälle kümmern. Dazu gehört auch die Neuvola, wo der Frida-Bauch und jetzt das Frida-Baby regelmässig untersucht werden. Der Service da ist je nach Gemeinde mässig bis gut, teilweise wird in der Presse über lange Wartezeiten, ständig wechselnde Ärzte, unpersönlichen Service, langwierige Herumdoktorei und Bahnhofshallenatmosphäre geklagt. Dafür ist das ganze aber bis auf eine jährliche Gebühr von 22 e (wenn ich mich richtig erinnere) kostenlos.

Wenn man arbeitet und einen guten Vertrag erwischt hat, kommt man dann in den Vorzug eines Työterveyslääkäri. Also einem privaten Arzt und den dazu gehörigen Schwestern (ein hoitaja hat hier übrigens eine weitaus umfassendere Ausbildung als eine Schwester in D), die von der eigenen Firma bezahlt werden. Die arbeiten auch meist in grossen Gemeinschaftspraxen, oft aber auch innerhalb der Gesundheitszentren. Sinn der Sache ist, dass der Arbeitnehmer schnell verarztet und wieder bürofähig wird, ohne sich in die Schlangen der öffentlichen Versorgung einreihen zu müssen. Funzt ganz gut, peinlich ist nur, wenn man wie ich in einer winzigen Firma arbeitet und seinem Chef diese Rechnungen selbst unter die Nase halten muss. Womöglich noch mit Diagnose. Öööörks. Zuerst wusste ich übrigens nicht, dass man mit so einem Arbeitsgesundheitsvertrag trotzdem heimlicherweise das öffentliche Gesundheitszentrum benutzen darf =)

Die dritte Stufe ist dann richtig luxuriös: private Ärzte. Man darf sich also selbst einen der vielen Ärzte in grossen und fett beworbenen Gesundheitshäusern aussuchen, bekommt sehr schnell einen Termin, kann oft sogar im Internet reservieren, sich an schicken Gebäuden, grossen Arztzimmern und persönlicher Betreuung erfreuen - bekommt aber am Ende eine dicke Rechnung serviert. Von der Kela zwar einen Teil übernimmt, aber den Grossteil muss man doch aus eigener Tasche blechen. Ich als gelernte BRD-Einwohnerin mit kostenloser Rundumversorgung war natürlich erst geschockt. Wozu bezahle ich Steuern? Aber nach und nach stellte sich heraus, dass es für viele Finnen wirklich normal ist, gleich zum teuren Spezialisten zu rennen, soweit sie es sich leisten können. Augenarzt, Zahnarzt und Gynäkologe sowieso. Und wenn ich hier schon mal in Rom wohne, muss ich das dann wohl auch wie die Römer machen...

Warum ich überhaupt auf das Thema komme... ich war heute nach langer Zeit mal wieder beim Gyn, habe also die Luxusstufe des Gesundheitssystem ausprobiert. Nachdem ich bei Mehiläinen in vorsintflutlichen Zeiten mal 65 e für eine normale Untersuchung blechen durfte, musste ich mich heute im Suomen Terveystalo arg am Tresen festhalten, als ich die Quittung gesehen habe. 120 Euronen für eine halbe Stunde *schwank* Das ist ja teurer als Nelsons Tierarzt! Dafür war die Ärztin wirklich super. Hat mir nicht nur blöde Abkürzungen auf einen Zettel geschrieben wie bei Mehiläisens oder herumgerätselt wie mein öffentlicher Teenie-Doktor, sondern richtig viel gewusst. Über PCOS, Schilddrüsenhormone, überflüssige Kilos und sonstige Störungen. Und mal richtig zugehört. Leider gibt es nichts neues, aber zumindest wusste sie alles, was ich mir eh schon im Internet zusammengelesen hatte. Eierstöcke nach wie vor total im Eimer, nix Follikel, nix Schleimhaut - aber das brauchen wir ja im Moment auch nicht. Alles andere ist wieder an seinen Platz gerückt und schön klein - witzig, jetzt Ultraschallbilder ohne Hugo zu sehen. Auf einem topmodernen Laptop übrigens =) Und sie konnte gar nicht glauben, dass ich spontan schwanger geworden bin! Hat Augen gemacht wie ein Marsmännchen. Frida ist also wirklich ein kleines Wunder. Luojan kiitos!

Die Kleine war übrigens währenddessen bei ihrem Daddy auf Arbeit. Wer weiss, was die da wieder gemacht haben.. jedenfalls hat er ihr schon wieder kein Essen gegeben =) Sie war aber fit und munter, als ich sie abgeholt habe. Ich bin dann eine Runde gefahren, damit sie ein bisschen schlafen konnte, auf der Nelostie sind wir haarscharf einem Unfall ausgewichen *puuuh* und dann waren wir in der Musikschule. Offensichtlich endet der Babykurs jetzt wegen mangelnder Nachfrage, aber wir werden in die Familienstunde oder die für Kleinkinder umgesiedelt. Auch gut, dann lernt Frida neue Kiddies kennen und ich kann meine Namensforschungen ausweiten *lach* Oh, und die Tauben sassen auf der von unten geheizten Kauppakatu und haben sich den Popo aufgewärmt.

2 Kommentare:

  1. Ist diese geheizte kauppakatu in Jyväskylä? Irgendjemand wollte mir nämlich neulich weismachen, dass es in Helsinki eine geheizte Straße gäbe, nach dem Motto "Oh, Du warst für ein Praktikum in Hki, da war ich auch mal, da gibt es doch diese geheizte Straße..." - "Neee, also die in Helsinki ist nicht geheizt, das wüsste ich aber." - "Aber die ist ganz sicher in Hki..." - "Also ich bin da ständig rumgelaufen und da war's einfach nur kalt." - "Oooh, dann war's wohl doch woanders...."

    Irgendwie bin ich froh, dass ich in meiner Zeit in Suomi nicht mit dem Gesundheitssystem in Kontakt gekommen bin, ich kapier's jetzt noch nicht. ;)

    Liebe Grüße aus Bayern

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  2. In Helsinki ist die Aleksanterinkatu beheizt und ich glaube auch die Esplanadi.

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