Freitag, 11. Januar 2008

Henry Ford...

Wer mich persönlich kennt, hat sicher auch schon meinen besten kleinen Freund (ausser Nelson natürlich) getroffen: Herrn Henry Ford. Von und zu Fiesta und inzwischen mit seinen 13 Jahren schon Auto-Opi. Wie die Zeit verflossen ist...

Im Januar 1997 haben mein damaliger Freund und ich ihn auf dem Parkplatz von Schwarzwald Auto in Halberstadt gesehen und ich habe sofort mein Herz an den kleinen grünen Kerl verloren. Zumal ich damals die Nase von meiner Renault-Werkstatt gestrichen voll hatte. Also wurde mein silberner Reinhold (das erste Auto, was beim Fahren Milch kocht *winkewinkeansilke*) gegen den schicken kleinen Henry ausgetauscht. Der Verkäufer sagte damals "mit dem werden Sie noch viel Freude haben". Das weiss ich noch so genau, weil das grüne Wunder in den nächsten beiden Wochen dreimal wegen kaputter Lichtmaschine liegengeblieben ist *lach* Ich habe geflucht wie ein Rohrspatz, aber den Kleinen trotzdem behalten.

Und dann hatten wir eine wunderbare Beziehung. Henry hat mich jeden Morgen nach Wernigerode zur Hochschule gefahren, war mit mir shoppen, Freunde besuchen, die Börde abfahren und den Harz unsicher machen. Dann sahen wir uns eine Weile nicht - ich war für ein Jahr in Finnland und Henry wartete lieb bei meinen Eltern. Danach ging es auf grosse Reise - für 9 Monate nach Düsseldorf. Jede zweite Woche fast 1000 km in den wilden Westen und wieder zurück. Dort war ich ehrlich gesagt so einsam, dass ich Henry kurzerhand zu meinem allerbesten Freund erklärte. Und in dem ganzen Durcheinander und der Reiserei zwischen Jyväskylä, Halberstadt und Düsseldorf befand, dass mein Zuhause immer dort ist, wo Henry vor der Tür steht. Basta. Sogar nach Holland und Dänemark hat er mich gebracht.

Dann wieder zurück in HBS traf es ihn hart: bei einem Gewitter wurde er von taubeneiergrossen Hagelkörnern angegriffen. Windschutzscheibe hin, Dach kaputt, Motorhaube von unzähligen Beulen übersäht. Mein armer Henry!!! Totalschaden. Ich wollte erst runterlaufen und eine Decke über ihn breiten, aber dann hätte es mich sicher selbst entschärft =) Nichtsdestotrotz funktionierte er noch einwandfrei. Die Versicherung bezahlte den gesamten Wert und ich bekam eine getönte Windschutzscheibe von Pilkington aus Finland, was ich damals für eine sehr mysteriöse Vorsehung hielt. Trotz Narben hielt er mir dann auch während meiner Diplomarbeit die Treue - oft kutschten wir tagsüber einfach so durch die Gegend, weil ich nur nachts genügend Eingebungen hatte =)

Dann mussten wir uns wieder trennen - ich zog wieder nach Finnland. Wo man gut mit Bussen klarkommt =) Im Sommer danach aber schon tuckerte mein kleiner Liebling mit der Fähre in meine geliebte zweite Heimat. Und seitdem hat er viel mitgemacht. Die gestrengen Zollbeamten, die ihn gerade so als Importauto akzeptierten. Klirrenden Frost, heisse Sommer, verrückte Typen, kichernde Mädels, einen sich arg haarenden Nelson, spannende Fahrten nach Kainuu, Helsinki und Lappland und und und. Mein treuer Freund. Besonders stolz war ich übrigens, als er seine finnischen Kennzeichen bekam!

Und jetzt meinte der TÜV, ääähm Katsastus, dass mein Schatz an Altersschwäche leidet. Mehrere Lampen kaputt und beide Kotflügel durchgerostet. Das erste Angebot liess meinen Atem stocken - fast 1000 e für die Reparatur. Dann fanden wir aber doch eine Bude, die ihn kitten und notdürftig malern würde. Verkaufen kann ich ihn einfach nicht - auch wenn ich insgeheim mit einem Toyota Yaris liebäugele... Am Mittwoch brachten wir Henry zur Werkstatt und heute früh konnten wir ihn abholen. Es würde 260 e kosten *schluck*

Aber als ich ihn dann sah, drückte ich dem Monteur ganz freiwillig die Moneten in die Hand: sie haben ihn in seiner richtigen kaimanblauen Farbe und wunderschön gemalt, seine Seiten sehen wie neu aus. Jetzt muss ich nur einen frostfreien Tag abwarten, ihn waschen und innen aufräumen. So pflegen, wie es sich für einen echten Freund gehört. Danke Henry für alles!!! *knutschundmotorhaubestreichel*

4 Kommentare:

  1. Heehee, ich weiß auch noch genau, wie du das erste Mal mit ihm bei meinen Eltern vor der Tür standest & wir ne "Probefahrt" gemacht haben :-) Lang lang ist's her...
    LG Pilzi

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  2. ernsthaft? siehste, das weiss ich schon wieder gar nicht mehr =)

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  3. es gibt dinge, die vergess ich nicht. ..gottseidank ist das langzeitgedächtnis nicht von der stilldemenz beeinträchtigt worden ;-)

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  4. Schön. Ich hoffe, du wirst irgendwann mal meine Grabrede schreiben...

    Ich hatte schon richtig Angst um Henry Ford, dachte du hast ihn beerdigen müssen... Aber an Reinhold, den Milchkocher kann ich mich noch gut erinnern "Reinhold, kochst du Milch ?".

    Stell dir vor : nach 12,5 Jahren Führerschein, werde ich mir jetzt kurz vor meinem 31. Geburtstag mein erstes Auto kaufen... einen Volkwagen Polo. Meinem Kollegen sei's dank, verkauft er mir sein Auto wirklich für'nen sehr sehr guten Preis... Und ich werde endlich Autofahrer... Hoffentlich klappt alles so gut wie mit Herrn Ford.... wouwwww... da habe ich ja garnicht dran gedacht, jetzt muss ich einen Namen für mein Auto finden. Herr Volkswagen ist allerdings zu lang... Irgendwelche Ideen ?

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