Donnerstag, 20. Dezember 2007

Von Kinkku, Senfsosse und fliegenden Weihnachtsbraten...

Ha, das mit der Überschrift war heute gar nicht so einfach - schliesslich muss ich gleich wieder mehrere chaotische Ereignisse zusammenfassen. Als Blogger erlebt man seine Umwelt überhaupt anders - viel bewusster stolpert man über die Hürden des Alltags, fühlt sich manchmal selbst wie in einem schlechten Witzbuch, textet so vor sich hin und muss auch immer daran denken, passende Fotos zu knipsen. Dank Handykamera ist das ja seit August etwas einfacher geworden =)

Jedenfalls hatte ich gestern und heute wieder einmal das Gefühl, dass das alles nicht wahr sein kann *ggg* Zu grotesk! Alles fing gestern mittag an. Meine Firma hatte mich netterweise zum Weihnachtsessen eingeladen. Mmmh, lecker Schinken, saftige Aufläufe und Igitt-Rosolli-Salat im Jyväshovi. Meine beiden Lieblingskollegen waren leider nicht dabei, aber so war es auch sehr schön. Wir schlugen uns die Bäuche mit frischen Salaten, gebratenem und graviertem Lachs, Hering in Senfsosse, Pasteten, Mozarella und dem traditionellen finnischen Weihnachtsmenü voll, krönten das Ganze dann noch mit Sternchenblätterteigtaschen und Kaffee und übten uns in gepflegter Konversation. Schön, so mit seinem Kollegen tratschen zu können. Vor allem, da es in Finnland auch okay ist, auf Arbeit von seinen Kindern zu erzählen. Ich selbst fange meist nicht damit an, aber die anderen fragen gern nach und geben dann Anekdoten von ihren Sprösslingen preis, so dass ich auch von Fridadida erzählen kann.

Mit dick gefüllter Plautze bin ich dann zu Sokos, um nachzufragen, ob man dort denn Ente bestellen könnte. Nummer gezogen und gewartet - 10 Leute waren noch vor mir. Also Handy raus, um die Zeit zu vertreiben und nachzufragen, ob das liebe Baby, was allein mit Papa zu Hause geblieben war, auch noch artig ist. Im gleichen Moment rief Mika an - und im Hintergrund hörte man ohrenbetäubendes Geheule. Meine arme Maus!!! Was war denn jetzt schon wieder? Das grosse Mädchen muss doch mal zwei Stunden ohne Mama auskommen können? "Kommst Du schnell? Frida weint ganz dolle!" Ich fragte "Was ist denn, hat sie was Neues gegessen?" "Nöö." "Hat sie überhaupt gegessen?" "Nööö, en mä jaksanut antaa". Jaksaa... etwas schaffen, Lust zu etwas haben. Männe hatte also vergessen, der Kleinen ihr Mittag zu geben! Und dann wundert der sich, wenn sie weint... *aarrgghhh* Milch trinkt sie ja nicht mehr aus der Flasche, also muss festes Futter her. Entschuldigend muss ich sagen, dass er den ganzen Abend und die ganze Nacht mit Bauchschmerzen auf dem Sofa gelegen hatte. Aber er wird ja wohl ein Gläschen Gemüsebrei warm machen und ein paar Löffel in die Babyschnute schieben können. Männer!

Naja, ich trotzdem schnell nach Hause. Ein Bild für die Götter erwartete mich: Baby sass grinsend und kakelnd im Sitter, Männe mit Breilöffel, ungekämmt und unrasiert davor. Fernseh lief. Baby hatte noch den Schlafanzug an, der trotz Lätzchen mit lecker Fruchtbrei dekoriert war. Pfoten auch vollgeschmiert. Babysocken hingen auf halb neune. Bude nicht aufgeräumt. Baby lacht Mama an, Mama nimmt Baby auf dem Schoss. Bemerkt eigenartigen Geruch - natürlich war die Windel bis zum Anschlag voll. Hat Männe auch nicht gemerkt. Das war so der erste Moment wo ich dachte, dass mir das die Blogleser niemals abnehmen würden =)

Also Fridababy ins Bad befördert, Männe mit Kamillentee und Haferschleim verarztet und dann auf einen geruhsamen Abend vorbereitet. War ja wieder um 14 Uhr dunkel... Netterweise kam im TV "Hallatunturin lapset", ein uralter Kinderfilm, von dem ich gerade vor zwei Wochen das Buch gelesen hatte. Sehr schön! Männe und Baby haben derweile geschlafen. Dann fielen mir siedendheiss die Meerschweinchen ein - die vernachlässigten Viecher brauchten unbedingt frische Streu. Und Heu zum Knabbern. Also nochmal los - wieder alleine, Baby war ja satt und saubergemacht.

Im Euromarket liess ich mir diesmal Zeit, schliesslich brauchte ich auch noch ein paar Weihnachtsgeschenke. Schön zu Lindex, KappAhl und Seppälä geschlendert, Retrobabysachen und Schlafanzüge bewundert, dann bei Faunatar Meerisachen gekauft, im Euromarket Enten gesucht (Fehlanzeige, ham wer nich...), für Männe Jaffa, Schokis und ein Bier geholt (nach eigenen Angaben die beste Medizin), dann back home. Alles gut geklappt, zuhause war man zufrieden und munter. Und ich war glücklich, soviel allein gemacht zu haben - fast wie früher. Den Rest des Abends verbrachten wir dann ganz ruhig. Frida ass zum ersten Mal Haferbrei und ging dann schlafen. Meiner einer sass vor dem PC. Allerdings rief das Baby immer wieder zum Nachtanken, war aber zu müde, um noch einmal aufzustehen.

Aber als wir so gegen 1 Uhr in die Falle klettern wollten, war die kleine Madame plötzlich putzmunter. Ääähm... also nochmal aus dem Bett und das Kind eine Stunde in der Stube krabbeln lassen. Grinsend wuselte sie auf dem Fussboden herum, während Mama und Papa versuchten, die Augen offenzuhalten. War aber nicht so schlimm, weil wir ja selber Schuld waren - wir hätten ja eher schlafen gehen können. Schliesslich landeten wir alle gegen zwei, drei Uhr im Bett. Endlich Nachtruhe.

Pustekuchen. Punkt 5:23 kreischte neben mir jemand aus Leibeskräften los. Buuaaahh buuaaah buaahhh.... richtig mit Tränen und Schluchzen, aber geschlossenen Augen. Was war denn jetzt schon wieder? Trinken wollte sie auch nicht, zum Hochnehmen war sie zu müde - also ein Expertenblick unter die Bettdecke. Mit Naserümpfen: Frida hatte offensichtlich die Windeln voll. Schon wieder? Zweimal am Tag? Ach Du liebe Güte... mehr tot als lebendig sind wir beide ins Badezimmer gewankt, ich habe Wasser eingelassen, den Popo geputzt, das zufrieden glucksende Fridamäuschen umgezogen und wieder ins Bett gesteckt. Männe, der sonst immer hilft, war gleich wieder eingeschlafen. Gut, dass so etwas nur selten vorkommt.

Am schlimmsten war dann das Weckerklingeln um 8 Uhr. Ja, die Ente bei Lidl. Ohne die sonst Weihnachten ausfallen würde. Und ich war die einzige, die halbwegs fit war. Dank Mamahormomen =) Also aus dem Bett gestolpert und angezogen. Frida im Halbschlaf nochmal gestillt - dann wollte sie mich allerdings nicht mehr gehen lassen. Dreimal geweint und nachgetankt und Baby in Papas Armbeuge gestopft, damit sie nicht so "fürchterlich allein" im Bett liegen muss.

Schliesslich war ich um 9:15 bei Lidl, rannte geradewegs und die finnischen Rentner wegschubsend zum Tiefkühlregal, wo die gefrosteten Federviecher artig auf die deutschen Auswanderer warteten. Nur 8 Stück. Gut also, dass ich mich aufgerafft hatte. Mit zwei Ankkas im Korb bin ich glücklich zur Kasse und glücklich wieder nach Hause. Musste gleich Blog schreiben, ehe ich alles vergessen würde. Und jetzt gehe ich auch pennen (denke ich mal). Vorher gucke ich noch, ob Fridas Windel sauber ist. Der Hund müsste eigentlich auch raus. Aber egal, kann Männe machen. Trotz Bauchweh. Ich habe fertig. Jetzt kann Weihnachten kommen.

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