Manno, ich bin mal wieder in einer Kulturschock-Depriphase, was ich überhaupt nicht ausstehen, aber leider auch nicht so einfach ändern kann. Dazu kommt eine ausgewachsene Herbstdepression und eine schlimme Erkältung. Normalerweise komme ich durch alle möglichen Aktivitäten und Besuche aus solchen Phasen, aber ich habe auch keine Luste, meine Grippe hier zu verstreuen. Also Licht an und im Blog ausheulen =)
Die Rückreise ist sehr gut verlaufen. Wir mussten schon um 4 aufstehen, sind dann mit dem Taxi zum Flughafen und 6:30 ging unser Flieger nach Tampere. Frida machte wieder super mit und schlief im Flugzeug nach relativ kurzer Zeit und mit nur wenig Gejammer an meiner Brust ein. Unser Goldstück. Gegen 10 waren wir schon wieder in Finnland, kletterten in unser Auto und fuhren Richtung Kangasala. Ich finde diese ersten Minuten in meinem zweiten Heimatland immer sehr spannend - dann bemerke ich nämlich immer, wie anders und wunderschön es ist. Überall Bäume, fast wie Unkraut, alles etwas unordentlicher und wilder als in D, aus den dunklen Wäldern stieg geheimnisvoller Nebel, die Blätter waren schon fast alle abgefallen und überhaupt sah alles ziemlich nach November aus. Die Sprache ist auf den ersten Blick auch immer witzig - viel zu viele Vokale und Doppelbuchstaben an aus deutscher Sicht völlig unmöglichen Stellen. Und Finns, die doch immer ein bisschen anders aussehen und sich benehmen als wir Germanen. Hihihihi.
Wir sind also zunächst nach Kangasala, um Jaskas Schwester abzuholen. Die Kleine ist wunderschön, lilac mit weiss und hat ganz langes Fell. Ein bisschen sieht sie ihrem Bruder wirklich ähnlich, besonders um die Augen herum. Mal sehen, wie sie sich bei uns einlebt. Momentan ist die Haut ein bisschen rot und hinten scheint das Fell ziemlich schütter zu sein - das muss ich also im Auge behalten.
Um 12:30 sind wir dann in Kuohu gelandet und haben erstmal die Augen zugemacht. Miksu auf dem Sofa vor dem TV (er hat finnisches Fernsehen in D sooo vermisst) und ich in seinem ehemaligen Zimmer zusammen mit Fridadida. Hundemüde... Später kamen dann seine Eltern und wir haben uns ein bisschen unterhalten. Es wurde schon dunkel und selbst das neue Ponygehege direkt neben unserem Garten konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich plötzlich schlimmes Heimweh bekam. Besonders wegen Frida - Oma und Opa in Deutschland vermissen sie doch bestimmt ganz furchtbar. Und jetzt lacht und spielt sie mit Mummo und Pappa genauso wie gestern noch mit meinen Eltern. Aaaahhhhh... wieso wohnen wir so weit entfernt voneinander? Zuhause in unserer eigenen Wohnung wurde es dann noch einmal richtig schlimm. Alles war irgendwie fremd, aber gleichzeitig vertraut und ich konnte kaum glauben, dass zwei Wochen in D schon reichen, um solche eigenartigen Gefühle auszulösen. Bauchschmerzen, beinahe Panik und das Gefühl eingesperrt zu sein. Genau wie damals, als ich nach dem Studium nach D zurückmusste.
Das Schlimme ist, dass die Situation auch kaum zu ändern ist. Wenn wir in D wohnen würden, würde ich doch mein Finnland und die Leute hier tierisch vermissen. Das hatten wir doch schon einmal. Davon abgesehen, dass es ein Riesenaufwand wäre, Mika deutsch lernen und wir beide dort Arbeit finden müssten. Und dann nicht in meiner Heimatregion. Oder wenn doch, dann würde mir unter all den Senioren dort total die Decke auf den Kopf fallen. Meine Freunde sind doch auch fast alle weggezogen. Und wenn wir in einer deutschen Grossstadt wohnen würden, was wegen meiner Arbeit am passendsten wäre, hätten wir überhaupt keine Verwandte und Freunde mehr. Mmmhm. Das Irre an diesen Gedanken ist, dass sie total unrealistisch und Blödsinn sind, ich aber trotzdem nur wenig dagegen machen kann. Mika ist auch traurig, weil er sich so auf zuhause gefreut hatte und ich nun herumspinne. Und die Dunkelheit hier macht alles noch schlimmer *seufz* Früher hatte ich zumindest meine Arbeit zur Ablenkung...
Abends wurde es etwas besser, nachdem ich meine Eltern angerufen hatte und die lustig und munter wie immer waren. Sehr gut. Bald haben sie ja auch superschnelles Internet. Aber unterschwellig blieb dieses Gefühl. Wir müssen in den nächsten Tagen trotz Erkältung unbedingt viel unternehmen, damit ich aus diesem Tief herauskomme. Schliesslich bin ich schon seit 7 Jahren hier, habe in Jyväskylä den grössten Teil meines sozialen Lebens verbracht und liebe doch mein Suomi über alles. Oder? Doch, basta =)
Liebe Susku,
AntwortenLöschenich kenne dieses Gefühl von Bauchweh, Panik, und sich wie eingesperrt fühlen nur zu gut vom letzten Herbst. Ich wünsche Dir ganz doll, dass das bald wieder vorübergeht. Immerhin hast Du ja schon einige Jährchen in Suomi und somit einiges an Erfahrung auf dem Buckel, dagegen kann ich mit meinen 4 Monaten in Helsinki wohl nicht wirklich anstinken. ;)
Alles Liebe und Gute
Mir geht es zum Glück immer umgekehrt...
AntwortenLöschenImmer wenn wir in Deutschland sind, insbesondere, wenn wir in Jena sind, wo wir studiert haben, und das wahrscheinlich die einzige Stadt in (Ost)deutschland ist, die nicht von Rentnern dominiert ist und in der man mehr schwangere Frauen und kleine Kinder sieht als in Turku (und das will wirklich was heissen!), dann frage ich mich, wieso um Himmels willen wir eigentlich da weggegangen sind.
Aber sobald wir wieder in Finnland ankommen, dann fühle ich mich so sehr zu Hause, dass diese Gedanken alle vergessen sind.
Und eigentlich ist es ja auch schön, wenn man sich aus jedem Land das Beste raussuchen kann, oder? :-)