Samstag, 8. September 2007

Ein Wunder...

Heute ist Taimi-Tag. Also der Namenstag einer meiner absoluten finnischen Lieblingsnamen. Ich weiss das so genau und auch aus dem Kopf, weil heute vor genau einem Jahr ein Wunder passiert ist. Das Wunder, was gerade quer auf unserem Bett liegt und vor sich hin quietscht. Normalerweise könnte ich jetzt etwas von Blümchen und Bienchen schreiben, aber ich denke, dass der Grossteil der Leser weiss, wie man Kinder macht. Wenn Mama und Papa sich sehr lieb haben, dann... Wobei von Machen keine Rede sein kann - ein etwas kleinerer Teil der Leser wird wissen, dass man Kinder geschenkt bekommt. Dass es keine Selbstverständlichkeit ist, so ein kleines Wunder im Arm zu halten.

Bei uns hat es auch etwas länger gedauert -und war dann doch eine riesige Überraschung. Ich habe im November 2004 die Pille abgesetzt, einfach nur mal so spasseshalber, weil mir aufgefallen ist, dass ich demnächst meinen 30. Geburtstag feiern würde und langsam eine Familie gründen müsste, wenn ich das in diesem Leben noch schaffen will. Eigentlich war ich nie ein grosser Kinderfan, sondern habe immer Reissaus genommen, wenn diese kleinen ehrlichen, anstrengenden und wilden Wesen angekommen sind. Was aber auch daher rührte, dass ich in unserer kleinen Familie einfach kaum mit kleinen Kindern zu tun hatte.

Jedenfalls rettete ich mich dann doch von Monat zu Monat, indem ich ab und zu auf Kondome bestand oder heimlich Tage zählte oder doch hin- und herüberlegte - richtige Situation, richtiger Mann, was macht dann die Arbeit, haben wir genug Geld und Nerven? Meine "Rettung" war, dass meine Zyklen so durcheinander waren, dass man eigentlich gar nicht schwanger werden konnte. Monatelang wartete ich auf die rote Pest, dann stellte man nach und nach eine Schilddrüsenunterfunktion, Zysten in den Eierstöcken, Hormonchaos (PCOS) und andere bisher völlig unbekannte Störfaktoren fest und korrigierte daran herum, während ich immer noch überlegte, ob wir Kinder wollten. Nach und nach wurden Jarmila, Alexandra und Anastasia vom Studium schwanger, meine Cousine schleppte einen dicken Bauch herum und als schliesslich auch noch meine Schwägerin strahlend durch die Gegend rannte, flossen doch Tränen. Wieso klappt das bei uns nicht? Ehrlich gesagt knabberte das Ganze an meinem Ehrgeiz. Ich wollte so einen schönen Ticker, auf denen man die restlichen Wochen und Tage ablesen konnte. Und einen der schönen Namen vergeben, für die ich schon jahrzehntelang Listen mit mir herumschleppe. Und vielleicht doch das dazugehörige Knuddelbaby.

So richtig perfekt war die Situation aber nie. Zumindest nicht so perfekt, um wirklich Nägel mit Köpfen zu machen. Ich wusste, wo ich wegen einer Kinderwunschbehandlung anrufen muss, wenn wir es ernst meinen. Ich wusste, welche Medikamente man nehmen muss, was das alles kostet und welche Risiken bestehen. Aber dann hätten wir nicht mehr "nein" sagen können. Alles war mir viel zu ernst und ich hätte liebend gern einen "Unfall" im Bauch gehabt. Das ganze Jahr 2005 verging mit Warten auf die Mens und Tage zählen. Dann wurde es Mai 2006 - erster Anruf, aber die Familienplanungsstelle war gerade auf dem Weg in die Sommerpause. Dann August - wir gingen zur ersten Beratung. Auf dem Flur der Neuvola kam uns eine Bekannte mit frischgeborenem Baby und sehr grossen Augen entgegen. Mist... es würde sich blitzschnell herumsprechen, dass wir gewisse Pläne haben. Wollten wir wirklich? Dann wurde es September, wir sollten uns erst einmal gründlich vom Hausarzt untersuchen lassen. Auch Mika *ggg* Als wir die Tür hinter uns schlossen, sagte die Schwester noch, wir sollen anrufen, wenn es einfach so geklappt hat. Ich dachte "blabla" und lächelte zynisch. Pah, wenn es so einfach wäre...

Meine ersten Laboruntersuchungen gingen vorbei, Männe schob seine Schwimmeruntersuchung immer weiter hinaus. Ich trank zum ersten Mal jeden Tag ein grosses Glas Grapefruitsaft, nahm wie immer Mönchspfeffer und Vitamine und versuchte, mein Sportprogramm auszudehnen. Dann kam Taimi-Tag, der 8. September. Ganz plötzlich, mitten in einem Monsterzyklus, stellte ich völlig verdattert und zum ersten Mal fest, dass mein Zervixschleim spinnbar war. Oooooh... die Chance musste sofort genutzt werden. Vor allem, da für Mikas Tests auch die Lager geleert werden mussten =) Wenn es nicht am Taimi-Tag klappt, dann nie. Ab in die Falle =) Natürlich war dann Mikas Test eine Woche später völlig in Ordnung (witzigerweise hat der Spass ihn 100 e gekostet) - und ich bekam wie im Lehrbuch etwas, was ich verdattert als Einnistungsblutung einstufen musste. Zwei Wochen später Flennattacken, einen Busen wie Pamela Anderson, riesige Nipples und andere seltsame Erscheinungen, die selbst Mika komisch vorkamen. Also getestet: nix. Aber mein Körper war weiterhin sehr eigenartig.

Am 29. September, Mikas Namenstag, testeten wir noch einmal. Wieder nix. Enttäuscht ging ich ins Schlafzimmer, um mit dem Kundendienst von Elisa zu telefonieren. Dann wieder in die Stube, um mich trösten zu lassen. "Und, was sagst Du?" "Keine Ahnung, ich weiss ja nicht, wie das aussehen soll. Hier sind drei Striche." "DREI STRICHE???" Ich aufgesprungen und nachgezählt - und da war tatsächlich neben dem obligatorischen und zigmal gesehenen ersten Strich ein ganz dünner zweiter. Hääääääh? So lautete dann auch die Überschrift im Eltern Forum, wo ich sofort ein Foto des Billigstreifens von Mammaksi posten musste. Was bedeutet das? Und alle waren sich einig: so hatte es bei ihnen auch angefangen. Jetzt, 12 Monate später, heisst dieser dünne Strich Frida - ein wirkliches Wunder. Im Nachhinein ist die Planungszeit und Schwangerschaft wie im Flug vergangen, aber hätte mir jemand 2004 gesagt, dass unser Baby erst 2007 geboren wird - ich wäre sehr traurig gewesen. Also, alles Gute und viel Glück für alle, bei denen die Kiddies auch auf sich warten lassen, besonders die Langzeitplanies im Forum. Wunder gibt es immer wieder... *träller*

3 Kommentare:

  1. Dann nochmal Glückwunsch zu deinem Wunde. Tut gut deinen Eintrag zu lesen. Mir geht es ähnlich . Eigentlich will ich schon Kinder, aber... Die gleichen Fragen wie bei dir. Und ich mag Hunde auch lieber als Kinder. Und ich, Mutter? Ich Chaotin? Hmpf. Mal sehen, was draus wird. ;-)

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  2. So rennt die Zeit... Unser Tag war der 23.09. - der Herbstanfang. Und du hast Recht. Dieses Wunder ist ein Geschenk. Meins kämpft gerade wieder mit dem Sandmännchen *gg* Muss direkt mal im Blog und in den Fotoordnern recherchieren, was wir an diesem Tag gemacht haben (außer Kindern *g*). Ich würde auf Baustelle tippen...

    Liebe Grüße
    Sandra

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  3. Ach, wie schön... :-)

    Nur, warum heisst Frida denn jetzt Frida und nicht Taimi? ;-)

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