Montag, 5. März 2012

Uff...

Ich glaube, wir haben die Ursache für meinen verdrehten Kopf, zumindest teilweise. Am Donnerstag war ich sooo durch den Wind, zitternde Hände, Angst, Ummöglickeit, sich zu konzentrieren, frieren, schwitzen und totale Beklemmungen in der Brust, dass ich gleich im Gesundheitszentrum angerufen und um einen Termin gebeten habe, notfalls auch über die erste Hilfe. Als ich der Schwester davon erzählte, dass ich befürchte, jetzt durch die seit Dezember erhöhten Medis in einen Schilddrüsenüberfunktion gerutscht zu sein, gab sie mir für den gleichen Nachmittag noch einen Termin, Gott sei dank. Alle Indizien sprachen dafür, eben diese Unruhe, Zittern, Angst, Durchfall, weiche Knie, Depressionen und dass ich trotz Mirtazapin in den letzten drei Wochen fünf Kilo abgenommen hatte (sowas kommt wirklich sonst nie vor). Und das ist eigentlich richtig gefährlich. Wenn man nach Depressionen googelt, steht da nämlich auch gleich, dass eine Schilddrüsenüberfunktion unbedingt ausgeschlossen werden muss. Und der TSH war mit 0,14 Anfang Februar eigentlich schon viel zu niedrig gewesen.


Boaahh was für ein Scheissgefühl in der Birne. Der Doc schickte mich gleich zum Labor und glücklicherweise ging es mir abends auch schon besser. Wir waren in Laajavuori rodeln und haben uns prächtig amüsiert. Freitags morgens dann der gleiche Salat, gleich nach dem Aufstehen gingen sozusagen die Gardinen zu und ich fühlte mich hundeelend. Das Labor ging noch, auf Arbeit hörte zum Glück meine Buchhalterin zu und ich versuchte irgendwie, den Tag herumzubekommen. Gegen 14 Uhr ging es wieder besser. Ich erschrak allerdings noch mehr, denn genau dieses Morgen-Abend-Schema ist für richtige Depressionen typisch - und diese finnische Volkskrankheit kann ich ja nun wirklich nicht gebrauchen... und die Angst vor der Angst macht alles noch viel schlimmer.


Abends war ich ach und krach mit Tiita zusammen, Männe beim Hockey. Und dann fiel es mir gegen 19 Uhr wie Schuppen von den Augen: das Mirtazapin (was ich im Dezember gegen Überforderung und fürs Durchschlafen bekommen hatte, dämlich gefährliches Antidepressivum) war seit zehn Tagen von einem anderen Hersteller als vorher. Wenn das nun daran lag??? Verdammt!!! Bis vor einer Woche war ich doch noch relativ fit gewesen, wenn nur die blöden Erinnerungen nicht zwischendurch gestört hätten. Ich Frida in den Haalari gesteckt und sofort zur Apotheke gedüst, die das gegen das billigere Medikament umgetauscht hatte. Die hatten das von Orion nicht, aber riefen netterweise gleich in einer anderen an, und dort konnte ich das vertraute Zeug abholen. Puuuh. Also vielleicht Überfunktion plus Mirtza-Entzugserscheinungen, mit denen laut Netz ja nun überhaupt nicht zu spassen ist, und dann noch die monatliche rote Pest dazu... 


Sonnabends früh war es noch finsterer, als ob jemand eine schwarze Mütze über den Kopf gezogen hätte. Ich war nur noch neben mir, empfand gar nichts mehr, alles war nur noch eine Qual und verstand plötzlich, wieso es Leute gibt, die vor Züge springen, ganz gruselig so etwas. Zum Glück wusste ich, dass es mittags besser gehen würde - und ich hatte ja die alten Medis wieder, sowie schon seit Donnerstag weniger von den Schilddrüsenmedis genommen, jetzt eine dreiviertel Thyroxin statt halber (Herbst) oder ganzer (Winter). Nur abwarten, die Zeit hilft... Also Mittag schon mit Marja und Sami gescherzt, unseren alten Nachbarn, die jetzt ihr drittes Kind erwarten. Frida beim Hippo-Skiwettbewerb zugejubelt, die Sonne genossen und auf Besserung gehofft, aber immer noch totale Angst gehabt. Nachmittags wieder besser, wir waren mit Tiita in der Stadt shoppen und ich habe zum ersten Mal Männes neues Auto ausprobiert, was total super fährt. 


Sonntag dann ging es dem Kopf nach dem Aufwachen ganz normal, abends noch besser, nur dass ich total verkatert war und riesigen Durst hatte. Und das gleiche heute, fröhlich mit nur ein paar Schmetterlingen im Bauch und ziemlich müde, als ob ich die Woche durchgesoffen hätte. Heute nachmittag ruft der Arzt an und dann sehe ich weiter. Waaaah, was für ein Scheissgefühl das war. Lieber hätte ich beide Beine gleichzeitig gebrochen als so einen Krautsalat im Kopf zu haben. Am liebsten würde ich jetzt auf alle Pillen verzichten, aber zumindest die Schilddrüse müssen wir erstmal um einen Wert um TSH 1 bekommen. Dann geben sich die anderen Problemchen vielleicht von selbst, also Zickereien und Überforderung bei Unterfunktion - und Nervosität und totale Ängste bei Überfunktion oder wie man das jetzt kurzfassen soll. Mannomann. Also ich mache drei Kreuze, wenn ich wieder ganz beisammen bin.

1 Kommentar:

  1. Spannend... mal zu lesen wie es jemanden mit diesen Gefühlen geht, der sich mit Depressionen nicht auskennt. Für den diese Verstimmungen - völlig unabhängig ob durch Schilddrüse, psychischen Knacks oder sonstigen Angelegenheiten - (noch) beängstigend und ungewohnt sind. Das mag jetzt vllt. merkwürdig klingen... und ich wünsche es dir wirklich nicht... aber wenn man selbst erkrankt ist und viele viele Betroffene kennt, dann wird man irgendwie "betriebsblind"... weil es für das Umfeld und einen selbst schon so normal geworden ist... Danke für den Einblick. Vllt. bin ich jetzt wieder nachsichtiger mit den Menschen die meinen "Krautsalat im Kopf" nicht verstehen :)

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