Abends nach Hause ist übrigens überhaupt das Schlagwort des Tages. Meiner einer lag seit Sonnabend im lokalen Dorfkrankenhaus. Hexenschuss. Frida hochgehoben bzw. es versucht, Rücken knacks gemacht und wie vom Donner gerührt draussen auf allen vieren hängengeblieben. Na super. Mit Händen auf der gefrorenen Erde *autsch* und einer ganz erschrocken "äiti, äiti" jammernden Frida. Zum Glück war das genau vor der Autotür und Männe konnte Frida sofort zur Oma (wo wir eh hinwollten) und mich zum Arzt bugsieren.
Tsja, dort konnte sich meiner einer nach 2 Stunden Wartezeit, drei Spritzen und einer Stunde auf ner Liege immer noch nicht rühren und dann musste ich halt dableiben. Erschreckend, wenn man im Liegen weder die Knie heben, noch sich drehen oder wenden oder einfach nur den Arm heben kann, ohne von rasenden Schmerzen durchzogen zu werden. Beziehungsweise gar nicht erst die Beherrschung über diese Körperteile zu haben, weil alles total verkrampft ist. Wie Kafkas Käfer auf dem Rücken.
Von drei ganz netten Schwestern in Empfang genommen werden. Fast brüllend sich irgendwie hochhieven und den Meter von der Rolliege zum Bett tasten. Eine schöne Schnitte bekommen. Vorsichtig auf die Seite wuchten und erstmal schlafen. Am Sonntag freute ich mich über die geringsten Fortschritte - dank geballter Painkiller und Muskelrelaxer konnte ich bald zappeln, mich aufsetzen, die Hände frei benutzen und dann am Nachmittag sogar ein paar Schritte wagen - Männe brachte mein Handy-Ladegerät, so dass ich endlich mobil surfen konnte - wenn das keine Motivation ist =) Mit Rollator natürlich. Frida kam auch zu Besuch und brachte mir ihre Nikolausschätze. *Äiti oot sä kipee?"
Positiv war das einmalige und vielseitige Restaurantessen 5x am Tag, der heisse Kaffee morgens, die super Betreuung, die vielen Einrichtungszeitungen (endlich mal Zeit zum Lesen!), die Ruhe und einfach die Tatsache, dass ich nach und nach von einem gelähmten Fleischklops wieder zu einem Mensch wurde. In guter fürsorglicher Pflege. Die Gala zum Unabhängigkeitstag im Fernsehen mal in ganz anderer Umgebung. Die Suomi-Bonbons zum Kaffee. So viele Finns überhaupt. Ich beobachte so gern, wie sie miteinander umgehen, wie sie sprechen und mit so vielen Pausen doch kommunizieren. Und wie sie ihr Land lieben!
Dann aber kamen nach und nach auch die beklemmenden Sachen durch. Dass man mit dutzenden von alten Leuten eingesperrt war, die wirklich nicht mehr viel zu lachen haben. Die dort nicht so schnell mehr weggkommen, von Demenz, kaputten Körpern und allen möglichen Sachen geplagt werden, die man als "junger" Spund gerne immer weit wegschiebt. Hallelujah, wo ich schon so ein Experte bin, der seine Tiere beim kleinsten Muchs am liebsten einschläfern würde - und diese Omas und Opas müssen dableiben. Grauenhaft. Die lieben Pfleger summen wie im Bienenstock um die Ärmsten herum und tun ihr bestes. Und doch sinnlos.
Naja, besser gehen kann es einem auch gar nicht bei so einer Klinikatmosphäre mit Lärm, Licht und Hektik, umfallenden Senioren, verschwundenen Brillen, vollgekackten Windeln, Husten, Streits und anderen komischen Geräuschen. Also in der zweiten Nacht kaum ein Auge zugemacht, gelauscht und nachgedacht, auch warum die dummen Katzen zuhause schon zum zweiten Mal aufs Bett gepieselt haben (diesmal war das Handy in Sicherheit), ob ich nicht doch eine private Krankenversicherung hätte abschliessen sollen, was die Arbeit macht und wo wir eine Wohnung herbekommen könnten. Alles, was einem so einfällt. Bis mit einem lauten "Huomenta" das Licht anging.
Am Sonntag tappste ich schon ohne Hilfe herum und fühlte mich grossartig, fit für Zuhause. Wenn auch die Medis einen ziemlich abwesend machten *hicks* Auferstanden aus Ruinen sozusagen. Dann sollte der Arzt kommen - und das war tatsächlich der niedliche junge Kerl, der damals beinahe unsere "Kinderlosigkeit" in Angriff genommen hatte. Ich konnte mir ein strahlendes Grinsen nicht verkneifen und sagte ihm, dass Frida jetzt schon fast drei sei =) Geniale Therapie, wenn eine Terminvereinbarung und eine abgegebene Laborprobe reichen, hehe. Jedenfalls war der auch der Meinung, dass ich zuhause genauso gut aufgehoben wäre - und wech war ich. Adios adios... und hoffen wir, dass der Rücken wieder ganz normal wird.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen