Mittwoch, 24. Dezember 2008

(L)apio...

Heiligabend in Finnland. Mit jeder Menge Schnee. Wir haben so um die 20 cm frischen weissen Schnee und das ist ein Anblick, den man selbst als Finnlandeinwohner nicht mehr allzu oft geniessen kann. Herrlich! Die beiden letzten Jahre hat es ja immer nur so vor sich hingekrümelt und zwischendurch ist das Zeug getaut oder angepappt oder sonstwie unansehnlich geworden.

Wir haben heute unser traditionelles Heiligabendprogramm durchgezogen, allerdings mit einigen Erleichterungen. Sonst war ja immer die totale Hektik ausgebrochen - was mit Frida einfach nicht geht. Wir haben uns also schon vorgestern geeinigt, was wir wann und wie machen wollen und so den grossen Weihnachtsärger, enttäuschte Erwartunten, Heulanfälle und so etwas ausgebremst. Gestern in der letzten Minute noch Schinken und Pflaumen-Rosinen-Suppe gekauft, die Geschenke eingepackt und Ente zum Auftauen in den Kühlschrank gepackt.

Heute dann gegen 9 Uhr aufgestanden, sogar Haare gewaschen, Frida fertig gemacht und auf Jiipe gewartet. Dann zusammen zum Tikkakoskier Friedhof. The same procedure as every year. Diesmal allerdings mit einer kleinen Änderung: Susku wollte unbedingt eine Tüte mit Katzen- und Hundefutterpäckchen beim Turvakoti Magenda, der Tierauffangstation, abgeben. Daraus könnte eine neue Tradition werden... ich war ausserdem gespannt, wie es da überhaupt aussieht. Natürlich war niemand "zuhause", ausser drei oder vier bellenden Hunden, aber man konnte auf den Hof fahren und die Tüte bei denen vor die Tür stellen. Schönes Gelände mit roten und gelben alten Holzhäusern und vielen Gehegen. Ein schwarzer und ein grosser gelber Hund guckten uns mehr oder weniger traurig an - die können heute nicht mit ihrer Familie unter dem Baum sitzen. Die vielen Katzen waren wahrscheinlich alle im Warmen untergebracht.

Danach statteten wir noch Männes Freunden einen Besuch ab, konnten endlich das superscheue schwarze Mischlingswollschaf Juri begutachten und auf einem Video gucken, wie Captain Jussi sein Flugzeug startet. Der ist doch tatsächlich Pilot geworden *staun* Dann ging es schon wieder nach Hause. Frida sollte schlafen und wir haben sehr weihnachtliche Spaghetti mit Ketchup und Schimmelkäse gegessen, um den grössten Hunger zu vertreiben. Natürlich bekam Frida kein Auge zu. Dafür warf sie ab und zu einen neugierigen Blick auf die prall gefüllten Plastetüten, die überall herumstanden. Und besonders auf das grosse Paket mit Griff oben, das im Schlafzimmer stand. Grinsend sagte sie zu meiner grossen Überraschung "apio" (Schaufel ohne l vorne), traute sich aber aufgrund unserer warnenden Blicke nicht richtig ran (oh Wunder).

Gegen 15 Uhr, nachdem die traditionelle Weihnachtsmail an alle verschickt war, verfrachteten wir Madamchen, Nelson und die Geschenke ins Auto und fuhren zu Oma und Opa. Frida pennte sofort ein, war in Kuohu aber gleich wieder da. Die obligatorische Sauna und das obligatorische Geschenkeverteilen an Männes andere Verwandte fielen wie abgemacht dieses Jahr aus Zeitgründen aus, was mir sehr gut gefallen hat. Jetzt besuchen wir die am 1. und 2. Weihnachtstag und übergeben alles persönlich statt uns auf Santa zu verlassen - ganz wie das zuhause in Deutschland auch üblich ist.

Also konnten wir gleich über den Weihnachtsschinken herfallen. Glücklicherweise habe ich mich so weit an finnische Sitten gewöhnt, dass Schinken, Lachs, Rosolli-Salat mit rosa Sahne, Elchfleisch und Schweinekeule sowie Aufläufe aus Kartoffeln, Kohlrüben und Möhren fast genauso weihnachtliche Stimmung auslösen wie meine geliebte Ente mit Rotkohl. Also, schlemmen! Dank Spaghetti-Füllung fiel das diesmal sogar richtig gesittet aus und mir war hinterher nur ein ganz kleines bisschen schlecht, hahaha.

Dann hiess es, auf den Weihnachtsmann zu warten. Frida spielte, wir sassen gespannt im super sauber blitzgeputzten Wohnzimmer. Nach ewig langer Zeit klopfte es und gleich drei Leute in roten Sachen kamen hereingestapft. Weihnachtsmann, seine Frau und Wichtel Toljanteri. Frida, die gerade die Treppe zum Flur heraufgeklettert war, erschrak zu Tode und quietschte panisch los, bis Mami sie auf den Schoss rettete. So ein grusliger oller Fatzke mit Bart und Brille, uuaaaahhh! Es half auch nicht, dass die Stimmen der drei unheimlich nach Jonne, Santsu und Santeri aus Männes Familie klangen *lach*

Der Weihnachtsmann fragte Frida, ob sie auch lieb gewesen sei und dann wurde ausgepackt. Geschenke für Frida. Und Frida. Und noch eins für Frida. Am Ende versank unsere Kleine in mindestens 30 Paketen, während Oma, Opa und die Eltern vielleicht je 3 Päckchen vor sich stehen hatten. Hahahaha! Alle haben unsere kleine Maus lieb. Und zu Mamas Freude waren die Präsente auch relativ gleichmässig ausgewählt - eine grosse Brio-Eisenbahn, eine Kinder-CD, ein grosses Handtuch, einige Anziehsachen, nur ein einziges piependes blinkendes Spielzeug - ein kleines Playmobil-Handy, neue Reima-Handschuhe, viele Hundebücher, ein Meerschweinbuch, ein Kissen und ein grosser Ihaa-Esel. Und natürlich die Schneeschaufel.

Fridas Meinung nach war die natürlich am besten! Es wurde nur noch imaginärer Schnee durchs Wohnzimmer geschaufelt und immer wieder laut "apio, apio" skandiert. Fridas Schippe! Alles andere hätten wir uns eigentlich sparen können *lach* Natürlich schlief man dann auch im Auto erst ein, als man ganz fest den Lapio festhalten durfte. Wir lachten uns scheckig. Apio, apio!

Auf der Rückfahrt statteten wir wieder mehreren Friedhöfen einen Besuch ab, während Frida im Auto schlief. Kerzen wurden bei den Urgrosseltern, Oma und Opa, bei Mikas Freund Sauli und bei der Stelle für alle anderen abgestellt und angezündet. Wie immer ein wunderschöner Anblick. Und eine schöne Tradition, an Weihnachten auch an die verstorbenen Verwandten zu denken.

Zuhause sollte Frida wegen der fortgeschrittenen Stunde eigentlich gleich ins Bett befördert werden. Aber als Männe sie aus dem Auto nahm, kam sofort ein schlaftrunkenes "apio". Und dann musste man natürlich noch einmal ausgiebig mit der Schaufel spielen. Wollte sogar "uo", also rausgehen. Unsere Maus gegen Mitternacht im Schnee, das wäre ja noch schöner =) Erst gegen 1 Uhr fielen wir alle hundemüde in die Betten.

Puuuh, Heiligabend überstanden. Das beste Geschenk war übrigens, dass Männes Cousin und seine Frau im nächsten Jahr zu dritt sein werden. Hihihi, das ist cool. Noch ein Baby. Und das schlimmste kam von Männe - eine neue Speicherkarte. Na toll. Fürs Gehirn oder für die Kamera? Diese Kerle sind aber auch immer kreativ... Aber dafür hat ja Frida viele schöne Sachen bekommen.

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