Donnerstag, 7. August 2008

Markt...

Eigentlich haben alle finnischen Städte einen Markt. Nur der Jyväskyläer hat in den letzten Jahren ein trauriges Schattenleben geführt - abseits der Haupteinkaufsstrasse und etwas bergauf gelegen, mit einem ollen Busbahnhof aus den 70ern im Hintergrund, sonstigen Müllgebäuden, lauten staubigen Strassen und einer fast verwaisten Markthalle umgeben, war dort einfach überhaupt nichts mehr los. Noch schlimmer kam es, als der Busbahnhof abgerissen und durch eine riesige Baustelle ersetzt wurde. Wobei ich Fotos von 1999 habe, als noch Stände auf dem Markt standen. Aber das ist lange her.

Im gleichen Jahr, im August, habe ich nämlich das Marktleben in Helsinki liebengelernt. Ganz am Hafen gelegen, gibt es da frische Fische, saftige Erdbeeren, knackige Erbsen, frisch geflücktes Gemüse, ulkige Souvenirs, blau-weisse Fahnen und Buden mit Pyttipannu, Pulla, Muikkus und sonstigen finnischen Spezialitäten. Schiffe und Möwen, Touristen und Finnen. Stundenlang bin ich da immer rumgelaufen, habe geguckt, gekauft und das Geschehen beobachtet. In Jyväskylä gab es sowas nicht (mehr). Sogar der ganz neu erfundene Weihnachtsmarkt fand an einem hässlichen, zugigen Ende der Kauppakatu statt und nicht auf dem Marktplatz, wo er ja dem Namen nach schon hingehört. Was habe ich immer geredet und geredet, wie man das anfangen müsste...

Heute allerdings habe ich etwas ganz Verblüffendes entdeckt. Männe war kurz auf Arbeit und hat mich aufgrund einer roten Ampel schon an der Ecke von Väinönkatu und Yliopistonkatu ausgesetzt. Und was war das denn? Stände und Musik auf dem Marktplatz? Häääh? Ungläubig bin ich die Treppen hoch und da war tatsächlich das, was ich jahrelang vermisst hatte. Buden mit Kaffee, Kuchen und Fleischpasteten, bunte Blumen, Erdbeeren, Blumenkohl, Möhren, Erbsen, Honig, Flechtwaren und sonstigen Sommerprodukten. Und ein Opi sass auf dem Brunnenrand und spielte traurige finnische Weisen auf dem Akkordeon, während sich andere Omis und Opis sowie Familien mit Kindern ihren Kaffee schmecken liessen und mit dem Handy in der Weltgeschichte herumtelefonierten. Cooool! Eine Fata Morgana, hahaha.

Tatsächlich hatte der Platz schon Anfang des Jahres gemütlichere Züge angenommen, als eine hohe Hausfassade an der Nordseite errichtet wurde und damit die Fläche ungefähr um die Hälfte verkleinerte. Dann schien heute die Sonne, es war warm und Urlaubszeit. Und vielleicht hat es sich langsam herumgesprochen, dass der Markt zu neuem Leben erwacht ist. Touristen, aber auch viele Einheimische. Und alle freuten sich sicherlich, dass auch wir im Korndorf wieder einen Markt haben. Mit fast italienischem Flair. Jedenfalls möchte ich nicht wissen, was die neuen Wohnungen kosten, die da ihren Balkon in Richtung Marktplatz haben. Und deren Preis ist heute sicherlich noch um ein paar Euronen geklettert =) Nur für Balkonkästen mit Blumen reicht es offensichtlich nicht mehr *läster* Jetzt hoffe ich nur, dass mit dem Markt auch die Markthalle wieder erwacht. So eine hat nämlich auch jede finnische Stadt - nur unsere steht verwaist und traurig herum. Oh, und interessant war überhaupt, dass einige der Marktverkäuferinnen offensichtlich aus Thai- oder anderen asiatischen Ländern stammten. Globalisierung...

3 Kommentare:

  1. Stimmt, da war was. Ich erinnere mich, dass ich im Herbst 2006, als ich wegen meinem Praktikum in Helsinki war, ein Wochenende eine Freundin besucht habe, die in Jyväskylä studiert hat und mich etwas gewundert habe, wo denn der Marktplatz ist. Allerdings hat es das ganze Wochenende geregnet, da ist es nicht sooo sehr aufgefallen. ;) Aber eben doch, ich war etwas "verwöhnt" von Helsinki, da hatte sogar der Stadtteil, wo ich gewohnt habe (Malmi) einen eigenen kleinen Malmintori.
    Sehr schöne Photos, viel Spaß Euch auf dem wiedererblühten Marktplatz!

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  2. Letzten Sommer war aber auch in Jyväskylä Markt und Kaffee und Pulla usw. Hast Du das nicht gesehen?
    Gruß
    Katha

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  3. Nee, hier sind alle irgendwie daran gewöhnt, dass dort nichts mehr ist und automatisch kommt man halt nicht vorbei.. *seufz*

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