Meine Eltern sind danach zum Boxerstammtisch, ich habe Mika durch die schönen Halberstädter Berge gekutscht - wir müssen unbedingt mal mit Frida auf den Helgolandfelsen, die Jahnwiese und die ganzen Türme da - und danach waren wir noch einmal im Stadtzentrum, um Chinapfanne und Parfüm zu kaufen. Wir haben überhaupt in diesem Urlaub nichts anderes gemacht, als von einem Laden zum anderen zu rennen und zwischendurch Frida zu füttern, einzuschläfern und Windeln zu wechseln...
Aber der Sinn des Urlaubs war ja eh ein anderer... abends fand nämlich mein erstes Abi-Klassentreffen nach 15 Jahren statt. Hups, was war ich aufgeregt, aber dank des nachmittäglichen Stressprogramms hatte ich eigentlich gar keine Zeit, die Nerven zu verlieren. Allerdings auch keine, um vernünftige Sachen anzuziehen, die schicken frischgeschnittenen Haare zu waschen und ähnliche Spirenzchen. Ohrringe und Ketten hatte ich eh in JKL vergessen... Musste also auch so gehen. Wie gesagt, als Mami hat man auch eh so seine Schwierigkeiten, in die alte Form zurückzufinden =)
Jedenfalls war das Treffen richtig toll. Schon auf der Strasse vor der Schule erkannte ich einige alte Bekannte und musste von einem zum anderen Ohr grinsen, wie viele sich verändert haben, aber doch noch an "Jugendzeiten" erinnern. Ungefähr zwei Drittel habe ich auf Anhieb erkannt, beim Rest half ein Blick auf das Namensschild =) Mit steigendem Alleholkonsum wurden auch die Gespräche interessanter - vom allgemeinen mein Haus, mein Boot, mein Pferd-Blabla kamen wir von italienischen und österreichischen Klassenfahrten über schwedische Studentenoveralls zu Entbindungstechniken, Babyschlafgewohnheiten, das Leben einer gewissen Frau Monroe, Schwangerschaftstests, Betonwerken, Stadtplanung, Juristerei, Trachtenmode, Reisemanagement, Biersorten, Programmiersprachen und ähnlichen Dingen, wovon ich natürlich schon wieder die Hälfte vergessen habe.
Diesmal endlich mal wieder auch aus anderen Gründen als der Stilldemenz =) Gegen 23 Uhr wurden wir aus der Schule geschmissen und machten im Miller's weiter, bis Mika es mit dem im Ergo schlafenden und herumzutragenden Baby nicht mehr ausgehalten hat. So gegen 1 war ich also zuhause, angeschickert, nach Rauch stinkend, aber sehr sehr glücklich. Und am allerbesten am ganzen Abend waren eine Linköping-Austauschstudentin (Skandinavien ist auch ein Dorf...), ein 17 Tage altes, ganz frisches Babymädchen (so klein war unsere niemals, hihi) und ein etwas älteres Exemplar (geheim) mit einem seeeehr schönen Namen =) Sorry, dass diese Themenauswahl wieder sehr einseitig ist, hihi. So was nennt man halt selektive Wahrnehmung *schulterzuck*
Aber ich fand es sehr spannend, wie vielfältig wir uns entwickelt haben, wo alle so gelandet sind und wie sich in unserem Alter die Spreu vom Weizen trennt - manche Dreissiger waren noch richtig knackig, während andere (so wie meiner einer) wirklich schon arg mit Fältchen, grauen Haaren, Schwimmreifen und Geheimratsecken kämpfen müssen. Aber nett und witzig sind fast alle und darauf kommt es ja an. Auch eine Weisheit des Alters, hahaha. Dass mein Abi allerdings schon 15 Jahre her sein soll, ist wirklich Wahnsinn. Und ich staune immer wieder, wie kurz nach der Wiedervereinigung wir schon komplett im Westsystem Abi gemacht, gelernt und studiert haben, ohne dass es grosse Probleme gab, von ständigen Änderungen mal abgesehen =) Aber ich mag ja eh guinea pigs... und insgesamt haben wir das alles wohl sehr gut überstanden.
Und noch etwas: von denen wohnt auch fast niemand mehr in seiner alten Heimat. Braucht meine Familie (und ich!) also doch nicht traurig sein, dass ich 1500 km entfernt wohne. Auch aus München würden wir nur alle paar Monate mal in HBS auflaufen. Zu viel Arbeit, zu kurze Wochenenden, zu wenig Kohle und überhaupt hat man ja seine eigene Familie, Hobbies und Freunde. Als ich alle zwei Wochen von Düsidorf gependelt bin, war ich ja noch mehr durcheinander als jetzt, was meine eigentliche Heimat angeht. Tsja, die Entscheidung wurde offensichtlich schon 1988 gefällt, als ich mich für EOS statt Friseusenkarriere entschieden habe *ggg* Manchmal sage ich, dass mein Studijahr in Finnland langfristig gleichzeitig die beste und die schlimmste Entscheidung meines Lebens war. Und überhaupt mag ich diesen Term "auswandern" nicht. Schliesslich haben wir im Gegensatz zu früheren Zeiten im 21. Jahrhundert immer das Geld für ein Rückflugticket auf der hohen Kante =) Und so dämlich wie diese Familien im TV habe ich das natürlich nicht angestellt... aber jetzt schweife ich schon wieder ab.
Jedenfalls war es toll, so viele mal wiederzusehen. Und interessant, dass auch nach eineinhalb Jahrzehnten immer noch die gleichen Leute mit den gleichen Leuten herumhängen, dass die meisten genauso schüchtern, überdreht, lustig, introvertiert oder arrogant sind wie damals. Was mich - um mal zu Frida zurückzukommen - hoffen lässt, dass unsere Maus auch als grosses Mädchen sehr aufgeschlossen, witzig und eine Nachteule sein wird =)
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