Montag, 2. Februar 2009

Pattschnute...

Meine arme Frida ist schon wieder krank. Komisch, dass solche Engel immer wieder von tückischen Viren und Bakterien heimgesucht werden. Und dass man dabei als Mama allein vom Zugucken ganz krank wird. Wobei ich ja auch so schon genug von meiner Rüsselseuche geplagt bin, aber das ist gar nichts im Vergleich zu Frida.

Die Kleine hatte seit Sonnabend wieder hohes Fieber, oft über 39 Grad, und nachts hat sie teilweise so geschrien, dass wir sie beinahe gepackt und ins Krankenhaus gefahren hätten - wenn ich nicht wüsste, dass man da eh nur stundenlang in die Warteschleife gepackt, mit zahlreichen Untersuchungen geplagt und am Ende hundemüde und immer noch krank wieder nach Hause geschickt wird. Also Hauspflege mit viel Liebe, Panadol und Mamamilch.

Allerdings konnte ich nicht leugnen, dass ihre Schnute immer mehr von roten Pickeln, roten Flächen und ekligen Eiterblasen geschmückt wurde. Das gleiche am Po, der übelste Windelausschlag. Donnerstag ganz langsam angefangen und es wurde immer schlimmer. Und natürlich tat das weh! Ich dachte an die Obstgläschen, die sie seit dem Schnupfen vermehrt gegessen hatte. An die gerade im Angebot befindlichen Mandarinen oder an die Schniefnase und die durchbrechenden Eckzähnchen, die dafür gesorgt hatten, dass der Mund ständig triefnass war. Gestern dann beschlossen wir, dass wir das Ganze doch einem Arzt zeigen sollten.

Die Nacht war dann auch die totale Katastrophe. Eine abwechselnd muntere und totmüde Frida unterhielt Mama und Papa von 22 bis 6 Uhr mit je nach Laune auftretenden Spiel- und Heulanfällen. Sie konnte einfach keinen Schlaf finden, tobte herum, lachte, kletterte und spielte und schrie dann wieder wie am Spiess. Milch wollte sie komischerweise auch nicht, sie versuchte nicht einmal, die Theken in den Mund zu nehmen. Wir waren total am Ende... was war denn das schon wieder für eine neue Plage? Sich abstillen und eigenes Bett? Nun schlaf doch endlich... Mama sollte dringend auf Arbeit und Frida zum Doc - aber so würde das nichts werden.

Gegen 6 Uhr schnarchte die Prinzessin dann doch völlig geschafft neben der Mama ein. Nur um gegen 7:30 wieder aus vollem Hals zu schreien. Wie man sich nach glatten 1.5 Stunden Nachtschlaf fühlt, muss ich hier vielleicht nicht beschreiben. Männe drängte uns dann, doch gleich zur Hoitotunti der Neuvola zu fahren, dort kommt man ja normalerweise schnell dran und vielleicht könnte die Schwester dort sofort sagen, was es mit dem Ausschlag auf sich hat. Also Frida, die überraschend kooperationsbereit war, in ihre Klamotten gestopft und los.

Im Gesundheitszentrum mussten wir ungefähr eine Viertelstunde warten, Frida sass mehr oder weniger gleichgültig auf meinem Schoss. Meine Werte wurden wieder in die richtige Dimension gerückt, als eine ganz zierliche, hübsche junge Finnin mit einem ungefähr 5-jährigen Mädchen in den Flur kam. Das Mädchen hing völlig apathisch auf ihren Armen, wie ein gefallener Soldat. Nicht einmal zum Ausziehen wollte sie stehen oder sitzen, lag nur lang vor der Garderobe. Daneben tapste ein ungefähr einjähriger kleiner Junge. Was bin ich doch für eine Jammerliese - wir waren mit Männe gekommen, Frida sass relativ lieb auf meinem Schoss, ich musste keine Geschwister mitschleppen und sicherlich würde alles gut werden.

Natürlich brüllte Frida, als die Schwester ihren Mund und ihren Po untersuchte. Beim anfänglichen obligatorischen Blick in die Ohren stieg mir mal wieder die Galle hoch - das Mädchen hat keine Mittelohrentzündung sondern es gibt auch noch andere Krankheiten!!! Dann wurde in den Computer geguckt: Arzt frei um 12:10. Na toll. Ich hasse es, im öffentlichen Gesundheitssystem weitergeleitet zu werden - wie soll man sich da gesundschlafen? Leider hatten wir nicht wirklich eine andere Wahl - hatte ich doch googelnderweise festgestellt, dass es in Jyväskylä tatsächlich kein Kinderarztzentrum gibt, an das wir die von unserer superteuren Kinderkrankheitsversicherung bereitgestellten Moneten hätten weiterleiten können. Grossstadt, pah!

Also nach Hause, ein bisschen schlafen. Frida pennte schon im Auto ein, ich dann zuhause. Um 12 waren wir dann wieder in der Polyklinik. Ich war schon wieder stinksauer, weil unser "eigener", also anhand des Wohngebiets zugeordneter Arzt schon wieder einen unbekannten Namen hatte. Wie kann der "eigene" Arzt in drei Jahren mindestens sechs mal wechseln? Oh, ich mag Finnland, aber das Gesundheitssystem ist wirklich der letzte Schrott. Zum Glück war die neue Ärztin relativ nett, wenn auch sehr jung. Frida brüllte wieder, liess sich dann aber schnell von den Spielzeugen in Bann ziehen, die im Wartezimmer herumstanden. Natürlich mussten wir noch einmal in eine andere Abteilung - Blut abnehmen (wieder ne andere Schwester). Wo halbtote Leute auf Pritschen im Flur (!) lagen. Und dann nochmal zurück in das Arztzimmer, um Rezepte und Krankenschein in Empfang zu nehmen. Aber da lief Frida schon selbst an der Hand, lachte und winkte der Ärztin zum Abschied zu. Klar, wenn alles vorbei ist =)

Dann nix wie Frida einschlaffahren (Tommi Mäkinen baut in Puuppola einen neuen Rennstall, dessen Fortschritte Männe mindestens dreimal wöchentlich höchstpersönlich in Augenschein nehmen muss), dann zur Apotheke und nach Hause. Frida hat offensichtlich eine von der Erkältung ausgelöste Bakterienentzündung, nicht sehr schlimm, aber schmerzhaft, da die Pattpickel auch im Hals sitzen. Also Antibiotika und effektive Schmerzmittel. Dazu selbstverordnetes Bepanthen sowie Rennie und Salmiakki für die Mama (Nervensaft hatten sie nicht...) und Nasentropfen für Männe. Booaah und ab ins Bett.

Bis 18 Uhr tot und traumlos schlafen, von brüllendem Kind geweckt werden, dann die erste Dosis bittere Meduzin verabreichen. Woraufhin Fridadida eine Viertelstunde laut kreischend und sich windend auf meinem Schoss zugebracht hat (Männe ist auf einem Meeting). Ein brüllender, verzweifelter Aal. Mir blieb nichts weiter übrig, als sie auf den Fussboden gleiten und dort so liegen zu lassen, wie sie wollte, ohne Anfassen und ohne Streicheln. Wo sie zehn Minuten lang ganz interessiert Russia Today geguckt hat und dann plötzlich mitten auf dem Parkett (!) eingeschnarcht ist. Mein armes armes armes kleines Baby.

2 Kommentare:

  1. Oh je, Du arme... das hört sich echt heftig an - hoffentlich habt Ihr es bald überstanden !!!

    Liebe Grüße aus dem nicht so fernen
    Nuutti
    Annja

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  2. Armes Baby...und arme Mami.
    Vielleicht ein kleiner Tipp, wie die Mediverabreichung etwas besser geht (falls flüssig): Das Zeugs in eine Plastikspritze aufziehen und in einer Mundecke platzieren, langsam das Medi in den Mund spritzen, das Kind schluckt dann automatisch ohne den Mund gross aufmachen zu können /müssen.
    Hört sich nicht so nett an,aber allemal besser als die Hälfte zu verkleckern und nicht genau zu wissen, wieviel Baby denn nun bekommen hat.
    Gute Bessergung, gute Erholung!

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