Sonntag, 31. Oktober 2010

Hockeyplanes...

Wenn ich komische Überschriften poste, liegt das daran, dass wir am Wochenende viele verschiedene Sachen gemacht haben und ich nicht immer "viikonloppu" als Überschrift haben kann, haha. Jedenfalls haben wir uns wieder einmal an die frische Luft bewegt, statt unsere vermüllte Bude aufzuräumen. Beziehungsweise ist die ja gar nicht mehr so schlimm, oder besser zu sagen, sie ändert sich dadurch eh nicht... und Zeitschriften, Heuhalme und Spielzeug auf dem Fussboden haben ja auch etwas Gemütliches =)

Männe war zu meiner grossen Freude schon das zweite Wochenende hintereinander zuhause und so sind wir am Sonnabend alle zusammen Eishockey gucken gegangen. JYP-TPS, ein Juniorspiel mit nur ganz wenigen Zuschauern und etwas weniger Atmosphäre als den Ligaspielen, aber dafür war es für Frida weniger stressig und wir konnen in der Eishalle rumlaufen und Quatsch machen, so wie wir es wollten. Wir sind sogar oben zu den Kabinen geklettert, wo die Radio- und Fernsehübertragungen moderiert werden und wo der Papa sonst immer filmt. Sehr spannend.

Natürlich gab es auch die obligatorischen Würstchen und Fleischpiroggen plus Saft und einer ganz scheusslichen salatloser Kebabpita für mich. Und Frida hat sich am meisten über die trainierenden Cheerleader gefreut, da würde sie bestimmt später auch gern einmal mitmachen. Oder gleich bei den Hockey Cats, dem weiblichen Team von JYP. Wenn Eishockey nicht zu den teureren finniklichen Hobbies zählen würde =) Oh, und diesmal hat sie schon absichtlich und sich kaputtlachend "Rentiere" gerufen, als die Schiedsrichter in ihren Zebrahemden aufs Spielfeld schlitterten.

Am spannendsten ist ausserdem immer noch Shampooni, das Auto, das das Eis hinterher und zwischendurch wieder glattmacht und natürlich war es aufregend, als einer der Spieler so aufs Eis klatschte, dass er seinen Schläger verlor und der minutenlang auf dem Eis lag (Frida zeigte und gestikulierte wild!) bis einer der Zebras es zur Bande zurückbrachte. Hihi. Ich weiss übrigens die Regeln immer noch nicht genau, aber auf jeden Fall ist Hockey schneller und aufregender als Fussball, vor allem aufgrund der Musik dabei. Aber meinetwegen würden 2 x 20 min plus Bierpause auch reichen...


Am Sonntag hatten wir eigentlich keinen genauen Plan. Nach dem Aufstehen kam gleich eine bekannte schweizerische Familie vorbei, um den Familienpark-Schlüssel und damit die dort vergessenen Babyschuhe abzuholen. Sie waren auf dem Weg nach Tikkakoski zum Flugzeugmuseum. Mmmh, keine schlechte Idee für einen nebligen Regentag! Also Tiita angezogen, Kekse in die Hand gedrückt und hinterher.

Sie lachte sich wirklich ein Bein aus, als sie die beiden kleinen Jungs dort wiedererkannte, aber ansonsten war sie von den Flugzeugen nicht so begeistert. Vielleicht zu gross, zu klobig und zu alt und sie selbst sagte "die bewegen sich ja gar nicht!" Ich war schon zwei, dreimal dort gewesen (Jyväskyläs Flughafen liegt übrigens auch in Tikkakoski, fast 30 km vom Zentrum entfernt) und fand es eigentlich immer interessant, vor allem, da die Beschriftungen auf deutsch und auf finnisch und sehr ausführlich sind. Nur die Hakenkreuze überall sind mehr als gewöhnungsbedürftig.

Die blauen Dinger sind das Symbol der finnischen Luftwaffe von 1918 bis mindestens 1945 und wurden erst auf einen Hinweis der Allierten abgeschafft, aber das offensichtlich auch nur schweren Herzens. Und natürlich kleben die Dinger noch auf den Tragflächen da im Museum, auf den grossen und auf den Modellen, gehört schliesslich zur Geschichte dazu. Sogar eine Kaffeetasse mit blauer Swastika gab es da zu kaufen. Einem Deutschen krempeln sich da natürlich ganz instinktive die Fussnägel hoch, mir ist schon in der Schule immer ganz schwummrig geworden, wenn solche Symbole in Tisch oder Bank geritzt waren. Gute DDR-Erziehung halt...

Männe fand die jetzt auch nicht so schlimm und betonte, dass die blauen gar nichts mit Hitler und Co. zu tun hätten. Naja, wenn er meint. Ich hätte die sofort übergetüncht und ein paar schicke kühle Finnenflaggen darauf gemalt. Zum Abschied durften wir noch ein paar Cockpits ausprobieren und dann zog es Viida-Dida schon nach Hause. Zu Mummo Päivällinen essen und spielen, dann wieder ab ins Auto und zuhause den Abend ausklingen lassen. Jetzt ist wieder die Zeit, wo man um 18 Uhr seinen Pyjama anzieht, weil es draussen schon stockfinster ist. Im Sommer wären wir da erst losgefahren! Naja, nur noch drei Monate Dunkelheit, dann geht es wieder aufwärts *galgenhumoran*

Samstag, 30. Oktober 2010

Postkartenswap...

Chaosmami Suse hat wieder einmal fast vergessen, an einem sehr schönen Projekt teilzunehmen... meine Real-Life Freundin Jana (was für eine Bezeichnung) hat einen Postkartentausch ins Leben gerufen, bei dem man gleichzeitig auch noch andere Blogger kennenlernen kann. Übersehen hatte ich nur, dass das ganze eine Deadline hatte, und so sind meine finniklichen Karten mal wieder viel zu spät angekommen. Gott sei Dank hatte ich einen Ausländerbonus *ggg*

Frida, deren Adresse ich angegeben hatte, hat wunderschöne Postkarten bekommen, aus der Nähe von München, aus Würzburg und aus Franken, also alle aus dem Süden Deutschlands. Neue Blogs gab es gleich mit dazu,
www.fantafuenf.wordpress.com, www.crazytoast.de und www.kyche.de. Die muss ich jetzt nur noch anlesen und mich lieb bedanken und dann noch die Bilder hier einfügen, und das, während eine dreijährige kleine Zicke um fast 22 Uhr mopsfidel hinter mir auf dem Sofa und über das Laptop herumsprïngt, während ihr Papa schon ganz entnervt im Doppelstockbett liegt (da war ich auch schon vor zwei Stunden - bevor Tiita nochmal Hunger und nochmal Durst hatte und und und). Also, alles ein bisschen langsam... Oh, und die Blogs, denen wir geschrieben haben sind www.emsuiko.wordpress.com, www.erfreulichkeiten.blogspot.com und www.xyonline.de, viel Spass beim Schnuppern...

Freitag, 29. Oktober 2010

Kura...

Wir sind ja in Finnland, zumindest in den Kreisen, in denen ich mich seit Babyzeiten mehr oder weniger bewegen, Meister im Wiederverwenden, Flohmarktdurchstöbern und Internetauktionendurchforsten. Teilweise aus Ökogedanken, aber noch mehr aufgrund der ansonsten horrenden nordischen Preise - und weil es ja auch Schwachsinn ist, gut erhaltene Sachen wegzuschmeissen bzw. andererseits teuer zu kaufen, wenn man sie für einen Bruchteil des Geldes auch gebraucht haben kann. Und für das gesparte Geld kann man dann wieder ein paar ganz schicke neue Teile kaufen =)

Also suche ich schon wochenlang nach einem Doppelstock- oder etwas erhöhtem Bett (wie heissen bloss kerros- und parvisängyt auf deutsch???) für die kleine Tiita, die sich so etwas schon jahrelang wünscht, weil sie ja im Kindergarten und bei Tante Laura so schlafen darf. Jetzt mal davon abgesehen, dass sie bei uns noch keine ganze Nacht in ihrem eigenen Zimmer, und nur zwei drei Nächte in ihrem eigenen Bett verbracht hat, hahaha. Aber die würden ja auch besser aussehen als so eine auf den Boden geschmissene Matratze in ihrem Reich. Also geguckt.

Teuer waren die immer noch, kaum etwas unter 200-300 Euro und das auch noch ohne Matratzen. Selbst eine Suchanzeige geschaltet, aber das änderte immer noch nichts am etwas mageren Angebot. Neu kaufen für ca. 500 ist irgendwie auch Quatsch, solange sie noch dicht an Mami gekuschelt im Familienbett nächtigt. Dann haben wir im Ikea-Katalog so ein umdrehbares Kura-Bett gefunden. Relativ zierlich, nicht zu hoch, vielseitig einsetzbar und Kostenpunkt nur 149 Euronen. Nicht schlecht, sowas muss es sein.

Sicherheitshalber noch einmal bei Keltainen Pörssi und Huuto.net geguckt, ob nicht jemand so etwas gebraucht loswerden will, aber nein. Aha, vielleicht ist das (im Gegensatz zu den dort massenweise angebotenen Erwachsenenhochbetten) sehr beliebt und erfüllt seinen Zweck, so dass das alle noch behalten wollen. Bloss wann sollen wir bei dem Wetter und der Dunkelheit zu Ikea? *garkeinelusthab* Vier Stunden Fahren bei Glatteis, Elchen im Gebüsch und Nebel...

Noch mal nach Doppelstockbetten gegoogelt und weitergestöbert, auf der Suche nach allen möglichen anderen nützlichen Dingen (Hundewelpen, Regale und so) noch einmal den Uniflohmarkt von oben nach unten durchgelesen (gruslig, ohne Bilder und ohne alles, nur ewig lange Listen...) und da stand plötzlich "Kura Bett zu verkaufen" Cool, wie geil ist das denn? Vor über einer Woche schon gepostet, aber nur für 69 Euro... sofort gemailt. Das musste einfach klappen.

Witzigerweise wohnten die sogar nur 2-3 km von uns entfernt und das Bett war in sehr gutem Zustand, sogar schon fertig abgebaut und im Hausflur herumstehend. Deren Haus war übrigens wie gemalt, ganz neu und mit hohen Decken innen *hach* und superschick eingerichtet *träum*, aber offensichtlich hat das Geld dann nur noch für ganz billige Möbel gereicht *grins* Nee, egal, die wollten ja jetzt ein neues haben... und wir standen dann überglücklich sogar nur mit 60 Euro weniger in der Tasche und Bett inklusive Baldachin im Anhänger mitten im Dunkeln in Haukkalanranta. Super! Keine Fahrerei, innerhalb von zwei Tagen erledigt und sogar noch Kohle gespart. Was für ein Glücksfall.

Frida hätte das Bett am liebsten noch am gleichen Abend aufgebaut, sie war total hibbelig, aber dann vertagten wir das doch auf gestern abend, wo Mummo und Pappa mithelfen konnten. So ein gelernter Zimmermann ist ja immer zu was gut, vor allem bekommen wir uns zumindest nicht in die Haare, wenn noch jemand anders da ist =) Und Frida konnte mit Mummeli Pikku Kakkonen gucken (wenn sie nicht gerade wie angestochen zwischen Stube und Kinderzimmer hin- und hergerannt ist). Selbsgebackene Pulla gab es auch, sinnigerweise hatte ich auch noch daran gedacht, einen Streifen Dallaspitko zum Kaffee zu kaufen. Ja, Finns trinken auch abends und nachts das giftige Zeugs und Mummo weiss schon, dass wir normalerweise keinen Kuchen im Haus haben =)

Dann wollte Frida unbedingt oben schlafen, ist zigmal hoch- und wieder runtergeklettert und hat sich totgelacht. Resultat war dann aber doch, dass Mami und Frida nebeneinander auf der 80 cm Matratze unter dem Bett gepennt haben *lach* Inklusive zehnmal aufwachen, weil ich fast aus dem Bett gefallen bin oder die Decke fehlte oder das Nachtlicht in die Augen schien =) Frida wollte aber unbedingt in ihrem Zimmer bleiben und nicht zu Papa ins grosse Bett. Apua. Und jetzt sieht unsere Stube wieder wie nach einer Bombenexplosion aus, weil wir alles Spielzeug, alle Schränke und alle Bücher aus dem Kinderzimmer in die Stube tragen mussten, um das Bett aufbauen und umdrehen zu können *seufz* Ob wir jemals dem Chaos Herr werden? Mülltonne auf...

Achja, und kura (mit kurzem u und gerolltem r) heisst auf finnisch Matsch. Also wieder ein witziges Beispiel aus der allseits beliebten Small Talk Kategorie international marketing mistakes =) Das Gesicht hättet ihr sehen sollen, als ich sie zum ersten Mal gefragt habe, ob sie ein Matschbett haben möchte!!! Ihre Cousine Petra war auch ganz entgeistert. Sonst haben die Kids ja nur (täglich) mit kurahousut Erfahrung, mit den im Kindergarten üblichen Gummimatschlatzhosen *ggg*

Dienstag, 26. Oktober 2010

Tampere...

Zwei Tage auf einem Seminar in Tampere gewesen. Mit insgesamt vier Stunden Fahrt durch die malerische, halb herbstliche und halb winterliche Finnenlandschaft, mit interessanten Vorträgen, einem nicht ganz sättigenden, aber trotzdem leckeren und festlichen Abendmahl im Finlayson-Palast.

Mit neuen und alten Kollegen, einem Finnen, der im Herbst 1989 zum 40. und letzten DDR-Geburtstag in meiner Heimatregion (!) war, einem, der jemanden von der Liste da ganz unten allein aufgrund des Vornamens erkannte (Finnland ist ein Dorf...), vielleicht ein bisschen zuviel Weisswein und Schlabberlikör für einen Montagabend (!), mit einem tollen Ausblick vom 7. Stock des Sokos Hotel Ilves, einem ganz weichen Kuschelbett, etwas BBC-TV, zwei erfrischenden Abendspaziergängen und wieder einmal der erfreulichen Erkenntnis, das mein Jyväskylä die hübscheste Stadt Finnlands ist =)

Sonntag, 24. Oktober 2010

Fortschritte...

Trotz Halsschmerzen und Husten ein ganz tolles Wochenende. Männe war bis auf Freitag Abend die ganze Zeit zuhause und wir sind richtig gut weitergekommen. Während ich meine Erkältung ausgeschlafen habe, hat er ganz freiwillig sein Zimmer begehbar gemacht, dann haben wir - gerade rechtzeitig vor dem zweiten Schnee - endlich das kleine rote Mökki an seinen endgültigen Platz geschafft und aufgestellt und mit Rindenmulch gefüllt und ich habe bibbernderweise drei Laternchen auf unsere Terrasse gebammelt. Von Sommerdeko also gleich in den tiefsten Winter.

Im Schlafzimmer hängt auch schon eine blinkende Herzchenkette am Fenster und unsere alten Wohnung glänzt seit heute mit niedlichen Tonttu-Vorhängen und einem grün-roten Teppich. Die Zäune im Garten hatten wir ja vor ein paar Wochen schon rausgerissen (siehe Foto), Bilder wieder aufgehängt und Blümchen besorgt. Ob das nun den Ausschlag gegeben hat oder nicht... jedenfalls hat der Mann, der schon wochenlang nach unserer Wohnung geiert, mal wieder sein Angebot um ein paar Hunnis erhöht und wir haben diesmal seufzend, aber doch zufrieden zugestimmt. Schlappe 104.000 statt der anvisierten 107, von 114 ganz zu schweigen, aber sie war ja nun wirklich lange genug zu verkaufen gewesen und wenn sie halt kein Ölscheich haben will, müssen wir uns mit etwas weniger zufrieden geben.

Immerhin elf Tönnchen mehr als wir damals bezahlt hatten. Wenn wir jetzt alle Kredite zurückzahlen, stehen wir mit plus minus 0 da und haben trotzdem unsere Wohnrechtswohnung mit verringerter Miete abbezahlt, das ist doch schon was. Adios nur mein angedachter Urlaub im Süden und meine neue Kamera, aber da Männe jetzt ja auch arbeitet, werden wir wohl bald wieder besser dastehen. Nicht zuletzt aufgrund des über uns schwebenden Pleitegeiers hatte er ja überhaupt angefangen... und wehe, der hört jetzt wieder auf =) Also, vielleicht alles okay, aber wie gesagt, letztens ist der Verkauf ja auch noch im letzten Moment geplatzt. Abwarten und Tee trinken!

Jetzt am WE haben wir uns übrigens wieder überall selbst eingeladen, Mikas Eltern und Tanten besucht, und gestern mit den deutschen Eltern beim Peukkula-Indoorspielplatz gewesen - alles Orte, wo man halbfiebernd einfach nur rumsitzen und zugucken braucht, statt ständig neue Spiele auszudenken, für Essen zu sorgen und gefühlte 99 Kinderfragen pro Minute zu beantworten *lach* Eben gerade war ich schon so fit, dass wir draussen eine halbe Stunde Schnee geschoben und sogar einen Schneebär gebaut haben, richtig mit Möhrennase und Steinaugen und dickem weissen Bauch. Cool, das habe ich auch schon jahrelang nicht mehr gemacht, war total lustig. Meine kleine Frida hat auch fleissig mitgemacht, sie ist auch so süss und schon so gross!

Samstag, 23. Oktober 2010

Situationen...

Fridas zweisprachige Erziehung (okay, von Erziehung kann eigentlich keine Rede sein...) ist wirklich total faszinierend. Wie sie zum Beispiel ganz unbewusst Sprache und Situationen verbindet. Da bleibt einem glatt die Spucke weg.

Eigentlich spricht sie ja 99% finnisch, nur seit unserem Deutschlandurlaub und seitdem Männe abends Eishockeyspiele filmt und wir mehr "unter Mädels" sind, purzeln ab und zu auch mal deutsche Worte. Und zwar so verblüffend... zum Beispiel haben wir letzte Woche die Videoaufnahmen vom unserem Urlaub gefunden, Harzer Schmalspurbahnen im Bahnhof Drei Annen Hohne, mit Omi, Opi, Cousine und Cousinenkindern. Frida guckt, lacht und spricht plötzlich deutsch! Oohh. "Mami, guck, da iiist Aisänbaahn. Unt Robbi unt Opi unt dii... !" Mit ganz ulkiger Betonung, ganz langgezogen und ganz finnisch. Mir ist so die Spucke weggeblieben und ich musste sie erst mal knuddeln.

Kaum war das Video aus, ging es mit "Äiti, katsopas, tässä on mun..." blabla weiter. Häh. Das gleiche, wenn wir zusammen sind, Wörter, die sie auf finnisch noch nie gehört hat, kommen komisch betont auf deutsch, mitten im Satz und fast unbemerkt. Wenn man sie aktiv danach fragt, weiss sie es meist nicht. Nur ca. 5 Wörter kann sie aktiv auf Nachfrage ins Deutsche übersetzen (Mama, Baum, Vogel, Hund, Omi, Opi, Haus und so), aber andersherum geht alles, sie erzählt ihrem Papa sogar ganze Geschichten (Aschenputtel) auf finnisch, die ich ihr fünf Minuten vorher zum ersten Mal auf deutsch vorzitiert habe. Verblüffend.

Mit ihrem estnischen Kumpel haben sie sogar ein Spiel daraus gemacht, sich gegenseitig Wörter zu übersetzen, der Junge spricht nämlich so gut wie kein finnisch, Frida will aber immer alles auf estnisch wissen und bringt mir das inzwischen sogar bei =) Äiti, mikä tämä on viroksi? Ja deutschiksi? Und der Junge freut sich, mit ihr reden zu können und Spass haben die Kids ja sowieso immer.

Und dann gestern. Ich wollte den Haken an meiner Daunenjacke reparieren, zum ersten Mal seit meinem tollen Kurs überhaupt eine Nadel in die Hand nehmen (und seit Jahrzehnten zuhause). Mama sagt "Jetzt nähen wir das Ding hier an", setzt sich auf das Sofa und hofft auf ein paar quengelfreie Minuten (noch nie probiert) und Frida spannt sich, wird ganz aufgeregt und sagt "Mami, komm (und winkt), komm mit, Slaafstubä" und dann geht sie hin - Mami tappst staunend hinterher - und Frida zeigt auf den Schrank mit dem Nähkästchen obendrauf und sagt "da obän, nimm" und gestikuliert dabei mit ganz grossen Augen. Alles auf deutsch *umfall*

Und zwar, weil ihre Omi mit ihr im Juli zusammen etwas genähnt hat und das wusste sie noch. Also Omasituation = auf deutsch. Cool. Genau, wie Sachen, die mit Kuchenbacken oder Sauberkeit oder so etwas zu tun haben, etwas, dass sie mit Papa noch nicht gemacht hat. Aber kaum hat sie ein Wort einmal auf finnisch gehört, zieht sie das eindeutig vor. Omi ist jetzt auch schon zu Saksan mummo geworden =) Aber die kommen ja bald wieder, zwei Wochen über Weihnachten, dank Air Berlin Sonderangebot. Mal sehen, wie es dann weitergeht.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Erleuchtet...

Entweder die bittere Meduzin wirkt schon nach zwei Tagen (eigentlich erst nach einem Monat oder so), oder ich habe wirklich einmal eine Auszeit gebraucht. Heute doch noch zuhause geblieben, obwohl Tiita auch nicht im Kindergarten war - dafür konnte Männe früh für ein paar Stunden auf seine Arbeit und wir haben einfach bis Mittag unseren Husten ausgeschlafen. Super. Wieviel es immer ausmacht, so eine Flunssa gleich am Anfang im Keim zu ersticken, indem man sich wirklich ausruht und nicht ins Büro oder in der Weltgeschichte herumrennt.

Mit Quengelkind Danonino gefrühstückt, Memory gespielt und ab und zu ausgeruht und gar keine schlechte Laune oder Bauchschmerzen gehabt, sogar Männes Gemaule und Langsamkeit ertragen, ohne an die Decke zu gehen. Nur ganz leiche Übelkeit. Oder die Kopfschmerzen löschen die im Bauch aus. Auf dem Weg zum Auto hatte ich sogar einen Hihihi-Anfall, bei dem Männe gleich die Augen verdreht hat. Nachmittags eine Stunde auf Arbeit, um wichtige Mails zu verschicken, Mika und Frida waren derweil auf dem gegenüber liegenden Spielplatz und bei der Würstchenbude, danach bei Mummo verwöhnen lassen. Die hat uns sogar Pannari mit Erdbeergelee gemacht (Eierkuchen vom Blech, schmeckt superlecker) und natürlich quengelt Frida da weniger als bei uns zuhause.

War eine gute Idee... und angeblich haben die auch alle eine Rotznase, es besteht also keine Ansteckungsgefahr. Laurababy war auch da, sogar ganz alleine, während ihre Eltern im Kino waren. Süss die Kleine und lacht richtig viel, ganz anders als ihre sehr ernste grosse Schwester =) Abends hat Männe noch die Anfang der Woche in letzter Not gekaufte dreileuchterige Küchenlampe (sagenhafte 12,45 e statt 129...) angebaut, unter viel Gestöhne und Fluchen und mit ein paar Nothilfeeinsätzen von mir (mein Ex war Elektriker). Hat "nur" drei Stunden gedauert, sieht aber ganz toll aus. Was machen wir bloss mal, wenn es keine Omas und Opas mehr gibt, die solche tollen Sachen können?

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Bauchupdate...

Jaja, vom Baby- über den Immobilien- zum finnischen Invalidenblog... Jedenfalls hat der Doc jetzt endlich mal gefragt, ob bei mir schon einmal eine Magenspiegelung gemacht wurde. Hah, das wurde ja auch mal Zeit. Jetzt gucken die sich Bauch und Speiseröhre mal von innen an. Ich fürchte mal wieder das Schlimmste, aber vielleicht kommt es doch besser. Komisch, dass die das nicht gleich am Anfang gemacht haben. Ansonsten blaue Pillchen schlucken, chillen und Erkältung auskurieren. Übrigens grotesk, wenn man mit Fieber und Halsschmerzen beim Arzt sitzt und um einen Krankenschein für nur einen Tag bittet, weil ab morgen das liebe Kind zuhause ist... die Kindergärten sind in den Herbstferien ja fast alle geschlossen bzw. auf Minimalbetrieb und da Tiita eh schon wochenlang in irgendwelchen Ersatzgruppen war (Laura war zum ersten Mal seit Jahren krank), darf sie jetzt zwei Tage mit Papa zuhause bleiben.

Samstag, 16. Oktober 2010

Rote Couch...

Also da holt einen das Finnendasein doch noch ein. Angeblich sollen sich eingewanderte Ausländer hier nach spätestens vier Jahren mit sämtlichen Allergien herumschleppen, weil der Übergang vom fast keimfreien, knitterkalten Winter zum pollenübersähten Sommer so krass ist, oder weil man halt mit sämtlichen Errungenschaften des Westens, wie Konservierungsmitteln, Farbstoffen und Handywellen überzuckert wird. Keine Ahnung, ob das stimmt.

Fakt ist aber, dass die Finns überdurchschnittlich depressiv sind, was ja immer auf die halbjährliche Dunkelheit geschoben wird (hei, in meiner deutschen Kleinstadt ist es weitaus finsterer als hier in Jyväskylä, egal zu welcher Jahreszeit, haha) Und Fakt ist auch, dass meiner einer am Donnerstag tatsächlich bei so einer Psychotante war. Nur, dass die blaue weiche Sessel anstatt eines roten Sofas hatte. Und ganz unbegründet war das auch nicht, auch wenn ich hier locker vom Hocker darüber schreibe.

Seit letztem November diese dämlichen drückenden und brennenden Oberbauchschmerzen, die inzwischen sogar das Brustbein betreffen, und seit dem Sommer dazu ständig schlechte Laune (kein Wunder), gedankliche Abwesenheit, fast Panikattacken und überhaupt keine Stressresistenz, besonders nach unseren Urlauben. Nur raus und nach hause und allein sein und dann doch wieder nicht. Keine Ahnung, was zuerst da war, erst dieses Gefühl in der Brust oder zuerst diese Rastlosigkeit.

Gut, man hat inzwischen Gallensteine diagnostiziert und das soll ja auch operiert werden. Aber ob das die ganze Erklärung ist? Am eigenartigsten ist nämlich, dass alles okay ist, wenn ich irgendwo anders bin (Stichwort: Litauen und Holland...), wenn wir bei Freunden zu Besuch sind oder wenn ich ansonsten genug um die Ohren habe, interessante Projekte bearbeite, lese oder im Internet surfe. Tiitas ständiges Gemaule, ihre Fragen und Rumhippelei, und Männes Schweigerei und dämliche Antworten bringen mich dagegen zum Wahnsinn, und sofort tut dann alles wieder weh.

Arbeit ist manchmal okay, manchmal nicht, im Bett liegen ist manchmal okay, manchmal nicht. Klar liegt es auch daran, was ich esse, aber auch nicht immer, siehe Auslandsaufenthalte, wo ich erst vorsichtig wie ein Spatz genascht habe, aber dann sogar richtig essen und zwei, drei Gläschen Wein schlürfen konnte. Freunde sind okay, besonders die netten und geselligen Germanen, Spielgruppe macht Spass und wir waren am Sonnabend auf einer superlustigen Einweihungsparty - ist alles okay.

Aber kaum esse ich mehr als eine Schnitte, kaum etwas fettiges und kaum komme ich in unser vermülltes Zuhause, ärgere mich über Männe und flitze herum wie eine angestochene Putzfrau - schon knüllt sich im Magen alles zusammen. Und ich liege stundenlang wach, friere, stosse auf, renne aufs Klo, trinke was, esse was, schlucke vorsichtig, probiere Samarin und Magentabletten und Artischockensaft... will eigentlich nur meine Ruhe haben, endlich mal eine Woche ganz allein zuhause oder ganz woanders oder so etwas ähnliches. Dann wieder gar nichts, ganz normal, ich wundere mich, was am vorigen Tag los war. Komisch, oder?

Dabei ist es wahrscheinlich schon seit Fridas Geburt diese Rastlosigkeit, die auch sie total hibbelig gemacht hat. Wie oft waren wir denn zuhause? Nur von einem Babycafé ins andere gerast, damit mir ja nicht zuhause die Decke auf den Kopf knallte - und dann träume ich nach wie vor von gut eingerichteten, schnuckeligen Wohnzimmern a la Talo & Koti, von Gartenarbeit und Vorlesestunden auf einem kuschligen Sofa. Nix da. Nelsons Abschied ist auch noch da, er hat früher die Familie besser zusammengehalten.

Männe gibt sich vielleicht Mühe (nee, eigentlich doch nicht), aber ich fange doch jeden Tag mit der selben Meckerei an. Ignorieren ist auch schwer... und Tiita tue ich unrecht, wenn ich so eine genervte Zicke bin. Aber wenn halt da im Bauch alles verknotet ist und wenn sie nicht mal eine Minute ruhig sitzen oder ihre kleine süsse Schnute halten kann... aarrgggh. Jedenfalls wird jetzt auf leichte Depressionen behandelt, zumindest solange die Steine da nicht raus sind und so lange alles total chaotisch ist.

Vielleicht hilft es auch, jemandem mal alles erzählen zu können. Wo Mika immer nur mit "hmm" antwortet, seine Eltern das gleiche, und bei Familie und Freunden will ich gar nicht von Stress oder Geld oder ähnlichen Sorgen anfangen, sonst gehen die uns auch noch aus dem Weg. Davon abgesehen, dass ich eh dazu neige, entweder aus allem eine lustige Story zu machen oder gleich ein furchtbares Drama mit Tränen und so. Genau wie meine Tochter übrigens =)

Praktische Sachen sind jetzt, dass Tiita wirklich im eigenen Bett und eher als wir schlafen soll, so dass ich abends mal "runterkommen" kann, ausserdem wird die Kleine wohl öfter mal mit Papi allein auf den Spielplatz oder zur Oma müssen, und irgendwie müssen wir unsere Bude mal mit Gewalt unnd endgültig in einen vorzeigbaren Zustand bringen, so dass wir Gäste einladen können und damit ich nicht wenigstens von den herumliegenden Tüten und Kisten voller "diverser Sachen" genervt bin. Wie gesagt, manchmal ist tagelang gar nichts, aber dann knallt wieder alles total zusammen. MMmhhh.

Ansonsten hat das Ganze auch positive Nebeneffekte: Sannesuse hat 9 Kilo abgenommen, yeeaaah, also Stand von Weihnachten 2003 und damit im zweistelligen Bereich *wiegeilistdasdenn*, ein paar alte Jeans passen wieder und die Haare sehen blond, glatt und ganz toll aus, weil ich einer Media-Markt-Verkäuferin in HBS Glauben geschenkt habe, die mir einen superteuren Bürstenfön (heisst das so?) verkauft hat. Wir haben ein tolles Haus bekommen, viele nette Leute besucht (im Herbst blühen sämtliche Kontakte wieder auf) und zwei ganz nette Hunde kennengelernt.

Ich habe nen witzigen Russischkurs und einen Mann, der ganz lieb mit Frida kaspern kann und mich wohl auch trotz allem ganz nett findet, eine total kreative und schmusige Prinzessintochter, Oma und Opa per Telefon, und die anderen Grosseltern, Tanten und Cousinen in 15 min Entfernung, zwei Katzen, die schon eine Woche lang nirgends mehr hingepisst haben, fünf biomüllfressende Meeris, ein funktionierendes, nur leicht verrostetes Auto und 299 Facebookfreunde, einen sehr interessanten Job, einen grossen Garten, einen coolen Blog und jetzt sogar einen guten öffentlich-finanzierten Arzt und ne Psychotante. Und gerade keine Bauchschmerzen. Nicht schlecht, oder?

Achja, und die Frau meinte, ich solle aufschreiben, was mir so im Kopf herumgeht. Bloggen zum Beispiel =)

Dienstag, 12. Oktober 2010

Schneeflöckchen...

Kaum wieder in Finnland eingeschneit, kommt die weisse Pracht auch schon vom Himmel geflockt. Nur ein paar Zentimeter und bei knapp unter 0 Grad, aber immerhin. Morgens war alles weiss... *freu*

Irgendwie schön, nach dem langen und heissen Sommer und mit einem ganz kurzen Herbst. In Gedanken renne ich immer noch mit Shorts draussen herum, haha. Übrigens haben wir von Jako-o ein ganz tolles Thermometer bestellt, auf dem man sehen kann, was man bei welcher Temperatur anziehen soll =)

Und natürlich mussten gleich Winterreifen auf das kleine Henry-Auto. In Finnland übrigens mit Spikes, falls ich das nicht schon einmal irgendwo erwähnt habe. Frida hat fleissig geholfen und nach ein bisschen Übung sogar Mamis Auto ganz alleine aufgebockt. Selbst ist die Rallyfrau!

Montag, 11. Oktober 2010

Amsteltam...

Wieder einmal eine Reise eingeschoben, drei Tage Amsterdam mit Freunden und Kollegen aus (fast) aller Herren Länder. Mit Meetings von morgens bis abends, mit interessanten Gesprächen und vielen Strategiepapieren, aber auch einigen witzigen Minuten in Bars und Restaurants. Auf dem Laptop getipselt, mitgeschrieben, kommentiert, organisiert und sich Gedanken gemacht, bis es aus den Ohren, Fingern und Stiefeln qualmte. Full time von 6 bis 23 Uhr sozusagen.

Aber schön war es wieder. Ich liebe ja eh fremde Länder und Städte, vor allem die Architektur der ganz normalen Wohnhäuser, die Pflanzen in den Vorgärten und die viel internationalere Bevölkerung als hier und in meinem alten Zuhause. Vom Sprachengewirr ganz zu schweigen. Und am allerlustigsten war es *umfall*, dass ich dort zufällig stundenlang neben jemandem gesessen habe, den ich vor fünf Jahren mal ziemlich knuffig fand (siehe Liste unten), jetzt aber nicht einmal wiedererkannt habe. Also nee... soviel also zur allgemeinen Schussligkeit.

Und ganz allgemein zu Werten, nach denen man sein Leben ausrichtet oder umschmeisst, je nachdem. Der Abend ist immer klüger als der Morgen, eikö niin, hehe. Übrigens würde ich liebend gern noch einmal für mehrere Wochen, Monate oder Jahre im Ausland leben. Aber wenn wir dann in Tikkakoski mitten im finsterdunklen, tiefen Wald zwischen ein paar Seen und unter leuchtenden Sternen landen, bin ich doch wieder froh, hier im subarktischen Polar eine neue Heimat gefunden zu haben.

Freitag, 8. Oktober 2010

Fundstücke...

Irgendwie war ich früher immer zuverlässig, pünktlich und hatte alle sieben Sachen bei mir, aber seit meinem Jahr mit Spaniern unter einem Dach ist es mit der Pünktlichkeit vorbei, seit den ersten peinlichen Jungsgeschichen verbassle ich dauernd etwas und seitdem ich Mami bin, sind diese drei Sachen total aus dem Ruder gelaufen. Entweder die Gehirnzellen schrumpfen schon, das Thyroxin macht trottelig, Internet und Handy zusammen verursachen eine Matschbirne (das vermute ich übrigens schon lange) oder es liegt einfach daran, dass ich unter normalen Umständen an zehn Dinge gleichzeitig denken muss und da selbstverständlich die Hälfte von irgendwo hängen bleibt.

Jedenfalls ist Finnland ein herrliches Land für solche hoffnungslosen Fälle wie mich. Angefangen hat es mit einem Schal, einem grauen Fleeceschal, den ich im September 1999 kaufen musste, weil ich zwar Boots und Daunenjacke mit zum Studium nach Fennoskandia exportiert hatte, aber keinen meiner germanischen Schals. War mir damals als Musterschülerin ganz peinlich, aber ich wusse ja nicht, was noch alles kommen würde. Also einfach bei Seppälä 10 Euro, ääähm 30 Finnmark, ausgegeben und perfekt war die Winterausrüstung.

Der besagte Schal wurde zu einem meiner Lieblingsstücke (eben weil in Suomi gekauft), aber eines Tages war er verschwunden. Nicht wirklich verschwunden, aber eben so verschwunden, dass man sich was anderes um den Hals binden muss, wenn man im nordischen Winter nicht erfrieren will. Soweit war ich damals schon, dass ich mir keine ernsthaften Sorgen machte, sondern ihn nur unter den Haufen anderer Klamotten in meiner Bude oder in irgendeiner Tasche vermutete.

Tage, wenn nicht Wochen später wunderte ich mich über die eigenartige Form einer Lampe in unserer Strasse. Wie gesagt, es war tiefster Winter und wir sind immer mit dem Bus zur Uni - und eine der Lampen in der Roninmäentie hatte so eine komische Beule. Mmmmh. Irgendwann musste ich mal gucken, was das denn eigentlich ist - und prompt entpuppte sich das als völlig eingeschneiter Schal, der fest um den Laternenmast gewickelt war. "Ist aber nett, dass jemand den aufgehoben und hier festgebunden hat", dachte ich noch... und dann fiel mir wie Schuppen aus den Haaren, dass der Schal verdammt bekannt aussah. Ääähhm, das war ja meiner!!! Sicher beim Rennen zum Bus verloren und eine freundliche Seele hatte ihn gefunden und weit oben festgebunden, damit ihn jemand noch vor dem März, sprich Schneeschmelze, finden würde. Ohhh!!!

Damit ging die Basselei los. Drei Wochen später brachte meine spanische Freundin mir meine über alles geliebten schwarzen Thinsulate-Handschuhe aus Tromsö wieder. Die ich auch gar nicht vermisst hatte - Basselsuse hatte sie im Bus liegen gelassen, nachdem sie dort mit einem weitläufig befreundeten, superschnuckligen Finnen erzählt hatte (den mir dummerweise besagte Spanierin schon längere Zeit vorher vor den Augen weggeschnappt hatte...). Mmmh.

Danach gab ich es auf, immer wieder verschwanden Sachen spurlos, die (mit der Ausnahme von Socken) früher oder später auf mysteriöse Art und Weise wieder auftauchten. Gut erinnern kann ich mich auch noch, als einer unserer spanischen Mitstudenten seine Spiegelreflexkamera bei Anttila (einem grossen Warenhaus) an der Kasse hatte liegen lassen und die tatsächlich noch da lag, als er eine Stunde später schweissgebadet und völlig panisch dort wieder auftauchte. Finnland. Die haben noch was von den guten alten Werten. Auf dem Land lassen sie ja auch noch Haus- und Autotüren weit offen stehen und wenn man wollte, könnte man spielend leicht hier offen stehende Garagen und Baustellenhütten voller Werkzeug leer räumen, was sich gewisse osteuropäische Banden auch nicht dreimal sagen lassen =)

Also, baff bin ich jedesmal wieder, wenn die Finns nicht alles einstecken, was nicht niet- und nagelfest ist, so wie in Deutschland, sondern artig darauf aufmerksam machen, einem meterweit hinterherrennen oder es zur Kasse bringen, einen anrufen, das Ding zum Fundbüro tragen oder sonstwie aufmerksam sind. Und wieso ich das jetzt schreibe, wird auch wieder ein Roman: Im Juni hatten wir Meetings hier in Jyväskylä. Meiner einer schleppte neben vielen anderen Dingen, zig Kisten voller Papiere, Laptop und Webcam, einen tragbaren Drucker mit sich herum. Der steht ansonsten im Büro im Bücherregal, ein bisschen versteckt, aber doch sichtbar.

Jetzt haben wir ihn wieder gebraucht, für die nächsten Meetings in Amsterdam. Kiste leer, Drucker weg. Ach du liebe Güte... nachdem vier Personen sämtliche Autos und Regale durchgesucht hatten, nachdem ich akribisch Fotos überprüft und die Gehirnzellen durchforstet hatte, stellte sich heraus, dass er vielleicht doch im Hotel oder im Bus oder im Restaurant geblieben war. Rumtelefoniert - und tatsächlich: Sannesuse hatte das gute Teil offensichtlich im Bus liegen lassen. Unglaublich. Wenn das nicht peinlich ist.

Finnland sei Dank hatte das Busunternehmen den Drucker zwar für seltsam befunden (ausländische Tasche, komischerweise keine Kontaktdaten dabei, keine Papiere, kein gar nichts), aber nicht an die Polizei weitergeleitet (die verkaufen bzw. versteigern so etwas weiter), sondern brav darauf gewartet, dass sich der Besitzer schon melden werde. Drei Monate lang. Wobei ich für unsere Gäste während der gleichen Reise natürlich sämtliche Jacken und Kameras und vergessene Festplatten gerettet hatte, aber abends im Bus und bei einem selber hörte es dann auf. Puh, das also dazu.

Am gleichen Tag dann der zweite Fall: Am Donnerstag waren wir mit Tiita im Prisma-Shoppingparadies gewesen. Zeit totschlagen, bevor ihre Musikschule beginnt und gleichzeitig Theater zuhause vermeiden, wenn wir wieder los müssen. Als wir bezahlt hatten, kam plötzlich eine weinerliche Stimme, das ihre Mütze weg sei. Tatsächlich, weisse blumen- und diamantengeschmückte Reima-Kopfbedeckung nicht mehr auf dem blonden Schopf. Und nur noch 10 Minuten zur Musikschule, ach die Sch... Frida meinte, dass sie bei den Batterien verloren gegangen sei, aber bei dem Riesenladen weiss man ja nie. Nochmal losrennen? Warum hatte sie das nicht gleich gesagt?
Seufzend zum Muskari gefahren, und am Freitag mit Papa und Frida wiedergekommen, um die Mütze zu suchen. Gut gelaunt, weil der Drucker ja auch gerade aus der Versenkung verschwunden war. An der Info gefragt - nichts. Vor den Batterien gesucht - nichts. Verkäuferin interviewt, Strecke nachgelaufen und oben auf den Regalen geguckt, ob nicht wieder jemand etwas hochgehängt hätte - nichts. Frida war den Tränen nahe und Mami leicht sauer und schon ganz traurig, weil diesmal die netten finnischen Mitbürger doch versagt hatten. Der Hut war nämlich wirklich schön und kostet neu fast 20 Euronen, auch wenn wir ihn zu einer ersteigerten Jacke einfach so dazubekommen hatten. Den konnte bestimmt auch jemand anders gut gebrauchen.

Naja. Selber schuld. Weinender Tiita eine gestreifte Bommelmütze gekauft und schon besser gelaunt aus dem Laden. Noch einen Blick zu Hemtex, Lindex und Veikon Kone gleich daneben geworfen, plötzlich stehen geblieben und sich erinnert, dass wir da gestern auch mit Tiita gewesen waren, um die Canon Kameras zu testen. Vielleicht doch??? Gleich zu deren Kasse gelatscht, angehoben auf siansaksa-finnisch "Ähh, minun tytär on hukkunut hänen..." und schon fiel der Blick auf eine kleine weisse Blumenmütze, die gut sichtbar auf dem Tresen drapiert war. "Tämä on se!!!", genau die suchen wir!!!

Kaufmann lachte und gab und ohne weitere Fragen, und ohne nach dem Pass zu fragen, die Mütze, die bei den Kameras liegen geblieben war, Frida lachte und freute sich ein Bein aus und meiner einer war wieder einmal sicher, dass Finnland das beste und sicherste Land der Welt ist, wenn man leicht vergesslich ist. Kiitos Suomi + suomalaiset! Und kiitos Veikko =)

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Sechzehn Namen...

Hier mal eine Namenslister der ganz anderen Art, ist mir gestern durch den Kopf gegangen, als ich nicht schlafen konnte. Freunde der ersten Stunde und Schwärme und Gelegenheiten und dann noch einige richtig schlimme Fälle... Göran, Markus, Lars, Erik, Bartek, Marco, Uwe, Jens, Roberto, Ingo, Timo, Marco, Enrico, Ingo, Matti, Pertti, Toni, Matti, Stephen, Martin, Sead, Karim, Daniel, Lasse, Ilkka, Olli, Jussi, Vesa, Juha, Rami, Tommi, Vesa, Ari, Jouni, Erkki, Kyril, Jean, Pekka, Mika. In mehr oder weniger chronologischer Reihenfolge. Finnland, Deutschland, Wales, Schottland, Bosnien, Marokko, Frankreich, Estland, Polen und Russland.

Richtig zusammen war ich mit zweien davon, richtig schlimm verliebt in 2 oder 3 mehr *seufz* und bei einigen wäre ich nicht abgeneigt gewesen, andere waren vergeben oder wussten gar nichts *lach* und andere wieder nur ein vorbeiziehender Windrausch *gsd* oder ein Hirngespinst von jemandem, der jedesmal ganz nervös, albern und völlig unzurechenbar wird, wenn er jemanden sehr mag, hahaha. Gott sei Dank sind viele davon auch nur sehr gute Freunde gewesen oder hatten auch nichts festes im Sinn. Interessant finde ich, wie international das Leben im 21. Jahrhundert doch geworden ist, selbst wenn man aus der Provinz kommt und in der Provinz lebt. Und fast allen verdanke ich eine lustige Story, die heute im Mamialltag immer wieder ein Grinsen auf die Lippen zaubert, auch wenn ich heilfroh bin, endlich eine richtige Familie und "meinen eigenen Finn" und meine kleine Frida zu haben.

Und witzig immer noch, wie lotterlich und unkompliziert doch die Finns sind. Abschleppen von irgendeiner Bar zwischen drei und vier ist in Jyväskylä wohl von beiden Seiten nie ein Problem gewesen. Und wenn man da mal einen Typen mehr oder weniger an der Angel hatte, konnte man sicher sein, dass der nie, aber auch nie von sich aus anrufen wird *ggg* Ausser mein lieber Mika, aber den habe ich ja auch über Freunde und auf der Rally getroffen. Jetzt am 10.10.2010 kann man übrigens in der Kuokkala-Kirche nonstop 24 h heiraten. Schade, dass ich da ausgerechnet in Amsterdam bin =) Naja, alleine da vor dem Eingang zu stehen mit nem Schild um den Hals macht ja auch nicht so viel Spass... und ich weiss, dass das da oben mehr als 16 sind, aber das ist noch eine ganz andere Geschichte.


Im übrigen bin ich superstolz auf meine Oma, die angeblich einfach einen netten Kollegen angerufen hat und gefragt hat, ob der noch frei ist, nachdem ihr langjähriger Freund sie sitzen gelassen hat. Geil, das würde ich mir niemals zutrauen. Girlpower der feinsten Art und das Anno Knips.

Hei, und zur Feier des Tages der Wiedervereinigung vor 20 Jahren darf ich überrascht feststellen, dass da oben wirklich kein einziger Wessi dabei ist. Nanu? Wo ich doch sogar in Düsseldorf gewohnt habe und wir zuhause nur 30 km entfernt von Niedersachsen sind (oder gerade deswegen...). Ich kann mich übrigens noch erinnern, dass ich zu Abi- und Bankzeiten 1990-96 auch die Nase so voll von den einfallenden grosskotzigen Heuschrecken hatte, dass ich niemals nimmer nicht mit jemandem zusammen sein wollte, den Pionierhalstücher, Bummi und Pittiplatsch nicht durch die Kindheit begleitet hatten.

Haha, und jetzt habe ich die Finnen am Hals, denen man von Heinz Erhardt über Ernst Thälmann und von Weisswurst bis zum Fischbrötchen immer ALLES haarklein erklären muss, ehe man nach minutenlangem Monolog zur Pointe kommt. Halleluja =)
Aber ganz ehrlich: seit meinem Studium, meiner Düsidorfmonate und erst recht hier in Finnland erkennt man nur noch am Dialekt (und nicht mal mehr das), wer wo her kommt. Alles eine Suppe, nette und lustige, arrogante und schüchterne, schlaue und dusslige Leute hüben wie drüben, ost und west und norden und süden, und ich hoffe, dass sich das im weit entfernten Germany auch bald herumspricht. Happy 20th birthday, Saksa.

Freitag, 1. Oktober 2010

Aurinkoinen....

Huh, es wird wirklich besser. Gestern interessantes Webprojekt gestartet, heute Bilder rausgesucht, Datenbanken überprüft, lange liegengebliebene Dinge erledigt und Papierstapel abgetragen. Ganz nebenbei im Flohmarkt Ringelhose und Katzenpulli für 1,15 e erstanden und die deutschsprachige Spielgruppe vorbereitet - und da waren wir am Abend dann auch. Hach, war das schön. Endlich mal wieder in der eigenen Sprache und ganz aufgeschlossen und ungezwungen quatschen und mit Kindern albern, ohne sich künstlich zum Schweigen, Tussibenehmen oder Gelangweiltsein zu zwingen =)

Liebe, lustige Kids mit verrückten Einfällen und nette Eltern. Man merkt jetzt wirklich, dass wir uns schon 1-3 Jahre lang kennen, alles ist weitaus ungezwungener als zum Anfang und die Neuen finden sich vielleicht so auch besser in die Gruppe. Mit Blättern haben wir gebastelt, für den Familienpark ein Poster geklebt, auf dem auf Ahornblättern die Namen der Kinder (nein, ich bin gar kein Namensfreak) geschrieben sind. Alles schön strahlend gelb und sonnig. Und nebenbei die Kleinkinder bewundert, die im Frühling noch Babies waren und jetzt schon wieder ganz anders aussehen.

Schön war's und da fällt vielleicht auch gar nicht mehr auf, dass Männe dauernd rumnölt und angeätzt in die Weltgeschichte guckt, und Frida von einem Wutanfall in den nächsten gleitet =) Im übrigen ist Ainola wirklich eine schöne Gegend. Schade, dass wir dort niemals ein Angebot für eine Wohnung bekommen hatten, komisch eigentlich auch, weil in den supermodernen hellen Hochhäusern da relativ viele Familien mit Kindern wohnen. Aber meinen frischen Rasen direkt vor dem Stubenfenster möchte ich (ääähm die Meeris) auch nicht mehr missen.

Und Frida ist schon wieder nach nur 10 Minuten Vorlesen und Rückenkratzen eingeschlafen. Klasse. Wir sind jetzt abends wirklich immer ganz ruhig, essen nur noch, dann ins Bad und dann in die Falle. Männe ist jetzt auch so kaputt, dass er gleich mit einschläft, während ich liebend gerne wieder aufstehe, noch aufräume, blogge, facebooke und sogar TV gucke, ganz in Ruhe. Sehr cool. Fridi ist übrigens sicher auch deshalb so fertig, weil ihre Tamu gestern fast umgekippt ist und sie deshalb erstmal in den Kindergarten umverteilt wurde. Das ist sicher anstrengender für meine Kleine. Aber gut für die eigenständige und selbstsüchtige Single-Mama =) Im übrigen sagte sie heute im Auto "Papa, sä et saa tulla Spiilgruppeen. Sä et osaa deutschiksi!" Und zum Türschloss sagt sie auch Linna... genial!